[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, 1561Erich in Stockholm vorgestellet wurden. Claes Meeks *) ward am 13tenJulii vom König zum Ritter geschlagen, und erhielt für das Land eine ansehnli- che Summe Geldes; der Stadt aber entrichtete der König die 106000 Mark, wel- sie mit einem Eimer von Hause zu Hause um dünn Bier betteln gehen. Sie verstün- den fein unvermerkt zuzugreifen, doch dürften sich diese pohlnischen Märterer vor den Russen nicht sehen lassen, viel weniger könten sie ihnen Widerstand thun. Oldenbockum habe etwas Volk von Deutschen als Hofleute darinnen. Die Er- oberung von Pernau berichten sie nach der Reihe so: "Montags im heiligen Pfingsten "giengen Heinrich Boysmann und Valtin von Gittel mit ihren Fahnen voraus, "und berenneten die Stadt den Freitag darauf. Den 20sten May folgte Christerson "mit dem Geschütze, Reutern und Kriegesvolk nach, fieng an zu schanzen und stund "mit seinen Stücken den Fronleichnamstag schon über dem Bache. Die Pohlen tha- "ten einen unglücklichen Ausfal. Den 30sten May Sonnabends vor Trinitatis lies "Christerson in den stärksten Thurm ein gros Loch schiessen und stürmen, verlor 20 "Man und muste sich retiriren. Den folgenden Tag ward wieder gestürmet, wor- "auf die Pernauischen auf 8 Tage Stilstand begehrten, bis sie an den König von "Pohlen geschrieben hatten. Dis schlugen ihnen die Schweden ab. Sie erhielten "also einen Stilstand von einer Nacht. Den andern Tag kamen etliche aus dem Rath "ins schwedische Lager, mit vermelden, daß die Pohlen sich aus der Stadt ins "Schlos gemacht, und alles Gewehr, Pulver und Bley mitgenommen, auch keine "Hülfe vermutheten. Weil der Herr von Dohna in Litthauen, ihr Hauptman "Bonaventura aber nicht zur Stelle wäre, so wüsten sie keinen andern Ausweg, als "sich Jhro Majestät zu ergeben. Den 4ten Junii schwor die pernauische Bürger- "schaft dem König von Schweden die Treue zu. Die Pohlen auf dem Schlosse wol- "ten auch capituliren, allein der schwedische Feldherr lies ihnen wissen, sein König "habe mit der Kron Pohlen nichts anders als lauter Gutes zu thun; was geschehen "wäre, geschähe wegen des Herrmeisters, und lies sie mit Pick und Pack herausziehen. "Eben kam der alte Hauptman Bonaventura aus Litthauen zurück, und wolte sich "in Pernau hinein practiciren, wurde aber gefangen eingebracht. Die Schweden "besetzten Stadt und Schlos mit 400 Knechten und 100 Pferden. 500 Pohlen, die "auf Fourage ausgegangen, wurden vier und eine halbe Meile von Pernau von etli- "chen Schweden, die auf sie stiessen, befraget, wessen man sich von ihnen zu verse- "hen hätte. Sie gaben stat der Antwort Feuer, wurden aber nach Verlust etlicher "ihrer Reuter in die Flucht gejaget." Zum Verfolg der übrigen Begebenheiten dieses Jahrs gehören Hans Larssons Briefe an den König Erich vom 10ten Junii, daß er mit 4 Schiffen nach den nar- vischen Fahrwasser ausgelaufen, 9 Schiffe mit aller ihrer Ladung weggenommen, 2 dänische aber unter selbigen mit guten Worten so lange aufgehalten, bis man Dän- nemarks Absichten