stechender Zug der Juden. Sie mag vortreffliche Geschäftsmänner hervorbringen, der Weiblichkeit aber tritt sie zu nahe. Jenny belebt eine ganze Gesellschaft; sie ist täglich neu; man findet Freude und Unterhaltung bei ihr, nur Ruhe nicht. Sie hat Muth und Geist; sie bewegt sich frei und keck; und doch muß ich, wie zur Er- holung, auf Therese sehen, die still und beschei- den, wie sie ist, einen gar wohlthuenden Ein- druck auf mich macht." "Therese ist kälter; sie hat lange nicht den Geist", wandte Reinhard ein, und was Du von den Jüdinnen sagst, trifft auch nicht immer zu. Ist Jenny's Mut- ter nicht die liebenswürdigste, vortrefflichste Frau? -- Auch Jenny wird so werden, wenn das erste Jugendfeuer vorüber ist. Und diese Lebhaftigkeit, die Du tadelst, wie viel Freude muß sie dem Manne gewähren! Jenny's Geist ..."
"Das ist es, was ich fürchte!" sagte die Pfarrerin. "Jenny's Geist ist unerbittlich klar;
ſtechender Zug der Juden. Sie mag vortreffliche Geſchäftsmänner hervorbringen, der Weiblichkeit aber tritt ſie zu nahe. Jenny belebt eine ganze Geſellſchaft; ſie iſt täglich neu; man findet Freude und Unterhaltung bei ihr, nur Ruhe nicht. Sie hat Muth und Geiſt; ſie bewegt ſich frei und keck; und doch muß ich, wie zur Er- holung, auf Thereſe ſehen, die ſtill und beſchei- den, wie ſie iſt, einen gar wohlthuenden Ein- druck auf mich macht.“ „Thereſe iſt kälter; ſie hat lange nicht den Geiſt“, wandte Reinhard ein, und was Du von den Jüdinnen ſagſt, trifft auch nicht immer zu. Iſt Jenny's Mut- ter nicht die liebenswürdigſte, vortrefflichſte Frau? — Auch Jenny wird ſo werden, wenn das erſte Jugendfeuer vorüber iſt. Und dieſe Lebhaftigkeit, die Du tadelſt, wie viel Freude muß ſie dem Manne gewähren! Jenny's Geiſt ...“
„Das iſt es, was ich fürchte!“ ſagte die Pfarrerin. „Jenny's Geiſt iſt unerbittlich klar;
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ſtechender Zug der Juden. Sie mag vortreffliche
Geſchäftsmänner hervorbringen, der Weiblichkeit
aber tritt ſie zu nahe. Jenny belebt eine ganze
Geſellſchaft; ſie iſt täglich neu; man findet
Freude und Unterhaltung bei ihr, nur Ruhe
nicht. Sie hat Muth und Geiſt; ſie bewegt ſich
frei und keck; und doch muß ich, wie zur Er-
holung, auf Thereſe ſehen, die ſtill und beſchei-
den, wie ſie iſt, einen gar wohlthuenden Ein-
druck auf mich macht.“ „Thereſe iſt kälter; ſie
hat lange nicht den Geiſt“, wandte Reinhard
ein, und was Du von den Jüdinnen ſagſt,
trifft auch nicht immer zu. Iſt Jenny's Mut-
ter nicht die liebenswürdigſte, vortrefflichſte
Frau? — Auch Jenny wird ſo werden, wenn
das erſte Jugendfeuer vorüber iſt. Und dieſe
Lebhaftigkeit, die Du tadelſt, wie viel Freude
muß ſie dem Manne gewähren! Jenny's Geiſt ...“
„Das iſt es, was ich fürchte!“ ſagte die
Pfarrerin. „Jenny's Geiſt iſt unerbittlich klar;
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/194>, abgerufen am 24.11.2024.
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