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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Hinrichs von Galen.

Fürstenberg rückte am 28sten Junii vor Kokenhausen, wo sich die Ri-1556
gischen den Tag darauf mit einfanden. Der Coadiutor Christoph von Meck-
lenburg,
welcher mit bey dem Erzbischof war, lies sich gleich zu den alten Galen
nach Wenden bringen, der ihn auch mit etlichen Pferden einholete, und ihm bey
seiner Fortbringung nach dem Schlosse Treyden etliche Hengste und vergüldete
Pferdedecken verehrte, in welchem Arrest der Coadiutor doch Erlaubnis hatte, sich
durch eigene Boten die Vermittelung des Königs in Pohlen und der Herzoge
von Preussen und Mecklenburg auszubitten. Der Erzbischof ergab sich am
30sten Junii an Fürstenberg, und überlieferte ihm zugleich die Schlüssel zu
seiner Residenz, worauf er mit 100 Pferden nach Smilten und von da nach
Azel geführet wurde, wo man eben nicht gar zu freundlich mit ihm umgieng; in-
dem der marienburgische Comtur Philip Schall von Bell beschuldiget
ward, daß er die zum erzbischöflichen Unterhalt ausgesetzten Gelder in seinen Beutel
gestrichen und seinen hohen Gefangenen Noth leiden lassen. Doch konten beide
Gefangene zur Lust spatziren, wohin sie wolten. Auf eingelaufene Nachricht von
der Gefangenschaft des Coadiutors, schickte der König von Pohlen einen neuen
Gesandten, sich zu erkundigen, ob Christoph lebendig oder tod wäre. Er
hatte aber bey seinem Gehör so viele Zugeordnete bey sich, die auf alle seine Reden
genau Acht geben musten, daß er seines Principalen Trost weder dem Herzoge
noch dem gefangenen Erzbischof, den er ebenfals besuchte, öffentlich ertheilen
konte. Den Liefländern selbst war bey dieser Unruhe nicht wohl zu Muthe.
Sie ersuchten Cölln, Jülich und Münster, als Reichsstände, die Städte
Lübeck, Hamburg, Lüneburg, Bremen und andre, der Handlung zum
besten die Freiheit des Landes zu schützen. Der ganze Beistand der Gefangenen
bestund in Abfertigung etlicher Gesandten, die sich theils keine überflüßige Mühe
gaben, theils mit etlichen |leichten Tröstungen vorlieb nahmen. Des Hochdeutsch-
meisters Abgeordnete, Hans Wilhelm Nothoff, Comtur zu Mergentheim,
und ein Herr von Bevern nahmen schon in Lübeck ihren Rückweg, wo sie von
den daselbst sich aufhaltenden Comturen von Düneburg und Riga, Gott-
hard Kettlern
und Georg Sieborgen, zu Wischlingen die nöthige Beleh-
rung und gute Nachricht empfiengen. Die pommerschen Gesandten, nemlich
der blumenthalische Comtur D. Matthias Boes und Joh. Wulf erhiel-
ten nach dem am 21sten August beim Erzbischof erlangten Gehör von dem Herrn
Meister so viel, daß er die vorgeschlagene Vermittelung des Königs in Dänne-
mark,
des Churfürsten zu Brandenburg, der pommerschen und jülichschen
Herzoge, und der Stadt Lübeck genehmigte. Die dänischen Gesandten und
Ritter, Otto Krump, Johan Ochse, Elert Krabbe und D. Johan
Strubbe
wirkten endlich so viel aus, daß das Erzbistum den Bischöfen zu
Dörpt und Oesel in so ferne zum Sequester übertragen wurde, wenn der Kö-
nig in Pohlen, und der Herzog in Preussen damit zufrieden wären h).

Die
finden. Wenn die besten Kriegesleute (das waren aber unerfahrne Handwerksbursche)
des Abends auf die Wache zogen, so lief jederman vom Tische und hörte das seltsame
Spielwerk an. Viele liefen aus der Predigt, um einmal eine Trummel zu hören.