näher merke. Den 25sten Julii empfieng Christerson von seinem Hofe die Nachricht, daß der Friede mit Rußland geschlossen worden, welches den Liefländern keine sonderliche angenehme Zeitung war, insonderheit dem armen und vertriebenen wirischen Adel und andern von Narva und Wesenherg. Den 19ten Angust zog Christerson mit seinem Kriegesvolk nach Wittenstein. Mit dem An- fange des Septembers stiessen 60 schwedische Reuter 2 Meilen von Pernau auf etli- che tausend Pohlen, die Pernau belagern wolten, und erlegten 64 Man, die andern flohen theils den rigischen, theils den karkuschen Weg zurücke. Den 12ten Sept. kam Graf Svante zu Revel an. Den 1sten November wolte Herzog Johan bey seiner Rückreise aus Pohlen mit seiner Gemahlin der pohlnischen Prinzeßin, des re- gierenden Königs Schwester Catharina, Riga paßiren, muste aber sein Quartier aus- ser der Stadt auf St. Jürgens Hof nehmen; auf seine Beschwerden wies ihm der Bürgermeister und Rath der Stadt den königlichen Befehl vor, den Herzog Johan in *) Die uralte Familie der Herren Meeks oder Meex ist in Estland seit vielen Jahren verloschen. Jn
Liefland sind die Herren von Meck noch bekant. Ein Jacob Meck schlos als letzter Domde- chant zu Riga die Tractaten mit Pohlen insbesondere wegen des Erzstifts. Er erhielt hierauf das Schlos und Gebiete Sonzel vom König Sigismund August mit gar besondern Privilegien erblich, und zugleich das Diploma nobilitatis im Lande. Er unterschrieb noch als Dechant des Erz- stifts vor andern, die sonst die ansehnlichsten des Landes waren, die Erbvereinigung der Ritter- schaft mit Litthauen am 10ten December 1566. Er scheinet in Liefland der erste von seinem Stam gewesen zu seyn. Seine Erben besitzen noch das Gut Sonzel. Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, 1561Erich in Stockholm vorgeſtellet wurden. Claes Meeks *) ward am 13tenJulii vom Koͤnig zum Ritter geſchlagen, und erhielt fuͤr das Land eine anſehnli- che Summe Geldes; der Stadt aber entrichtete der Koͤnig die 106000 Mark, wel- ſie mit einem Eimer von Hauſe zu Hauſe um duͤnn Bier betteln gehen. Sie verſtuͤn- den fein unvermerkt zuzugreifen, doch duͤrften ſich dieſe pohlniſchen Maͤrterer vor den Ruſſen nicht ſehen laſſen, viel weniger koͤnten ſie ihnen Widerſtand thun. Oldenbockum habe etwas Volk von Deutſchen als Hofleute darinnen. Die Er- oberung von Pernau berichten ſie nach der Reihe ſo: „Montags im heiligen Pfingſten „giengen Heinrich Boysmann und Valtin von Gittel mit ihren Fahnen voraus, „und berenneten die Stadt den Freitag darauf. Den 20ſten May folgte Chriſterſon „mit dem Geſchuͤtze, Reutern und Kriegesvolk nach, fieng an zu ſchanzen und ſtund „mit ſeinen Stuͤcken den Fronleichnamstag ſchon uͤber dem Bache. Die Pohlen tha- „ten einen ungluͤcklichen Ausfal. Den 30ſten May Sonnabends vor Trinitatis lies „Chriſterſon in den ſtaͤrkſten Thurm ein gros Loch ſchieſſen und ſtuͤrmen, verlor 20 „Man und muſte ſich retiriren. Den folgenden Tag ward wieder geſtuͤrmet, wor- „auf die Pernauiſchen auf 8 Tage Stilſtand