[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Erzbisch. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Gotthard Kettlers. ler mit aller Genehmhaltung am 6ten August einen Anstand oder Vertrag unter-1560zeich- jetzund daselbst besichtigen und ernstlich beschaffen, daß dasjenige, was jetziger Zeit Gelegenheit nach schädlich befunden, auch alten Verträgen, Siegeln und Briefen nicht zugegen, abgethan, mit den andern aber dermassen gehalten werden sol, gleich solches von unsern Vorfahren und sonderlich weiland Herrn Herman von Brüggeney genant Hasenkamp vermöge desselben Huldigungsbriefe der Stadt Riga belobet und zugesaget ist bey dem Bescheid, daß uns sol frey seyn etliche Fischer, Bötticher, Zim- merleute, Briefträger, Mauerleute zu des Schlosses Behuf dahin zu setzen, welche aber keine Kaufmannschaft der Stadt Riga zum Vorfange daselbst üben sollen. Wir wollen auch hinfürder daran seyn, und mit Ernst befehlen, daß unsre und des Ordens Bauren, wenn sie uns und ihrer Herrschaft die gewöhnliche und gebührliche Gerechtig- keit und Schulden ausgerichtet, mit ihrer Waare nach der Stadt und wo es ihnen be- liebet, da ihnen vor das ihrige die gebührliche vollkommene Bezahlung geschicht, frey und unverhindert reisen und wandeln sollen, und mögen auch denselben unsern Amt- leuten so wol als andern unsern Unterthanen die ungewöhnliche Kaufmanschaft, der man sich vor unsern Vorfahren löblicher und seliger Gedächtnis und gemeinen Ständen dieser Lande zu mehrmalen merklich beklaget, ernstlich verbieten und abschaffen, dassel- be auch bey unsern Mitgebietigern, ihrer Gebiete Verwandten und Amtleute halben, so viel möglich, fortstellen *). Auch sol der Pfefferzoll, so bisher dem alten zuwieder vom Landknechte zur Mi- tow von dem Holz-Loddigen genommen, gänzlich ab und unsre lieben Getreuen da- mit forthin keinesweges zu beschweren seyn; und dieweil denn vorhin unsre Vorfahren und wir jetzund eine Stadt Riga mit Gerichte und Recht und andern bewiedmet und befestiget haben; damit nun demselben durch uns oder die unsern nicht zuwieder gehan- delt werde; so wollen und verordnen wir hiermit, ob jemand von den Bürgern zu Ri- ga, Bürgers Kindern oder Bürger Gesellen oder sonst jemand seine Handthierung zu Riga brauchend seine Mitbürger oder Mitverwandten in Sachen in Riga gewandt, oder sich zwischen ihnen in Riga begeben und zugetragen, in auswendigen Gerichten unsers Ordens beklagen wolten, daß dieselben an einem ehrsamen Rathe und der Stadt Gerichte wiederum verwiesen sol werden; allda seines gebührlichen Rechtens auszuwar- ten, und darüber niemand in Thoren oder Gefängnis geworfen, besetzet oder bestricket werde, auch keine Sachen annehme, denn die, so durch Prorogation und ordentliche Wege der Appellation nach altem Gebrauch, als nemlich die Sachen, so an ewig Ver- derb der Güter den Parten gereichen, und solches durch den Parten bey seinem Eide vor einem ehrsamen Rathe erhalten, auch die, so injuriöse Sachen seyn, an uns gelan- gen, jedoch daß niemand über beschriebenes rigisches Recht und die Billigkeit beschwe- ret werde, oder daß jemand als ein Verächter der Stadtgerichte verachtende das Vor- wette, oder daß jemand der Stadtsverwandten gegen den andern mit gegenwärtiger frischer That in unsers Ordensgerichte solche thäte verwirken, daß demnach ein solcher ordentlich nach Klag und Antwort nach gewandter Sache vorgenommen, nach Gele- genheit der Sachen und auch nach Vermug der Rechten mit der Strafe fortgefahren werde, jedoch unsers Ordens Herrlichkeit und Gerechtigkeit des Geleits unschädlich und vorbehalten. Es sol aber forthin keiner, so niemand gleich und recht thun wolle, und Schuld halber eussern oder zum Dröge würde, dem alten und gemeinen beschriebenen Rechten zu wieder keinesweges vergleitet werden. Diesem allen nach geloben wir Gotthardt, Meister obgemeldt, vor uns und alle unsre