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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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billigten, was Sie selbst niemals zu thun ver-
möchten. Ich täuschte mich gern, weil ich Sie
liebte und kein höheres Glück kannte, als Ih-
nen in jeder Stunde meines Daseins, mit je-
dem Gedanken, mit jedem Gefühl meiner Seele
zu eigen zu sein. Familienleben hatte ich erst
in dem Hause Ihrer Eltern in seiner heiligen
Schönheit begreifen gelernt, und ich wünschte
sehnlichst, mit Ihnen zu den Kindern dieses
Hauses zu gehören, das mich mit so viel Güte
empfing, in dem ich die glücklichsten Stunden
meines Lebens genossen."

"Glauben Sie mir, ich verlange nichts als
Ihre Liebe, nichts als Sie, Eduard! und jedes
Band, das uns vereinigte, wäre mir heilig. Ich
möchte Ihr treues Weib sein, gleichviel, welch
ein Priester den Segen über uns gesprochen;
jedes Land, jedes Verhältniß wäre mir gleich;
ich könnte ruhig den Tadel der Menge ertra-
gen -- aber den Segen meiner Eltern kann

billigten, was Sie ſelbſt niemals zu thun ver-
möchten. Ich täuſchte mich gern, weil ich Sie
liebte und kein höheres Glück kannte, als Ih-
nen in jeder Stunde meines Daſeins, mit je-
dem Gedanken, mit jedem Gefühl meiner Seele
zu eigen zu ſein. Familienleben hatte ich erſt
in dem Hauſe Ihrer Eltern in ſeiner heiligen
Schönheit begreifen gelernt, und ich wünſchte
ſehnlichſt, mit Ihnen zu den Kindern dieſes
Hauſes zu gehören, das mich mit ſo viel Güte
empfing, in dem ich die glücklichſten Stunden
meines Lebens genoſſen.“

„Glauben Sie mir, ich verlange nichts als
Ihre Liebe, nichts als Sie, Eduard! und jedes
Band, das uns vereinigte, wäre mir heilig. Ich
möchte Ihr treues Weib ſein, gleichviel, welch
ein Prieſter den Segen über uns geſprochen;
jedes Land, jedes Verhältniß wäre mir gleich;
ich könnte ruhig den Tadel der Menge ertra-
gen — aber den Segen meiner Eltern kann

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[372/0380] billigten, was Sie ſelbſt niemals zu thun ver- möchten. Ich täuſchte mich gern, weil ich Sie liebte und kein höheres Glück kannte, als Ih- nen in jeder Stunde meines Daſeins, mit je- dem Gedanken, mit jedem Gefühl meiner Seele zu eigen zu ſein. Familienleben hatte ich erſt in dem Hauſe Ihrer Eltern in ſeiner heiligen Schönheit begreifen gelernt, und ich wünſchte ſehnlichſt, mit Ihnen zu den Kindern dieſes Hauſes zu gehören, das mich mit ſo viel Güte empfing, in dem ich die glücklichſten Stunden meines Lebens genoſſen.“ „Glauben Sie mir, ich verlange nichts als Ihre Liebe, nichts als Sie, Eduard! und jedes Band, das uns vereinigte, wäre mir heilig. Ich möchte Ihr treues Weib ſein, gleichviel, welch ein Prieſter den Segen über uns geſprochen; jedes Land, jedes Verhältniß wäre mir gleich; ich könnte ruhig den Tadel der Menge ertra- gen — aber den Segen meiner Eltern kann

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/380>, abgerufen am 24.11.2024.