begehrten, bis ſie an den Koͤnig von „Pohlen geſchrieben hatten. Dis ſchlugen ihnen die Schweden ab. Sie erhielten „alſo einen Stilſtand von einer Nacht. Den andern Tag kamen etliche aus dem Rath „ins ſchwediſche Lager, mit vermelden, daß die Pohlen ſich aus der Stadt ins „Schlos gemacht, und alles Gewehr, Pulver und Bley mitgenommen, auch keine „Huͤlfe vermutheten. Weil der Herr von Dohna in Litthauen, ihr Hauptman „Bonaventura aber nicht zur Stelle waͤre, ſo wuͤſten ſie keinen andern Ausweg, als „ſich Jhro Majeſtaͤt zu ergeben. Den 4ten Junii ſchwor die pernauiſche Buͤrger- „ſchaft dem Koͤnig von Schweden die Treue zu. Die Pohlen auf dem Schloſſe wol- „ten auch capituliren, allein der ſchwediſche Feldherr lies ihnen wiſſen, ſein Koͤnig „habe mit der Kron Pohlen nichts anders als lauter Gutes zu thun; was geſchehen „waͤre, geſchaͤhe wegen des Herrmeiſters, und lies ſie mit Pick und Pack herausziehen. „Eben kam der alte Hauptman Bonaventura aus Litthauen zuruͤck, und wolte ſich „in Pernau hinein practiciren, wurde aber gefangen eingebracht. Die Schweden „beſetzten Stadt und Schlos mit 400 Knechten und 100 Pferden. 500 Pohlen, die „auf Fourage ausgegangen, wurden vier und eine halbe Meile von Pernau von etli- „chen Schweden, die auf ſie ſtieſſen, befraget, weſſen man ſich von ihnen zu verſe- „hen haͤtte. Sie gaben ſtat der Antwort Feuer, wurden aber nach Verluſt etlicher „ihrer Reuter in die Flucht gejaget.‟ Zum Verfolg der uͤbrigen Begebenheiten dieſes Jahrs gehoͤren Hans Larſſons Briefe an den Koͤnig Erich vom 10ten Junii, daß er mit 4 Schiffen nach den nar- viſchen Fahrwaſſer ausgelaufen, 9 Schiffe mit aller ihrer Ladung weggenommen, 2 daͤniſche aber unter ſelbigen mit guten Worten ſo lange aufgehalten, bis man Daͤn- nemarks Abſichten naͤher merke. Den 25ſten Julii empfieng Chriſterſon von ſeinem Hofe die Nachricht, daß der Friede mit Rußland geſchloſſen worden, welches den Lieflaͤndern keine ſonderliche angenehme Zeitung war, inſonderheit dem armen und vertriebenen wiriſchen Adel und andern von Narva und Weſenherg. Den 19ten Anguſt zog Chriſterſon mit ſeinem Kriegesvolk nach Wittenſtein. Mit dem An- fange des Septembers ſtieſſen 60 ſchwediſche Reuter 2 Meilen von Pernau auf etli- che tauſend Pohlen, die Pernau belagern wolten, und erlegten 64 Man, die andern flohen theils den rigiſchen, theils den karkuſchen Weg zuruͤcke. Den 12ten Sept. kam Graf Svante zu Revel an. Den 1ſten November wolte Herzog Johan bey ſeiner Ruͤckreiſe aus Pohlen mit ſeiner Gemahlin der pohlniſchen Prinzeßin, des re- gierenden Koͤnigs Schweſter Catharina, Riga paßiren, muſte aber ſein Quartier auſ- ſer der Stadt auf St. Juͤrgens Hof nehmen; auf ſeine Beſchwerden wies ihm der Buͤrgermeiſter und Rath der Stadt den koͤniglichen Befehl vor, den Herzog Johan in *) Die uralte Familie der Herren Meeks oder Meex iſt in Eſtland ſeit vielen Jahren verloſchen. Jn