Gegen den Herbst kamen viel Reuter und Knechte aus Deutschland, die machten in
Curland bey Adel und Bauren mit ihren langen Hosen, Spiessen und Schlachtschwer-
tern ein solches Aufsehen, als wenn ein Meerwunder angekommen wäre. Zwar sind
einige Umstände hiervon ganz natürlich, alle aber zeigen doch eine schlechte Kriegesver-
fassung und viel Hitze zum Balgen an.
h) Der Orden ist für seine Freiheit wol nie so eifersüchtig gewesen als damals. Diese bei-
den Männer fanden in der Fürbitte so hoher Anverwandten so wenig Schutz, daß sie
vielmehr die Eifersucht wider sie anflamten. Es bemühten sich schon vorher der König
von Pohlen, Sigism. August, der Herzog Joh. Albrecht von Mecklenburg,
Marggraf Albrecht von Brandenburg, die Churfürsten Joachim zu Branden-
burg
und August zu Sachsen, die Herzoge Joh. Friedrich der mitlere, Johan
Wil-
K k k
Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Hinrichs von Galen.

Fuͤrſtenberg ruͤckte am 28ſten Junii vor Kokenhauſen, wo ſich die Ri-1556
giſchen den Tag darauf mit einfanden. Der Coadiutor Chriſtoph von Meck-
lenburg,
welcher mit bey dem Erzbiſchof war, lies ſich gleich zu den alten Galen
nach Wenden bringen, der ihn auch mit etlichen Pferden einholete, und ihm bey
ſeiner Fortbringung nach dem Schloſſe Treyden etliche Hengſte und verguͤldete
Pferdedecken verehrte, in welchem Arreſt der Coadiutor doch Erlaubnis hatte, ſich
durch eigene Boten die Vermittelung des Koͤnigs in Pohlen und der Herzoge
von Preuſſen und Mecklenburg auszubitten. Der Erzbiſchof ergab ſich am
30ſten Junii an Fuͤrſtenberg, und uͤberlieferte ihm zugleich die Schluͤſſel zu
ſeiner Reſidenz, worauf er mit 100 Pferden nach Smilten und von da nach
Azel gefuͤhret wurde, wo man eben nicht gar zu freundlich mit ihm umgieng; in-
dem der marienburgiſche Comtur Philip Schall von Bell beſchuldiget
ward, daß er die zum erzbiſchoͤflichen Unterhalt ausgeſetzten Gelder in ſeinen Beutel
geſtrichen und ſeinen hohen Gefangenen Noth leiden laſſen. Doch konten beide
Gefangene zur Luſt ſpatziren, wohin ſie wolten. Auf eingelaufene Nachricht von
der Gefangenſchaft des Coadiutors, ſchickte der Koͤnig von Pohlen einen neuen
Geſandten, ſich zu erkundigen, ob Chriſtoph lebendig oder tod waͤre. Er
hatte aber bey ſeinem Gehoͤr ſo viele Zugeordnete bey ſich, die auf alle ſeine Reden
genau Acht geben muſten, daß er ſeines Principalen Troſt weder dem Herzoge
noch dem gefangenen Erzbiſchof, den er ebenfals beſuchte, oͤffentlich ertheilen
konte. Den Lieflaͤndern ſelbſt war bey dieſer Unruhe nicht wohl zu Muthe.
