[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, 1560zeichneten f). Der steife Sin des Herzogs, dem Kettler bey diesem Vergleich inallem zu willen seyn muste, war diesem jungen Herrn vermuthlich durch die alten bischöflichen Räthe des Stifts Dörpt, von denen er einige um sich hatte beigebracht, weil sie hierdurch Gelegenheit hatten sich wegen der ihnen Schuld gegebenen Ver- rätherey an den Orden zu rächen, und ihren alten Widerwillen auszulassen. Die Geschichtschreiber, so für den Orden gesinnet sind, beurtheilen diese Hand- lungen des Herzogs und seiner Räthe freilich ungleich; darin aber sind sie einig, daß wenn die Russen auf Pernaw losgegangen wären, sie die Standeshäupter des Landes gleichsam im Sacke fangen und dem ganzen Kriege ein geschwindes En- de machen können. Doch die rußische Armee nahm ihren Weg unter Anführung des Knesen Zug f) Diese geistliche Herren haben so lange Titel, daß sie in den Documenten eine ganze Seite wegnehmen. Z. E. "Wir Wilhelm von GOttes Gnaden, Erzbischof zu Ri- "ga, Marggraf zu Brandenburg, zu Stettin, Pommern, der Cassuben und "Wenden Herzog, Burggraf zu Nürnberg und Fürst zu Rügen, und von Des- "selben Gnaden Wir Christoph, erwehlter Coadiutor des Stifts Riga, Administra- "tor des Stifts Ratzeburg, Herzog zu Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Graf "zu Schwerin, der Lande Rostock, und Stargard Herr, thun kund und bekennen "vor jedermänniglich, wes Standes, Würden, oder Beschaffenheit sie seyn; Nachdem "zwischen dem hochwürdigen, hochgebornen Fürsten und Herrn Magnus, erwehlten "Bischof des Stifts Oezel, Wyk und Curland, Administrator des Stifts Revel, "Erben zu Norwegen, Herzog zu Schleswig Holstein, der Stormarn und "Ditmarschen, Grafen zu Oldenburg und Delmenhorst, unsern freundlichen ge- "liebten Oheim, Schwager und Bruder, und dem hochwürdigen grosmächtigen Für- "sten, unserm insbesondre geliebten Freunde, Nachbarn und Bruder Herr Gott- "hard Kettler, deutschen Ordens zu Liefland Meister und seiner lieben Vorfahren, "dem alten Herrn Meister allerley Wiederwillen Zwist und Uneinigkeit erwachsen etc." Der ganze Vergleich enthält folgende Punkte. Die hohen Mitler haben sich persönlich nach der neuen Pernau begeben, um einen sichern Stilstand zn Wasser und zu Lande bis auf Pfingsten 1561 zu stiften. Dem Herzog Magnus steht frey, das Stift Re- vel einzunehmen oder einnehmen zu lassen. Kettler sol die Soldaten, so bald sie be- zahlet, aus der Domherren Häusern wegschaffen, innerhalb Monatsfrist die Abtey Pa- dis einräumen, und das Entführte wieder erstatten. Die beiderseitigen Jnjurien wer- den beim römischen Reiche eingeklaget und geurtelt. Des Ordensmeisters Soldreu- ter, so sich in Magni Schutz begeben, werden nicht geheget, die aber der Mitler Bürgschaft annehmen und sich friedlich bezeigen, oder wieder in die Ordensdienste tre- ten, sind ausgenommen. Der Vogt von Sonneburg wird den Soldreutern nicht ausgeliefert, sondern der Herzog Magnus sol ihn auf Anfordern tod oder lebendig stellen. Des Meisters