Nachkommen, diese vorher- gehende Puncte und Articul voll und alle stät und fest bey fürstlichen Ehren, Zusagen und Glauben ohne alle Argelist und Gefährde zu halten. Jn Urkund und Befestigung der Warheit haben wir Gotthard obgenandt, Meister, Philip Schall von Bell, Landmarschalck zu Liefland, und Werner Schall von Bell, Comthur zu Gol- dingen vor uns und unsre Nachkömlinge Meister zu Liefland und ganzen Orden un- ser Jnsiegel wissentlich an diesen Brief thun hangen, der gegeben und geschrieben zu Riga den 24sten Junii nach Christi unsers Herrn Geburt funfzehn hundert und dar- nach im sechzigsten Jahre. Godert, Meister, mit eigener Hand. *) Das Huldigungsformular der Ritterschaft hat gleichen Laut, nur daß in derselben nach dem Eide die Verflichtung das Lehn aufs neue von dem Meister zu nehmen angedeutet wird. Da die Huldi- gungsbriefe der Herrn Meister an die revelsche Bürgerschaft und der darin befindliche Eid der Stadt fast mit den rigischen übereinkommen, so können wir zum Abdruck eines solchen Exem- plars erforderten Raum zu nöthigern Materien sparen. S s s 2
Erzbiſch. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Gotthard Kettlers. ler mit aller Genehmhaltung am 6ten Auguſt einen Anſtand oder Vertrag unter-1560zeich- jetzund daſelbſt beſichtigen und ernſtlich beſchaffen, daß dasjenige, was jetziger Zeit Gelegenheit nach ſchaͤdlich befunden, auch alten Vertraͤgen, Siegeln und Briefen nicht zugegen, abgethan, mit den andern aber dermaſſen gehalten werden ſol, gleich ſolches von unſern Vorfahren und ſonderlich weiland Herrn Herman von Bruͤggeney genant Haſenkamp vermoͤge deſſelben Huldigungsbriefe der Stadt Riga belobet und zugeſaget iſt bey dem Beſcheid, daß uns ſol frey ſeyn etliche Fiſcher, Boͤtticher, Zim- merleute, Brieftraͤger, Mauerleute zu des Schloſſes Behuf dahin zu ſetzen, welche aber keine Kaufmannſchaft der Stadt Riga zum Vorfange daſelbſt uͤben ſollen. Wir wollen auch hinfuͤrder daran ſeyn, und mit Ernſt befehlen, daß unſre und des Ordens Bauren, wenn ſie uns und ihrer Herrſchaft die gewoͤhnliche und gebuͤhrliche Gerechtig- keit und Schulden ausgerichtet, mit ihrer Waare nach der Stadt und wo es ihnen be- liebet, da ihnen vor das ihrige die gebuͤhrliche vollkommene Bezahlung geſchicht, frey und unverhindert reiſen und wandeln ſollen, und moͤgen auch denſelben unſern Amt- leuten ſo wol als andern unſern Unterthanen die ungewoͤhnliche Kaufmanſchaft, der man ſich vor unſern Vorfahren loͤblicher und ſeliger Gedaͤchtnis und gemeinen Staͤnden dieſer Lande zu mehrmalen merklich beklaget, ernſtlich verbieten und abſchaffen, daſſel- be auch bey unſern Mitgebietigern, ihrer Gebiete Verwandten und Amtleute halben, ſo viel moͤglich, fortſtellen *). Auch ſol der Pfefferzoll, ſo bisher dem alten zuwieder vom Landknechte zur Mi- tow von dem Holz-Loddigen genommen, gaͤnzlich ab und unſre lieben Getreuen da- mit forthin keinesweges zu beſchweren ſeyn; und dieweil denn vorhin unſre Vorfahren und wir jetzund eine Stadt Riga mit Gerichte und Recht und andern bewiedmet und befeſtiget haben; damit nun demſelben durch uns oder die unſern nicht zuwieder gehan- delt werde; ſo wollen und verordnen wir hiermit, ob jemand von den Buͤrgern zu Ri- ga, Buͤrgers Kindern oder Buͤrger Geſellen oder ſonſt jemand ſeine Handthierung zu Riga brauchend ſeine Mitbuͤrger oder Mitverwandten in Sachen in Riga gewandt, oder ſich zwiſchen ihnen in Riga begeben und zugetragen, in auswendigen Gerichten unſers Ordens beklagen wolten, daß dieſelben an einem ehrſamen Rathe und der Stadt Gerichte wiederum verwieſen ſol werden; allda ſeines gebuͤhrlichen Rechtens auszuwar- ten, und daruͤber niemand in Thoren oder Gefaͤngnis geworfen, beſetzet oder beſtricket werde, auch keine Sachen annehme, denn die, ſo durch Prorogation und ordentliche Wege der Appellation nach altem Gebrauch, als nemlich die Sachen, ſo an ewig Ver- derb der