Sie erſuchten Coͤlln, Juͤlich und Muͤnſter, als Reichsſtaͤnde, die Staͤdte
Luͤbeck, Hamburg, Luͤneburg, Bremen und andre, der Handlung zum
beſten die Freiheit des Landes zu ſchuͤtzen. Der ganze Beiſtand der Gefangenen
beſtund in Abfertigung etlicher Geſandten, die ſich theils keine uͤberfluͤßige Muͤhe
gaben, theils mit etlichen |leichten Troͤſtungen vorlieb nahmen. Des Hochdeutſch-
meiſters Abgeordnete, Hans Wilhelm Nothoff, Comtur zu Mergentheim,
und ein Herr von Bevern nahmen ſchon in Luͤbeck ihren Ruͤckweg, wo ſie von
den daſelbſt ſich aufhaltenden Comturen von Duͤneburg und Riga, Gott-
hard Kettlern
und Georg Sieborgen, zu Wiſchlingen die noͤthige Beleh-
rung und gute Nachricht empfiengen. Die pommerſchen Geſandten, nemlich
der blumenthaliſche Comtur D. Matthias Boes und Joh. Wulf erhiel-
ten nach dem am 21ſten Auguſt beim Erzbiſchof erlangten Gehoͤr von dem Herrn
Meiſter ſo viel, daß er die vorgeſchlagene Vermittelung des Koͤnigs in Daͤnne-
mark,
des Churfuͤrſten zu Brandenburg, der pommerſchen und juͤlichſchen
Herzoge, und der Stadt Luͤbeck genehmigte. Die daͤniſchen Geſandten und
Ritter, Otto Krump, Johan Ochſe, Elert Krabbe und D. Johan
Strubbe
wirkten endlich ſo viel aus, daß das Erzbiſtum den Biſchoͤfen zu
Doͤrpt und Oeſel in ſo ferne zum Sequeſter uͤbertragen wurde, wenn der Koͤ-
nig in Pohlen, und der Herzog in Preuſſen damit zufrieden waͤren h).

Die
finden. Wenn die beſten Kriegesleute (das waren aber unerfahrne Handwerksburſche)
des Abends auf die Wache zogen, ſo lief jederman vom Tiſche und hoͤrte das ſeltſame
Spielwerk an. Viele liefen aus der Predigt, um einmal eine Trummel zu hoͤren.
Gegen den Herbſt kamen viel Reuter und Knechte aus Deutſchland, die machten in
Curland bey Adel und Bauren mit ihren langen Hoſen, Spieſſen und Schlachtſchwer-
tern ein ſolches Aufſehen, als wenn ein Meerwunder angekommen waͤre. Zwar ſind
einige Umſtaͤnde hiervon ganz natuͤrlich, alle aber zeigen doch eine ſchlechte Kriegesver-
faſſung und viel Hitze zum Balgen an.
h) Der Orden iſt fuͤr ſeine Freiheit wol nie ſo eiferſuͤchtig geweſen als damals. Dieſe bei-
den Maͤnner fanden in der Fuͤrbitte ſo hoher Anverwandten ſo wenig Schutz, daß ſie
vielmehr die Eiferſucht wider ſie anflamten. Es bemuͤhten ſich ſchon vorher der Koͤnig
von Pohlen, Sigism. Auguſt, der Herzog Joh. Albrecht von Mecklenburg,
Marggraf Albrecht von Brandenburg, die Churfuͤrſten Joachim zu Branden-
burg
und Auguſt zu Sachſen, die Herzoge Joh. Friedrich der mitlere, Johan
Wil-
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[221/0239] Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Hinrichs von Galen. Fuͤrſtenberg ruͤckte am 28ſten Junii vor Kokenhauſen, wo ſich die Ri- giſchen den Tag darauf mit einfanden. Der Coadiutor Chriſtoph von Meck- lenburg, welcher mit bey dem Erzbiſchof war, lies ſich gleich zu den alten Galen nach Wenden bringen, der ihn auch mit etlichen Pferden einholete, und ihm bey ſeiner Fortbringung nach dem Schloſſe Treyden etliche Hengſte und verguͤldete Pferdedecken verehrte, in welchem Arreſt der Coadiutor doch Erlaubnis hatte, ſich durch eigene Boten die Vermittelung des Koͤnigs in Pohlen und der Herzoge von Preuſſen und Mecklenburg auszubitten. Der Erzbiſchof ergab ſich am 30ſten Junii an Fuͤrſtenberg, und uͤberlieferte ihm zugleich die Schluͤſſel zu ſeiner Reſidenz, worauf er mit 100 Pferden nach Smilten und von da nach Azel gefuͤhret wurde, wo man