[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, 1561Unterdessen sandte die estländische Ritterschaft ihren Gesandten Claes ren "Hofnungen aufgehalten seyn wollen. Den 6ten April sind die deutschen Soldaten
"mit den Pohlen uneins geworden, in welchem Auflauf 7 Pohlen und 3 deutsche "Knechte umgekommen. Die Bürger liefen mit hinzu, und schrieen daß man alle "Pohlaken todt schlagen solle. Es durfte sich kein Pohle auf der Strasse sehen "lassen, der pohlnische Hauptman aber lies sich verlauten, daß sie gerne wegzögen, "wenn sie nur auf den Strassen sicher wären, und nicht für einem zweiten Ostergastge- "bot bange seyn müsten." Ein anders Schreiben vom 18ten April eröfnet, wie "Casper von Oldenbockum mit einigen Reutern und Bauren das Kloster Padis be- "stürmet; doch die aus Revel zur Besatzung eingelegten deutschen Knechte, denen "es der Herr Meister verpfändet, wiesen diese Stürmenden mit blauen Augen und blutigen "Köpfen zurück, ohne die auf den Lauf giengen. Auf Ansuchen der schwedischen "Commissarien brachte es der Rath so weit, daß Casper von Oldenbockum die Be- "lagerung aufgab. Die domschen Schlossoldaten boten auch dem revelschen Rath "ihren Pfandbrief auf das Schlos zu lösen an, welches der Rath um keine übeln Ur- "theile bey Kettlern zu veranlassen, abschlug, zu ihrer Nothdurft aber aus der Stadt "allerhand abfolgen lies. Sie trugen es auch den schwedischen Commissarien an, "die aber mit ihnen in keine Tractaten treten wolten, ob gleich diese Herren täglich von "ihnen überlaufen wurden. Wie aber Andreas Biörsson mit der Zeitung zurück "kam, daß 400 Pohlen im Anzuge wären, so nahmen die Commissarien 400 oder "600 Gulden auf, und gaben sie dem Rathe, welcher in seinem Namen den ausge- "hungerten armen Soldaten einen Vorschus thun muste." Um den Jnhalt der übrigen Briefe kurz zu melden, so wollen wir denselben nach Art eines Tagebuchs hersetzen. Den 4ten May vereinigte sich die Stadt mit der Rit- terschaft, von keiner andern Obrigkeit etwas zu wissen, als von GOtt und dem König von Schweden. Ein alter und ansehnlicher Adelsman in der Wyck Reinhard von Rosen, des Herzogs Magnus Vasalle, war gut schwedisch, und versäumte nichts, seinen Verwandten in Harrien, Jerwen und anderwerts gleiche Gesinnun- gen beizubringen, in Magnus Gegenwart sprach er für die Dänen. Den 17ten May vertrieb Engelbrecht von der Lippe und Casper von Oldenbockum die domschen Knechte aus ihrem Pfande dem Kloster Padis heraus, die sich gleich zu den Schweden schlugen. Den 30sten May kamen Heinrich Flemming und Jöran Monson mit Briefen an. Hans Kyle und Andreas Peerson langten zu gleicher Zeit mit ihrer Geselschaft, Schiffen, Geschütze und Gelde an. Den 21sten May ward das Schlos belagert. Den 27sten May giengen die Tractaten mit den Commissarien an. Selbige zögerten bis zur Zurückkunft Johan Winters, welcher wegen Kett- lers Unpäslichkeit langsam zur Audienz kam, und in selbiger den Eid förmlich aufsag- te. Der Hauptman Johan Plate bezahlte den domschen Knechten die Löhnung, und half mit Rath und That, daß sie ihre Pfandhäuser quit wurden. Jn seine Stel- le kam Jürgen Leuthener, ein junger Man von 23 oder 24 Jahren, beim vorigen König Gustav Canzelist und nachmaliger liefländischer Hauptman zur Zeit des rus- sischen Krieges. Hinrich Boysmann ward auch Ritmeister über 100 Knechte. Den 23sten Junii accordirten die Commissarien mit dem Stathalter Oldenbockum, dem Vogte vom neuen Schlosse Diedrich von der