Idee gab ihm die nöthige Kraft, noch an demselben Tage vor seinem Vater zu er- scheinen und ihm zu verkünden, er habe das Spiel verloren, auf das er alle seine Hoffnun- gen gesetzt.
Der Vater war bewegt. Auch ihn traf der Schlag doppelt, in seinem Sohne und in seinem Volke, obgleich ihm das Gelingen dieser Angelegenheit höchst zweifelhaft gewesen, und er die Zuversicht Eduard's, wie wir wissen, durchaus nicht getheilt hatten. "Und was denkst Du in Bezug auf Clara Horn jetzt zu thun?" war eine der ersten Fragen des Greises.
"Sie weiß es bereits", antwortete Eduard. "Ich hatte ihr geschrieben, um Abschied von ihr zu nehmen. Ich war entschlossen, die Stadt zu meiden, um Clara und mir die un- selige Trennung zu erleichtern. Ich wollte mich
Idee gab ihm die nöthige Kraft, noch an demſelben Tage vor ſeinem Vater zu er- ſcheinen und ihm zu verkünden, er habe das Spiel verloren, auf das er alle ſeine Hoffnun- gen geſetzt.
Der Vater war bewegt. Auch ihn traf der Schlag doppelt, in ſeinem Sohne und in ſeinem Volke, obgleich ihm das Gelingen dieſer Angelegenheit höchſt zweifelhaft geweſen, und er die Zuverſicht Eduard's, wie wir wiſſen, durchaus nicht getheilt hatten. „Und was denkſt Du in Bezug auf Clara Horn jetzt zu thun?“ war eine der erſten Fragen des Greiſes.
„Sie weiß es bereits“, antwortete Eduard. „Ich hatte ihr geſchrieben, um Abſchied von ihr zu nehmen. Ich war entſchloſſen, die Stadt zu meiden, um Clara und mir die un- ſelige Trennung zu erleichtern. Ich wollte mich
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Idee gab ihm die nöthige Kraft, noch an
demſelben Tage vor ſeinem Vater zu er-
ſcheinen und ihm zu verkünden, er habe das
Spiel verloren, auf das er alle ſeine Hoffnun-
gen geſetzt.
Der Vater war bewegt. Auch ihn traf
der Schlag doppelt, in ſeinem Sohne und in
ſeinem Volke, obgleich ihm das Gelingen dieſer
Angelegenheit höchſt zweifelhaft geweſen, und
er die Zuverſicht Eduard's, wie wir wiſſen,
durchaus nicht getheilt hatten. „Und was
denkſt Du in Bezug auf Clara Horn jetzt
zu thun?“ war eine der erſten Fragen des
Greiſes.
„Sie weiß es bereits“, antwortete Eduard.
„Ich hatte ihr geſchrieben, um Abſchied von
ihr zu nehmen. Ich war entſchloſſen, die
Stadt zu meiden, um Clara und mir die un-
ſelige Trennung zu erleichtern. Ich wollte mich
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/391>, abgerufen am 23.11.2024.
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