und ungeschoren; und dasselbe verlange ich für die Juden. Sehen Sie einmal den Steinheim, die Jenny an; denken Sie an das junge Weib, das sie heute im Tableau gesehen; sind das nicht Köpfe, die sich mit allen italienischen Modellen messen können?" --
Hughes gab es zu, daß auch ihm, trotz der widerwärtigen Carricaturen, die man un- ter den Juden sähe, eine Menge wahrer Schön- heiten sowol unter Männern als Frauen auf- gefallen wären.
"Das sage ich ja", eiferte der Maler. "Es ist mit den Juden wie mit den Fürsten- häusern und dem hohen Adel, die sich auch so untereinander rekrutiren. Die Race artet aus ins Krüppelhafte oder sie veredelt sich. Sehen Sie die feinen Glieder, das Auge! Die Uep- pigkeit des Orients, die finden Sie heute noch oft bei den Juden und die Beweglichkeit ihrer Züge empfiehlt sie dem Maler. Darum wählte
und ungeſchoren; und daſſelbe verlange ich für die Juden. Sehen Sie einmal den Steinheim, die Jenny an; denken Sie an das junge Weib, das ſie heute im Tableau geſehen; ſind das nicht Köpfe, die ſich mit allen italieniſchen Modellen meſſen können?“ —
Hughes gab es zu, daß auch ihm, trotz der widerwärtigen Carricaturen, die man un- ter den Juden ſähe, eine Menge wahrer Schön- heiten ſowol unter Männern als Frauen auf- gefallen wären.
„Das ſage ich ja“, eiferte der Maler. „Es iſt mit den Juden wie mit den Fürſten- häuſern und dem hohen Adel, die ſich auch ſo untereinander rekrutiren. Die Race artet aus ins Krüppelhafte oder ſie veredelt ſich. Sehen Sie die feinen Glieder, das Auge! Die Uep- pigkeit des Orients, die finden Sie heute noch oft bei den Juden und die Beweglichkeit ihrer Züge empfiehlt ſie dem Maler. Darum wählte
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und ungeſchoren; und daſſelbe verlange ich für
die Juden. Sehen Sie einmal den Steinheim,
die Jenny an; denken Sie an das junge Weib,
das ſie heute im Tableau geſehen; ſind das
nicht Köpfe, die ſich mit allen italieniſchen
Modellen meſſen können?“ —
Hughes gab es zu, daß auch ihm, trotz
der widerwärtigen Carricaturen, die man un-
ter den Juden ſähe, eine Menge wahrer Schön-
heiten ſowol unter Männern als Frauen auf-
gefallen wären.
„Das ſage ich ja“, eiferte der Maler.
„Es iſt mit den Juden wie mit den Fürſten-
häuſern und dem hohen Adel, die ſich auch ſo
untereinander rekrutiren. Die Race artet aus
ins Krüppelhafte oder ſie veredelt ſich. Sehen
Sie die feinen Glieder, das Auge! Die Uep-
pigkeit des Orients, die finden Sie heute noch
oft bei den Juden und die Beweglichkeit ihrer
Züge empfiehlt ſie dem Maler. Darum wählte
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/272>, abgerufen am 24.11.2024.
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