Steinkuhle, und dem Feldmar- schal der Herrn Meisters Diedrich von Galen, daß die herrmeisterlichen und pohl- nischen Völker gegen 7000 Gulden das Schlos räumen solten, welches auch den 24sten Junii geschahe. Am Johannistage nach der Predigt um 10 Uhr waren alle Soldaten versamlet, und besetzten den Weg zwischen der Nothpforte und Schwesterpforte auf beiden Seiten mit fliegenden Fahnen, daß die vom Schlosse zwischen ihnen durch nach der Stadt marschiren musten. Hans Krafts Compagnie zog zur Nothpforte ein, und besetzte alle Thürme und Thore, steckte die Fahne aus, worauf alle Canonen auf dem Schlosse, auf dem Thurme, auf den Schiffen und von den Wällen der Stadt gelöset wurden. Dis setzte ganz Liefland in Bestürzung, und den Herzog Magnus nicht weniger. Die herrmeisterlichen Räthe entschuldigten ihren Herrn bestens, daß er sich wol auf gu- te Wege hätte lenken lassen, wenn es der König von Pohlen nicht so ernstlich verhin- dert hätte. Sie schrieben dieses aus Pernaw nach Revel, allein die Stadt hatte sich die Absicht dieser glatten Worte durch die schwedischen Commissarien sehr ver- nehmlich erklären lassen. Der Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, 1561Unterdeſſen ſandte die eſtlaͤndiſche Ritterſchaft ihren Geſandten Claes ren „Hofnungen aufgehalten ſeyn wollen. Den 6ten April ſind die deutſchen Soldaten
„mit den Pohlen uneins geworden, in welchem Auflauf 7 Pohlen und 3 deutſche „Knechte umgekommen. Die Buͤrger liefen mit hinzu, und ſchrieen daß man alle „Pohlaken todt ſchlagen ſolle. Es durfte ſich kein Pohle auf der Straſſe ſehen „laſſen, der pohlniſche Hauptman aber lies ſich verlauten, daß ſie gerne wegzoͤgen, „wenn ſie nur auf den Straſſen ſicher waͤren, und nicht fuͤr einem zweiten Oſtergaſtge- „bot bange ſeyn muͤſten.‟ Ein anders Schreiben vom 18ten April eroͤfnet, wie „Caſper von Oldenbockum mit einigen Reutern und Bauren das Kloſter Padis be- „ſtuͤrmet; doch die aus Revel zur Beſatzung eingelegten deutſchen Knechte, denen „es der Herr Meiſter verpfaͤndet, wieſen dieſe Stuͤrmenden mit blauen Augen und blutigen „Koͤpfen zuruͤck, ohne die auf den Lauf giengen. Auf Anſuchen der ſchwediſchen „Commiſſarien brachte es der Rath ſo weit, daß Caſper von Oldenbockum die Be- „lagerung aufgab. Die domſchen Schlosſoldaten boten auch dem revelſchen Rath „ihren Pfandbrief auf das Schlos zu loͤſen an, welches der Rath um keine uͤbeln Ur- „theile bey Kettlern zu veranlaſſen, abſchlug, zu ihrer Nothdurft aber aus der Stadt „allerhand abfolgen lies. Sie trugen es auch den ſchwediſchen Commiſſarien an, „die aber mit ihnen in keine Tractaten treten wolten, ob gleich dieſe Herren taͤglich von „ihnen uͤberlaufen wurden. Wie aber Andreas Bioͤrſſon mit der Zeitung zuruͤck „kam, daß 400 Pohlen im Anzuge waͤren, ſo nahmen die Commiſſarien 400 oder „600 Gulden auf, und gaben ſie dem Rathe, welcher in ſeinem Namen den ausge- „hungerten armen Soldaten einen Vorſchus thun muſte.‟ Um den Jnhalt der uͤbrigen Briefe kurz zu melden, ſo wollen wir denſelben nach Art eines Tagebuchs herſetzen. Den 4ten May vereinigte ſich die Stadt mit der Rit- terſchaft, von keiner andern Obrigkeit etwas zu wiſſen, als von GOtt und dem Koͤnig von Schweden. Ein alter und anſehnlicher Adelsman in der Wyck Reinhard von Roſen, des Herzogs Magnus Vaſalle, war gut ſchwediſch, und verſaͤumte nichts, ſeinen Verwandten in Harrien, Jerwen und anderwerts gleiche Geſinnun- gen beizubringen, in Magnus Gegenwart ſprach er fuͤr