Tante überredet, unsere Hochzeit zu beschleu- nigen, und diese soll in vierzehn Tagen spä- testens vollzogen werden."
"Ich billige Ihre Ansicht vollkommen und danke Ihnen für Alles, was Sie thun, Clara's Gefühle zu schonen", antwortete Eduard.
"Und nun Eduard!" sagte William, "noch eine Bitte. Ich habe Sie seit unserm ersten Begegnen für einen seltenen Menschen gehal- ten; weil Sie der sind, lassen Sie es mich nicht entgelten, daß ich glücklicher als Sie bin. Ich werde bald eine Frau haben, die ich liebe -- soll ich deshalb den Freund verlieren, den ich gewonnen zu haben glaubte?"
"Nein, bei Gott! das sollst Du nicht!" rief Eduard, hingerissen von William's Wor- ten. "Glaube mir, William! daß ich Dich aus Grund der Seele achte; aber wundre Dich nicht, wenn mir jetzt, wo ich von den Hoff-
Tante überredet, unſere Hochzeit zu beſchleu- nigen, und dieſe ſoll in vierzehn Tagen ſpä- teſtens vollzogen werden.“
„Ich billige Ihre Anſicht vollkommen und danke Ihnen für Alles, was Sie thun, Clara's Gefühle zu ſchonen“, antwortete Eduard.
„Und nun Eduard!“ ſagte William, „noch eine Bitte. Ich habe Sie ſeit unſerm erſten Begegnen für einen ſeltenen Menſchen gehal- ten; weil Sie der ſind, laſſen Sie es mich nicht entgelten, daß ich glücklicher als Sie bin. Ich werde bald eine Frau haben, die ich liebe — ſoll ich deshalb den Freund verlieren, den ich gewonnen zu haben glaubte?“
„Nein, bei Gott! das ſollſt Du nicht!“ rief Eduard, hingeriſſen von William's Wor- ten. „Glaube mir, William! daß ich Dich aus Grund der Seele achte; aber wundre Dich nicht, wenn mir jetzt, wo ich von den Hoff-
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Tante überredet, unſere Hochzeit zu beſchleu-
nigen, und dieſe ſoll in vierzehn Tagen ſpä-
teſtens vollzogen werden.“
„Ich billige Ihre Anſicht vollkommen und
danke Ihnen für Alles, was Sie thun, Clara's
Gefühle zu ſchonen“, antwortete Eduard.
„Und nun Eduard!“ ſagte William, „noch
eine Bitte. Ich habe Sie ſeit unſerm erſten
Begegnen für einen ſeltenen Menſchen gehal-
ten; weil Sie der ſind, laſſen Sie es mich
nicht entgelten, daß ich glücklicher als Sie bin.
Ich werde bald eine Frau haben, die ich liebe
— ſoll ich deshalb den Freund verlieren, den
ich gewonnen zu haben glaubte?“
„Nein, bei Gott! das ſollſt Du nicht!“
rief Eduard, hingeriſſen von William's Wor-
ten. „Glaube mir, William! daß ich Dich
aus Grund der Seele achte; aber wundre Dich
nicht, wenn mir jetzt, wo ich von den Hoff-
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/117>, abgerufen am 24.11.2024.
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