Liefland ſind die Herren von Meck noch bekant. Ein Jacob Meck ſchlos als letzter Domde- chant zu Riga die Tractaten mit Pohlen insbeſondere wegen des Erzſtifts. Er erhielt hierauf das Schlos und Gebiete Sonzel vom Koͤnig Sigismund Auguſt mit gar beſondern Privilegien erblich, und zugleich das Diploma nobilitatis im Lande. Er unterſchrieb noch als Dechant des Erz- ſtifts vor andern, die ſonſt die anſehnlichſten des Landes waren, die Erbvereinigung der Ritter- ſchaft mit Litthauen am 10ten December 1566. Er ſcheinet in Liefland der erſte von ſeinem Stam geweſen zu ſeyn. Seine Erben beſitzen noch das Gut Sonzel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0284" n="266"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,</hi></fw><lb/><note place="left">1561</note><hi rendition="#fr">Erich</hi> in <hi rendition="#fr">Stockholm</hi> vorgeſtellet wurden. <hi rendition="#fr">Claes Meeks</hi> <note place="foot" n="*)">Die uralte Familie der Herren <hi rendition="#fr">Meeks</hi> oder <hi rendition="#fr">Meex</hi> iſt in <hi rendition="#fr">Eſtland</hi> ſeit vielen Jahren verloſchen. Jn<lb/><hi rendition="#fr">Liefland</hi> ſind die Herren von <hi rendition="#fr">Meck</hi> noch bekant. Ein <hi rendition="#fr">Jacob Meck</hi> ſchlos als letzter Domde-<lb/> chant zu <hi rendition="#fr">Riga</hi> die Tractaten mit <hi rendition="#fr">Pohlen</hi> insbeſondere wegen des Erzſtifts. Er erhielt hierauf<lb/> das Schlos und Gebiete <hi rendition="#fr">Sonzel</hi> vom Koͤnig <hi rendition="#fr">Sigismund Auguſt</hi> mit gar beſondern Privilegien<lb/> erblich, und zugleich das <hi rendition="#aq">Diploma nobilitatis</hi> im Lande. Er unterſchrieb noch als Dechant des Erz-<lb/> ſtifts vor andern, die ſonſt die anſehnlichſten des Landes waren, die Erbvereinigung der Ritter-<lb/> ſchaft mit <hi rendition="#fr">Litthauen</hi> am 10ten December 1566. Er ſcheinet in <hi rendition="#fr">Liefland</hi> der erſte von ſeinem<lb/> Stam geweſen zu ſeyn. Seine Erben beſitzen noch das Gut <hi rendition="#fr">Sonzel.</hi></note> ward am 13ten<lb/> Julii vom Koͤnig zum Ritter geſchlagen, und erhielt fuͤr das Land eine anſehnli-<lb/> che Summe Geldes; der Stadt aber entrichtete der Koͤnig die 106000 Mark,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wel-</fw><lb/><note next="#i52" xml:id="i51" prev="#i50" place="foot" n="l)">ſie mit einem Eimer von Hauſe zu Hauſe um duͤnn Bier betteln gehen. Sie verſtuͤn-<lb/> den fein unvermerkt zuzugreifen, doch duͤrften ſich dieſe <hi rendition="#fr">pohlniſchen</hi> Maͤrterer<lb/> vor den <hi rendition="#fr">Ruſſen</hi> nicht ſehen laſſen, viel weniger koͤnten ſie ihnen Widerſtand thun.<lb/><hi rendition="#fr">Oldenbockum</hi> habe etwas Volk von <hi rendition="#fr">Deutſchen</hi> als Hofleute darinnen. Die Er-<lb/> oberung von <hi rendition="#fr">Pernau</hi> berichten ſie nach der Reihe ſo: „Montags im heiligen Pfingſten<lb/> „giengen <hi rendition="#fr">Heinrich Boysmann</hi> und <hi rendition="#fr">Valtin</hi> von <hi rendition="#fr">Gittel</hi> mit ihren Fahnen voraus,<lb/> „und berenneten die Stadt den Freitag darauf. Den 20ſten May folgte <hi rendition="#fr">Chriſterſon</hi><lb/> „mit dem