[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Wilhelms v. Fürstenberg. Den 14ten und 15ten Septemb. brachte man zu Paswal mit einem neuen1557 sionen der doch den liefländischen Winter kennet, schreibet unterm 17ten Decemb. noch von dem König, er habe in seinem Gezelte Audienz ertheilet. Nach andern werden die Krie- geskosten zu 60000 Thlr. angegeben. Wir halten uns an die Documente und Herrn Neustädt. Da zu Paswal unterschiedliche Verabredungen genommen worden; so müssen die Zeitbestimmungen in der Unterschrift, welche Menius und unsre Schrift- steller verschiedentlich angeben, von mehr als einem Vertrage verstanden werden. Beim Chyträus komt S. 967 eine transactio paswaliensis vor, die ganz anders lau- tet, als diejenige, welche die Pohlen in der Revision von 1599 vidimiret haben. Bö- cler hat in der Diatriba unter den Documenten eine Constitutionem Paswalicam ab- drucken lassen, welche des Chyträus seine ist. Sie sind alle richtig, nur ist der Un- terschied zu bemerken, daß die dänischen Gesandten andre Vorschläge als die pom- merschen, und diese andre als die kaiserlichen aufs Tapet gebracht, der König aber auch einiges mit dem Herrn Meister allein in Richtigkeit zu bringen für rathsam ge- funden. Die leidlichen Bedingungen erweisen, daß der König Sigismund August in allen ernstlich, aber doch mit kaltem Blute zu Werke gegangen; die gemeinen Poh- len verfuhren hitziger, so daß sie auch den liefländischen Gesandten für den Urheber der Feuersbrunst in Wilda hielten, der sich deswegen unvermerkt von den dänischen Gesandten trennen und ins Kloster entweichen muste. Sonst entdeckte Kettler, wel- cher sich in Deutschland aufhielt, um diese Zeit in der Grafschaft Pinneberg einen Spion, der vom Erzstift bestellet war, seine Werbung krebsgängig zu machen. Man nahm daher den guten Johan Oversch, so hies der Verräther, beim Kragen und schlug ihm dem Kopf herunter, worauf sein Körper aufs Rath geflochten und der Kopf auf einem Pfal gestecket wurde. Er bekante bey der Folter nichts weiter, als daß er mit seinem Spiesgesellen Franz Bonnis zu Sellenhof in Semgallen, 2 Herren von Liven überfallen, von denen sie einen erschossen, den andern aber gegen 1500 Thlr. wieder los gegeben; auch hätten sie an einigen rigischen Kaufleuten bey der heil. Aa einen Strassenraub begangen, weswegen sie nun die göttliche Rache ver- folge. Daß diese Leute von der erzbischöflichen Parthey erkauft gewesen, eine Mord- that an dem Comtur auszuüben ist so gar gewis nicht: daß aber doch ein Geheimnis darunter gesteckt, siehet man aus Hennings abgebrochener Erzehlung. Kettler war sehr argwönisch, welches sich weiter hin noch deutlicher zeigen wird. Es muste man- cher seinen Hals hergeben, weil er ein Verräther seyn solte. Da ihm der König von Pohlen einst einen ungegründeten Verdacht hart empfinden lassen, so hat man darin ein Vergeltungsrecht finden wollen. Doch Kettler ist zu entschuldigen. Die redlich- sten Gemüther, die für das Recht eifern, sehen im Affect selten die Warheit ein, und auch Kluge werden in der Hitze bethöret, eher eine Sache zu glauben, als zu unter- suchen. L l l
Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Wilhelms v. Fuͤrſtenberg. Den 14ten und 15ten Septemb. brachte man zu Paswal mit einem neuen1557 ſionen der doch den lieflaͤndiſchen Winter kennet, ſchreibet unterm 17ten Decemb. noch von dem Koͤnig, er habe in ſeinem Gezelte Audienz ertheilet. Nach andern werden die Krie- geskoſten zu 60000 Thlr. angegeben. Wir halten uns an die Documente und Herrn Neuſtaͤdt. Da zu Paswal unterſchiedliche Verabredungen genommen worden; ſo muͤſſen die Zeitbeſtimmungen in der Unterſchrift, welche Menius und unſre Schrift- ſteller verſchiedentlich angeben, von mehr als einem Vertrage verſtanden werden. Beim Chytraͤus komt S. 967 eine tranſactio paswalienſis vor, die ganz anders lau- tet, als diejenige, welche die Pohlen in der Reviſion von 1599 vidimiret haben. Boͤ- cler hat in der Diatriba unter den Documenten eine Conſtitutionem Paſwalicam ab- drucken laſſen, welche des Chytraͤus ſeine iſt. Sie ſind alle richtig, nur iſt der Un- terſchied zu bemerken, daß die daͤniſchen Geſandten andre Vorſchlaͤge als die pom- merſchen, und dieſe andre als die kaiſerlichen