bedingt in jeden Vorschlag zu fügen, den sie Dir macht, und von dem sie sich Beruhigung verspricht."
"Du fragtest mich neulich, Vater! als wir über diesen Gegenstand sprachen: wohin soll das führen? ich gebe Dir heute die Frage zu- rück; wohin soll die Pein führen, uns zu se- hen und zu schweigen von Dem, was jeder Blick, jeder Gedanke uns dennoch verräth?"
"Zu einer nothwendigen Trennung, wenn Ihr nach Monden eingesehen haben werdet, daß der Instinkt der Jugend sich gegen jeden hoff- nungslosen Zustand sträubt. Denn lösen, Eduard, mußt Du jetzt ein Band, das Clara an Dich bindet, ohne ihr die mindeste Aus- sicht auf Glück zu geben."
"Und mit diesem Bewußtsein soll ich sie sehen?" rief Eduard. "Ich soll sie sehen und daran denken, sie zu verlassen, die mir ver- traut, die ich liebe?"
I.17
bedingt in jeden Vorſchlag zu fügen, den ſie Dir macht, und von dem ſie ſich Beruhigung verſpricht.“
„Du fragteſt mich neulich, Vater! als wir über dieſen Gegenſtand ſprachen: wohin ſoll das führen? ich gebe Dir heute die Frage zu- rück; wohin ſoll die Pein führen, uns zu ſe- hen und zu ſchweigen von Dem, was jeder Blick, jeder Gedanke uns dennoch verräth?“
„Zu einer nothwendigen Trennung, wenn Ihr nach Monden eingeſehen haben werdet, daß der Inſtinkt der Jugend ſich gegen jeden hoff- nungsloſen Zuſtand ſträubt. Denn löſen, Eduard, mußt Du jetzt ein Band, das Clara an Dich bindet, ohne ihr die mindeſte Aus- ſicht auf Glück zu geben.“
„Und mit dieſem Bewußtſein ſoll ich ſie ſehen?“ rief Eduard. „Ich ſoll ſie ſehen und daran denken, ſie zu verlaſſen, die mir ver- traut, die ich liebe?“
I.17
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bedingt in jeden Vorſchlag zu fügen, den ſie
Dir macht, und von dem ſie ſich Beruhigung
verſpricht.“
„Du fragteſt mich neulich, Vater! als wir
über dieſen Gegenſtand ſprachen: wohin ſoll
das führen? ich gebe Dir heute die Frage zu-
rück; wohin ſoll die Pein führen, uns zu ſe-
hen und zu ſchweigen von Dem, was jeder
Blick, jeder Gedanke uns dennoch verräth?“
„Zu einer nothwendigen Trennung, wenn
Ihr nach Monden eingeſehen haben werdet, daß
der Inſtinkt der Jugend ſich gegen jeden hoff-
nungsloſen Zuſtand ſträubt. Denn löſen,
Eduard, mußt Du jetzt ein Band, das Clara
an Dich bindet, ohne ihr die mindeſte Aus-
ſicht auf Glück zu geben.“
„Und mit dieſem Bewußtſein ſoll ich ſie
ſehen?“ rief Eduard. „Ich ſoll ſie ſehen und
daran denken, ſie zu verlaſſen, die mir ver-
traut, die ich liebe?“
I.17
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/393>, abgerufen am 23.11.2024.
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