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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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laubniß seiner Tante dazu. Die Commerzien-
räthin nämlich, die ihren Plan niemals aus
dem Gesichte verlor, fingen William's häufige
Besuche im Meierschen Hause zu beunruhigen
an. Es bangte ihr vor der Möglichkeit, Jenny
könne der Magnet sein, der ihn dorthin ziehe,
und sie wünschte lebhaft, die Verlobung Clara's
mit William, die ihr sehr am Herzen lag, so
schnell als möglich geschlossen zu sehen. Darum
war ihr jede Veranlassung willkommen, die
Clara und Hughes zusammenführte, besonders
diese, bei welcher der junge Mann als der Be-
schützer des Mädchens auftrat; und es war ihr
lieb, wenn sich die Leute gewöhnten, das Paar
als verlobt zu betrachten, weil nur zu häufig
das Urtheil der Welt uns erst zu Entschlüssen
bestimmt, die wir sonst vielleicht gar nicht oder
doch viel später gefaßt hätten.

Eine größere Freude hätte die Commerzien-
räthin weder ihrer Tochter noch Eduard be-

laubniß ſeiner Tante dazu. Die Commerzien-
räthin nämlich, die ihren Plan niemals aus
dem Geſichte verlor, fingen William's häufige
Beſuche im Meierſchen Hauſe zu beunruhigen
an. Es bangte ihr vor der Möglichkeit, Jenny
könne der Magnet ſein, der ihn dorthin ziehe,
und ſie wünſchte lebhaft, die Verlobung Clara's
mit William, die ihr ſehr am Herzen lag, ſo
ſchnell als möglich geſchloſſen zu ſehen. Darum
war ihr jede Veranlaſſung willkommen, die
Clara und Hughes zuſammenführte, beſonders
dieſe, bei welcher der junge Mann als der Be-
ſchützer des Mädchens auftrat; und es war ihr
lieb, wenn ſich die Leute gewöhnten, das Paar
als verlobt zu betrachten, weil nur zu häufig
das Urtheil der Welt uns erſt zu Entſchlüſſen
beſtimmt, die wir ſonſt vielleicht gar nicht oder
doch viel ſpäter gefaßt hätten.

Eine größere Freude hätte die Commerzien-
räthin weder ihrer Tochter noch Eduard be-

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[172/0184] laubniß ſeiner Tante dazu. Die Commerzien- räthin nämlich, die ihren Plan niemals aus dem Geſichte verlor, fingen William's häufige Beſuche im Meierſchen Hauſe zu beunruhigen an. Es bangte ihr vor der Möglichkeit, Jenny könne der Magnet ſein, der ihn dorthin ziehe, und ſie wünſchte lebhaft, die Verlobung Clara's mit William, die ihr ſehr am Herzen lag, ſo ſchnell als möglich geſchloſſen zu ſehen. Darum war ihr jede Veranlaſſung willkommen, die Clara und Hughes zuſammenführte, beſonders dieſe, bei welcher der junge Mann als der Be- ſchützer des Mädchens auftrat; und es war ihr lieb, wenn ſich die Leute gewöhnten, das Paar als verlobt zu betrachten, weil nur zu häufig das Urtheil der Welt uns erſt zu Entſchlüſſen beſtimmt, die wir ſonſt vielleicht gar nicht oder doch viel ſpäter gefaßt hätten. Eine größere Freude hätte die Commerzien- räthin weder ihrer Tochter noch Eduard be-

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/184>, abgerufen am 27.04.2024.