"Erschöpft fiel er in den Sopha zurück, und da ich absichtlich schwieg, schlief er bald ein, obgleich er heftig fieberte. Seitdem hat sich unverkennbar ein nervöses Fieber deklarirt und die Krankheit ist im Steigen. Er hat nur we- nige klare Augenblicke, in seinen Phantasien aber spricht er mit dem tiefsten Haß von seiner Mut- ter, der er sein Unglück zuzuschreiben scheint. Wenn nicht besondere Zufälle dazwischen treten, ist sein Zustand nicht gefährlich, und ich hoffe, ihn herzustellen. Indessen halte ich es für rath- sam, den Eltern die Anwesenheit Ferdinand's zu verbergen, bis er körperlich und geistig im Stande ist, ein Wiedersehen zu ertragen. Jetzt, da die Trennung von seiner Frau erfolgt ist, wird es uns ein Leichtes sein, ihn allmälig sei- nen Eltern und seinen frühern bürgerlichen Ver- hältnissen wieder zu geben."
"Beruhige Deine Frau deshalb und sage ihr, daß es ihm an der Pflege und Sorgfalt, die
„Erſchöpft fiel er in den Sopha zurück, und da ich abſichtlich ſchwieg, ſchlief er bald ein, obgleich er heftig fieberte. Seitdem hat ſich unverkennbar ein nervöſes Fieber deklarirt und die Krankheit iſt im Steigen. Er hat nur we- nige klare Augenblicke, in ſeinen Phantaſien aber ſpricht er mit dem tiefſten Haß von ſeiner Mut- ter, der er ſein Unglück zuzuſchreiben ſcheint. Wenn nicht beſondere Zufälle dazwiſchen treten, iſt ſein Zuſtand nicht gefährlich, und ich hoffe, ihn herzuſtellen. Indeſſen halte ich es für rath- ſam, den Eltern die Anweſenheit Ferdinand's zu verbergen, bis er körperlich und geiſtig im Stande iſt, ein Wiederſehen zu ertragen. Jetzt, da die Trennung von ſeiner Frau erfolgt iſt, wird es uns ein Leichtes ſein, ihn allmälig ſei- nen Eltern und ſeinen frühern bürgerlichen Ver- hältniſſen wieder zu geben.“
„Beruhige Deine Frau deshalb und ſage ihr, daß es ihm an der Pflege und Sorgfalt, die
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„Erſchöpft fiel er in den Sopha zurück, und
da ich abſichtlich ſchwieg, ſchlief er bald ein,
obgleich er heftig fieberte. Seitdem hat ſich
unverkennbar ein nervöſes Fieber deklarirt und
die Krankheit iſt im Steigen. Er hat nur we-
nige klare Augenblicke, in ſeinen Phantaſien aber
ſpricht er mit dem tiefſten Haß von ſeiner Mut-
ter, der er ſein Unglück zuzuſchreiben ſcheint.
Wenn nicht beſondere Zufälle dazwiſchen treten,
iſt ſein Zuſtand nicht gefährlich, und ich hoffe,
ihn herzuſtellen. Indeſſen halte ich es für rath-
ſam, den Eltern die Anweſenheit Ferdinand's
zu verbergen, bis er körperlich und geiſtig im
Stande iſt, ein Wiederſehen zu ertragen. Jetzt,
da die Trennung von ſeiner Frau erfolgt iſt,
wird es uns ein Leichtes ſein, ihn allmälig ſei-
nen Eltern und ſeinen frühern bürgerlichen Ver-
hältniſſen wieder zu geben.“
„Beruhige Deine Frau deshalb und ſage ihr,
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/222>, abgerufen am 24.11.2024.
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