[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Erzb. Thom. Schöning. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenberg. Jn Revel ward der grosse Thurm Kiek in de Köke gebauet. Die Stadt1532 sten unsre Person gnädiglich zu ewigen Zeiten auch erlassen, also daß noch sie noch ihre Nachkömlinge hinfort daran nicht sollen gehalten seyn, und sonderlich in Erwehlung und Bestätigung eines Erzvogts, und alle Gerechtigkeit, so dieselben zu ehmaligen Zeiten von einem Herren Erzbischof zu Riga und Meister in Liefland gehabt, da- von nun unsre liebe getreue von Riga gänzlich gefreyet seyn sollen, so ferne sie selbst aus eigenen Befügen keinen Erzvogt erwehlen. Es sol auch hiermit für unsre Person der Artikel der Appellation ingleichen die Rechtfertigung eines Raths von Riga Sen- tenz, so davon vor und an uns und dem hochwürdigen Herrn Meister geappelliret wird, gänzlich aufgehoben, caßiret, getilget und getödtet seyn, also daß die Rechtfertigung solcher Sentenz ohne Beisein und Retractation gemeldten Raths oder jemand von ihnen geschehen sol*). Dieweil wir auch Bericht empfangen haben, daß der Artikel, welcher mit bringet, daß ein Rath von Riga nichts neues aufsetzen solle, ohne Wissen und Willen unserer und des Herrmeisters in Liefland, nicht auf die Herren und Stände dieser Lande, son- dern allein auf eine gemeine, einträchtige und einhellige Beliebung und Bewilligung ei- nes ehrsamen Raths und der Gemeine in unsrer Stadt Riga zu ihrem und unsrer Stadt Besten und auf ihre eigene Kosten sonder unser und der andern Herren und Stände Nachtheil gezogen und gedeutet werden; so wollen wir denselben Artikel derge- stalt und nicht anders für unsre Person auch in Gnaden nachgegeben haben, jedoch alle andern Artikel in dem kirchholmischen Vertrage enthalten, so uns und andre Herren und Stände dieser Lande mit betreffen, welche die vielgedachte unsre liebe Getreue uns schriftlich nicht übergeben haben, vorbehältlich und unverfänglich. Ferner haben wir in Gnaden bewilliget und versprochen 6 Jahr lang, die nechst nach Dato dieses Briefes folgende, mit vielgedachter unsrer Stadt Riga zu münzen, und vielgedachter unsrer Stadt Riga die Helfte des Schlag-Schatzes folgen zu lassen. Nach Ausgang aber solcher 6 Jahre sol es bey uns und in unsern Gefallen stehen, länger mit ihnen zu mün- zen oder nicht, denn so sie die Gebühre und Billigkeit in solcher Zeit gegen uns erzei- gen und schicken werden, sollen und mögen sie ferner mit uns münzen, wo nicht, sol es auch seinen Bescheid und Mas haben. Nachdem auch unsrer Stadt Riga, wie wir vielmalen sind berichtet worden, an der litthauischen Strasse, der Nutzen und nö- thigen Zufuhre halben, hoch und viel gelegen, so wollen wir allen möglichen Fleis, da sich des also gebühren mag, fürwenden, damit dieselbige Strasse zu gemeidter unsrer Stadt Riga Besten frey, offen und ungeschlossen seyn und bleiben möge. Wir sol- len und wollen auch an unsern erzbischöflichen Hofe zu Riga keine weitere Befestigung mit neuen Thürmen und Mauren allermeist gegen der Stadt werts anlegen, welches wir doch sonst ohne das zu thun ganz ungeneigt, das auch gar nicht träglich ist; Jtem so ofte es sich auch begiebt, daß wir mit den Unsern gen Riga kommen, und auf ge- meldten unsern Hofe unser Lager haben werden, wollen wir ernstlich verschaffen, daß unsre Diener und Verwandten wider die Einwohner und Bürger, sonderlich die Pre- diger, Kirchendiener und Schulmeister daselbst keine Unlust, oder gewaltsame Uebung, oder wie es sonst Namen haben mag, in unsrer Stadt attentiren oder vornehmen sollen. So es aber (das GOtt verhüte!) geschehe, und der Uebertreter ausserhalb unserm erzbischöflichen Hofe, dieweil wir da liegen, betreten