Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

müsse einen der nächsten Tage dazu benutzen,
nach Gernsbach zu fahren und versuchen, ob
man nicht durch ein Jahrgeld, das man an das
Leben des Kindes knüpft, den Vater vermögen
könne, Tochter und Enkel bei sich aufzuneh-
men, wo sie am Ende doch am besten unter-
gebracht sind."

Walter stimmte dieser Ansicht bei und man
verabredete eben einen Tag für diese Fahrt, als
ein Herr von etwa 40 Jahren mit einer jun-
gen Frau am Arme sich dem Platze näherte,
auf dem die Gesellschaft vor dem Hause saß.
Ein Diener trug ihnen, trotz des schönen Wet-
ters, einen Männerüberrock und einen kleinen
Teppich nach.

"Steinheim!" rief Jenny, als sie ihn er-
kannte, und stand auf, ihn und seine Beglei-
terin zu begrüßen: "Vielmals willkommen!"

"Erneute Huldigung gestatte mir!" sagte
Steinheim, ihr mit steifer Galanterie die Hand

müſſe einen der nächſten Tage dazu benutzen,
nach Gernsbach zu fahren und verſuchen, ob
man nicht durch ein Jahrgeld, das man an das
Leben des Kindes knüpft, den Vater vermögen
könne, Tochter und Enkel bei ſich aufzuneh-
men, wo ſie am Ende doch am beſten unter-
gebracht ſind.“

Walter ſtimmte dieſer Anſicht bei und man
verabredete eben einen Tag für dieſe Fahrt, als
ein Herr von etwa 40 Jahren mit einer jun-
gen Frau am Arme ſich dem Platze näherte,
auf dem die Geſellſchaft vor dem Hauſe ſaß.
Ein Diener trug ihnen, trotz des ſchönen Wet-
ters, einen Männerüberrock und einen kleinen
Teppich nach.

„Steinheim!“ rief Jenny, als ſie ihn er-
kannte, und ſtand auf, ihn und ſeine Beglei-
terin zu begrüßen: „Vielmals willkommen!“

„Erneute Huldigung geſtatte mir!“ ſagte
Steinheim, ihr mit ſteifer Galanterie die Hand

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0250" n="240"/>&#x017F;&#x017F;e einen der näch&#x017F;ten Tage dazu benutzen,<lb/>
nach Gernsbach zu fahren und ver&#x017F;uchen, ob<lb/>
man nicht durch ein Jahrgeld, das man an das<lb/>
Leben des Kindes knüpft, den Vater vermögen<lb/>
könne, Tochter und Enkel bei &#x017F;ich aufzuneh-<lb/>
men, wo &#x017F;ie am Ende doch am be&#x017F;ten unter-<lb/>
gebracht &#x017F;ind.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Walter &#x017F;timmte die&#x017F;er An&#x017F;icht bei und man<lb/>
verabredete eben einen Tag für die&#x017F;e Fahrt, als<lb/>
ein Herr von etwa 40 Jahren mit einer jun-<lb/>
gen Frau am Arme &#x017F;ich dem Platze näherte,<lb/>
auf dem die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft vor dem Hau&#x017F;e &#x017F;aß.<lb/>
Ein Diener trug ihnen, trotz des &#x017F;chönen Wet-<lb/>
ters, einen Männerüberrock und einen kleinen<lb/>
Teppich nach.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Steinheim!&#x201C; rief Jenny, als &#x017F;ie ihn er-<lb/>
kannte, und &#x017F;tand auf, ihn und &#x017F;eine Beglei-<lb/>
terin zu begrüßen: &#x201E;Vielmals willkommen!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Erneute Huldigung ge&#x017F;tatte mir!&#x201C; &#x017F;agte<lb/>
Steinheim, ihr mit &#x017F;teifer Galanterie die Hand<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0250] müſſe einen der nächſten Tage dazu benutzen, nach Gernsbach zu fahren und verſuchen, ob man nicht durch ein Jahrgeld, das man an das Leben des Kindes knüpft, den Vater vermögen könne, Tochter und Enkel bei ſich aufzuneh- men, wo ſie am Ende doch am beſten unter- gebracht ſind.“ Walter ſtimmte dieſer Anſicht bei und man verabredete eben einen Tag für dieſe Fahrt, als ein Herr von etwa 40 Jahren mit einer jun- gen Frau am Arme ſich dem Platze näherte, auf dem die Geſellſchaft vor dem Hauſe ſaß. Ein Diener trug ihnen, trotz des ſchönen Wet- ters, einen Männerüberrock und einen kleinen Teppich nach. „Steinheim!“ rief Jenny, als ſie ihn er- kannte, und ſtand auf, ihn und ſeine Beglei- terin zu begrüßen: „Vielmals willkommen!“ „Erneute Huldigung geſtatte mir!“ ſagte Steinheim, ihr mit ſteifer Galanterie die Hand

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/250
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/250>, abgerufen am 27.11.2024.