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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1532schof ihm solches im Ernst wiederriethen. Er trat also in die Stelle des abgesetz-
ten Reinholds von Buxthöveden und schrieb sich nunmehro: "Wir von
GOttes Gnaden Wilhelm des erzbischöflichen Stifts Riga, confirmirter Coad-
iutor und Successor, postulirter Herr des Stifts zu Oesel, und Marggraf zu
Brandenburg". Hierdurch machte sich dieser sonst kluge Herr noch fürchterli-
cher, und seine Gegner wandten alles dran, seine wohlgemeinten Absichten zu
hintertreiben.

1533

Das Stift Dörpt und dessen Bischof Johan verbanden sich Donnerstags
nach Pauli Bekehrung mit dem Ordensmeister gegen alle Gewalt und Wider-
wärtigkeit desto vester. Plettenberg drang darauf, daß Wilhelm am 1sten
April zu Wenden versprechen muste, die Religion nach der heil. Schrift zu ver-
kündigen, des ungebräuchlichen Scheltens sich zu enthalten, keinen Krieg anzu-
zetteln, keinen auswertigen Potentaten in sein Jnteresse zu ziehen, die freie Wahl
und Postulation den Ständen nicht zu hindern, und vornehmlich seine erste Zusage
bey seiner Ankunft ins Land bestens zu beobachten.

Der alte Plettenberg schickte auch nach eingeholter Einwilligung des deut-
schen
Ordensadministrators, Walters von Grönberg, seine Bevolmächtigten,
den Vogt zu Rositen, Dietrich von Galen und Dietrich Schneebergen
an den römischen König Ferdinand mit Ersuchen, daß sein Landmarschal Her-
man
von Brüggeney ihm noch bey seinen Lebzeiten als sein Nachfolger und
Meister bestätiget würde. Der König Ferdinand ertheilte ihm auch am 8ten
Jul. zu Wien die Bestätigung darüber, und zwar im Namen des Kaisers seines
Bruders. Da diese aber auch für Hermannen von Brüggeney um die Be-
lehnung der Regalien anhielten, schlug es Ferdinand am 9ten Jul. ab, und er-
bot sich aber so bald sie bessere Volmacht hätten, oder ihm von Plettenbergs
Tode ein Schein vorgezeiget würde, dem Herrn Meister das Lehn und die Re-
galien gern zu reichen w).

Der
w) Von Brüggeneys Landmarschalwürde mit der es vor der kaiserlichen Bestätigung
schon seine Richtigkeit hatte, findet sich bey der Stadt ein Vertrag, den wir in alt-
deutscher Sprache anführen wollen.
Allen und Jßliken watterley Standes, Wesens, Condition edder Herligkeit de syn,
Gestlick edder Weltlick, dhon kundt vnd betugen opentlik hiemede.
Wy Herman von Bruggeney genandt Hasenkamp, des Ridderliken Dutschen
Ordenß Landmarschalk tho Lyflandt, und wy Bürgermeister unde Raht der Stadt
Riga.
Alsdehne lange Jahr her viel und mancherley Twist, Gebreke und Schelinge tu-
schen Unsern Vorfahren Landmarschalken des geworden Ordenß tho Lyfland, dartho
Burgermeistern und Rade genandter Stadt Riga etliker Landschedinge an den Babet-
See, und der Fischeryen darsülvigest und in der Semmigaller Aha gestanden, der-
halven vele Muete und Unkosten geschen, ock mennig arme Bur um sin Leven gekamen,
welker Scheding halven sick en ieder Parte des Mutinensis beropen, und tho lesten de
Erwürdige Herr Johan Plater genandt van dem Bröle, unse negeste Vorfahre lö-
veliken Gedächtnusse, um Frede, Leve und Endracht willen vor un langen verrückten
Jahren sodane Ansprake ener Stadt Rige afgetreden, avergeven und verlaten, mit
dersülvigen Schedinge, so sick ene Stadt Rige mit dem gerörden Mutinensis vermei-
net vor sick tho vordhedigen; wo ein so dan upgerichte Segel und Breve klarlik me-
debringen, mit dem Anhafte, dat man enmale dersülvigen afgetreten Gebreken und
Schedinge besichtigen, und mit behörliken Grenzeteken, umb so widere Twist und Un-
eath tho vermiden, bestätigen und befestigen solde. Demnach so hebben wy obgerorde
beide Parte, de unsen vollmächtigen Verordneten up de gestimmte Schelinge, so woll der
Landschedinge, als Fischeryen halven gesandt, dersülvigen Gebreke tho enem vollkamen
Ende bygelegt geschlicht und verdregen, ock bestediget und bevestiget, wie hernach
folget:
Jnth erste is geflegen, vereniget und verbleven, dat de Landschedinge und Grenze
stahn und bliven sall, gelik alß sick der ein Stadt Riga nah vermöge Mutinensis Zwee-
te beropen hebben und des Ehrwürdigen Herrn Landmarschalcks negeste Vorfahren de-
sülvigen

