ich nicht entbehren. Ohne diesen Segen, den ich nie zu erhalten hoffen darf, so lange Sie nicht Christ geworden, gäbe es, selbst mit Ih- nen, kein Glück für mich."
"Meine Mutter hat mich William verlobt, ohne mich darum zu befragen, und ich habe mich dadurch keinen Augenblick für gebunden gehalten. William selbst würde meine Hand nicht begehrt haben, hätte er meine Liebe zu Ihnen gekannt. Ich vermag, so leid es mir thut, den Wunsch meiner Mutter nicht zu er- füllen, ich kann William's Frau nicht werden. Aber auch die Ihre nicht, Eduard! Sie bin- det die Ehre an Ihr Volk, mich die Pflicht an meine Eltern, und ich darf an eine Verbin- dung nicht denken, die auch einer minder stol- zen Frau als meiner Mutter verwerflich schei- nen müßte durch die befremdlichen Schritte, welche eine Trauung im Auslande erfordert. Ich wähnte, Liebe sei allmächtig, nun sehe ich,
ich nicht entbehren. Ohne dieſen Segen, den ich nie zu erhalten hoffen darf, ſo lange Sie nicht Chriſt geworden, gäbe es, ſelbſt mit Ih- nen, kein Glück für mich.“
„Meine Mutter hat mich William verlobt, ohne mich darum zu befragen, und ich habe mich dadurch keinen Augenblick für gebunden gehalten. William ſelbſt würde meine Hand nicht begehrt haben, hätte er meine Liebe zu Ihnen gekannt. Ich vermag, ſo leid es mir thut, den Wunſch meiner Mutter nicht zu er- füllen, ich kann William's Frau nicht werden. Aber auch die Ihre nicht, Eduard! Sie bin- det die Ehre an Ihr Volk, mich die Pflicht an meine Eltern, und ich darf an eine Verbin- dung nicht denken, die auch einer minder ſtol- zen Frau als meiner Mutter verwerflich ſchei- nen müßte durch die befremdlichen Schritte, welche eine Trauung im Auslande erfordert. Ich wähnte, Liebe ſei allmächtig, nun ſehe ich,
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ich nicht entbehren. Ohne dieſen Segen, den
ich nie zu erhalten hoffen darf, ſo lange Sie
nicht Chriſt geworden, gäbe es, ſelbſt mit Ih-
nen, kein Glück für mich.“
„Meine Mutter hat mich William verlobt,
ohne mich darum zu befragen, und ich habe
mich dadurch keinen Augenblick für gebunden
gehalten. William ſelbſt würde meine Hand
nicht begehrt haben, hätte er meine Liebe zu
Ihnen gekannt. Ich vermag, ſo leid es mir
thut, den Wunſch meiner Mutter nicht zu er-
füllen, ich kann William's Frau nicht werden.
Aber auch die Ihre nicht, Eduard! Sie bin-
det die Ehre an Ihr Volk, mich die Pflicht an
meine Eltern, und ich darf an eine Verbin-
dung nicht denken, die auch einer minder ſtol-
zen Frau als meiner Mutter verwerflich ſchei-
nen müßte durch die befremdlichen Schritte,
welche eine Trauung im Auslande erfordert.
Ich wähnte, Liebe ſei allmächtig, nun ſehe ich,
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/381>, abgerufen am 24.11.2024.
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