Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
Dammerde.

Behandelt man die Dammerde mit einer Auflösung von
Kali, so erhält man eine schwarzgefärbte Flüssigkeit, welche mit
Essigsäure ohne Trübung vermischt werden kann. Verdünnte
Schwefelsäure schlägt daraus leichte braunschwarze Flocken nie-
der, die sich durch Waschen mit Wasser nur schwierig von
aller freien Säure befreien lassen. Wenn man den gewasche-
nen Niederschlag feucht unter eine Glocke mit Sauerstoffgas
bringt, so wird dasselbe rasch eingesaugt; bei dem Trocknen an
der Luft bei gewöhnlicher Temperatur geschieht dieß ebenfalls;
mit der Entfernung aller Feuchtigkeit verliert sie die Fähig-
keit, sich im Wasser zu lösen auf's Vollständigste, selbst Al-
kalien lösen daraus nur noch Spuren auf.

Es ist hiernach klar, daß das siedende Wasser aus der
Dammerde eine Materie auszieht, deren Löslichkeit durch die
Gegenwart der in den Pflanzenüberresten enthaltenen alkalischen
Salze vermittelt wurde. Diese Substanz ist ein Product der
unvollkommenen Verwesung der Holzfaser; es steht in seiner
Zusammensetzung zwischen der Holzfaser und dem eigentlichen
Humus, und verwandelt sich in den letzteren durch Aussetzung
im feuchten Zustande an die Luft.


Dammerde.

Behandelt man die Dammerde mit einer Auflöſung von
Kali, ſo erhält man eine ſchwarzgefärbte Flüſſigkeit, welche mit
Eſſigſäure ohne Trübung vermiſcht werden kann. Verdünnte
Schwefelſäure ſchlägt daraus leichte braunſchwarze Flocken nie-
der, die ſich durch Waſchen mit Waſſer nur ſchwierig von
aller freien Säure befreien laſſen. Wenn man den gewaſche-
nen Niederſchlag feucht unter eine Glocke mit Sauerſtoffgas
bringt, ſo wird daſſelbe raſch eingeſaugt; bei dem Trocknen an
der Luft bei gewöhnlicher Temperatur geſchieht dieß ebenfalls;
mit der Entfernung aller Feuchtigkeit verliert ſie die Fähig-
keit, ſich im Waſſer zu löſen auf’s Vollſtändigſte, ſelbſt Al-
kalien löſen daraus nur noch Spuren auf.

Es iſt hiernach klar, daß das ſiedende Waſſer aus der
Dammerde eine Materie auszieht, deren Löslichkeit durch die
Gegenwart der in den Pflanzenüberreſten enthaltenen alkaliſchen
Salze vermittelt wurde. Dieſe Subſtanz iſt ein Product der
unvollkommenen Verweſung der Holzfaſer; es ſteht in ſeiner
Zuſammenſetzung zwiſchen der Holzfaſer und dem eigentlichen
Humus, und verwandelt ſich in den letzteren durch Ausſetzung
im feuchten Zuſtande an die Luft.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0306" n="288"/>
          <fw place="top" type="header">Dammerde.</fw><lb/>
          <p>Behandelt man die Dammerde mit einer Auflö&#x017F;ung von<lb/>
Kali, &#x017F;o erhält man eine &#x017F;chwarzgefärbte Flü&#x017F;&#x017F;igkeit, welche mit<lb/>
E&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;äure ohne Trübung vermi&#x017F;cht werden kann. Verdünnte<lb/>
Schwefel&#x017F;äure &#x017F;chlägt daraus leichte braun&#x017F;chwarze Flocken nie-<lb/>
der, die &#x017F;ich durch Wa&#x017F;chen mit Wa&#x017F;&#x017F;er nur &#x017F;chwierig von<lb/>
aller freien Säure befreien la&#x017F;&#x017F;en. Wenn man den gewa&#x017F;che-<lb/>
nen Nieder&#x017F;chlag feucht unter eine Glocke mit Sauer&#x017F;toffgas<lb/>
bringt, &#x017F;o wird da&#x017F;&#x017F;elbe ra&#x017F;ch einge&#x017F;augt; bei dem Trocknen an<lb/>
der Luft bei gewöhnlicher Temperatur ge&#x017F;chieht dieß ebenfalls;<lb/>
mit der Entfernung aller Feuchtigkeit verliert &#x017F;ie die Fähig-<lb/>
keit, &#x017F;ich im Wa&#x017F;&#x017F;er zu lö&#x017F;en auf&#x2019;s Voll&#x017F;tändig&#x017F;te, &#x017F;elb&#x017F;t Al-<lb/>
kalien lö&#x017F;en daraus nur noch Spuren auf.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t hiernach klar, daß das &#x017F;iedende Wa&#x017F;&#x017F;er aus der<lb/>
Dammerde eine Materie auszieht, deren Löslichkeit durch die<lb/>
Gegenwart der in den Pflanzenüberre&#x017F;ten enthaltenen alkali&#x017F;chen<lb/>
Salze vermittelt wurde. Die&#x017F;e Sub&#x017F;tanz i&#x017F;t ein Product der<lb/>
unvollkommenen Verwe&#x017F;ung der Holzfa&#x017F;er; es &#x017F;teht in &#x017F;einer<lb/>
Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung zwi&#x017F;chen der Holzfa&#x017F;er und dem eigentlichen<lb/>
Humus, und verwandelt &#x017F;ich in den letzteren durch Aus&#x017F;etzung<lb/>
im feuchten Zu&#x017F;tande an die Luft.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0306] Dammerde. Behandelt man die Dammerde mit einer Auflöſung von Kali, ſo erhält man eine ſchwarzgefärbte Flüſſigkeit, welche mit Eſſigſäure ohne Trübung vermiſcht werden kann. Verdünnte Schwefelſäure ſchlägt daraus leichte braunſchwarze Flocken nie- der, die ſich durch Waſchen mit Waſſer nur ſchwierig von aller freien Säure befreien laſſen. Wenn man den gewaſche- nen Niederſchlag feucht unter eine Glocke mit Sauerſtoffgas bringt, ſo wird daſſelbe raſch eingeſaugt; bei dem Trocknen an der Luft bei gewöhnlicher Temperatur geſchieht dieß ebenfalls; mit der Entfernung aller Feuchtigkeit verliert ſie die Fähig- keit, ſich im Waſſer zu löſen auf’s Vollſtändigſte, ſelbſt Al- kalien löſen daraus nur noch Spuren auf. Es iſt hiernach klar, daß das ſiedende Waſſer aus der Dammerde eine Materie auszieht, deren Löslichkeit durch die Gegenwart der in den Pflanzenüberreſten enthaltenen alkaliſchen Salze vermittelt wurde. Dieſe Subſtanz iſt ein Product der unvollkommenen Verweſung der Holzfaſer; es ſteht in ſeiner Zuſammenſetzung zwiſchen der Holzfaſer und dem eigentlichen Humus, und verwandelt ſich in den letzteren durch Ausſetzung im feuchten Zuſtande an die Luft.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/306
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/306>, abgerufen am 28.11.2024.