Jenny lag indessen bitterlich weinend auf ihrem Ruhebette. Sie hatte geglaubt, daß Rein- hard diese Tableauxaufstellung nicht gern sähe, und vielleicht nicht mit Unrecht gedacht, es sei ihm besonders unlieb, weil er in seiner Stellung an solchen Dingen keinen persönlichen Antheil nehmen mochte und konnte. Darum hatte sie allerlei Schwierigkeiten erhoben, um entweder sich selbst davon frei zu machen oder Reinhard durch die Wahl irgend eines Bildes, das er liebte, damit auszusöhnen. Es war ihr unan- genehm, es kränkte sie, daß er nicht zur Probe gekommen, weil sie irrigerweise glaubte, ihn dazu eingeladen zu haben; und als Erlau's un- bedachte Neckerei ihr den Gedanken eingab, Reinhard könne sich gegen ihn der Herrschaft gerühmt haben, die er über sie hätte, fühlte sie sich so gekränkt, daß sie theils aus einer Art von Rache, theils aus höchster Verlegenheit die Worte sprach, die unglücklicherweise Reinhard
Jenny lag indeſſen bitterlich weinend auf ihrem Ruhebette. Sie hatte geglaubt, daß Rein- hard dieſe Tableauxaufſtellung nicht gern ſähe, und vielleicht nicht mit Unrecht gedacht, es ſei ihm beſonders unlieb, weil er in ſeiner Stellung an ſolchen Dingen keinen perſönlichen Antheil nehmen mochte und konnte. Darum hatte ſie allerlei Schwierigkeiten erhoben, um entweder ſich ſelbſt davon frei zu machen oder Reinhard durch die Wahl irgend eines Bildes, das er liebte, damit auszuſöhnen. Es war ihr unan- genehm, es kränkte ſie, daß er nicht zur Probe gekommen, weil ſie irrigerweiſe glaubte, ihn dazu eingeladen zu haben; und als Erlau's un- bedachte Neckerei ihr den Gedanken eingab, Reinhard könne ſich gegen ihn der Herrſchaft gerühmt haben, die er über ſie hätte, fühlte ſie ſich ſo gekränkt, daß ſie theils aus einer Art von Rache, theils aus höchſter Verlegenheit die Worte ſprach, die unglücklicherweiſe Reinhard
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Jenny lag indeſſen bitterlich weinend auf
ihrem Ruhebette. Sie hatte geglaubt, daß Rein-
hard dieſe Tableauxaufſtellung nicht gern ſähe,
und vielleicht nicht mit Unrecht gedacht, es ſei
ihm beſonders unlieb, weil er in ſeiner Stellung
an ſolchen Dingen keinen perſönlichen Antheil
nehmen mochte und konnte. Darum hatte ſie
allerlei Schwierigkeiten erhoben, um entweder
ſich ſelbſt davon frei zu machen oder Reinhard
durch die Wahl irgend eines Bildes, das er
liebte, damit auszuſöhnen. Es war ihr unan-
genehm, es kränkte ſie, daß er nicht zur Probe
gekommen, weil ſie irrigerweiſe glaubte, ihn
dazu eingeladen zu haben; und als Erlau's un-
bedachte Neckerei ihr den Gedanken eingab,
Reinhard könne ſich gegen ihn der Herrſchaft
gerühmt haben, die er über ſie hätte, fühlte ſie
ſich ſo gekränkt, daß ſie theils aus einer Art
von Rache, theils aus höchſter Verlegenheit die
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/235>, abgerufen am 22.11.2024.
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