"Und sie ist nicht Ihre Braut?" fragte Reinhard weiter.
"Nein!" war die entschiedene Erwiderung.
"Aber Sie lieben Jenny? Was bedeutet sonst die Scene, die ich gesehen?"
"Darüber brauche ich Ihnen keine Auskunft zu geben, und es ist mehr als Sie fragen dür- fen, wenn Sie Fräulein Meier die Achtung zollen, die sie zu fordern berechtigt ist", sagte Joseph tadelnd.
Reinhard wollte eben eine heftige Entgeg- nung machen, denn die lebhafteste Eifersucht raubte ihm fast die Besinnung; doch bezwang er sich gewaltsam, und sprach mit erkünstelter Ruhe: "Ich muß es darauf ankommen lassen, wie Sie über mich in diesem Augenblick ur- theilen mögen. Vielleicht gelingt es mir bald, Ihnen in günstigerem Lichte zu erscheinen, und mein Betragen vor Ihnen zu rechtfertigen." -- Mit den Worten verließ er Joseph, der ge-
„Und ſie iſt nicht Ihre Braut?“ fragte Reinhard weiter.
„Nein!“ war die entſchiedene Erwiderung.
„Aber Sie lieben Jenny? Was bedeutet ſonſt die Scene, die ich geſehen?“
„Darüber brauche ich Ihnen keine Auskunft zu geben, und es iſt mehr als Sie fragen dür- fen, wenn Sie Fräulein Meier die Achtung zollen, die ſie zu fordern berechtigt iſt“, ſagte Joſeph tadelnd.
Reinhard wollte eben eine heftige Entgeg- nung machen, denn die lebhafteſte Eiferſucht raubte ihm faſt die Beſinnung; doch bezwang er ſich gewaltſam, und ſprach mit erkünſtelter Ruhe: „Ich muß es darauf ankommen laſſen, wie Sie über mich in dieſem Augenblick ur- theilen mögen. Vielleicht gelingt es mir bald, Ihnen in günſtigerem Lichte zu erſcheinen, und mein Betragen vor Ihnen zu rechtfertigen.“ — Mit den Worten verließ er Joſeph, der ge-
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„Und ſie iſt nicht Ihre Braut?“ fragte
Reinhard weiter.
„Nein!“ war die entſchiedene Erwiderung.
„Aber Sie lieben Jenny? Was bedeutet
ſonſt die Scene, die ich geſehen?“
„Darüber brauche ich Ihnen keine Auskunft
zu geben, und es iſt mehr als Sie fragen dür-
fen, wenn Sie Fräulein Meier die Achtung
zollen, die ſie zu fordern berechtigt iſt“, ſagte
Joſeph tadelnd.
Reinhard wollte eben eine heftige Entgeg-
nung machen, denn die lebhafteſte Eiferſucht
raubte ihm faſt die Beſinnung; doch bezwang
er ſich gewaltſam, und ſprach mit erkünſtelter
Ruhe: „Ich muß es darauf ankommen laſſen,
wie Sie über mich in dieſem Augenblick ur-
theilen mögen. Vielleicht gelingt es mir bald,
Ihnen in günſtigerem Lichte zu erſcheinen, und
mein Betragen vor Ihnen zu rechtfertigen.“ —
Mit den Worten verließ er Joſeph, der ge-
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/182>, abgerufen am 14.10.2024.
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