eingenommene Höfe werden zurück gegeben, dahingegen Kett- ler die mit Lebensmitteln beladene Schute, welche Fürstenberg anhalten lassen, wie- derum erstattet, auch dem Domherrn Richart von Walde das auf Fellin und Torbs weggenommene wiederlieset. Beiderseitige Kriegsvölker enthalten sich der Schmähworte und Beleidigungen. Alle Gefangene werden auf freien Fus gestellet. Gezeichnet zur neuen Pernau am 6ten August 1560. g) Diese Ordensherren wurden nachher hingerichtet. Jn der Art ihres Todes gehen die
Geschichtschreiber von einander ab. Russov berichtet, sie seyn mit Keulen vor die Köpfe geschlagen, und jämmerlich umgebracht worden. Henning schreibt, man habe sie mit dräthnen Knotenpeitschen durch die Gassen hindurch gegeisselt, hernach enthau- ptet und den Thieren vorgeworfen, bis einige christliche Gemüther sie aus Mitleiden verscharret. Des Landmarschals Standhaftigkeit in der Religion, indem er sich nicht um- Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, 1560zeichneten f). Der ſteife Sin des Herzogs, dem Kettler bey dieſem Vergleich inallem zu willen ſeyn muſte, war dieſem jungen Herrn vermuthlich durch die alten biſchoͤflichen Raͤthe des Stifts Doͤrpt, von denen er einige um ſich hatte beigebracht, weil ſie hierdurch Gelegenheit hatten ſich wegen der ihnen Schuld gegebenen Ver- raͤtherey an den Orden zu raͤchen, und ihren alten Widerwillen auszulaſſen. Die Geſchichtſchreiber, ſo fuͤr den Orden geſinnet ſind, beurtheilen dieſe Hand- lungen des Herzogs und ſeiner Raͤthe freilich ungleich; darin aber ſind ſie einig, daß wenn die Ruſſen auf Pernaw losgegangen waͤren, ſie die Standeshaͤupter des Landes gleichſam im Sacke fangen und dem ganzen Kriege ein geſchwindes En- de machen koͤnnen. Doch die rußiſche Armee nahm ihren Weg unter Anfuͤhrung des Kneſen Zug f) Dieſe geiſtliche Herren haben ſo lange Titel, daß ſie in den Documenten eine ganze Seite wegnehmen. Z. E. „Wir Wilhelm von GOttes Gnaden, Erzbiſchof zu Ri- „ga, Marggraf zu Brandenburg, zu Stettin, Pommern, der Caſſuben und „Wenden Herzog, Burggraf zu Nuͤrnberg und Fuͤrſt zu Ruͤgen, und von Deſ- „ſelben Gnaden Wir Chriſtoph, erwehlter Coadiutor des Stifts Riga, Adminiſtra- „tor des Stifts Ratzeburg, Herzog zu Mecklenburg, Fuͤrſt zu Wenden, Graf „zu Schwerin, der Lande Roſtock, und Stargard Herr, thun kund und bekennen „vor jedermaͤnniglich, wes Standes, Wuͤrden, oder Beſchaffenheit ſie ſeyn; Nachdem „zwiſchen dem hochwuͤrdigen, hochgebornen Fuͤrſten und Herrn Magnus, erwehlten „Biſchof des Stifts Oezel, Wyk und Curland, Adminiſtrator des Stifts Revel, „Erben zu Norwegen, Herzog zu Schleswig Holſtein, der Stormarn und „Ditmarſchen, Grafen zu Oldenburg und Delmenhorſt, unſern freundlichen ge- „liebten Oheim, Schwager und Bruder, und dem hochwuͤrdigen grosmaͤchtigen Fuͤr- „ſten, unſerm insbeſondre geliebten Freunde, Nachbarn und Bruder Herr Gott- „hard Kettler, deutſchen Ordens zu Liefland Meiſter und ſeiner lieben Vorfahren, „dem alten Herrn Meiſter allerley Wiederwillen Zwiſt und Uneinigkeit erwachſen ꝛc.