aufs Tapet gebracht, der Koͤnig aber auch einiges mit dem Herrn Meiſter allein in Richtigkeit zu bringen fuͤr rathſam ge- funden. Die leidlichen Bedingungen erweiſen, daß der Koͤnig Sigismund Auguſt in allen ernſtlich, aber doch mit kaltem Blute zu Werke gegangen; die gemeinen Poh- len verfuhren hitziger, ſo daß ſie auch den lieflaͤndiſchen Geſandten fuͤr den Urheber der Feuersbrunſt in Wilda hielten, der ſich deswegen unvermerkt von den daͤniſchen Geſandten trennen und ins Kloſter entweichen muſte. Sonſt entdeckte Kettler, wel- cher ſich in Deutſchland aufhielt, um dieſe Zeit in der Grafſchaft Pinneberg einen Spion, der vom Erzſtift beſtellet war, ſeine Werbung krebsgaͤngig zu machen. Man nahm daher den guten Johan Overſch, ſo hies der Verraͤther, beim Kragen und ſchlug ihm dem Kopf herunter, worauf ſein Koͤrper aufs Rath geflochten und der Kopf auf einem Pfal geſtecket wurde. Er bekante bey der Folter nichts weiter, als daß er mit ſeinem Spiesgeſellen Franz Bonnis zu Sellenhof in Semgallen, 2 Herren von Liven uͤberfallen, von denen ſie einen erſchoſſen, den andern aber gegen 1500 Thlr. wieder los gegeben; auch haͤtten ſie an einigen rigiſchen Kaufleuten bey der heil. Aa einen Straſſenraub begangen, weswegen ſie nun die goͤttliche Rache ver- folge. Daß dieſe Leute von der erzbiſchoͤflichen Parthey erkauft geweſen, eine Mord- that an dem Comtur auszuuͤben iſt ſo gar gewis nicht: daß aber doch ein Geheimnis darunter geſteckt, ſiehet man aus Hennings abgebrochener Erzehlung. Kettler war ſehr argwoͤniſch, welches ſich weiter hin noch deutlicher zeigen wird. Es muſte man- cher ſeinen Hals hergeben, weil er ein Verraͤther ſeyn ſolte. Da ihm der Koͤnig von Pohlen einſt einen ungegruͤndeten Verdacht hart empfinden laſſen, ſo hat man darin ein Vergeltungsrecht finden wollen. Doch Kettler iſt zu entſchuldigen. Die redlich- ſten Gemuͤther, die fuͤr das Recht eifern, ſehen im Affect ſelten die Warheit ein, und auch Kluge werden in der Hitze bethoͤret, eher eine Sache zu glauben, als zu unter- ſuchen. L l l
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Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Wilhelms v. Fuͤrſtenberg.
Den 14ten und 15ten Septemb. brachte man zu Paswal mit einem neuen
Buͤndnis gegen die Ruſſen zu. Der Ordensmeiſter verlanget innerhalb 12 Jah-
ren keinen Beiſtand von Pohlen; wil aber auch nach deren Verlauf ohne koͤni-
gliche Einwilligung keinen neuen Frieden mit Rußland eingehen. Am 20ſten
Septemb. ſchickte der Herzog Albrecht die Beſtaͤtigung des paswaliſchen Ver-
trags ein. Allein andrer Seits ſetzte es bey dieſer Sache noch verſchiedene
Schwierigkeiten. Der Koͤnig hatte unter den vorlaͤufigen Bedingungen 20000
Thlr. Kriegeskoſten und eine voͤllige Genugthuung wegen ſeines erſchlagenen Ge-
ſandten begehret. Dazu konten mit vieler Muͤhe kaum 15000 Thlr. in Riga zu-
ſammen gebracht werden, ob man ſie gleich auf heil. Drey Koͤnige wieder zu zahlen
verſprach. Die beiden rigiſchen Herrn Buͤrgermeiſter Joh. Butte und Juͤr-
gen Padell ſchoſſen dieſe Summe von 15000 Thlrn. auf Wiederbezahlung der Rit-
terſchaft und Verbuͤrgung der ſaͤmtlichen Landesſtaͤnde vor; bedungen aber auch zu
Wenden, daß ſelbige in keiner Contribution oder Zulage zuruͤck gehalten noch ihnen
abgekuͤrzet werden moͤchten. Der Vogt zu Roſiten ſolte nach Wilda kommen, und
dem Koͤnig demuͤthige Abbitte thun, den Verwandten des Entleibten Lonsky aber ei-
ne Geldbuſſe erlegen und nachher ins Gefaͤngnis wandern. Doch der Befehlshaber
in Wilda, Kettlers guter Freund, vermittelte es bey dem Koͤnige dahin, daß
alles unterblieb, nur muſte er bey dem Koͤnige ſein Verſehen erkennen. Der Vogt
zog ſodann wieder nach Roſiten, und bedankte ſich ins kuͤnftige vor den Commiſ-
ſionen
b)
1557
b) der doch den lieflaͤndiſchen Winter kennet, ſchreibet unterm 17ten Decemb. noch von dem
Koͤnig, er habe in ſeinem Gezelte Audienz ertheilet. Nach andern werden die Krie-
geskoſten zu 60000 Thlr. angegeben. Wir halten uns an die Documente und Herrn
Neuſtaͤdt. Da zu Paswal unterſchiedliche Verabredungen genommen worden; ſo
muͤſſen die Zeitbeſtimmungen in der Unterſchrift, welche Menius und unſre Schrift-
ſteller verſchiedentlich angeben, von mehr als einem Vertrage verſtanden werden.
