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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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schwebt, so dürftig und klein zusammenge-
schrumpft zeigt, daß sie mir fremd und mu-
mienhaft erscheint."

"Da werden Sie mich vielleicht für einen
Menschen halten, der ganz und gar der Sin-
nenwelt gehört, wenn ich Ihnen sage, daß ich
erst vor einiger Zeit das Bild einer Dame be-
endete, um es mir als Andenken an sie zu
bewahren."

"Geht die Giovanolla denn schon fort von
hier? Ich hatte gehört, es sei gelungen, sie
für die hiesige Bühne zu gewinnen", sagte
Jenny mit Beziehung auf die Huldigung,
welche der junge Maler seit Monaten der schö-
nen Sängerin unverholen dargebracht.

"Die Giovanolla würde ich mir ebenso we-
nig zum Andenken malen als die mediceische
Venus. Sie ist mir Studie, und vielleicht die
schönste, die man findet. Solche Köpfe be-
wahrt unser Album, und sie gehören der Nach-

ſchwebt, ſo dürftig und klein zuſammenge-
ſchrumpft zeigt, daß ſie mir fremd und mu-
mienhaft erſcheint.“

„Da werden Sie mich vielleicht für einen
Menſchen halten, der ganz und gar der Sin-
nenwelt gehört, wenn ich Ihnen ſage, daß ich
erſt vor einiger Zeit das Bild einer Dame be-
endete, um es mir als Andenken an ſie zu
bewahren.“

„Geht die Giovanolla denn ſchon fort von
hier? Ich hatte gehört, es ſei gelungen, ſie
für die hieſige Bühne zu gewinnen“, ſagte
Jenny mit Beziehung auf die Huldigung,
welche der junge Maler ſeit Monaten der ſchö-
nen Sängerin unverholen dargebracht.

„Die Giovanolla würde ich mir ebenſo we-
nig zum Andenken malen als die mediceiſche
Venus. Sie iſt mir Studie, und vielleicht die
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wahrt unſer Album, und ſie gehören der Nach-

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[398/0406] ſchwebt, ſo dürftig und klein zuſammenge- ſchrumpft zeigt, daß ſie mir fremd und mu- mienhaft erſcheint.“ „Da werden Sie mich vielleicht für einen Menſchen halten, der ganz und gar der Sin- nenwelt gehört, wenn ich Ihnen ſage, daß ich erſt vor einiger Zeit das Bild einer Dame be- endete, um es mir als Andenken an ſie zu bewahren.“ „Geht die Giovanolla denn ſchon fort von hier? Ich hatte gehört, es ſei gelungen, ſie für die hieſige Bühne zu gewinnen“, ſagte Jenny mit Beziehung auf die Huldigung, welche der junge Maler ſeit Monaten der ſchö- nen Sängerin unverholen dargebracht. „Die Giovanolla würde ich mir ebenſo we- nig zum Andenken malen als die mediceiſche Venus. Sie iſt mir Studie, und vielleicht die ſchönſte, die man findet. Solche Köpfe be- wahrt unſer Album, und ſie gehören der Nach-

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/406>, abgerufen am 02.05.2024.