‟ Der ganze Vergleich enthaͤlt folgende Punkte. Die hohen Mitler haben ſich perſoͤnlich nach der neuen Pernau begeben, um einen ſichern Stilſtand zn Waſſer und zu Lande bis auf Pfingſten 1561 zu ſtiften. Dem Herzog Magnus ſteht frey, das Stift Re- vel einzunehmen oder einnehmen zu laſſen. Kettler ſol die Soldaten, ſo bald ſie be- zahlet, aus der Domherren Haͤuſern wegſchaffen, innerhalb Monatsfriſt die Abtey Pa- dis einraͤumen, und das Entfuͤhrte wieder erſtatten. Die beiderſeitigen Jnjurien wer- den beim roͤmiſchen Reiche eingeklaget und geurtelt. Des Ordensmeiſters Soldreu- ter, ſo ſich in Magni Schutz begeben, werden nicht geheget, die aber der Mitler Buͤrgſchaft annehmen und ſich friedlich bezeigen, oder wieder in die Ordensdienſte tre- ten, ſind ausgenommen. Der Vogt von Sonneburg wird den Soldreutern nicht ausgeliefert, ſondern der Herzog Magnus ſol ihn auf Anfordern tod oder lebendig ſtellen. Des Meiſters eingenommene Hoͤfe werden zuruͤck gegeben, dahingegen Kett- ler die mit Lebensmitteln beladene Schute, welche Fuͤrſtenberg anhalten laſſen, wie- derum erſtattet, auch dem Domherrn Richart von Walde das auf Fellin und Torbs weggenommene wiederlieſet. Beiderſeitige Kriegsvoͤlker enthalten ſich der Schmaͤhworte und Beleidigungen. Alle Gefangene werden auf freien Fus geſtellet. Gezeichnet zur neuen Pernau am 6ten Auguſt 1560. g) Dieſe Ordensherren wurden nachher hingerichtet. Jn der Art ihres Todes gehen die
Geſchichtſchreiber von einander ab. Ruſſov berichtet, ſie ſeyn mit Keulen vor die Koͤpfe geſchlagen, und jaͤmmerlich umgebracht worden. Henning ſchreibt, man habe ſie mit draͤthnen Knotenpeitſchen durch die Gaſſen hindurch gegeiſſelt, hernach enthau- ptet und den Thieren vorgeworfen, bis einige chriſtliche Gemuͤther ſie aus Mitleiden verſcharret. Des Landmarſchals Standhaftigkeit in der Religion, indem er ſich nicht um- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0274" n="256"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,</hi></fw><lb/><note place="left">1560</note>zeichneten <note place="foot" n="f)">Dieſe geiſtliche Herren haben ſo lange Titel, daß ſie in den Documenten eine ganze<lb/> Seite wegnehmen. Z. 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Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
zeichneten f). Der ſteife Sin des Herzogs, dem Kettler bey dieſem Vergleich in
allem zu willen ſeyn muſte, war dieſem jungen Herrn vermuthlich durch die alten
biſchoͤflichen Raͤthe des Stifts Doͤrpt, von denen er einige um ſich hatte beigebracht,
weil ſie hierdurch Gelegenheit hatten ſich wegen der ihnen Schuld gegebenen Ver-
raͤtherey an den Orden zu raͤchen, und ihren alten Widerwillen auszulaſſen.
Die Geſchichtſchreiber, ſo fuͤr den Orden geſinnet ſind, beurtheilen dieſe Hand-
lungen des Herzogs und ſeiner Raͤthe freilich ungleich; darin aber ſind ſie einig,
daß wenn die Ruſſen auf Pernaw losgegangen waͤren, ſie die Standeshaͤupter
des Landes gleichſam im Sacke fangen und dem ganzen Kriege ein geſchwindes En-
de machen koͤnnen.