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1532ſchof ihm ſolches im Ernſt wiederriethen. Er trat alſo in die Stelle des abgeſetz-
ten Reinholds von Buxthoͤveden und ſchrieb ſich nunmehro: „Wir von
GOttes Gnaden Wilhelm des erzbiſchoͤflichen Stifts Riga, confirmirter Coad-
iutor und Succeſſor, poſtulirter Herr des Stifts zu Oeſel, und Marggraf zu
Brandenburg‟. Hierdurch machte ſich dieſer ſonſt kluge Herr noch fuͤrchterli-
cher, und ſeine Gegner wandten alles dran, ſeine wohlgemeinten Abſichten zu
hintertreiben.

1533

Das Stift Doͤrpt und deſſen Biſchof Johan verbanden ſich Donnerſtags
nach Pauli Bekehrung mit dem Ordensmeiſter gegen alle Gewalt und Wider-
waͤrtigkeit deſto veſter. Plettenberg drang darauf, daß Wilhelm am 1ſten
April zu Wenden verſprechen muſte, die Religion nach der heil. Schrift zu ver-
kuͤndigen, des ungebraͤuchlichen Scheltens ſich zu enthalten, keinen Krieg anzu-
zetteln, keinen auswertigen Potentaten in ſein Jntereſſe zu ziehen, die freie Wahl
und Poſtulation den Staͤnden nicht zu hindern, und vornehmlich ſeine erſte Zuſage
bey ſeiner Ankunft ins Land beſtens zu beobachten.

Der alte Plettenberg ſchickte auch nach eingeholter Einwilligung des deut-
ſchen
Ordensadminiſtrators, Walters von Groͤnberg, ſeine Bevolmaͤchtigten,
den Vogt zu Roſiten, Dietrich von Galen und Dietrich Schneebergen
an den roͤmiſchen Koͤnig Ferdinand mit Erſuchen, daß ſein Landmarſchal Her-
man
von Bruͤggeney ihm noch bey ſeinen Lebzeiten als ſein Nachfolger und
Meiſter beſtaͤtiget wuͤrde. Der Koͤnig Ferdinand ertheilte ihm auch am 8ten
Jul. zu Wien die Beſtaͤtigung daruͤber, und zwar im Namen des Kaiſers ſeines
Bruders. Da dieſe aber auch fuͤr Hermannen von Bruͤggeney um die Be-
lehnung der Regalien anhielten, ſchlug es Ferdinand am 9ten Jul. ab, und er-
bot ſich aber ſo bald ſie beſſere Volmacht haͤtten, oder ihm von Plettenbergs
Tode ein Schein vorgezeiget wuͤrde, dem Herrn Meiſter das Lehn und die Re-
galien gern zu reichen w).