oder beschlagen würde, soll er von dem Gerichte derselben unsrer Stadt nach Gebühr und bewandten Sachen die Strafe *) Die Stadt hatte schon vorher diesen Dorn des kirchbolmischen Vertrages sich aus dem Fusse zu ziehen gesucht, konte aber nie besser damit zu rechte kommen als unter der Regierung des Herrn Meisters Berndt von der Borg, der in einer alten Urkunde von 1472 diesen Tractat mit allen seinen Clauseln aufgehoben, welches Todesurtheil auch vom Kaiser Fridrich dem IIIten 1481 be- stätiget worden, daß es also mit der völligen Vernichtung des kirchholmischen Vertrags seine un- streitige Richtigkeit hatte. Der Ordensmeister Freytag suchte ihn von neuem mit Gewalt hervor, welches der Stadt so gefährlich vorkam und ihr einen solchen Eindruck machte, daß sie in allen folgenden Verträgen die Tödtung dieses schädlichen Feindes kaum oft genug wiederholen können. Da es mit diesem lemselschen Vertrag nachher nicht zur Bewerkstelligung gekommen sondern sich der Stadt bald grössere Vortheile anboten; so hat auf Seiten der Erzbischofe der kirchhol- mische Vertrag nicht so wol durch diese, als durch andere vortheilhafte Tractaten seinen letzten Rest bekommen. D d d 2
Erzb. Thom. Schoͤning. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenberg. Jn Revel ward der groſſe Thurm Kiek in de Koͤke gebauet. Die Stadt1532 ſten unſre Perſon gnaͤdiglich zu ewigen Zeiten auch erlaſſen, alſo daß noch ſie noch ihre Nachkoͤmlinge hinfort daran nicht ſollen gehalten ſeyn, und ſonderlich in Erwehlung und Beſtaͤtigung eines Erzvogts, und alle Gerechtigkeit, ſo dieſelben zu ehmaligen Zeiten von einem Herren Erzbiſchof zu Riga und Meiſter in Liefland gehabt, da- von nun unſre liebe getreue von Riga gaͤnzlich gefreyet ſeyn ſollen, ſo ferne ſie ſelbſt aus eigenen Befuͤgen keinen Erzvogt erwehlen. Es ſol auch hiermit fuͤr unſre Perſon der Artikel der Appellation ingleichen die Rechtfertigung eines Raths von Riga Sen- tenz, ſo davon vor und an uns und dem hochwuͤrdigen Herrn Meiſter geappelliret wird, gaͤnzlich aufgehoben, caßiret, getilget und getoͤdtet ſeyn, alſo daß die Rechtfertigung ſolcher Sentenz ohne Beiſein und Retractation gemeldten Raths oder jemand von ihnen geſchehen ſol*). Dieweil wir auch Bericht empfangen haben, daß der Artikel, welcher mit bringet, daß ein Rath von Riga nichts neues aufſetzen ſolle, ohne Wiſſen und Willen unſerer und des Herrmeiſters in Liefland, nicht auf die Herren und Staͤnde dieſer Lande, ſon- dern allein auf eine gemeine, eintraͤchtige und einhellige Beliebung und Bewilligung ei- nes ehrſamen Raths und der Gemeine in unſrer Stadt Riga zu ihrem und unſrer Stadt Beſten und auf ihre eigene Koſten ſonder unſer und der andern Herren und Staͤnde Nachtheil gezogen und gedeutet werden; ſo wollen wir denſelben Artikel derge- ſtalt und nicht anders fuͤr unſre Perſon auch in Gnaden nachgegeben haben, jedoch alle andern Artikel in dem kirchholmiſchen Vertrage enthalten, ſo uns und andre Herren und Staͤnde dieſer Lande mit betreffen, welche die vielgedachte unſre liebe Getreue uns ſchriftlich nicht uͤbergeben haben, vorbehaͤltlich und unverfaͤnglich. Ferner haben wir in Gnaden bewilliget und verſprochen 6 Jahr lang, die nechſt nach Dato dieſes Briefes folgende, mit vielgedachter unſrer Stadt Riga zu muͤnzen, und vielgedachter unſrer Stadt Riga die Helfte des Schlag-Schatzes folgen zu laſſen. Nach Ausgang aber ſolcher 6 Jahre ſol es bey uns und in unſern Gefallen ſtehen, laͤnger mit ihnen zu muͤn- zen oder nicht, denn ſo ſie die Gebuͤhre und Billigkeit in ſolcher Zeit gegen uns erzei- gen und ſchicken werden, ſollen und moͤgen ſie ferner mit uns muͤnzen, wo nicht, ſol es auch ſeinen Beſcheid und Mas haben. Nachdem auch unſrer Stadt