eben nicht gar zu freundlich mit ihm umgieng; in- dem der marienburgiſche Comtur Philip Schall von Bell beſchuldiget ward, daß er die zum erzbiſchoͤflichen Unterhalt ausgeſetzten Gelder in ſeinen Beutel geſtrichen und ſeinen hohen Gefangenen Noth leiden laſſen. Doch konten beide Gefangene zur Luſt ſpatziren, wohin ſie wolten. Auf eingelaufene Nachricht von der Gefangenſchaft des Coadiutors, ſchickte der Koͤnig von Pohlen einen neuen Geſandten, ſich zu erkundigen, ob Chriſtoph lebendig oder tod waͤre. Er hatte aber bey ſeinem Gehoͤr ſo viele Zugeordnete bey ſich, die auf alle ſeine Reden genau Acht geben muſten, daß er ſeines Principalen Troſt weder dem Herzoge noch dem gefangenen Erzbiſchof, den er ebenfals beſuchte, oͤffentlich ertheilen konte. Den Lieflaͤndern ſelbſt war bey dieſer Unruhe nicht wohl zu Muthe. Sie erſuchten Coͤlln, Juͤlich und Muͤnſter, als Reichsſtaͤnde, die Staͤdte Luͤbeck, Hamburg, Luͤneburg, Bremen und andre, der Handlung zum beſten die Freiheit des Landes zu ſchuͤtzen. Der ganze Beiſtand der Gefangenen beſtund in Abfertigung etlicher Geſandten, die ſich theils keine uͤberfluͤßige Muͤhe gaben, theils mit etlichen |leichten Troͤſtungen vorlieb nahmen. Des Hochdeutſch- meiſters Abgeordnete, Hans Wilhelm Nothoff, Comtur zu Mergentheim, und ein Herr von Bevern nahmen ſchon in Luͤbeck ihren Ruͤckweg, wo ſie von den daſelbſt ſich aufhaltenden Comturen von Duͤneburg und Riga, Gott- hard Kettlern und Georg Sieborgen, zu Wiſchlingen die noͤthige Beleh- rung und gute Nachricht empfiengen. Die pommerſchen Geſandten, nemlich der blumenthaliſche Comtur D. Matthias Boes und Joh. Wulf erhiel- ten nach dem am 21ſten Auguſt beim Erzbiſchof erlangten Gehoͤr von dem Herrn Meiſter ſo viel, daß er die vorgeſchlagene Vermittelung des Koͤnigs in Daͤnne- mark, des Churfuͤrſten zu Brandenburg, der pommerſchen und juͤlichſchen Herzoge, und der Stadt Luͤbeck genehmigte. Die daͤniſchen Geſandten und Ritter, Otto Krump, Johan Ochſe, Elert Krabbe und D. Johan Strubbe wirkten endlich ſo viel aus, daß das Erzbiſtum den Biſchoͤfen zu Doͤrpt und Oeſel in ſo ferne zum Sequeſter uͤbertragen wurde, wenn der Koͤ- nig in Pohlen, und der Herzog in Preuſſen damit zufrieden waͤren h). 1556 Die g) h) Der Orden iſt fuͤr ſeine Freiheit wol nie ſo eiferſuͤchtig geweſen als damals. Dieſe bei- den Maͤnner fanden in der Fuͤrbitte ſo hoher Anverwandten ſo wenig Schutz, daß ſie vielmehr die Eiferſucht wider ſie anflamten. Es bemuͤhten ſich ſchon vorher der Koͤnig von Pohlen, Sigism. Auguſt, der Herzog Joh. Albrecht von Mecklenburg, Marggraf Albrecht von Brandenburg, die Churfuͤrſten Joachim zu Branden- burg und Auguſt zu Sachſen, die Herzoge Joh. Friedrich der mitlere, Johan Wil- g) finden. Wenn die beſten Kriegesleute (das waren aber unerfahrne Handwerksburſche) des Abends auf die Wache zogen, ſo lief jederman vom Tiſche und hoͤrte das ſeltſame Spielwerk an. Viele liefen aus der Predigt, um einmal eine Trummel zu hoͤren. Gegen den Herbſt kamen viel Reuter und Knechte aus Deutſchland, die machten in Curland bey Adel und Bauren mit ihren langen Hoſen, Spieſſen und Schlachtſchwer- tern ein ſolches Aufſehen, als wenn ein Meerwunder angekommen waͤre. Zwar ſind einige Umſtaͤnde hiervon ganz natuͤrlich, alle aber zeigen doch eine ſchlechte Kriegesver- faſſung und viel Hitze zum Balgen an. K k k

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/239>, abgerufen am 28.04.2024.