Guͤter den Parten gereichen, und ſolches durch den Parten bey ſeinem Eide vor einem ehrſamen Rathe erhalten, auch die, ſo injurioͤſe Sachen ſeyn, an uns gelan- gen, jedoch daß niemand uͤber beſchriebenes rigiſches Recht und die Billigkeit beſchwe- ret werde, oder daß jemand als ein Veraͤchter der Stadtgerichte verachtende das Vor- wette, oder daß jemand der Stadtsverwandten gegen den andern mit gegenwaͤrtiger friſcher That in unſers Ordensgerichte ſolche thaͤte verwirken, daß demnach ein ſolcher ordentlich nach Klag und Antwort nach gewandter Sache vorgenommen, nach Gele- genheit der Sachen und auch nach Vermug der Rechten mit der Strafe fortgefahren werde, jedoch unſers Ordens Herrlichkeit und Gerechtigkeit des Geleits unſchaͤdlich und vorbehalten. Es ſol aber forthin keiner, ſo niemand gleich und recht thun wolle, und Schuld halber euſſern oder zum Droͤge wuͤrde, dem alten und gemeinen beſchriebenen Rechten zu wieder keinesweges vergleitet werden. Dieſem allen nach geloben wir Gotthardt, Meiſter obgemeldt, vor uns und alle unſre Nachkommen, dieſe vorher- gehende Puncte und Articul voll und alle ſtaͤt und feſt bey fuͤrſtlichen Ehren, Zuſagen und Glauben ohne alle Argeliſt und Gefaͤhrde zu halten. Jn Urkund und Befeſtigung der Warheit haben wir Gotthard obgenandt, Meiſter, Philip Schall von Bell, Landmarſchalck zu Liefland, und Werner Schall von Bell, Comthur zu Gol- dingen vor uns und unſre Nachkoͤmlinge Meiſter zu Liefland und ganzen Orden un- ſer Jnſiegel wiſſentlich an dieſen Brief thun hangen, der gegeben und geſchrieben zu Riga den 24ſten Junii nach Chriſti unſers Herrn Geburt funfzehn hundert und dar- nach im ſechzigſten Jahre. Godert, Meiſter, mit eigener Hand. *) Das Huldigungsformular der Ritterſchaft hat gleichen Laut, nur daß in derſelben nach dem Eide die Verflichtung das Lehn aufs neue von dem Meiſter zu nehmen angedeutet wird. Da die Huldi- gungsbriefe der Herrn Meiſter an die revelſche Buͤrgerſchaft und der darin befindliche Eid der Stadt faſt mit den rigiſchen uͤbereinkommen, ſo koͤnnen wir zum Abdruck eines ſolchen Exem- plars erforderten Raum zu noͤthigern Materien ſparen. S s s 2
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Erzbiſch. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Gotthard Kettlers.
ler mit aller Genehmhaltung am 6ten Auguſt einen Anſtand oder Vertrag unter-
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e) jetzund daſelbſt beſichtigen und ernſtlich beſchaffen, daß dasjenige, was jetziger Zeit
Gelegenheit nach ſchaͤdlich befunden, auch alten Vertraͤgen, Siegeln und Briefen
nicht zugegen, abgethan, mit den andern aber dermaſſen gehalten werden ſol, gleich
ſolches von unſern Vorfahren und ſonderlich weiland Herrn Herman von Bruͤggeney
genant Haſenkamp vermoͤge deſſelben Huldigungsbriefe der Stadt Riga belobet und
zugeſaget iſt bey dem Beſcheid, daß uns ſol frey ſeyn etliche Fiſcher, Boͤtticher, Zim-
merleute, Brieftraͤger, Mauerleute zu des Schloſſes Behuf dahin zu ſetzen, welche
aber keine Kaufmannſchaft der Stadt Riga zum Vorfange daſelbſt uͤben ſollen. Wir
wollen auch hinfuͤrder daran ſeyn, und mit Ernſt befehlen, daß unſre und des Ordens
Bauren, wenn ſie uns und ihrer Herrſchaft die gewoͤhnliche und gebuͤhrliche Gerechtig-
keit und Schulden ausgerichtet, mit ihrer Waare nach der Stadt und wo es ihnen be-
liebet, da ihnen vor das ihrige die gebuͤhrliche vollkommene Bezahlung geſchicht, frey
und unverhindert reiſen und wandeln ſollen, und moͤgen auch denſelben unſern Amt-
leuten ſo wol als andern unſern Unterthanen die ungewoͤhnliche Kaufmanſchaft, der
man ſich vor unſern Vorfahren loͤblicher und ſeliger Gedaͤchtnis und gemeinen Staͤnden
dieſer Lande zu mehrmalen merklich beklaget, ernſtlich verbieten und abſchaffen, daſſel-
be auch bey unſern Mitgebietigern, ihrer Gebiete Verwandten und Amtleute halben,
ſo viel moͤglich, fortſtellen *).