Beim Chytraͤus komt S. 967 eine tranſactio paswalienſis vor, die ganz anders lau-
tet, als diejenige, welche die Pohlen in der Reviſion von 1599 vidimiret haben. Boͤ-
cler hat in der Diatriba unter den Documenten eine Conſtitutionem Paſwalicam ab-
drucken laſſen, welche des Chytraͤus ſeine iſt. Sie ſind alle richtig, nur iſt der Un-
terſchied zu bemerken, daß die daͤniſchen Geſandten andre Vorſchlaͤge als die pom-
merſchen, und dieſe andre als die kaiſerlichen aufs Tapet gebracht, der Koͤnig aber
auch einiges mit dem Herrn Meiſter allein in Richtigkeit zu bringen fuͤr rathſam ge-
funden. Die leidlichen Bedingungen erweiſen, daß der Koͤnig Sigismund Auguſt
in allen ernſtlich, aber doch mit kaltem Blute zu Werke gegangen; die gemeinen Poh-
len verfuhren hitziger, ſo daß ſie auch den lieflaͤndiſchen Geſandten fuͤr den Urheber
der Feuersbrunſt in Wilda hielten, der ſich deswegen unvermerkt von den daͤniſchen
Geſandten trennen und ins Kloſter entweichen muſte. Sonſt entdeckte Kettler, wel-
cher ſich in Deutſchland aufhielt, um dieſe Zeit in der Grafſchaft Pinneberg einen
Spion, der vom Erzſtift beſtellet war, ſeine Werbung krebsgaͤngig zu machen. Man
nahm daher den guten Johan Overſch, ſo hies der Verraͤther, beim Kragen und
ſchlug ihm dem Kopf herunter, worauf ſein Koͤrper aufs Rath geflochten und der
Kopf auf einem Pfal geſtecket wurde. Er bekante bey der Folter nichts weiter, als
daß er mit ſeinem Spiesgeſellen Franz Bonnis zu Sellenhof in Semgallen,
2 Herren von Liven uͤberfallen, von denen ſie einen erſchoſſen, den andern aber gegen
1500 Thlr. wieder los gegeben; auch haͤtten ſie an einigen rigiſchen Kaufleuten bey
der heil. Aa einen Straſſenraub begangen, weswegen ſie nun die goͤttliche Rache ver-
folge. Daß dieſe Leute von der erzbiſchoͤflichen Parthey erkauft geweſen, eine Mord-
that an dem Comtur auszuuͤben iſt ſo gar gewis nicht: daß aber doch ein Geheimnis
darunter geſteckt, ſiehet man aus Hennings abgebrochener Erzehlung. Kettler war
ſehr argwoͤniſch, welches ſich weiter hin noch deutlicher zeigen wird. Es muſte man-
cher ſeinen Hals hergeben, weil er ein Verraͤther ſeyn ſolte. Da ihm der Koͤnig von
Pohlen einſt einen ungegruͤndeten Verdacht hart empfinden laſſen, ſo hat man darin
ein Vergeltungsrecht finden wollen. Doch Kettler iſt zu entſchuldigen. Die redlich-
ſten Gemuͤther, die fuͤr das Recht eifern, ſehen im Affect ſelten die Warheit ein, und
auch Kluge werden in der Hitze bethoͤret, eher eine Sache zu glauben, als zu unter-
ſuchen.
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