1560
Doch die rußiſche Armee nahm ihren Weg unter Anfuͤhrung des Kneſen
Andrei Kurpſche nach dem Ordensſchloſſe Ermis, wo ſie auf die erzbiſchoͤfli-
chen und Ordensvoͤlker ſties, 500 von denenſelben erlegte, und den Landmar-
ſchal und Comtur zu Segewolde, Philip Schall von Bell, ſeinen Bruder den
Comtur von Goldingen, Werner Schall von Bell, den Vogt zu Baus-
ke, Hinrich von Galen, den Vogt zu Candau, Chriſtoph Sieborgen
und einen vornehmen Stiftsadlichen, Namens Reinhold Saſſe, ſamt an-
dern mehr gefangen bekam und nach Moskau ſchickte g). Hierauf gieng der
Zug
f) Dieſe geiſtliche Herren haben ſo lange Titel, daß ſie in den Documenten eine ganze
Seite wegnehmen. Z. E. „Wir Wilhelm von GOttes Gnaden, Erzbiſchof zu Ri-
„ga, Marggraf zu Brandenburg, zu Stettin, Pommern, der Caſſuben und
„Wenden Herzog, Burggraf zu Nuͤrnberg und Fuͤrſt zu Ruͤgen, und von Deſ-
„ſelben Gnaden Wir Chriſtoph, erwehlter Coadiutor des Stifts Riga, Adminiſtra-
„tor des Stifts Ratzeburg, Herzog zu Mecklenburg, Fuͤrſt zu Wenden, Graf
„zu Schwerin, der Lande Roſtock, und Stargard Herr, thun kund und bekennen
„vor jedermaͤnniglich, wes Standes, Wuͤrden, oder Beſchaffenheit ſie ſeyn; Nachdem
„zwiſchen dem hochwuͤrdigen, hochgebornen Fuͤrſten und Herrn Magnus, erwehlten
„Biſchof des Stifts Oezel, Wyk und Curland, Adminiſtrator des Stifts Revel,
„Erben zu Norwegen, Herzog zu Schleswig Holſtein, der Stormarn und
„Ditmarſchen, Grafen zu Oldenburg und Delmenhorſt, unſern freundlichen ge-
„liebten Oheim, Schwager und Bruder, und dem hochwuͤrdigen grosmaͤchtigen Fuͤr-
„ſten, unſerm insbeſondre geliebten Freunde, Nachbarn und Bruder Herr Gott-
„hard Kettler, deutſchen Ordens zu Liefland Meiſter und ſeiner lieben Vorfahren,
„dem alten Herrn Meiſter allerley Wiederwillen Zwiſt und Uneinigkeit erwachſen ꝛc.‟
Der ganze Vergleich enthaͤlt folgende Punkte. Die hohen Mitler haben ſich perſoͤnlich
nach der neuen Pernau begeben, um einen ſichern Stilſtand zn Waſſer und zu Lande
bis auf Pfingſten 1561 zu ſtiften. Dem Herzog Magnus ſteht frey, das Stift Re-
vel einzunehmen oder einnehmen zu laſſen. Kettler ſol die Soldaten, ſo bald ſie be-
zahlet, aus der Domherren Haͤuſern wegſchaffen, innerhalb Monatsfriſt die Abtey Pa-
dis einraͤumen, und das Entfuͤhrte wieder erſtatten. Die beiderſeitigen Jnjurien wer-
den beim roͤmiſchen Reiche eingeklaget und geurtelt. Des Ordensmeiſters Soldreu-
ter, ſo ſich in Magni Schutz begeben, werden nicht geheget, die aber der Mitler
Buͤrgſchaft annehmen und ſich friedlich bezeigen, oder wieder in die Ordensdienſte tre-
ten, ſind ausgenommen. Der Vogt von Sonneburg wird den Soldreutern nicht
ausgeliefert, ſondern der Herzog Magnus ſol ihn auf Anfordern tod oder lebendig
ſtellen. Des Meiſters eingenommene Hoͤfe werden zuruͤck gegeben, dahingegen Kett-
ler die mit Lebensmitteln beladene Schute, welche Fuͤrſtenberg anhalten laſſen, wie-
derum erſtattet, auch dem Domherrn Richart von Walde das auf Fellin und
Torbs weggenommene wiederlieſet. Beiderſeitige Kriegsvoͤlker enthalten ſich der
Schmaͤhworte und Beleidigungen. Alle Gefangene werden auf freien Fus geſtellet.
Gezeichnet zur neuen Pernau am 6ten Auguſt 1560.
g) Dieſe Ordensherren wurden nachher hingerichtet. Jn der Art ihres Todes gehen die
Geſchichtſchreiber von einander ab. Ruſſov berichtet, ſie ſeyn mit Keulen vor die
Koͤpfe geſchlagen, und jaͤmmerlich umgebracht worden. Henning ſchreibt, man habe
ſie mit draͤthnen Knotenpeitſchen durch die Gaſſen hindurch gegeiſſelt, hernach enthau-
ptet und den Thieren vorgeworfen, bis einige chriſtliche Gemuͤther ſie aus Mitleiden
verſcharret. Des Landmarſchals Standhaftigkeit in der Religion, indem er ſich nicht
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