Der
w) Von Bruͤggeneys Landmarſchalwuͤrde mit der es vor der kaiſerlichen Beſtaͤtigung
ſchon ſeine Richtigkeit hatte, findet ſich bey der Stadt ein Vertrag, den wir in alt-
deutſcher Sprache anfuͤhren wollen.
Allen und Jßliken watterley Standes, Weſens, Condition edder Herligkeit de ſyn,
Geſtlick edder Weltlick, dhon kundt vnd betugen opentlik hiemede.
Wy Herman von Bruggeney genandt Haſenkamp, des Ridderliken Dutſchen
Ordenß Landmarſchalk tho Lyflandt, und wy Buͤrgermeiſter unde Raht der Stadt
Riga.
Alsdehne lange Jahr her viel und mancherley Twiſt, Gebreke und Schelinge tu-
ſchen Unſern Vorfahren Landmarſchalken des geworden Ordenß tho Lyfland, dartho
Burgermeiſtern und Rade genandter Stadt Riga etliker Landſchedinge an den Babet-
See, und der Fiſcheryen darſuͤlvigeſt und in der Semmigaller Aha geſtanden, der-
halven vele Muete und Unkoſten geſchen, ock mennig arme Bur um ſin Leven gekamen,
welker Scheding halven ſick en ieder Parte des Mutinenſis beropen, und tho leſten de
Erwuͤrdige Herr Johan Plater genandt van dem Broͤle, unſe negeſte Vorfahre loͤ-
veliken Gedaͤchtnuſſe, um Frede, Leve und Endracht willen vor un langen verruͤckten
Jahren ſodane Anſprake ener Stadt Rige afgetreden, avergeven und verlaten, mit
derſuͤlvigen Schedinge, ſo ſick ene Stadt Rige mit dem geroͤrden Mutinenſis vermei-
net vor ſick tho vordhedigen; wo ein ſo dan upgerichte Segel und Breve klarlik me-
debringen, mit dem Anhafte, dat man enmale derſuͤlvigen afgetreten Gebreken und
Schedinge beſichtigen, und mit behoͤrliken Grenzeteken, umb ſo widere Twiſt und Un-
eath tho vermiden, beſtaͤtigen und befeſtigen ſolde. Demnach ſo hebben wy obgerorde
beide Parte, de unſen vollmaͤchtigen Verordneten up de geſtimmte Schelinge, ſo woll der
Landſchedinge, als Fiſcheryen halven geſandt, derſuͤlvigen Gebreke tho enem vollkamen
Ende bygelegt geſchlicht und verdregen, ock beſtediget und beveſtiget, wie hernach
folget:
Jnth erſte is geflegen, vereniget und verbleven, dat de Landſchedinge und Grenze
ſtahn und bliven ſall, gelik alß ſick der ein Stadt Riga nah vermoͤge Mutinenſis Zwee-
te beropen hebben und des Ehrwuͤrdigen Herrn Landmarſchalcks negeſte Vorfahren de-
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[202/0220] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, ſchof ihm ſolches im Ernſt wiederriethen. Er trat alſo in die Stelle des abgeſetz- ten Reinholds von Buxthoͤveden und ſchrieb ſich nunmehro: „Wir von GOttes Gnaden Wilhelm des erzbiſchoͤflichen Stifts Riga, confirmirter Coad- iutor und Succeſſor, poſtulirter Herr des Stifts zu Oeſel, und Marggraf zu Brandenburg‟. Hierdurch machte ſich dieſer ſonſt kluge Herr noch fuͤrchterli- cher, und ſeine Gegner wandten alles dran, ſeine wohlgemeinten Abſichten zu hintertreiben. 