die Daͤnen. Den 17ten May vertrieb Engelbrecht von der Lippe und Caſper von Oldenbockum die domſchen Knechte aus ihrem Pfande dem Kloſter Padis heraus, die ſich gleich zu den Schweden ſchlugen. Den 30ſten May kamen Heinrich Flemming und Joͤran Monſon mit Briefen an. Hans Kyle und Andreas Peerſon langten zu gleicher Zeit mit ihrer Geſelſchaft, Schiffen, Geſchuͤtze und Gelde an. Den 21ſten May ward das Schlos belagert. Den 27ſten May giengen die Tractaten mit den Commiſſarien an. Selbige zoͤgerten bis zur Zuruͤckkunft Johan Winters, welcher wegen Kett- lers Unpaͤslichkeit langſam zur Audienz kam, und in ſelbiger den Eid foͤrmlich aufſag- te. Der Hauptman Johan Plate bezahlte den domſchen Knechten die Loͤhnung, und half mit Rath und That, daß ſie ihre Pfandhaͤuſer quit wurden. Jn ſeine Stel- le kam Juͤrgen Leuthener, ein junger Man von 23 oder 24 Jahren, beim vorigen Koͤnig Guſtav Canzeliſt und nachmaliger lieflaͤndiſcher Hauptman zur Zeit des ruſ- ſiſchen Krieges. Hinrich Boysmann ward auch Ritmeiſter uͤber 100 Knechte. Den 23ſten Junii accordirten die Commiſſarien mit dem Stathalter Oldenbockum, dem Vogte vom neuen Schloſſe Diedrich von der Steinkuhle, und dem Feldmar- ſchal der Herrn Meiſters Diedrich von Galen, daß die herrmeiſterlichen und pohl- niſchen Voͤlker gegen 7000 Gulden das Schlos raͤumen ſolten, welches auch den 24ſten Junii geſchahe. Am Johannistage nach der Predigt um 10 Uhr waren alle Soldaten verſamlet, und beſetzten den Weg zwiſchen der Nothpforte und Schweſterpforte auf beiden Seiten mit fliegenden Fahnen, daß die vom Schloſſe zwiſchen ihnen durch nach der Stadt marſchiren muſten. Hans Krafts Compagnie zog zur Nothpforte ein, und beſetzte alle Thuͤrme und Thore, ſteckte die Fahne aus, worauf alle Canonen auf dem Schloſſe, auf dem Thurme, auf den Schiffen und von den Waͤllen der Stadt geloͤſet wurden. Dis ſetzte ganz Liefland in Beſtuͤrzung, und den Herzog Magnus nicht weniger. Die herrmeiſterlichen Raͤthe entſchuldigten ihren Herrn beſtens, daß er ſich wol auf gu- te Wege haͤtte lenken laſſen, wenn es der Koͤnig von Pohlen nicht ſo ernſtlich verhin- dert haͤtte. Sie ſchrieben dieſes aus Pernaw nach Revel, allein die Stadt hatte ſich die Abſicht dieſer glatten Worte durch die ſchwediſchen Commiſſarien ſehr ver- nehmlich erklaͤren laſſen. 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ren
l)
l) „Hofnungen aufgehalten ſeyn wollen. Den 6ten April ſind die deutſchen Soldaten
„mit den Pohlen uneins geworden, in welchem Auflauf 7 Pohlen und 3 deutſche
„Knechte umgekommen. Die Buͤrger liefen mit hinzu, und ſchrieen daß man alle
„Pohlaken todt ſchlagen ſolle. Es durfte ſich kein Pohle auf der Straſſe ſehen
„laſſen, der pohlniſche Hauptman aber lies ſich verlauten, daß ſie gerne wegzoͤgen,
„wenn ſie nur auf den Straſſen ſicher waͤren, und nicht fuͤr einem zweiten Oſtergaſtge-
„bot bange ſeyn muͤſten.‟ Ein anders Schreiben vom 18ten April eroͤfnet, wie
„Caſper von Oldenbockum mit einigen Reutern und Bauren das Kloſter Padis be-
„ſtuͤrmet; doch die aus Revel zur Beſatzung eingelegten deutſchen Knechte, denen
„es der Herr Meiſter verpfaͤndet, wieſen dieſe Stuͤrmenden mit blauen Augen und blutigen
„Koͤpfen zuruͤck, ohne die auf den Lauf giengen. Auf Anſuchen der ſchwediſchen
„Commiſſarien brachte es der Rath ſo weit, daß Caſper von Oldenbockum die Be-
„lagerung aufgab. Die domſchen Schlosſoldaten boten auch dem revelſchen Rath
„ihren Pfandbrief auf das Schlos zu loͤſen an, welches der Rath um keine uͤbeln Ur-