Auch ſol der Pfefferzoll, ſo bisher dem alten zuwieder vom Landknechte zur Mi-
tow von dem Holz-Loddigen genommen, gaͤnzlich ab und unſre lieben Getreuen da-
mit forthin keinesweges zu beſchweren ſeyn; und dieweil denn vorhin unſre Vorfahren
und wir jetzund eine Stadt Riga mit Gerichte und Recht und andern bewiedmet und
befeſtiget haben; damit nun demſelben durch uns oder die unſern nicht zuwieder gehan-
delt werde; ſo wollen und verordnen wir hiermit, ob jemand von den Buͤrgern zu Ri-
ga, Buͤrgers Kindern oder Buͤrger Geſellen oder ſonſt jemand ſeine Handthierung zu
Riga brauchend ſeine Mitbuͤrger oder Mitverwandten in Sachen in Riga gewandt,
oder ſich zwiſchen ihnen in Riga begeben und zugetragen, in auswendigen Gerichten
unſers Ordens beklagen wolten, daß dieſelben an einem ehrſamen Rathe und der Stadt
Gerichte wiederum verwieſen ſol werden; allda ſeines gebuͤhrlichen Rechtens auszuwar-
ten, und daruͤber niemand in Thoren oder Gefaͤngnis geworfen, beſetzet oder beſtricket
werde, auch keine Sachen annehme, denn die, ſo durch Prorogation und ordentliche
Wege der Appellation nach altem Gebrauch, als nemlich die Sachen, ſo an ewig Ver-
derb der Guͤter den Parten gereichen, und ſolches durch den Parten bey ſeinem Eide
vor einem ehrſamen Rathe erhalten, auch die, ſo injurioͤſe Sachen ſeyn, an uns gelan-
gen, jedoch daß niemand uͤber beſchriebenes rigiſches Recht und die Billigkeit beſchwe-
ret werde, oder daß jemand als ein Veraͤchter der Stadtgerichte verachtende das Vor-
wette, oder daß jemand der Stadtsverwandten gegen den andern mit gegenwaͤrtiger
friſcher That in unſers Ordensgerichte ſolche thaͤte verwirken, daß demnach ein ſolcher
ordentlich nach Klag und Antwort nach gewandter Sache vorgenommen, nach Gele-
genheit der Sachen und auch nach Vermug der Rechten mit der Strafe fortgefahren
werde, jedoch unſers Ordens Herrlichkeit und Gerechtigkeit des Geleits unſchaͤdlich und
vorbehalten. Es ſol aber forthin keiner, ſo niemand gleich und recht thun wolle, und
Schuld halber euſſern oder zum Droͤge wuͤrde, dem alten und gemeinen beſchriebenen
Rechten zu wieder keinesweges vergleitet werden. Dieſem allen nach geloben wir
Gotthardt, Meiſter obgemeldt, vor uns und alle unſre Nachkommen, dieſe vorher-
gehende Puncte und Articul voll und alle ſtaͤt und feſt bey fuͤrſtlichen Ehren, Zuſagen
und Glauben ohne alle Argeliſt und Gefaͤhrde zu halten. Jn Urkund und Befeſtigung
der Warheit haben wir Gotthard obgenandt, Meiſter, Philip Schall von Bell,
Landmarſchalck zu Liefland, und Werner Schall von Bell, Comthur zu Gol-
dingen vor uns und unſre Nachkoͤmlinge Meiſter zu Liefland und ganzen Orden un-
ſer Jnſiegel wiſſentlich an dieſen Brief thun hangen, der gegeben und geſchrieben zu
Riga den 24ſten Junii nach Chriſti unſers Herrn Geburt funfzehn hundert und dar-
nach im ſechzigſten Jahre.
Godert, Meiſter,
mit eigener Hand.
*) Das Huldigungsformular der Ritterſchaft hat gleichen Laut, nur daß in derſelben nach dem Eide die
Verflichtung das Lehn aufs neue von dem Meiſter zu nehmen angedeutet wird. Da die Huldi-
gungsbriefe der Herrn Meiſter an die revelſche Buͤrgerſchaft und der darin befindliche Eid der
Stadt faſt mit den rigiſchen uͤbereinkommen, ſo koͤnnen wir zum Abdruck eines ſolchen Exem-
plars erforderten Raum zu noͤthigern Materien ſparen.
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