1532 Das Stift Doͤrpt und deſſen Biſchof Johan verbanden ſich Donnerſtags nach Pauli Bekehrung mit dem Ordensmeiſter gegen alle Gewalt und Wider- waͤrtigkeit deſto veſter. Plettenberg drang darauf, daß Wilhelm am 1ſten April zu Wenden verſprechen muſte, die Religion nach der heil. Schrift zu ver- kuͤndigen, des ungebraͤuchlichen Scheltens ſich zu enthalten, keinen Krieg anzu- zetteln, keinen auswertigen Potentaten in ſein Jntereſſe zu ziehen, die freie Wahl und Poſtulation den Staͤnden nicht zu hindern, und vornehmlich ſeine erſte Zuſage bey ſeiner Ankunft ins Land beſtens zu beobachten. Der alte Plettenberg ſchickte auch nach eingeholter Einwilligung des deut- ſchen Ordensadminiſtrators, Walters von Groͤnberg, ſeine Bevolmaͤchtigten, den Vogt zu Roſiten, Dietrich von Galen und Dietrich Schneebergen an den roͤmiſchen Koͤnig Ferdinand mit Erſuchen, daß ſein Landmarſchal Her- man von Bruͤggeney ihm noch bey ſeinen Lebzeiten als ſein Nachfolger und Meiſter beſtaͤtiget wuͤrde. Der Koͤnig Ferdinand ertheilte ihm auch am 8ten Jul. zu Wien die Beſtaͤtigung daruͤber, und zwar im Namen des Kaiſers ſeines Bruders. Da dieſe aber auch fuͤr Hermannen von Bruͤggeney um die Be- lehnung der Regalien anhielten, ſchlug es Ferdinand am 9ten Jul. ab, und er- bot ſich aber ſo bald ſie beſſere Volmacht haͤtten, oder ihm von Plettenbergs Tode ein Schein vorgezeiget wuͤrde, dem Herrn Meiſter das Lehn und die Re- galien gern zu reichen w). Der w) Von Bruͤggeneys Landmarſchalwuͤrde mit der es vor der kaiſerlichen Beſtaͤtigung ſchon ſeine Richtigkeit hatte, findet ſich bey der Stadt ein Vertrag, den wir in alt- deutſcher Sprache anfuͤhren wollen. Allen und Jßliken watterley Standes, Weſens, Condition edder Herligkeit de ſyn, Geſtlick edder Weltlick, dhon kundt vnd betugen opentlik hiemede. Wy Herman von Bruggeney genandt Haſenkamp, des Ridderliken Dutſchen Ordenß Landmarſchalk tho Lyflandt, und wy Buͤrgermeiſter unde Raht der Stadt Riga. Alsdehne lange Jahr her viel und mancherley Twiſt, Gebreke und Schelinge tu- ſchen Unſern Vorfahren Landmarſchalken des geworden Ordenß tho Lyfland, dartho Burgermeiſtern und Rade genandter Stadt Riga etliker Landſchedinge an den Babet- See, und der Fiſcheryen darſuͤlvigeſt und in der Semmigaller Aha geſtanden, der- halven vele Muete und Unkoſten geſchen, ock mennig arme Bur um ſin Leven gekamen, welker Scheding halven ſick en ieder Parte des Mutinenſis beropen, und tho leſten de Erwuͤrdige Herr Johan Plater genandt van dem Broͤle, unſe negeſte Vorfahre loͤ- veliken Gedaͤchtnuſſe, um Frede, Leve und Endracht willen vor un langen verruͤckten Jahren ſodane Anſprake ener Stadt Rige afgetreden, avergeven und verlaten, mit derſuͤlvigen Schedinge, ſo ſick ene Stadt Rige mit dem geroͤrden Mutinenſis vermei- net vor ſick tho vordhedigen; wo ein ſo dan upgerichte Segel und Breve klarlik me- debringen, mit dem Anhafte, dat man enmale derſuͤlvigen afgetreten Gebreken und Schedinge beſichtigen, und mit behoͤrliken Grenzeteken, umb ſo widere Twiſt und Un- eath tho vermiden, beſtaͤtigen und befeſtigen ſolde. Demnach ſo hebben wy obgerorde beide Parte, de unſen vollmaͤchtigen Verordneten up de geſtimmte Schelinge, ſo woll der Landſchedinge, als Fiſcheryen halven geſandt, derſuͤlvigen Gebreke tho enem vollkamen Ende bygelegt geſchlicht und verdregen, ock beſtediget und beveſtiget, wie hernach folget: Jnth erſte is geflegen, vereniget und verbleven, dat de Landſchedinge und Grenze ſtahn und bliven ſall, gelik alß ſick der ein Stadt Riga nah vermoͤge Mutinenſis Zwee- te beropen hebben und des Ehrwuͤrdigen Herrn Landmarſchalcks negeſte Vorfahren de- ſuͤlvigen

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/220>, abgerufen am 27.11.2024.