„theile bey Kettlern zu veranlaſſen, abſchlug, zu ihrer Nothdurft aber aus der Stadt
„allerhand abfolgen lies. Sie trugen es auch den ſchwediſchen Commiſſarien an,
„die aber mit ihnen in keine Tractaten treten wolten, ob gleich dieſe Herren taͤglich von
„ihnen uͤberlaufen wurden. Wie aber Andreas Bioͤrſſon mit der Zeitung zuruͤck
„kam, daß 400 Pohlen im Anzuge waͤren, ſo nahmen die Commiſſarien 400 oder
„600 Gulden auf, und gaben ſie dem Rathe, welcher in ſeinem Namen den ausge-
„hungerten armen Soldaten einen Vorſchus thun muſte.‟
Um den Jnhalt der uͤbrigen Briefe kurz zu melden, ſo wollen wir denſelben nach
Art eines Tagebuchs herſetzen. Den 4ten May vereinigte ſich die Stadt mit der Rit-
terſchaft, von keiner andern Obrigkeit etwas zu wiſſen, als von GOtt und dem Koͤnig
von Schweden. Ein alter und anſehnlicher Adelsman in der Wyck Reinhard
von Roſen, des Herzogs Magnus Vaſalle, war gut ſchwediſch, und verſaͤumte
nichts, ſeinen Verwandten in Harrien, Jerwen und anderwerts gleiche Geſinnun-
gen beizubringen, in Magnus Gegenwart ſprach er fuͤr die Daͤnen. Den 17ten
May vertrieb Engelbrecht von der Lippe und Caſper von Oldenbockum die
domſchen Knechte aus ihrem Pfande dem Kloſter Padis heraus, die ſich gleich zu
den Schweden ſchlugen. Den 30ſten May kamen Heinrich Flemming und Joͤran
Monſon mit Briefen an. Hans Kyle und Andreas Peerſon langten zu gleicher
Zeit mit ihrer Geſelſchaft, Schiffen, Geſchuͤtze und Gelde an. Den 21ſten May ward
das Schlos belagert. Den 27ſten May giengen die Tractaten mit den Commiſſarien
an. Selbige zoͤgerten bis zur Zuruͤckkunft Johan Winters, welcher wegen Kett-
lers Unpaͤslichkeit langſam zur Audienz kam, und in ſelbiger den Eid foͤrmlich aufſag-
te. Der Hauptman Johan Plate bezahlte den domſchen Knechten die Loͤhnung,
und half mit Rath und That, daß ſie ihre Pfandhaͤuſer quit wurden. Jn ſeine Stel-
le kam Juͤrgen Leuthener, ein junger Man von 23 oder 24 Jahren, beim vorigen
Koͤnig Guſtav Canzeliſt und nachmaliger lieflaͤndiſcher Hauptman zur Zeit des ruſ-
ſiſchen Krieges. Hinrich Boysmann ward auch Ritmeiſter uͤber 100 Knechte.
Den 23ſten Junii accordirten die Commiſſarien mit dem Stathalter Oldenbockum,
dem Vogte vom neuen Schloſſe Diedrich von der Steinkuhle, und dem Feldmar-
ſchal der Herrn Meiſters Diedrich von Galen, daß die herrmeiſterlichen und pohl-
niſchen Voͤlker gegen 7000 Gulden das Schlos raͤumen ſolten, welches auch den 24ſten
Junii geſchahe. Am Johannistage nach der Predigt um 10 Uhr waren alle Soldaten
verſamlet, und beſetzten den Weg zwiſchen der Nothpforte und Schweſterpforte auf beiden
Seiten mit fliegenden Fahnen, daß die vom Schloſſe zwiſchen ihnen durch nach der Stadt
marſchiren muſten. Hans Krafts Compagnie zog zur Nothpforte ein, und beſetzte alle
Thuͤrme und Thore, ſteckte die Fahne aus, worauf alle Canonen auf dem Schloſſe,
auf dem Thurme, auf den Schiffen und von den Waͤllen der Stadt geloͤſet wurden.
Dis ſetzte ganz Liefland in Beſtuͤrzung, und den Herzog Magnus nicht weniger.
Die herrmeiſterlichen Raͤthe entſchuldigten ihren Herrn beſtens, daß er ſich wol auf gu-
te Wege haͤtte lenken laſſen, wenn es der Koͤnig von Pohlen nicht ſo ernſtlich verhin-
dert haͤtte. Sie ſchrieben dieſes aus Pernaw nach Revel, allein die Stadt hatte
ſich die Abſicht dieſer glatten Worte durch die ſchwediſchen Commiſſarien ſehr ver-
nehmlich erklaͤren laſſen.
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