Geſchuͤtze, Reutern und Kriegesvolk nach, fieng an zu ſchanzen und ſtund<lb/> „mit ſeinen Stuͤcken den Fronleichnamstag ſchon uͤber dem Bache. Die <hi rendition="#fr">Pohlen</hi> tha-<lb/> „ten einen ungluͤcklichen Ausfal. Den 30ſten May Sonnabends vor <hi rendition="#fr">Trinitatis</hi> lies<lb/> „<hi rendition="#fr">Chriſterſon</hi> in den ſtaͤrkſten Thurm ein gros Loch ſchieſſen und ſtuͤrmen, verlor 20<lb/> „Man und muſte ſich retiriren. Den folgenden Tag ward wieder geſtuͤrmet, wor-<lb/> „auf die <hi rendition="#fr">Pernauiſchen</hi> auf 8 Tage Stilſtand begehrten, bis ſie an den Koͤnig von<lb/> „<hi rendition="#fr">Pohlen</hi> geſchrieben hatten. Dis ſchlugen ihnen die <hi rendition="#fr">Schweden</hi> ab. Sie erhielten<lb/> „alſo einen Stilſtand von einer Nacht. Den andern Tag kamen etliche aus dem Rath<lb/> „ins <hi rendition="#fr">ſchwediſche</hi> Lager, mit vermelden, daß die <hi rendition="#fr">Pohlen</hi> ſich aus der Stadt ins<lb/> „Schlos gemacht, und alles Gewehr, Pulver und Bley mitgenommen, auch keine<lb/> „Huͤlfe vermutheten. Weil der Herr von <hi rendition="#fr">Dohna</hi> in <hi rendition="#fr">Litthauen,</hi> ihr Hauptman<lb/> „<hi rendition="#fr">Bonaventura</hi> aber nicht zur Stelle waͤre, ſo wuͤſten ſie keinen andern Ausweg, als<lb/> „ſich Jhro Majeſtaͤt zu ergeben. Den 4ten Junii ſchwor die <hi rendition="#fr">pernauiſche</hi> Buͤrger-<lb/> „ſchaft dem Koͤnig von <hi rendition="#fr">Schweden</hi> die Treue zu. Die <hi rendition="#fr">Pohlen</hi> auf dem Schloſſe wol-<lb/> „ten auch capituliren, allein der <hi rendition="#fr">ſchwediſche</hi> Feldherr lies ihnen wiſſen, ſein Koͤnig<lb/> „habe mit der Kron <hi rendition="#fr">Pohlen</hi> nichts anders als lauter Gutes zu thun; was geſchehen<lb/> „waͤre, geſchaͤhe wegen des Herrmeiſters, und lies ſie mit Pick und Pack herausziehen.<lb/> „Eben kam der alte Hauptman <hi rendition="#fr">Bonaventura</hi> aus <hi rendition="#fr">Litthauen</hi> zuruͤck, und wolte ſich<lb/> „in <hi rendition="#fr">Pernau</hi> hinein practiciren, wurde aber gefangen eingebracht. Die <hi rendition="#fr">Schweden</hi><lb/> „beſetzten Stadt und Schlos mit 400 Knechten und 100 Pferden. 500 <hi rendition="#fr">Pohlen,</hi> die<lb/> „auf Fourage ausgegangen, wurden vier und eine halbe Meile von <hi rendition="#fr">Pernau</hi> von etli-<lb/> „chen <hi rendition="#fr">Schweden,</hi> die auf ſie ſtieſſen, befraget, weſſen man ſich von ihnen zu verſe-<lb/> „hen haͤtte. Sie gaben ſtat der Antwort Feuer, wurden aber nach Verluſt etlicher<lb/> „ihrer Reuter in die Flucht gejaget.‟<lb/> Zum Verfolg der uͤbrigen Begebenheiten dieſes Jahrs gehoͤren <hi rendition="#fr">Hans Larſſons</hi><lb/> Briefe an den Koͤnig <hi rendition="#fr">Erich</hi> vom 10ten Junii, daß er mit 4 Schiffen nach den <hi rendition="#fr">nar-<lb/> viſchen</hi> Fahrwaſſer ausgelaufen, 9 Schiffe mit aller ihrer Ladung weggenommen,<lb/> 2 <hi rendition="#fr">daͤniſche</hi> aber unter ſelbigen mit guten Worten ſo lange aufgehalten, bis man <hi rendition="#fr">Daͤn-<lb/> nemarks</hi> Abſichten