Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

tete Clara ganz verwundert über das sonderbare
Betragen der Frau

"Was? Sie kennen die Rosenstiels nicht?
-- Denke Dir, mein Sohn, Fräulein Horn
kennt die Rosenstiels nicht! Haben Sie denn
nie von der Malerei der zweiten Tochter ge-
hört? Ein enormes Talent! sage ich Ihnen, eben
so viel Genie fürs Malen, wie die älteste für
den Gesang. Rein merkwürdig. -- Die Mutter
ist eine geborne Strahl, von den Strahls aus
der ...gasse; hören Sie! abgerechnet,
daß die Frau sich zu jugendlich kleidet, eine
charmante Frau. Wissen Sie noch, liebste
Meier, wie der Doctor Herzheim ihr die Cour
machte? Das kann sie noch nicht vergessen.
Mein Sohn würde sagen: ,Ewig jung bleibt
nur die Phantasie'; aber wissen Sie, der junge
Herzheim wird die älteste Tochter nehmen, sagt
man. Ich glaube es nicht, die kann andere
Partien machen, sage ich Ihnen!"

tete Clara ganz verwundert über das ſonderbare
Betragen der Frau

„Was? Sie kennen die Roſenſtiels nicht?
— Denke Dir, mein Sohn, Fräulein Horn
kennt die Roſenſtiels nicht! Haben Sie denn
nie von der Malerei der zweiten Tochter ge-
hört? Ein enormes Talent! ſage ich Ihnen, eben
ſo viel Genie fürs Malen, wie die älteſte für
den Geſang. Rein merkwürdig. — Die Mutter
iſt eine geborne Strahl, von den Strahls aus
der ...gaſſe; hören Sie! abgerechnet,
daß die Frau ſich zu jugendlich kleidet, eine
charmante Frau. Wiſſen Sie noch, liebſte
Meier, wie der Doctor Herzheim ihr die Cour
machte? Das kann ſie noch nicht vergeſſen.
Mein Sohn würde ſagen: ‚Ewig jung bleibt
nur die Phantaſie‘; aber wiſſen Sie, der junge
Herzheim wird die älteſte Tochter nehmen, ſagt
man. Ich glaube es nicht, die kann andere
Partien machen, ſage ich Ihnen!“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0208" n="196"/>
tete Clara ganz verwundert über das &#x017F;onderbare<lb/>
Betragen der Frau</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was? Sie kennen die Ro&#x017F;en&#x017F;tiels nicht?<lb/>
&#x2014; Denke Dir, mein Sohn, Fräulein Horn<lb/>
kennt die Ro&#x017F;en&#x017F;tiels nicht! Haben Sie denn<lb/>
nie von der Malerei der zweiten Tochter ge-<lb/>
hört? Ein enormes Talent! &#x017F;age ich Ihnen, eben<lb/>
&#x017F;o viel Genie fürs Malen, wie die älte&#x017F;te für<lb/>
den Ge&#x017F;ang. Rein merkwürdig. &#x2014; Die Mutter<lb/>
i&#x017F;t eine geborne Strahl, von den Strahls aus<lb/>
der ...ga&#x017F;&#x017F;e; hören Sie! abgerechnet,<lb/>
daß die Frau &#x017F;ich zu jugendlich kleidet, eine<lb/>
charmante Frau. Wi&#x017F;&#x017F;en Sie noch, lieb&#x017F;te<lb/>
Meier, wie der Doctor Herzheim ihr die Cour<lb/>
machte? Das kann &#x017F;ie noch nicht verge&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Mein Sohn würde &#x017F;agen: &#x201A;Ewig jung bleibt<lb/>
nur die Phanta&#x017F;ie&#x2018;; aber wi&#x017F;&#x017F;en Sie, der junge<lb/>
Herzheim wird die älte&#x017F;te Tochter nehmen, &#x017F;agt<lb/>
man. Ich glaube es nicht, die kann andere<lb/>
Partien machen, &#x017F;age ich Ihnen!&#x201C;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0208] tete Clara ganz verwundert über das ſonderbare Betragen der Frau „Was? Sie kennen die Roſenſtiels nicht? — Denke Dir, mein Sohn, Fräulein Horn kennt die Roſenſtiels nicht! Haben Sie denn nie von der Malerei der zweiten Tochter ge- hört? Ein enormes Talent! ſage ich Ihnen, eben ſo viel Genie fürs Malen, wie die älteſte für den Geſang. Rein merkwürdig. — Die Mutter iſt eine geborne Strahl, von den Strahls aus der ...gaſſe; hören Sie! abgerechnet, daß die Frau ſich zu jugendlich kleidet, eine charmante Frau. Wiſſen Sie noch, liebſte Meier, wie der Doctor Herzheim ihr die Cour machte? Das kann ſie noch nicht vergeſſen. Mein Sohn würde ſagen: ‚Ewig jung bleibt nur die Phantaſie‘; aber wiſſen Sie, der junge Herzheim wird die älteſte Tochter nehmen, ſagt man. Ich glaube es nicht, die kann andere Partien machen, ſage ich Ihnen!“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/208
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/208>, abgerufen am 01.05.2024.