Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.Verwesung der Holzfaser. wird, ähnlich wie bei der Erzeugung der kohlereichsten, krystalli-nischen Substanz, des farblosen Naphtalins aus gasförmigen Kohlenwasserstoffverbindungen, eine an Kohlenstoff stets reichere Verbindung gebildet werden, aus der sich zuletzt als Endresul- tat ihrer Verwesung Kohlenstoff in Substanz und zwar krystal- linisch abscheiden muß. Die Wissenschaft bietet in allen Erfahrungen, die man kennt, So sind der Bernstein, die fossilen Harze und die Säure in Verweſung der Holzfaſer. wird, ähnlich wie bei der Erzeugung der kohlereichſten, kryſtalli-niſchen Subſtanz, des farbloſen Naphtalins aus gasförmigen Kohlenwaſſerſtoffverbindungen, eine an Kohlenſtoff ſtets reichere Verbindung gebildet werden, aus der ſich zuletzt als Endreſul- tat ihrer Verweſung Kohlenſtoff in Subſtanz und zwar kryſtal- liniſch abſcheiden muß. Die Wiſſenſchaft bietet in allen Erfahrungen, die man kennt, So ſind der Bernſtein, die foſſilen Harze und die Säure in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0304" n="286"/><fw place="top" type="header">Verweſung der Holzfaſer.</fw><lb/> wird, ähnlich wie bei der Erzeugung der kohlereichſten, kryſtalli-<lb/> niſchen Subſtanz, des farbloſen Naphtalins aus gasförmigen<lb/> Kohlenwaſſerſtoffverbindungen, eine an Kohlenſtoff ſtets reichere<lb/> Verbindung gebildet werden, aus der ſich zuletzt als Endreſul-<lb/> tat ihrer Verweſung Kohlenſtoff in Subſtanz und zwar kryſtal-<lb/> liniſch abſcheiden muß.</p><lb/> <p>Die Wiſſenſchaft bietet in allen Erfahrungen, die man kennt,<lb/> außer dem Proceſſe der Verweſung, keine Analogien für die<lb/> Bildung und Entſtehung des Diamants dar. Man weiß ge-<lb/> wiß, daß er ſeine Entſtehung nicht dem Feuer verdankt, denn<lb/> hohe Temperatur und Gegenwart von Sauerſtoff ſind mit<lb/> ſeiner Verbrennlichkeit nicht vereinbar; man hat im Gegen-<lb/> theil überzeugende Gründe, daß er auf naſſem Wege, daß er<lb/> in einer Flüſſigkeit ſich gebildet hat, und der Verweſungspro-<lb/> ceß allein giebt eine bis zu einem gewiſſen Grade befriedigende<lb/> Vorſtellung über ſeine Entſtehungsweiſe.</p><lb/> <p>So ſind der Bernſtein, die foſſilen Harze und die Säure in<lb/> dem Honigſtein, die Begleiter von Vegetabilien, welche den<lb/> Verweſungsproceß erlitten haben, ſie finden ſich in Braunkoh-<lb/> len, und ſind offenbar durch einen ähnlichen Zerſetzungsproceß<lb/> aus Subſtanzen entſtanden, die in einer ganz andern Form in<lb/> den lebenden Pflanzen enthalten waren, ſie zeichnen ſich alle<lb/> durch einen verhältnißmäßig geringen Waſſerſtoffgehalt aus,<lb/> und von der Honigſteinſäure weiß man, daß ſie das nämliche<lb/> Verhältniß im Kohlenſtoff und Sauerſtoffgehalt enthält, wie<lb/> die Bernſteinſäure, und daß die letztere ſich nur durch ihren<lb/> Waſſerſtoffgehalt davon unterſcheidet.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [286/0304]
Verweſung der Holzfaſer.
wird, ähnlich wie bei der Erzeugung der kohlereichſten, kryſtalli-
niſchen Subſtanz, des farbloſen Naphtalins aus gasförmigen
Kohlenwaſſerſtoffverbindungen, eine an Kohlenſtoff ſtets reichere
Verbindung gebildet werden, aus der ſich zuletzt als Endreſul-
tat ihrer Verweſung Kohlenſtoff in Subſtanz und zwar kryſtal-
liniſch abſcheiden muß.
Die Wiſſenſchaft bietet in allen Erfahrungen, die man kennt,
außer dem Proceſſe der Verweſung, keine Analogien für die
Bildung und Entſtehung des Diamants dar. Man weiß ge-
wiß, daß er ſeine Entſtehung nicht dem Feuer verdankt, denn
hohe Temperatur und Gegenwart von Sauerſtoff ſind mit
ſeiner Verbrennlichkeit nicht vereinbar; man hat im Gegen-
theil überzeugende Gründe, daß er auf naſſem Wege, daß er
in einer Flüſſigkeit ſich gebildet hat, und der Verweſungspro-
ceß allein giebt eine bis zu einem gewiſſen Grade befriedigende
Vorſtellung über ſeine Entſtehungsweiſe.
So ſind der Bernſtein, die foſſilen Harze und die Säure in
dem Honigſtein, die Begleiter von Vegetabilien, welche den
Verweſungsproceß erlitten haben, ſie finden ſich in Braunkoh-
len, und ſind offenbar durch einen ähnlichen Zerſetzungsproceß
aus Subſtanzen entſtanden, die in einer ganz andern Form in
den lebenden Pflanzen enthalten waren, ſie zeichnen ſich alle
durch einen verhältnißmäßig geringen Waſſerſtoffgehalt aus,
und von der Honigſteinſäure weiß man, daß ſie das nämliche
Verhältniß im Kohlenſtoff und Sauerſtoffgehalt enthält, wie
die Bernſteinſäure, und daß die letztere ſich nur durch ihren
Waſſerſtoffgehalt davon unterſcheidet.
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