Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.Ihrer sonderbaren Weise gewohnt, überraschte diese Scene Hellwig dennoch. "Adele! was soll das heißen?" rief er betroffen. Adele lächelte. "O!" sprach sie, "glaube nicht, daß irgend eine Falte in Deinem Wesen mir verborgen ist. Du bist besorgt gewesen alle die Tage her, Du hast Dich gefürchtet vor meinem Schmerze, hast Dir Gedanken gemacht über die Plane meiner Mutter, und hast gemeint, ich wolle Dich heirathen, wie die anderen ordinären Weiber, aber sei unbesorgt-- -- Du hast mich nicht umsonst Deinen guten Genius genannt. Ich möchte Dich nicht heirathen! auch wenn Du's wolltest, auch wenn Du es verlangtest! Ich heirathe Dich nicht!" Adelens Selbstverläugnung gab ihr einen erhabenen Ausdruck, sie war voll geistiger Schöne, und Hellwig fand sich davon hingerissen und beherrscht; aber er fühlte sich auch übersehen, und seine Eitelkeit empörte sich dagegen. Er rang Ihrer sonderbaren Weise gewohnt, überraschte diese Scene Hellwig dennoch. “Adele! was soll das heißen?” rief er betroffen. Adele lächelte. “O!” sprach sie, “glaube nicht, daß irgend eine Falte in Deinem Wesen mir verborgen ist. Du bist besorgt gewesen alle die Tage her, Du hast Dich gefürchtet vor meinem Schmerze, hast Dir Gedanken gemacht über die Plane meiner Mutter, und hast gemeint, ich wolle Dich heirathen, wie die anderen ordinären Weiber, aber sei unbesorgt— — Du hast mich nicht umsonst Deinen guten Genius genannt. Ich möchte Dich nicht heirathen! auch wenn Du’s wolltest, auch wenn Du es verlangtest! Ich heirathe Dich nicht!” Adelens Selbstverläugnung gab ihr einen erhabenen Ausdruck, sie war voll geistiger Schöne, und Hellwig fand sich davon hingerissen und beherrscht; aber er fühlte sich auch übersehen, und seine Eitelkeit empörte sich dagegen. Er rang <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0061" n="51"/> <p> Ihrer sonderbaren Weise gewohnt, überraschte diese Scene Hellwig dennoch.</p> <p> “Adele! was soll das heißen?” rief er betroffen.</p> <p> Adele lächelte. “O!” sprach sie, “glaube nicht, daß irgend eine Falte in Deinem Wesen mir verborgen ist. Du bist besorgt gewesen alle die Tage her, Du hast Dich gefürchtet vor meinem Schmerze, hast Dir Gedanken gemacht über die Plane meiner Mutter, und hast gemeint, ich wolle Dich heirathen, wie die anderen ordinären Weiber, aber sei unbesorgt— — Du hast mich nicht umsonst Deinen guten Genius genannt. Ich möchte Dich nicht heirathen! auch wenn Du’s wolltest, auch wenn Du es verlangtest! Ich heirathe Dich nicht!”</p> <p> Adelens Selbstverläugnung gab ihr einen erhabenen Ausdruck, sie war voll geistiger Schöne, und Hellwig fand sich davon hingerissen und beherrscht; aber er fühlte sich auch übersehen, und seine Eitelkeit empörte sich dagegen. Er rang </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0061]
Ihrer sonderbaren Weise gewohnt, überraschte diese Scene Hellwig dennoch.
“Adele! was soll das heißen?” rief er betroffen.
Adele lächelte. “O!” sprach sie, “glaube nicht, daß irgend eine Falte in Deinem Wesen mir verborgen ist. Du bist besorgt gewesen alle die Tage her, Du hast Dich gefürchtet vor meinem Schmerze, hast Dir Gedanken gemacht über die Plane meiner Mutter, und hast gemeint, ich wolle Dich heirathen, wie die anderen ordinären Weiber, aber sei unbesorgt— — Du hast mich nicht umsonst Deinen guten Genius genannt. Ich möchte Dich nicht heirathen! auch wenn Du’s wolltest, auch wenn Du es verlangtest! Ich heirathe Dich nicht!”
Adelens Selbstverläugnung gab ihr einen erhabenen Ausdruck, sie war voll geistiger Schöne, und Hellwig fand sich davon hingerissen und beherrscht; aber er fühlte sich auch übersehen, und seine Eitelkeit empörte sich dagegen. Er rang
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie".
(2013-02-04T11:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
archive.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-04T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-04T11:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |