[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Erzb. Thom. Schöning. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenberg. sprachen. Als der zweijährige Stilstand im August vorbey war, berief er die Ri-1532gischen nach Kokenhausen, die sich auch einfanden, aber ohne vorher aus- gemachte Sicherheit der evangelischen Religion von keiner Huldigung etwas wissen wolten. Jm October ward diese Handlung noch einmal zu Dahlen vorgenommen, wo sich die von Riga mit der auf dem Convent zu Nürnberg vom Kaiser zugestandenen Gewissensfreiheit schützten, durch welche die vorigen Befehle des Kaisers so lange aufgehoben wären. Der Erzbischof steckte sich hin- ter den Ordensmeister, dem er schon Montags nach Oculi die Bestätigung des wolmerschen Recesses ausgestellet. Die Stadt lief hierbey Gefahr, und versi- cherte sich also von neuem aller Häuser der Domherren, des Bischofes, und der Stiftsgüter, die sie vor 2 Jahren nach Jnhalt des kaiserlichen Befehls zurück ge- geben hatte. Sie schickte auch ihrem Anwald Joh. Hofman zu Speier den Verlauf der Sache zu, mit der Anweisung, daß er sich auf den im römischen Reiche bekant gemachten Religionsfrieden beziehen solte. Die Stadt selbst suchte immittelst die Aufnahme in den schmalkaldischen Bund, und erhielt vom Kö- nig Fridrich von Dännemark die Bestätigung aller Privilegien seiner Vorfah- ren in dänischen Landen, dafür sie ihm nach langen Bedenklichkeiten ein Schif und ein Fahrzeug mit Kraut und Loth, Proviant und Bootsleuten unter dem Seeca- pitain Cord Durkop zuschickten. Der König verlangte von der Stadt 5 Or- logschiffe, die er im Sunde mit Manschaft besetzen wolte. Durkop lag über 4 Wochen im Sunde, weil ihm der Wind entgegen war, und kam also zu späte; weil Fridrich den verjagten König Christiern schon in Norwegen gefangen bekommen hatte. Gleichwie die deutschen Fürsten der Religion wegen zusam- men getreten waren, so machten es in diesem Jahr, am Donnerstag nach Christi Beschneidung, auch die Stände in Liefland. Plettenberg selbst und die vor- nehmsten des Adels verbanden sich mit dem Rath und der Bürgerschaft in Riga bey der reinen Religion alten und neuen Testaments zu bleiben und für einander zu fechten. Der Marggraf Albrecht, Herzog in Preussen, nahm die Rigi- schen als seine Bundesgenossen um des heil. Evangelii willen in genauen Schutz, davon sich 2 christliche Vereinigungen finden. Wilhelm von der Pahlen, ge- nant Fleck, Comtur zu Windau, verband sich mit dem Rath zu Riga der aug- spurgischen Confeßion wegen, welches so gar die Ritterschaft des Erzstifts Ri- ga nachmachte: da denn jeder Theil dem andern hülfliche Hand zu leisten versprach, im Fal er dem Religionsfrieden zuwieder angefochten werden solte, Riga am Dienstage nach Pauli Bekehrung n). Der Coadiutor konte aus des Erzbischofs Begegnung sein künftiges Schick- schof n) Unter allen Verbindungen, welche die Stadt Riga der evangelischen Lehre halber ge- troffen, ist diejenige wol die wichtigste, welche uns der Herr Mag. Carl Ludwig Tetsch, Pastor zu Libau in dem ersten Versuch seiner curländischen