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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

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Sie war ganz erhitzt durch den Eifer, mit
dem sie gesprochen hatte, lehnte sich in ihrem
Fauteuil zurück und sagte lächelnd, da Jenny
nachdenkend schwieg: "Wie sich doch Alles im
Leben wiederholt. Meine Tante würde eine
Freude haben, könnte sie sehen, wie ich jetzt an
Dir die Ermahnungen probire, die sie mir ge-
macht, ehe ich mich verheirathete. Ich denke
aber, sie finden bei Dir ein so williges Ohr,
als bei mir, und nehmen auch ein so glückliches
Ende."

"Das sagst Du, Clementine", rief Jenny,
"Du, die mir selbst erzählt, welchen Kampf Du
noch nach Deiner Hochzeit zwischen Pflicht und
Liebe bestanden hast?"

Clementine strich mit der Hand über die
hohe, zarte Stirn und sagte mit unbeschreib-
licher Weichheit und Demuth: "Ich halte Dich
nicht für schwächer als mich. Was ich ver-
mochte, mußt Du auch vermögen. Du sollst

Sie war ganz erhitzt durch den Eifer, mit
dem ſie geſprochen hatte, lehnte ſich in ihrem
Fauteuil zurück und ſagte lächelnd, da Jenny
nachdenkend ſchwieg: „Wie ſich doch Alles im
Leben wiederholt. Meine Tante würde eine
Freude haben, könnte ſie ſehen, wie ich jetzt an
Dir die Ermahnungen probire, die ſie mir ge-
macht, ehe ich mich verheirathete. Ich denke
aber, ſie finden bei Dir ein ſo williges Ohr,
als bei mir, und nehmen auch ein ſo glückliches
Ende.“

„Das ſagſt Du, Clementine“, rief Jenny,
„Du, die mir ſelbſt erzählt, welchen Kampf Du
noch nach Deiner Hochzeit zwiſchen Pflicht und
Liebe beſtanden haſt?“

Clementine ſtrich mit der Hand über die
hohe, zarte Stirn und ſagte mit unbeſchreib-
licher Weichheit und Demuth: „Ich halte Dich
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[227/0237] Sie war ganz erhitzt durch den Eifer, mit dem ſie geſprochen hatte, lehnte ſich in ihrem Fauteuil zurück und ſagte lächelnd, da Jenny nachdenkend ſchwieg: „Wie ſich doch Alles im Leben wiederholt. Meine Tante würde eine Freude haben, könnte ſie ſehen, wie ich jetzt an Dir die Ermahnungen probire, die ſie mir ge- macht, ehe ich mich verheirathete. Ich denke aber, ſie finden bei Dir ein ſo williges Ohr, als bei mir, und nehmen auch ein ſo glückliches Ende.“ „Das ſagſt Du, Clementine“, rief Jenny, „Du, die mir ſelbſt erzählt, welchen Kampf Du noch nach Deiner Hochzeit zwiſchen Pflicht und Liebe beſtanden haſt?“ Clementine ſtrich mit der Hand über die hohe, zarte Stirn und ſagte mit unbeſchreib- licher Weichheit und Demuth: „Ich halte Dich nicht für ſchwächer als mich. Was ich ver- mochte, mußt Du auch vermögen. Du ſollſt

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/237>, abgerufen am 26.11.2024.