gehangen. So würdest Du doch über jeden Mann urtheilen, Du Grausamer, der so unglücklich wäre, Deine Neigung für mich begreiflich zu finden, wäh- rend ich in nächster Nähe ein Wesen dulde, das -- nun das vielleicht auch recht gern Frau Pfar- rerin Reinhard würde, und ich bin so großmü- thig, Dir das zu erzählen und ihr zu vergeben."
"Wovon sprichst Du eigentlich?" fragte Rein- hard dringender; "Du weißt, daß ich nicht ge- schickt zu solchen Scherzen bin, und es ist etwas in Deinem Auge, in Deiner ganzen Art, was mich Ernst in diesen Neckereien vermuthen läßt, darum sage mir, was hat sich denn ereignet?"
"Ereignet?" wiederholte Jenny, und setzte sich wieder zu Reinhard hin, "ereignet hat sich eigentlich nichts; ich habe aber eine Entdeckung gemacht, die ich Dir vielleicht verhehlen würde, wenn Du nicht eben mein Gustav wärest, und von Eitelkeit so fern, als ich von Eifersucht. Denke Dir, Gustav! Therese liebt Dich."
gehangen. So würdeſt Du doch über jeden Mann urtheilen, Du Grauſamer, der ſo unglücklich wäre, Deine Neigung für mich begreiflich zu finden, wäh- rend ich in nächſter Nähe ein Weſen dulde, das — nun das vielleicht auch recht gern Frau Pfar- rerin Reinhard würde, und ich bin ſo großmü- thig, Dir das zu erzählen und ihr zu vergeben.“
„Wovon ſprichſt Du eigentlich?“ fragte Rein- hard dringender; „Du weißt, daß ich nicht ge- ſchickt zu ſolchen Scherzen bin, und es iſt etwas in Deinem Auge, in Deiner ganzen Art, was mich Ernſt in dieſen Neckereien vermuthen läßt, darum ſage mir, was hat ſich denn ereignet?“
„Ereignet?“ wiederholte Jenny, und ſetzte ſich wieder zu Reinhard hin, „ereignet hat ſich eigentlich nichts; ich habe aber eine Entdeckung gemacht, die ich Dir vielleicht verhehlen würde, wenn Du nicht eben mein Guſtav wäreſt, und von Eitelkeit ſo fern, als ich von Eiferſucht. Denke Dir, Guſtav! Thereſe liebt Dich.“
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gehangen. So würdeſt Du doch über jeden Mann
urtheilen, Du Grauſamer, der ſo unglücklich wäre,
Deine Neigung für mich begreiflich zu finden, wäh-
rend ich in nächſter Nähe ein Weſen dulde, das
— nun das vielleicht auch recht gern Frau Pfar-
rerin Reinhard würde, und ich bin ſo großmü-
thig, Dir das zu erzählen und ihr zu vergeben.“
„Wovon ſprichſt Du eigentlich?“ fragte Rein-
hard dringender; „Du weißt, daß ich nicht ge-
ſchickt zu ſolchen Scherzen bin, und es iſt etwas
in Deinem Auge, in Deiner ganzen Art, was
mich Ernſt in dieſen Neckereien vermuthen läßt,
darum ſage mir, was hat ſich denn ereignet?“
„Ereignet?“ wiederholte Jenny, und ſetzte
ſich wieder zu Reinhard hin, „ereignet hat ſich
eigentlich nichts; ich habe aber eine Entdeckung
gemacht, die ich Dir vielleicht verhehlen würde,
wenn Du nicht eben mein Guſtav wäreſt, und
von Eitelkeit ſo fern, als ich von Eiferſucht.
Denke Dir, Guſtav! Thereſe liebt Dich.“
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/421>, abgerufen am 24.11.2024.
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