Kirchengeschichte, Kö- nigsberg 1743 in 8 gedruckt aufbehalten. Die allerunterdienstlichsten Fridr. Buttlar von Tuckum, Claus Francke samt seinen Gedrüdern, Otto Grothaus, Cort und Herman Buttlar Gebrüder, Walther und Wessel Wichsel, Alexan- der von Sacken, Jasper Freytag, Fridrich Hane, Joh Schöning, Claus Berge, Berend Krummes, Hinrich Brincke, Bartholomäus Buttlar, Claus und Otto Korf Gebrüdere, und Joh. Kersfeldt, gute Männer zu Cur- land, danken GOtt, daß er ihnen in ihrem entlegenen Lande das allerheiligste Evange- lium erscheinen lassen. Sie rühmen den hochwürdigsten Fürsten und grosmächtigsten Herrn Wolt. von Plettenberg, daß er es unbehindert zu predigen verstattet, daher sie sich mit den Herrn Bürgermeistern und Rathmännern und ganzer Gemeinheit der löbli- chen Stadt Riga bey der reinen Lehre zu bleiben verbinden. Dieses Bündnis gelobet die Stadt für sich und ihre Nachkommen volkommen zu halten, geschehen Dienstags nach Mariä Reinigung 1532. E e e
Erzb. Thom. Schoͤning. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenberg. ſprachen. Als der zweijaͤhrige Stilſtand im Auguſt vorbey war, berief er die Ri-1532giſchen nach Kokenhauſen, die ſich auch einfanden, aber ohne vorher aus- gemachte Sicherheit der evangeliſchen Religion von keiner Huldigung etwas wiſſen wolten. Jm October ward dieſe Handlung noch einmal zu Dahlen vorgenommen, wo ſich die von Riga mit der auf dem Convent zu Nuͤrnberg vom Kaiſer zugeſtandenen Gewiſſensfreiheit ſchuͤtzten, durch welche die vorigen Befehle des Kaiſers ſo lange aufgehoben waͤren. Der Erzbiſchof ſteckte ſich hin- ter den Ordensmeiſter, dem er ſchon Montags nach Oculi die Beſtaͤtigung des wolmerſchen Receſſes ausgeſtellet. Die Stadt lief hierbey Gefahr, und verſi- cherte ſich alſo von neuem aller Haͤuſer der Domherren, des Biſchofes, und der Stiftsguͤter, die ſie vor 2 Jahren nach Jnhalt des kaiſerlichen Befehls zuruͤck ge- geben hatte. Sie ſchickte auch ihrem Anwald Joh. Hofman zu Speier den Verlauf der Sache zu, mit der Anweiſung, daß er ſich auf den im roͤmiſchen Reiche bekant gemachten Religionsfrieden beziehen ſolte. Die Stadt ſelbſt ſuchte immittelſt die Aufnahme in den ſchmalkaldiſchen Bund, und erhielt vom Koͤ- nig Fridrich von Daͤnnemark die Beſtaͤtigung aller Privilegien ſeiner Vorfah- ren in daͤniſchen Landen, dafuͤr ſie ihm nach langen Bedenklichkeiten ein Schif und ein Fahrzeug mit Kraut und Loth, Proviant und Bootsleuten unter dem Seeca- pitain Cord Durkop zuſchickten. Der Koͤnig verlangte von der Stadt 5 Or- logſchiffe, die er im Sunde mit Manſchaft beſetzen wolte. Durkop lag uͤber 4 Wochen im Sunde, weil ihm der Wind entgegen war, und kam alſo zu ſpaͤte; weil Fridrich den verjagten Koͤnig Chriſtiern ſchon in Norwegen gefangen bekommen hatte. Gleichwie die deutſchen Fuͤrſten der Religion wegen zuſam- men getreten waren, ſo machten es in dieſem Jahr, am Donnerſtag nach Chriſti Beſchneidung, auch die Staͤnde in Liefland. Plettenberg ſelbſt und die vor- nehmſten des Adels verbanden ſich mit dem Rath und der Buͤrgerſchaft in Riga bey der reinen Religion