[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, 1538Am 11ten Febr. gab Kaiser Carl der Vte den Herren Meistern das Privile- Der Stadt Goldingen ertheilte Brüggeney zu Riga, am Dienstage Der Erzbischof Thomas segnete auf seinem Schlosse Kokenhausen, am Die Ritterschaft des Stifts Dörpt hatte ihre Erbschaftsprivilegien durch schof
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, 1538Am 11ten Febr. gab Kaiſer Carl der Vte den Herren Meiſtern das Privile- Der Stadt Goldingen ertheilte Bruͤggeney zu Riga, am Dienſtage Der Erzbiſchof Thomas ſegnete auf ſeinem Schloſſe Kokenhauſen, am Die Ritterſchaft des Stifts Doͤrpt hatte ihre Erbſchaftsprivilegien durch ſchof
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Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
Am 11ten Febr. gab Kaiſer Carl der Vte den Herren Meiſtern das Privile-
gium uͤber die Regalien, welche dieſelben 4 Jahr nach angetretenem Meiſteramte
empfangen ſolten; und am 28ſten dieſes Monats einen verſiegelten Brief, in wel-
chem der Kaiſer der Entlegenheit der Laͤnder wegen fuͤr Liefland den Erzbiſchof
zu Coͤln, die Herzoge zu Sachſen, die Marggrafen zu Brandenburg, den
Erzbiſchof zu Bremen, den Biſchof zu Muͤnſter und Osnabruͤgge, alle Her-
zoge zu Julich, die Herzoge zu Braunſchweig und Luͤneburg, Mecklen-
burg, Stettin und Pommern nebſt der Stadt Luͤbeck zu Conſervatoren
und Handhabern auf 6 Jahr ernennet. Beide ſind gezeichnet zu Barcinone,
(Barcellona).
Der Stadt Goldingen ertheilte Bruͤggeney zu Riga, am Dienſtage
nach Laurentii, denjenigen Brief, der ſie mit Wenden und Wolmer in allem
gleich macht, auch ihr alle Wochen einen gemeinen Markt zu halten verſtattet.
Der Erzbiſchof Thomas ſegnete auf ſeinem Schloſſe Kokenhauſen, am
Tage Laurentii, das Zeitliche, und ward den Sonnabend darauf in daſiger
Pfarrkirche begraben. Die Rigiſchen drungen ſo gleich auf die Beſetzung des Ha-
fens, welche ihnen der Ordensmeiſter zugeſtand. Sie zogen die 4 Kloͤſter der Mino-
riten, der Dominicaner, der Franziſcaner, und der Benedictinernonnen
bey der St. Catharinenkirche, welches 1251 geſtiftet worden, auf einmal ein, und
bemuͤhten ſich indeſſen um die Aufnahme in den ſchmalkaldiſchen Bund, ver-
ſagten hingegen dem neuen Erzbiſchof Wilhelm die Huldigung und Wiederer-
ſtattung der Domguͤter, bis ihnen hinlaͤngliche Sicherheit wegen der Religion
ausgeſtellet wuͤrde. Dem Domkapitel ſelbſt war wegen der Wankelmuͤthigkeit
des Coadiutors in der Religion bange: da aber auf dem Reichstage zu Regen-
ſpurg alle Beiſorge gehoben wurde, erkante es dieſen Wilhelm, Marggrafen
zu Brandenburg, in der erzbiſchoͤflichen Wuͤrde ohne die geringſte Schwierigkeit
fuͤr ſein Oberhaupt.
1540
Die Ritterſchaft des Stifts Doͤrpt hatte ihre Erbſchaftsprivilegien durch
einen Dechanten, dem ſie dieſelben anvertrauet, von Handen kommen laſſen, da-
her ſie ihrem Biſchof Johan anlag, ihre Gnade zu erneuren und zu vermehren;
welche denn auch der Biſchof unterm 16 December in Doͤrpt auf folgende Punk-
te ausſtelte. Die Soͤhne erben die vaͤterlichen und muͤtterlichen Guͤter, und in
deren Ermangelung erben die Toͤchter. Die berathene Tochter erbet nicht, ſo
lange Soͤhne und unberathene Toͤchter vorhanden ſind. Die unberathenen Toͤch-
ter erben auch nicht, ſondern werden von den Soͤhnen abgefunden nach ihrem
Vermoͤgen. Toͤchter gehen, wo keine Soͤhne ſeyn, unter ſich in gleiche Thei-
lung. Der berathenen Schweſter Kinder theilen ſich ins vaͤterliche und bruͤderli-
che Erbe ihrer Mutter in gleiche Theile. Der unbeerbten Frau bleibet alle fahren-
de Habe, Hausgeraͤthe, Kleinodien, und alles Korn im Hofe, was aber auſſer
den 4 Pfaͤlen iſt, bleibt bey den Erben. Doch ſitzt ſie Jahr und Tag im Genus
der Guͤter, bis ſie nach geſetzten Terminen ihre eingebrachte Morgengabe zuruͤck
empfaͤnget. Bey dem erſten Termin raͤumet ſie Hof und Gut. Wird ihr die
Morgengabe nicht entrichtet, ſo bleibt ſie ſo lange im Gute ſitzen. Die Hausfrau
mit Kindern erbet Kindestheil, zu ihrer Leibzucht aber das vorraͤthige Korn im
Hofe und was an Winter- und Sommerſaat faͤlt. Die Guͤter eines unbeerbten
Mannes fallen an die naͤchſten Freunde maͤnlichen und weiblichen Geſchlechts.
Wenn den Einwohnern der Stadt Doͤrpt auf dem Lande an Ritterguͤtern etwas
zuſtirbt, ſo ſollen ſie nach Jnhalt der Gnade davon nicht ausgeſchloſſen werden.
Die Ritterſchaft hat freie Hand, Guͤter zu kaufen und zu verkaufen. Alle Jahr
wird ein Manntag gehalten. Keiner von Adel wird gefaͤnglich eingezogen, wenn
nicht die offenbare That vor Augen iſt. Die ritterliche Hand ſol ſein Buͤrge ſeyn.
Der Abt Gerhard und das ganze Convent des Gotteshauſes Valckena wird
bey allen Privilegien geſchirmet und gehandhabet. Dieſes alles verſpricht der Bi-
ſchof
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