Riga, wie wir vielmalen ſind berichtet worden, an der litthauiſchen Straſſe, der Nutzen und noͤ- thigen Zufuhre halben, hoch und viel gelegen, ſo wollen wir allen moͤglichen Fleis, da ſich des alſo gebuͤhren mag, fuͤrwenden, damit dieſelbige Straſſe zu gemeidter unſrer Stadt Riga Beſten frey, offen und ungeſchloſſen ſeyn und bleiben moͤge. Wir ſol- len und wollen auch an unſern erzbiſchoͤflichen Hofe zu Riga keine weitere Befeſtigung mit neuen Thuͤrmen und Mauren allermeiſt gegen der Stadt werts anlegen, welches wir doch ſonſt ohne das zu thun ganz ungeneigt, das auch gar nicht traͤglich iſt; Jtem ſo ofte es ſich auch begiebt, daß wir mit den Unſern gen Riga kommen, und auf ge- meldten unſern Hofe unſer Lager haben werden, wollen wir ernſtlich verſchaffen, daß unſre Diener und Verwandten wider die Einwohner und Buͤrger, ſonderlich die Pre- diger, Kirchendiener und Schulmeiſter daſelbſt keine Unluſt, oder gewaltſame Uebung, oder wie es ſonſt Namen haben mag, in unſrer Stadt attentiren oder vornehmen ſollen. So es aber (das GOtt verhuͤte!) geſchehe, und der Uebertreter auſſerhalb unſerm erzbiſchoͤflichen Hofe, dieweil wir da liegen, betreten oder beſchlagen wuͤrde, ſoll er von dem Gerichte derſelben unſrer Stadt nach Gebuͤhr und bewandten Sachen die Strafe *) Die Stadt hatte ſchon vorher dieſen Dorn des kirchbolmiſchen Vertrages ſich aus dem Fuſſe zu ziehen geſucht, konte aber nie beſſer damit zu rechte kommen als unter der Regierung des Herrn Meiſters Berndt von der Borg, der in einer alten Urkunde von 1472 dieſen Tractat mit allen ſeinen Clauſeln aufgehoben, welches Todesurtheil auch vom Kaiſer Fridrich dem IIIten 1481 be- ſtaͤtiget worden, daß es alſo mit der voͤlligen Vernichtung des kirchholmiſchen Vertrags ſeine un- ſtreitige Richtigkeit hatte. Der Ordensmeiſter Freytag ſuchte ihn von neuem mit Gewalt hervor, welches der Stadt ſo gefaͤhrlich vorkam und ihr einen ſolchen Eindruck machte, daß ſie in allen folgenden Vertraͤgen die Toͤdtung dieſes ſchaͤdlichen Feindes kaum oft genug wiederholen koͤnnen. Da es mit dieſem lemſelſchen Vertrag nachher nicht zur Bewerkſtelligung gekommen ſondern ſich der Stadt bald groͤſſere Vortheile anboten; ſo hat auf Seiten der Erzbiſchofe der kirchhol- miſche Vertrag nicht ſo wol durch dieſe, als durch andere vortheilhafte Tractaten ſeinen letzten Reſt bekommen. D d d 2
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Erzb. Thom. Schoͤning. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenberg.
Jn Revel ward der groſſe Thurm Kiek in de Koͤke gebauet. Die Stadt
verlor durch eine anſteckende Seuche bey 2000 Einwohner, durch eine unvermu-
thete Feuersbrunſt aber ihr ſchoͤnſtes Kloſtergebaͤude und die Kirche der Moͤnche.
Jn Riga hatten die Stadtgemeinen das Ungluͤck, daß in ihres Eltermans Kar-
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t) unſre Perſon gnaͤdiglich zu ewigen Zeiten auch erlaſſen, alſo daß noch ſie noch ihre
Nachkoͤmlinge hinfort daran nicht ſollen gehalten ſeyn, und ſonderlich in Erwehlung
und Beſtaͤtigung eines Erzvogts, und alle Gerechtigkeit, ſo dieſelben zu ehmaligen
Zeiten von einem Herren Erzbiſchof zu Riga und Meiſter in Liefland gehabt, da-
von nun unſre liebe getreue von Riga gaͤnzlich gefreyet ſeyn ſollen, ſo ferne ſie ſelbſt
aus eigenen Befuͤgen keinen Erzvogt erwehlen. Es ſol auch hiermit fuͤr unſre Perſon
der Artikel der Appellation ingleichen die Rechtfertigung eines Raths von Riga Sen-
tenz, ſo davon vor und an uns und dem hochwuͤrdigen Herrn Meiſter geappelliret wird,
gaͤnzlich aufgehoben, caßiret, getilget und getoͤdtet ſeyn, alſo daß die Rechtfertigung
ſolcher Sentenz ohne Beiſein und Retractation gemeldten Raths oder jemand von ihnen
geſchehen ſol *).