naͤher merke. Den 25ſten Julii empfieng <hi rendition="#fr">Chriſterſon</hi> von ſeinem<lb/> Hofe die Nachricht, daß der Friede mit <hi rendition="#fr">Rußland</hi> geſchloſſen worden, welches den<lb/><hi rendition="#fr">Lieflaͤndern</hi> keine ſonderliche angenehme Zeitung war, inſonderheit dem armen und<lb/> vertriebenen <hi rendition="#fr">wiriſchen</hi> Adel und andern von <hi rendition="#fr">Narva</hi> und <hi rendition="#fr">Weſenherg.</hi> Den 19ten<lb/> Anguſt zog <hi rendition="#fr">Chriſterſon</hi> mit ſeinem Kriegesvolk nach <hi rendition="#fr">Wittenſtein.</hi> Mit dem An-<lb/> fange des Septembers ſtieſſen 60 <hi rendition="#fr">ſchwediſche</hi> Reuter 2 Meilen von <hi rendition="#fr">Pernau</hi> auf etli-<lb/> che tauſend <hi rendition="#fr">Pohlen,</hi> die <hi rendition="#fr">Pernau</hi> belagern wolten, und erlegten 64 Man, die andern<lb/> flohen theils den <hi rendition="#fr">rigiſchen,</hi> theils den <hi rendition="#fr">karkuſchen</hi> Weg zuruͤcke. Den 12ten Sept.<lb/> kam Graf <hi rendition="#fr">Svante</hi> zu <hi rendition="#fr">Revel</hi> an. Den 1ſten November wolte Herzog <hi rendition="#fr">Johan</hi> bey<lb/> ſeiner Ruͤckreiſe aus <hi rendition="#fr">Pohlen</hi> mit ſeiner Gemahlin der <hi rendition="#fr">pohlniſchen</hi> Prinzeßin, des re-<lb/> gierenden Koͤnigs Schweſter <hi rendition="#fr">Catharina, Riga</hi> paßiren, muſte aber ſein Quartier auſ-<lb/> ſer der Stadt auf St. <hi rendition="#fr">Juͤrgens</hi> Hof nehmen; auf ſeine Beſchwerden wies ihm der<lb/> Buͤrgermeiſter und Rath der Stadt den koͤniglichen Befehl vor, den Herzog <hi rendition="#fr">Johan</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">in</fw></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [266/0284]
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
Erich in Stockholm vorgeſtellet wurden. Claes Meeks *) ward am 13ten
Julii vom Koͤnig zum Ritter geſchlagen, und erhielt fuͤr das Land eine anſehnli-
che Summe Geldes; der Stadt aber entrichtete der Koͤnig die 106000 Mark,
wel-
l)
1561
*) Die uralte Familie der Herren Meeks oder Meex iſt in Eſtland ſeit vielen Jahren verloſchen. Jn
Liefland ſind die Herren von Meck noch bekant. Ein Jacob Meck ſchlos als letzter Domde-
chant zu Riga die Tractaten mit Pohlen insbeſondere wegen des Erzſtifts. Er erhielt hierauf
das Schlos und Gebiete Sonzel vom Koͤnig Sigismund Auguſt mit gar beſondern Privilegien
erblich, und zugleich das Diploma nobilitatis im Lande. Er unterſchrieb noch als Dechant des Erz-
ſtifts vor andern, die ſonſt die anſehnlichſten des Landes waren, die Erbvereinigung der Ritter-
ſchaft mit Litthauen am 10ten December 1566. Er ſcheinet in Liefland der erſte von ſeinem
Stam geweſen zu ſeyn. Seine Erben beſitzen noch das Gut Sonzel.
l) ſie mit einem Eimer von Hauſe zu Hauſe um duͤnn Bier betteln gehen. Sie verſtuͤn-
den fein unvermerkt zuzugreifen, doch duͤrften ſich dieſe pohlniſchen Maͤrterer
vor den Ruſſen nicht ſehen laſſen, viel weniger koͤnten ſie ihnen Widerſtand thun.
