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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

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später zu Stande kommt, und theile Dir diese
Nachricht mit als Etwas, das ich nicht gerne
sehe, aber nicht zu hindern vermag. Deinen
Ansichten dürfte das Verhältniß willkommen
sein. Gott gebe, daß meine Besorgniß mich
trüge und Jenny so glücklich werde, als sie es
verdient."

In seiner Ansicht von Jenny's Scheu vor
der Bewerbung Walter's und ihrem Mißtrauen
gegen sich selbst hatte ihr Vater sich wirklich
nicht getäuscht. Jenny war zu sehr an Huldi-
gungen gewöhnt und nicht mehr jung genug,
um in jeder Annäherung eines Mannes Liebe
zu erblicken. Gerade deshalb hatte sie sich in
ihrem Verhältniß zu Walter, in seiner Gesell-
schaft um so behaglicher und freier gefühlt, als
sie mit Sicherheit glaubte, hier keinen andern
Ansprüchen zu begegnen, als denen, welche man
einem geachteten Freunde willig zugesteht. Jetzt
war ihr plötzlich die Ueberzeugung des Gegen-

ſpäter zu Stande kommt, und theile Dir dieſe
Nachricht mit als Etwas, das ich nicht gerne
ſehe, aber nicht zu hindern vermag. Deinen
Anſichten dürfte das Verhältniß willkommen
ſein. Gott gebe, daß meine Beſorgniß mich
trüge und Jenny ſo glücklich werde, als ſie es
verdient.“

In ſeiner Anſicht von Jenny's Scheu vor
der Bewerbung Walter's und ihrem Mißtrauen
gegen ſich ſelbſt hatte ihr Vater ſich wirklich
nicht getäuſcht. Jenny war zu ſehr an Huldi-
gungen gewöhnt und nicht mehr jung genug,
um in jeder Annäherung eines Mannes Liebe
zu erblicken. Gerade deshalb hatte ſie ſich in
ihrem Verhältniß zu Walter, in ſeiner Geſell-
ſchaft um ſo behaglicher und freier gefühlt, als
ſie mit Sicherheit glaubte, hier keinen andern
Anſprüchen zu begegnen, als denen, welche man
einem geachteten Freunde willig zugeſteht. Jetzt
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[222/0232] ſpäter zu Stande kommt, und theile Dir dieſe Nachricht mit als Etwas, das ich nicht gerne ſehe, aber nicht zu hindern vermag. Deinen Anſichten dürfte das Verhältniß willkommen ſein. Gott gebe, daß meine Beſorgniß mich trüge und Jenny ſo glücklich werde, als ſie es verdient.“ In ſeiner Anſicht von Jenny's Scheu vor der Bewerbung Walter's und ihrem Mißtrauen gegen ſich ſelbſt hatte ihr Vater ſich wirklich nicht getäuſcht. Jenny war zu ſehr an Huldi- gungen gewöhnt und nicht mehr jung genug, um in jeder Annäherung eines Mannes Liebe zu erblicken. Gerade deshalb hatte ſie ſich in ihrem Verhältniß zu Walter, in ſeiner Geſell- ſchaft um ſo behaglicher und freier gefühlt, als ſie mit Sicherheit glaubte, hier keinen andern Anſprüchen zu begegnen, als denen, welche man einem geachteten Freunde willig zugeſteht. Jetzt war ihr plötzlich die Ueberzeugung des Gegen-

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/232>, abgerufen am 28.04.2024.