Unter Dammerde (terreau) versteht man ein Gemenge von verwitterten Mineralsubstanzen mit Ueberresten vegetabilischer und Thierstoffe; ihrer ganzen Beschaffenheit nach läßt sie sich als Erde betrachten, in welcher sich Humus im Zustande der Zersetzung befindet. Ihre Wirkungsweise auf die Luft ist durch die Versuche von Ingenhouß und de Saussure auf's Klarste ermittelt worden.
In einem mit Luft erfüllten Gefäße, in befeuchtetem Zu- stande entzieht sie derselben, mit noch größerer Schnelligkeit als das faule Holz, allen Sauerstoff und ersetzt ihn durch ein gleiches Volumen Kohlensäure. Wird die Kohlensäure hin- weggenommen und die Luft erneuert, so wiederholt sich diese Umwandlung.
Klates Wasser lös't aus der Dammerde nahe 1/10000 ihres Gewichts auf; diese Auflösung ist farblos und klar, und giebt abgedampft einen Rückstand, welcher Kochsalz, Spuren von schwefelsaurem Kalk und Kali enthält und sich beim Glü- hen vorübergehend schwärzt. Kochendes Wasser färbt sich mit Dammerde gelb oder gelbbraun; diese Auflösung entfärbt sich an der Luft unter Absorption von Sauerstoff, unter Bildung eines schwarzen leichten Bodensatzes; im gefärbten Zustande abgedampft giebt sie einen Rückstand, der sich beim Glühen schwärzt und eine Masse hinterläßt, aus der durch Wasser koh- lensaures Kali ausgezogen wird.
Dammerde.
Dammerde.
Unter Dammerde (terreau) verſteht man ein Gemenge von verwitterten Mineralſubſtanzen mit Ueberreſten vegetabiliſcher und Thierſtoffe; ihrer ganzen Beſchaffenheit nach läßt ſie ſich als Erde betrachten, in welcher ſich Humus im Zuſtande der Zerſetzung befindet. Ihre Wirkungsweiſe auf die Luft iſt durch die Verſuche von Ingenhouß und de Sauſſure auf’s Klarſte ermittelt worden.
In einem mit Luft erfüllten Gefäße, in befeuchtetem Zu- ſtande entzieht ſie derſelben, mit noch größerer Schnelligkeit als das faule Holz, allen Sauerſtoff und erſetzt ihn durch ein gleiches Volumen Kohlenſäure. Wird die Kohlenſäure hin- weggenommen und die Luft erneuert, ſo wiederholt ſich dieſe Umwandlung.
Klates Waſſer löſ’t aus der Dammerde nahe 1/10000 ihres Gewichts auf; dieſe Auflöſung iſt farblos und klar, und giebt abgedampft einen Rückſtand, welcher Kochſalz, Spuren von ſchwefelſaurem Kalk und Kali enthält und ſich beim Glü- hen vorübergehend ſchwärzt. Kochendes Waſſer färbt ſich mit Dammerde gelb oder gelbbraun; dieſe Auflöſung entfärbt ſich an der Luft unter Abſorption von Sauerſtoff, unter Bildung eines ſchwarzen leichten Bodenſatzes; im gefärbten Zuſtande abgedampft giebt ſie einen Rückſtand, der ſich beim Glühen ſchwärzt und eine Maſſe hinterläßt, aus der durch Waſſer koh- lenſaures Kali ausgezogen wird.
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Dammerde.
Dammerde.
Unter Dammerde (terreau) verſteht man ein Gemenge von
verwitterten Mineralſubſtanzen mit Ueberreſten vegetabiliſcher
und Thierſtoffe; ihrer ganzen Beſchaffenheit nach läßt ſie ſich
als Erde betrachten, in welcher ſich Humus im Zuſtande der
Zerſetzung befindet. Ihre Wirkungsweiſe auf die Luft iſt
durch die Verſuche von Ingenhouß und de Sauſſure
auf’s Klarſte ermittelt worden.
In einem mit Luft erfüllten Gefäße, in befeuchtetem Zu-
ſtande entzieht ſie derſelben, mit noch größerer Schnelligkeit
als das faule Holz, allen Sauerſtoff und erſetzt ihn durch ein
gleiches Volumen Kohlenſäure. Wird die Kohlenſäure hin-
weggenommen und die Luft erneuert, ſo wiederholt ſich dieſe
Umwandlung.
Klates Waſſer löſ’t aus der Dammerde nahe 1/10000 ihres
Gewichts auf; dieſe Auflöſung iſt farblos und klar, und
giebt abgedampft einen Rückſtand, welcher Kochſalz, Spuren
von ſchwefelſaurem Kalk und Kali enthält und ſich beim Glü-
hen vorübergehend ſchwärzt. Kochendes Waſſer färbt ſich mit
Dammerde gelb oder gelbbraun; dieſe Auflöſung entfärbt ſich
an der Luft unter Abſorption von Sauerſtoff, unter Bildung
eines ſchwarzen leichten Bodenſatzes; im gefärbten Zuſtande
abgedampft giebt ſie einen Rückſtand, der ſich beim Glühen
ſchwärzt und eine Maſſe hinterläßt, aus der durch Waſſer koh-
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/305>, abgerufen am 24.11.2024.
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