küssend, "und vergönnen Sie mir zugleich, Ih- nen meine Frau vorzustellen und sie Ihrer Freundschaft zu empfehlen."
Madame Steinheim war ein sehr hübsches, siebzehnjähriges, höchst schüchternes Wesen, das zu ihrem Manne wie zu einer Gottheit emporsah und sich nicht der Ehre werth zu füh- len schien, ihm anzugehören. Steinheim hatte ein bedeutendes embonpoint gewonnen und pflegte sein Aeußeres und seine Gesundheit noch mit der alten übertriebenen Vorsicht, worin ihm die junge Frau, welche diese Schwäche noch nicht zu kennen schien, mit ängstlicher Sorgfalt beistand.
Nachdem Jenny die Angekommenen mit ih- ren Freunden bekannt gemacht hatte, fragte sie Steinheim, was ihn, den abgesagten Feind alles Reisens, zu dem Entschluß gebracht habe, sich dennoch auf den Weg zu machen und eine
II. 11
küſſend, „und vergönnen Sie mir zugleich, Ih- nen meine Frau vorzuſtellen und ſie Ihrer Freundſchaft zu empfehlen.“
Madame Steinheim war ein ſehr hübſches, ſiebzehnjähriges, höchſt ſchüchternes Weſen, das zu ihrem Manne wie zu einer Gottheit emporſah und ſich nicht der Ehre werth zu füh- len ſchien, ihm anzugehören. Steinheim hatte ein bedeutendes embonpoint gewonnen und pflegte ſein Aeußeres und ſeine Geſundheit noch mit der alten übertriebenen Vorſicht, worin ihm die junge Frau, welche dieſe Schwäche noch nicht zu kennen ſchien, mit ängſtlicher Sorgfalt beiſtand.
Nachdem Jenny die Angekommenen mit ih- ren Freunden bekannt gemacht hatte, fragte ſie Steinheim, was ihn, den abgeſagten Feind alles Reiſens, zu dem Entſchluß gebracht habe, ſich dennoch auf den Weg zu machen und eine
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küſſend, „und vergönnen Sie mir zugleich, Ih-
nen meine Frau vorzuſtellen und ſie Ihrer
Freundſchaft zu empfehlen.“
Madame Steinheim war ein ſehr hübſches,
ſiebzehnjähriges, höchſt ſchüchternes Weſen,
das zu ihrem Manne wie zu einer Gottheit
emporſah und ſich nicht der Ehre werth zu füh-
len ſchien, ihm anzugehören. Steinheim hatte
ein bedeutendes embonpoint gewonnen und
pflegte ſein Aeußeres und ſeine Geſundheit noch
mit der alten übertriebenen Vorſicht, worin
ihm die junge Frau, welche dieſe Schwäche
noch nicht zu kennen ſchien, mit ängſtlicher
Sorgfalt beiſtand.
Nachdem Jenny die Angekommenen mit ih-
ren Freunden bekannt gemacht hatte, fragte ſie
Steinheim, was ihn, den abgeſagten Feind alles
Reiſens, zu dem Entſchluß gebracht habe, ſich
dennoch auf den Weg zu machen und eine
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/251>, abgerufen am 27.11.2024.
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