Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.der Ferne über uns, das bald uns mit seinen kalten Armen von einander halten wird?" "Du wirst mir schreiben, mein süßes Kind!" tröstete sie Hellwig. Adele schüttelte schweigend ihr Haupt. "So willst Du's nicht?" fragte Hellwig. "Willst Du mir nicht auch in der Ferne das Glück bereiten, mich in der Reinheit Deines Kinderherzens zu spiegeln? Soll ich nicht mehr die Erquickung genießen, die mir aus Deiner frischen Seele quillt?" Und abermals wies sie es mit verneinender Bewegung zurück. Sie erhob sich von seiner Brust und sank vor ihm nieder. So blickte sie ihm lange fest in's Auge, dann stand sie auf, legte die Arme auf seine Schultern und sagte mit fester Stimme: "Nun ist's gut! nun weiß ich, wie Du aussiehst! Nun gehe!" der Ferne über uns, das bald uns mit seinen kalten Armen von einander halten wird?” “Du wirst mir schreiben, mein süßes Kind!” tröstete sie Hellwig. Adele schüttelte schweigend ihr Haupt. “So willst Du’s nicht?” fragte Hellwig. “Willst Du mir nicht auch in der Ferne das Glück bereiten, mich in der Reinheit Deines Kinderherzens zu spiegeln? Soll ich nicht mehr die Erquickung genießen, die mir aus Deiner frischen Seele quillt?” Und abermals wies sie es mit verneinender Bewegung zurück. Sie erhob sich von seiner Brust und sank vor ihm nieder. So blickte sie ihm lange fest in’s Auge, dann stand sie auf, legte die Arme auf seine Schultern und sagte mit fester Stimme: “Nun ist’s gut! nun weiß ich, wie Du aussiehst! Nun gehe!” <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0060" n="50"/> der Ferne über uns, das bald uns mit seinen kalten Armen von einander halten wird?”</p> <p> “Du wirst mir schreiben, mein süßes Kind!” tröstete sie Hellwig.</p> <p> Adele schüttelte schweigend ihr Haupt.</p> <p> “So willst Du’s nicht?” fragte Hellwig. “Willst Du mir nicht auch in der Ferne das Glück bereiten, mich in der Reinheit Deines Kinderherzens zu spiegeln? Soll ich nicht mehr die Erquickung genießen, die mir aus Deiner frischen Seele quillt?”</p> <p> Und abermals wies sie es mit verneinender Bewegung zurück.</p> <p> Sie erhob sich von seiner Brust und sank vor ihm nieder. So blickte sie ihm lange fest in’s Auge, dann stand sie auf, legte die Arme auf seine Schultern und sagte mit fester Stimme: “Nun ist’s gut! nun weiß ich, wie Du aussiehst! Nun gehe!”</p> </div> </body> </text> </TEI> [50/0060]
der Ferne über uns, das bald uns mit seinen kalten Armen von einander halten wird?”
“Du wirst mir schreiben, mein süßes Kind!” tröstete sie Hellwig.
Adele schüttelte schweigend ihr Haupt.
“So willst Du’s nicht?” fragte Hellwig. “Willst Du mir nicht auch in der Ferne das Glück bereiten, mich in der Reinheit Deines Kinderherzens zu spiegeln? Soll ich nicht mehr die Erquickung genießen, die mir aus Deiner frischen Seele quillt?”
Und abermals wies sie es mit verneinender Bewegung zurück.
Sie erhob sich von seiner Brust und sank vor ihm nieder. So blickte sie ihm lange fest in’s Auge, dann stand sie auf, legte die Arme auf seine Schultern und sagte mit fester Stimme: “Nun ist’s gut! nun weiß ich, wie Du aussiehst! Nun gehe!”
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Zitationshilfe: | Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/60>, abgerufen am 26.07.2024. |