Oldenbockum habe etwas Volk von Deutſchen als Hofleute darinnen. Die Er-
oberung von Pernau berichten ſie nach der Reihe ſo: „Montags im heiligen Pfingſten
„giengen Heinrich Boysmann und Valtin von Gittel mit ihren Fahnen voraus,
„und berenneten die Stadt den Freitag darauf. Den 20ſten May folgte Chriſterſon
„mit dem Geſchuͤtze, Reutern und Kriegesvolk nach, fieng an zu ſchanzen und ſtund
„mit ſeinen Stuͤcken den Fronleichnamstag ſchon uͤber dem Bache. Die Pohlen tha-
„ten einen ungluͤcklichen Ausfal. Den 30ſten May Sonnabends vor Trinitatis lies
„Chriſterſon in den ſtaͤrkſten Thurm ein gros Loch ſchieſſen und ſtuͤrmen, verlor 20
„Man und muſte ſich retiriren. Den folgenden Tag ward wieder geſtuͤrmet, wor-
„auf die Pernauiſchen auf 8 Tage Stilſtand begehrten, bis ſie an den Koͤnig von
„Pohlen geſchrieben hatten. Dis ſchlugen ihnen die Schweden ab. Sie erhielten
„alſo einen Stilſtand von einer Nacht. Den andern Tag kamen etliche aus dem Rath
„ins ſchwediſche Lager, mit vermelden, daß die Pohlen ſich aus der Stadt ins
„Schlos gemacht, und alles Gewehr, Pulver und Bley mitgenommen, auch keine
„Huͤlfe vermutheten. Weil der Herr von Dohna in Litthauen, ihr Hauptman
„Bonaventura aber nicht zur Stelle waͤre, ſo wuͤſten ſie keinen andern Ausweg, als
„ſich Jhro Majeſtaͤt zu ergeben. Den 4ten Junii ſchwor die pernauiſche Buͤrger-
„ſchaft dem Koͤnig von Schweden die Treue zu. Die Pohlen auf dem Schloſſe wol-
„ten auch capituliren, allein der ſchwediſche Feldherr lies ihnen wiſſen, ſein Koͤnig
„habe mit der Kron Pohlen nichts anders als lauter Gutes zu thun; was geſchehen
„waͤre, geſchaͤhe wegen des Herrmeiſters, und lies ſie mit Pick und Pack herausziehen.
„Eben kam der alte Hauptman Bonaventura aus Litthauen zuruͤck, und wolte ſich
„in Pernau hinein practiciren, wurde aber gefangen eingebracht. Die Schweden
„beſetzten Stadt und Schlos mit 400 Knechten und 100 Pferden. 500 Pohlen, die
„auf Fourage ausgegangen, wurden vier und eine halbe Meile von Pernau von etli-
„chen Schweden, die auf ſie ſtieſſen, befraget, weſſen man ſich von ihnen zu verſe-
„hen haͤtte. Sie gaben ſtat der Antwort Feuer, wurden aber nach Verluſt etlicher
„ihrer Reuter in die Flucht gejaget.‟
Zum Verfolg der uͤbrigen Begebenheiten dieſes Jahrs gehoͤren Hans Larſſons
Briefe an den Koͤnig Erich vom 10ten Junii, daß er mit 4 Schiffen nach den nar-
viſchen Fahrwaſſer ausgelaufen, 9 Schiffe mit aller ihrer Ladung weggenommen,
2 daͤniſche aber unter ſelbigen mit guten Worten ſo lange aufgehalten, bis man Daͤn-
nemarks Abſichten naͤher merke. Den 25ſten Julii empfieng Chriſterſon von ſeinem
Hofe die Nachricht, daß der Friede mit Rußland geſchloſſen worden, welches den
Lieflaͤndern keine ſonderliche angenehme Zeitung war, inſonderheit dem armen und
vertriebenen wiriſchen Adel und andern von Narva und Weſenherg. Den 19ten
Anguſt zog Chriſterſon mit ſeinem Kriegesvolk nach Wittenſtein. Mit dem An-
fange des Septembers ſtieſſen 60 ſchwediſche Reuter 2 Meilen von Pernau auf etli-
che tauſend Pohlen, die Pernau belagern wolten, und erlegten 64 Man, die andern
flohen theils den rigiſchen, theils den karkuſchen Weg zuruͤcke. Den 12ten Sept.
kam Graf Svante zu Revel an. Den 1ſten November wolte Herzog Johan bey
ſeiner Ruͤckreiſe aus Pohlen mit ſeiner Gemahlin der pohlniſchen Prinzeßin, des re-
gierenden Koͤnigs Schweſter Catharina, Riga paßiren, muſte aber ſein Quartier auſ-
ſer der Stadt auf St. Juͤrgens Hof nehmen; auf ſeine Beſchwerden wies ihm der
Buͤrgermeiſter und Rath der Stadt den koͤniglichen Befehl vor, den Herzog Johan
in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |