ein paar Immortellenzweige aus dem Bouquet und reichte sie Jenny und Eduard mit der Be- merkung: "Die lasse ich zum Pfande hier, daß ich bald wiederkomme, wenn Ihre Mutter es wünscht." Freundlich reichte sie dem alten Meier die Hand und ging mit Hughes und Eduard davon, um den Rückweg zu Fuß an- zutreten und dadurch das köstliche Winterwet- ter ein wenig länger zu genießen.
"Ich kenne fast nichts Reizenderes", be- merkte Clara gegen Eduard auf dem Wege, "als ein Treibhaus, wie das Ihrer Eltern, in der Mitte des Winters. Diese Farbenpracht, der süße Duft erquicken doppelt zu einer Zeit, in der man Beides nicht erwartet; abgesehen davon, daß ich schon darum Treibhäuser liebe, weil in der Sorge des Menschen für die Pflan- zen etwas Zutraueneinflößendes liegt."
"Das Letztere, liebe Clara", sagte Hughes, "kann doch nur da der Fall sein, wo nicht
9**
ein paar Immortellenzweige aus dem Bouquet und reichte ſie Jenny und Eduard mit der Be- merkung: „Die laſſe ich zum Pfande hier, daß ich bald wiederkomme, wenn Ihre Mutter es wünſcht.“ Freundlich reichte ſie dem alten Meier die Hand und ging mit Hughes und Eduard davon, um den Rückweg zu Fuß an- zutreten und dadurch das köſtliche Winterwet- ter ein wenig länger zu genießen.
„Ich kenne faſt nichts Reizenderes“, be- merkte Clara gegen Eduard auf dem Wege, „als ein Treibhaus, wie das Ihrer Eltern, in der Mitte des Winters. Dieſe Farbenpracht, der ſüße Duft erquicken doppelt zu einer Zeit, in der man Beides nicht erwartet; abgeſehen davon, daß ich ſchon darum Treibhäuſer liebe, weil in der Sorge des Menſchen für die Pflan- zen etwas Zutraueneinflößendes liegt.“
„Das Letztere, liebe Clara“, ſagte Hughes, „kann doch nur da der Fall ſein, wo nicht
9**
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0213"n="201"/>
ein paar Immortellenzweige aus dem Bouquet<lb/>
und reichte ſie Jenny und Eduard mit der Be-<lb/>
merkung: „Die laſſe ich zum Pfande hier, daß<lb/>
ich bald wiederkomme, wenn Ihre Mutter es<lb/>
wünſcht.“ Freundlich reichte ſie dem alten<lb/>
Meier die Hand und ging mit Hughes und<lb/>
Eduard davon, um den Rückweg zu Fuß an-<lb/>
zutreten und dadurch das köſtliche Winterwet-<lb/>
ter ein wenig länger zu genießen.</p><lb/><p>„Ich kenne faſt nichts Reizenderes“, be-<lb/>
merkte Clara gegen Eduard auf dem Wege,<lb/>„als ein Treibhaus, wie das Ihrer Eltern, in<lb/>
der Mitte des Winters. Dieſe Farbenpracht,<lb/>
der ſüße Duft erquicken doppelt zu einer Zeit,<lb/>
in der man Beides nicht erwartet; abgeſehen<lb/>
davon, daß ich ſchon darum Treibhäuſer liebe,<lb/>
weil in der Sorge des Menſchen für die Pflan-<lb/>
zen etwas Zutraueneinflößendes liegt.“</p><lb/><p>„Das Letztere, liebe Clara“, ſagte Hughes,<lb/>„kann doch nur da der Fall ſein, wo nicht<lb/><fwplace="bottom"type="sig">9**</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[201/0213]
ein paar Immortellenzweige aus dem Bouquet
und reichte ſie Jenny und Eduard mit der Be-
merkung: „Die laſſe ich zum Pfande hier, daß
ich bald wiederkomme, wenn Ihre Mutter es
wünſcht.“ Freundlich reichte ſie dem alten
Meier die Hand und ging mit Hughes und
Eduard davon, um den Rückweg zu Fuß an-
zutreten und dadurch das köſtliche Winterwet-
ter ein wenig länger zu genießen.
„Ich kenne faſt nichts Reizenderes“, be-
merkte Clara gegen Eduard auf dem Wege,
„als ein Treibhaus, wie das Ihrer Eltern, in
der Mitte des Winters. Dieſe Farbenpracht,
der ſüße Duft erquicken doppelt zu einer Zeit,
in der man Beides nicht erwartet; abgeſehen
davon, daß ich ſchon darum Treibhäuſer liebe,
weil in der Sorge des Menſchen für die Pflan-
zen etwas Zutraueneinflößendes liegt.“
„Das Letztere, liebe Clara“, ſagte Hughes,
„kann doch nur da der Fall ſein, wo nicht
9**
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/213>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.