alten und neuen Teſtaments zu bleiben und fuͤr einander zu fechten. Der Marggraf Albrecht, Herzog in Preuſſen, nahm die Rigi- ſchen als ſeine Bundesgenoſſen um des heil. Evangelii willen in genauen Schutz, davon ſich 2 chriſtliche Vereinigungen finden. Wilhelm von der Pahlen, ge- nant Fleck, Comtur zu Windau, verband ſich mit dem Rath zu Riga der aug- ſpurgiſchen Confeßion wegen, welches ſo gar die Ritterſchaft des Erzſtifts Ri- ga nachmachte: da denn jeder Theil dem andern huͤlfliche Hand zu leiſten verſprach, im Fal er dem Religionsfrieden zuwieder angefochten werden ſolte, Riga am Dienſtage nach Pauli Bekehrung n). Der Coadiutor konte aus des Erzbiſchofs Begegnung ſein kuͤnftiges Schick- ſchof n) Unter allen Verbindungen, welche die Stadt Riga der evangeliſchen Lehre halber ge- troffen, iſt diejenige wol die wichtigſte, welche uns der Herr Mag. Carl Ludwig Tetſch, Paſtor zu Libau in dem erſten Verſuch ſeiner curlaͤndiſchen Kirchengeſchichte, Koͤ- nigsberg 1743 in 8 gedruckt aufbehalten. Die allerunterdienſtlichſten Fridr. Buttlar von Tuckum, Claus Francke ſamt ſeinen Gedruͤdern, Otto Grothaus, Cort und Herman Buttlar Gebruͤder, Walther und Weſſel Wichſel, Alexan- der von Sacken, Jaſper Freytag, Fridrich Hane, Joh Schoͤning, Claus Berge, Berend Krummes, Hinrich Brincke, Bartholomaͤus Buttlar, Claus und Otto Korf Gebruͤdere, und Joh. Kersfeldt, gute Maͤnner zu Cur- land, danken GOtt, daß er ihnen in ihrem entlegenen Lande das allerheiligſte Evange- lium erſcheinen laſſen. Sie ruͤhmen den hochwuͤrdigſten Fuͤrſten und grosmaͤchtigſten Herrn Wolt. von Plettenberg, daß er es unbehindert zu predigen verſtattet, daher ſie ſich mit den Herrn Buͤrgermeiſtern und Rathmaͤnnern und ganzer Gemeinheit der loͤbli- chen Stadt Riga bey der reinen Lehre zu bleiben verbinden. Dieſes Buͤndnis gelobet die Stadt fuͤr ſich und ihre Nachkommen volkommen zu halten, geſchehen Dienſtags nach Mariaͤ Reinigung 1532. E e e
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ſprachen. Als der zweijaͤhrige Stilſtand im Auguſt vorbey war, berief er die Ri-
giſchen nach Kokenhauſen, die ſich auch einfanden, aber ohne vorher aus-
gemachte Sicherheit der evangeliſchen Religion von keiner Huldigung etwas
wiſſen wolten. Jm October ward dieſe Handlung noch einmal zu Dahlen
vorgenommen, wo ſich die von Riga mit der auf dem Convent zu Nuͤrnberg
vom Kaiſer zugeſtandenen Gewiſſensfreiheit ſchuͤtzten, durch welche die vorigen
Befehle des Kaiſers ſo lange aufgehoben waͤren. Der Erzbiſchof ſteckte ſich hin-
ter den Ordensmeiſter, dem er ſchon Montags nach Oculi die Beſtaͤtigung des
wolmerſchen Receſſes ausgeſtellet. Die Stadt lief hierbey Gefahr, und verſi-
cherte ſich alſo von neuem aller Haͤuſer der Domherren, des Biſchofes, und der
Stiftsguͤter, die ſie vor 2 Jahren nach Jnhalt des kaiſerlichen Befehls zuruͤck ge-
geben hatte. Sie ſchickte auch ihrem Anwald Joh. Hofman zu Speier den
Verlauf der Sache zu, mit der Anweiſung, daß er ſich auf den im roͤmiſchen
Reiche bekant gemachten Religionsfrieden beziehen ſolte. Die Stadt ſelbſt ſuchte