Dieweil wir auch Bericht empfangen haben, daß der Artikel, welcher mit bringet,
daß ein Rath von Riga nichts neues aufſetzen ſolle, ohne Wiſſen und Willen unſerer
und des Herrmeiſters in Liefland, nicht auf die Herren und Staͤnde dieſer Lande, ſon-
dern allein auf eine gemeine, eintraͤchtige und einhellige Beliebung und Bewilligung ei-
nes ehrſamen Raths und der Gemeine in unſrer Stadt Riga zu ihrem und unſrer
Stadt Beſten und auf ihre eigene Koſten ſonder unſer und der andern Herren und
Staͤnde Nachtheil gezogen und gedeutet werden; ſo wollen wir denſelben Artikel derge-
ſtalt und nicht anders fuͤr unſre Perſon auch in Gnaden nachgegeben haben, jedoch alle
andern Artikel in dem kirchholmiſchen Vertrage enthalten, ſo uns und andre Herren
und Staͤnde dieſer Lande mit betreffen, welche die vielgedachte unſre liebe Getreue uns
ſchriftlich nicht uͤbergeben haben, vorbehaͤltlich und unverfaͤnglich. Ferner haben wir
in Gnaden bewilliget und verſprochen 6 Jahr lang, die nechſt nach Dato dieſes Briefes
folgende, mit vielgedachter unſrer Stadt Riga zu muͤnzen, und vielgedachter unſrer
Stadt Riga die Helfte des Schlag-Schatzes folgen zu laſſen. Nach Ausgang aber
ſolcher 6 Jahre ſol es bey uns und in unſern Gefallen ſtehen, laͤnger mit ihnen zu muͤn-
zen oder nicht, denn ſo ſie die Gebuͤhre und Billigkeit in ſolcher Zeit gegen uns erzei-
gen und ſchicken werden, ſollen und moͤgen ſie ferner mit uns muͤnzen, wo nicht, ſol
es auch ſeinen Beſcheid und Mas haben. Nachdem auch unſrer Stadt Riga, wie
wir vielmalen ſind berichtet worden, an der litthauiſchen Straſſe, der Nutzen und noͤ-
thigen Zufuhre halben, hoch und viel gelegen, ſo wollen wir allen moͤglichen Fleis, da
ſich des alſo gebuͤhren mag, fuͤrwenden, damit dieſelbige Straſſe zu gemeidter unſrer
Stadt Riga Beſten frey, offen und ungeſchloſſen ſeyn und bleiben moͤge. Wir ſol-
len und wollen auch an unſern erzbiſchoͤflichen Hofe zu Riga keine weitere Befeſtigung
mit neuen Thuͤrmen und Mauren allermeiſt gegen der Stadt werts anlegen, welches
wir doch ſonſt ohne das zu thun ganz ungeneigt, das auch gar nicht traͤglich iſt; Jtem
ſo ofte es ſich auch begiebt, daß wir mit den Unſern gen Riga kommen, und auf ge-
meldten unſern Hofe unſer Lager haben werden, wollen wir ernſtlich verſchaffen, daß
unſre Diener und Verwandten wider die Einwohner und Buͤrger, ſonderlich die Pre-
diger, Kirchendiener und Schulmeiſter daſelbſt keine Unluſt, oder gewaltſame Uebung,
oder wie es ſonſt Namen haben mag, in unſrer Stadt attentiren oder vornehmen ſollen.
So es aber (das GOtt verhuͤte!) geſchehe, und der Uebertreter auſſerhalb unſerm
erzbiſchoͤflichen Hofe, dieweil wir da liegen, betreten oder beſchlagen wuͤrde, ſoll er
von dem Gerichte derſelben unſrer Stadt nach Gebuͤhr und bewandten Sachen die
Strafe
*) Die Stadt hatte ſchon vorher dieſen Dorn des kirchbolmiſchen Vertrages ſich aus dem Fuſſe zu
ziehen geſucht, konte aber nie beſſer damit zu rechte kommen als unter der Regierung des Herrn
Meiſters Berndt von der Borg, der in einer alten Urkunde von 1472 dieſen Tractat mit allen
ſeinen Clauſeln aufgehoben, welches Todesurtheil auch vom Kaiſer Fridrich dem IIIten 1481 be-
ſtaͤtiget worden, daß es alſo mit der voͤlligen Vernichtung des kirchholmiſchen Vertrags ſeine un-
ſtreitige Richtigkeit hatte. Der Ordensmeiſter Freytag ſuchte ihn von neuem mit Gewalt hervor,
welches der Stadt ſo gefaͤhrlich vorkam und ihr einen ſolchen Eindruck machte, daß ſie in allen
folgenden Vertraͤgen die Toͤdtung dieſes ſchaͤdlichen Feindes kaum oft genug wiederholen koͤnnen.
Da es mit dieſem lemſelſchen Vertrag nachher nicht zur Bewerkſtelligung gekommen ſondern
ſich der Stadt bald groͤſſere Vortheile anboten; ſo hat auf Seiten der Erzbiſchofe der kirchhol-
miſche Vertrag nicht ſo wol durch dieſe, als durch andere vortheilhafte Tractaten ſeinen letzten
Reſt bekommen.
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