immittelſt die Aufnahme in den ſchmalkaldiſchen Bund, und erhielt vom Koͤ-
nig Fridrich von Daͤnnemark die Beſtaͤtigung aller Privilegien ſeiner Vorfah-
ren in daͤniſchen Landen, dafuͤr ſie ihm nach langen Bedenklichkeiten ein Schif und
ein Fahrzeug mit Kraut und Loth, Proviant und Bootsleuten unter dem Seeca-
pitain Cord Durkop zuſchickten. Der Koͤnig verlangte von der Stadt 5 Or-
logſchiffe, die er im Sunde mit Manſchaft beſetzen wolte. Durkop lag uͤber
4 Wochen im Sunde, weil ihm der Wind entgegen war, und kam alſo zu ſpaͤte;
weil Fridrich den verjagten Koͤnig Chriſtiern ſchon in Norwegen gefangen
bekommen hatte. Gleichwie die deutſchen Fuͤrſten der Religion wegen zuſam-
men getreten waren, ſo machten es in dieſem Jahr, am Donnerſtag nach Chriſti
Beſchneidung, auch die Staͤnde in Liefland. Plettenberg ſelbſt und die vor-
nehmſten des Adels verbanden ſich mit dem Rath und der Buͤrgerſchaft in Riga
bey der reinen Religion alten und neuen Teſtaments zu bleiben und fuͤr einander
zu fechten. Der Marggraf Albrecht, Herzog in Preuſſen, nahm die Rigi-
ſchen als ſeine Bundesgenoſſen um des heil. Evangelii willen in genauen Schutz,
davon ſich 2 chriſtliche Vereinigungen finden. Wilhelm von der Pahlen, ge-
nant Fleck, Comtur zu Windau, verband ſich mit dem Rath zu Riga der aug-
ſpurgiſchen Confeßion wegen, welches ſo gar die Ritterſchaft des Erzſtifts Ri-
ga nachmachte: da denn jeder Theil dem andern huͤlfliche Hand zu leiſten verſprach,
im Fal er dem Religionsfrieden zuwieder angefochten werden ſolte, Riga am
Dienſtage nach Pauli Bekehrung n).
1532
Der Coadiutor konte aus des Erzbiſchofs Begegnung ſein kuͤnftiges Schick-
ſal bereits abnehmen, und nahm daher den Ruf der wickiſchen Ritterſchaft zu
ihren Biſchof mit beiden Haͤnden an, obgleich der Ordensmeiſter und der Erzbi-
ſchof
n) Unter allen Verbindungen, welche die Stadt Riga der evangeliſchen Lehre halber ge-
troffen, iſt diejenige wol die wichtigſte, welche uns der Herr Mag. Carl Ludwig Tetſch,
Paſtor zu Libau in dem erſten Verſuch ſeiner curlaͤndiſchen Kirchengeſchichte, Koͤ-
nigsberg 1743 in 8 gedruckt aufbehalten. Die allerunterdienſtlichſten Fridr.
Buttlar von Tuckum, Claus Francke ſamt ſeinen Gedruͤdern, Otto Grothaus,
Cort und Herman Buttlar Gebruͤder, Walther und Weſſel Wichſel, Alexan-
der von Sacken, Jaſper Freytag, Fridrich Hane, Joh Schoͤning, Claus
Berge, Berend Krummes, Hinrich Brincke, Bartholomaͤus Buttlar,
Claus und Otto Korf Gebruͤdere, und Joh. Kersfeldt, gute Maͤnner zu Cur-
land, danken GOtt, daß er ihnen in ihrem entlegenen Lande das allerheiligſte Evange-
lium erſcheinen laſſen. Sie ruͤhmen den hochwuͤrdigſten Fuͤrſten und grosmaͤchtigſten
Herrn Wolt. von Plettenberg, daß er es unbehindert zu predigen verſtattet, daher ſie
ſich mit den Herrn Buͤrgermeiſtern und Rathmaͤnnern und ganzer Gemeinheit der loͤbli-
chen Stadt Riga bey der reinen Lehre zu bleiben verbinden. Dieſes Buͤndnis gelobet
die Stadt fuͤr ſich und ihre Nachkommen volkommen zu halten, geſchehen Dienſtags
nach Mariaͤ Reinigung 1532.
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