[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, 1525Freitags auf Fabian und Sebastian trug der Hochmeister Albrecht dem Den den Marggraf Wilhelm, unter dem dörptischen aber Blanckenfelden zu verstehen hat, wel- chen Namen man ihm in Riga gab, weil ihn die Stadt noch nicht für ihren Erzbischof erkante. Jnt Jahr 1525 kort na Wynachten wolde des Bischops Vaget tho Dorpat Melcher Hof- mann einen Körschner fangen nehmen. Darumme dat he dat Evangelium predigte, wortho kemen de Börger und jungen Gesellen sick des Vagedes tho wehren, dat von der Börger Syden 4 doth bleven, 2 Dütschen und 2 Undütschen. De Vaget kam upt Schloth, da trat de gemen- de, unde brecken alle Kerken up, schlogen entwey alle Bilde unde Tafeln, in Sünt Peters Ker- cken verbrende se alle Tafeln, unde schlogen alle Schappe darup: darna leden se Knechte yn, de kemen von Revel int Schlot, dat nehmen se yn. Jtem Anno 25. des Donnersdages na der Bekehrung Pauli, ta ging von Riga na Dorpt met Jochum Sassen de Stadt-Schryver, und kam dar am Avente Lichtmessen, des andern Dages predigte ick 2 mahl, wie de Rath und de Gemende von my begehrde, was dar ewen 4 Wecke, predigte alle Dage und laß Malachiam latine, beth up den Dingsdag vor Ascherdag, do reisede ick von da, kam tho Riga des Sonnavens Jnvocavit. Anno 25 des Dienstags vor Petri und Pauli reisde ick von Riga met den Geschicketen dersül- wen Stadt Riga na Wolmer thom Landts-Dage, welcher geschah up visitationis Mariae, dar kam ick des Donnerstags up Petri und Pauli, an demsülwen Dage kam de Herr Meister Wolt. von Plettenberg ock dar. Des andern Dages hof ick an tho predigen uth Verlöw des Her Mei- sters dat Evangelium Matt. 19: Sehet wie hebbent alles verlahten. Des Sonnabends predig- te ick dat Evangelium Matt. 21: Myn Huß ist en Bethhuß. Jn dessen 2 Dagen leth my de Her Meister beschicken, ick wolde ia neuen Uprohr maken, man sege well, wo de Buren upstun- den gege ete Herren. Des Sondages wolde wy hebben de dütsche Misse gesungen, schickende an my de Herr Meister den Schaffer, ick wolde my sülkes entholden, möchte wohl fry predigen, konte syne Gnade woll lyden, de Misse aberst konte he noch nicht tho statten, da hoef ick an tho predigen des Sondages Morgens, darna gingen de Bischope tho samen in der Kerken, na der Missen up den Gildstuwen, dar de Herr Meister erst antoch, warumb de Landtag verschrewen wehre, darna hoef de Bischop von Riga Marg-Graf Wilhelm +) de Rigschen tho beklagende beth tho Elwen. Des Sonnavends na Petri und Pauli am Avendt tho 10. (Uhr) kam de Bischop von Ronneborg und de Bischof von Revel met 2 hundert Perde. De Bischop von Revel schreef an den Herr Meister des Frydags na Petri und Pauli, he scholde my gefangen nehmen. Anno 25. am Middage des Sondages predigte ick tho 12 ock dat Evangelium de Festo Visi- tationis. Am Mandage hoef ick an Esaiam den Propheten und predigte alle Dage beth up den andern Sondag. Am Middewecken wölde ick predigen, do trat vor my en schwart Mönnick up Dominici ordi- nis, de hoef an In nomine Patris etc. da begunde dat Volk tho kurrende, do sprack ick tho em, Broder stieg af, ick wil ersten predigen, predige du darna, do lepen de Havelüde uth Hargen und Wyrland tho umme my herde, eine wiesde my dat Mest, de ander de Fuest, und sprecken du Vörreder, du Bedreger, du wilt uns drade umme Land und Lüde bringen, dyn Schalkheit soll nu uphören. Pfy Pfy dy an. Do ging ick her uth der Kerken up S. Antonius Kerk-Hoff, und leeth dat Volck in dem wi- den Felde stahn und predigte dat: Wortho schall my de Veelheit iuwer Offer. Esaiä 1. Deß andern Dages wolde ick dar wedder predigen, do beschickede my der Herr Meister 3 mahl dorch de Ridderschop: Jck wolde my des Sermons entholden einen Dag oder twe, beth dat se thosahmen kemen, thor Handelinge. Jck wolde allickwohl des Donnerdags hebben geprediget, averst de schwarten Hövede helden Gemeinde, darumme blev eth na. Do krech ick fort wedder Verloef tho predigen von dem Her Meister in der Kerken. Des Sondags morgens na Visitationis wolde de Bischop weg theen, do beschickede my de Bi- schop von Dörpt Blanckenfeldt dorch Wolfgang Loß, Jck wolde doch by syner Gnaden er- schienen, edder met Herr Wilhelm Titken em folgen na Ronneborg, he wolde met 4 Perden by my blyven, darum ick em antworde: Jck wolde tho em kahmen up Treyden, wenn he my met syner Hand schreve. n) Der Handel war schon vor 5 Jahren zu Königsberg geschlossen. Der Hochmeister konte damals wegen des Krieges die Ordensbrüder nicht zusammen haben, und also der Gewohnheit nach nicht das grosse sondern nur das kleine Ordenssiegel gebrauchen. Plettenberg besorgte nicht ohne Grund, die hochmeisterlichen Nachkommen würden davon +) Wilhelm hies schon der Erzbischof, ehe noch sein Coadiutur fest gesetzet war. Er ertheilte unter-
schiedliche Belehnungen, darin er sich Erzbischof schreibet, obgleich der alte Thomas Schöning noch munter war, lebte, und noch 9 Jahr regierte. Er war auch noch nicht Coadiutor, als ihn schon viele den Bischof von Riga nanten. Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, 1525Freitags auf Fabian und Sebaſtian trug der Hochmeiſter Albrecht dem Den den Marggraf Wilhelm, unter dem doͤrptiſchen aber Blanckenfelden zu verſtehen hat, wel- chen Namen man ihm in Riga gab, weil ihn die Stadt noch nicht fuͤr ihren Erzbiſchof erkante. Jnt Jahr 1525 kort na Wynachten wolde des Biſchops Vaget tho Dorpat Melcher Hof- mann einen Koͤrſchner fangen nehmen. Darumme dat he dat Evangelium predigte, wortho kemen de Boͤrger und jungen Geſellen ſick des Vagedes tho wehren, dat von der Boͤrger Syden 4 doth bleven, 2 Duͤtſchen und 2 Unduͤtſchen. De Vaget kam upt Schloth, da trat de gemen- de, unde brecken alle Kerken up, ſchlogen entwey alle Bilde unde Tafeln, in Suͤnt Peters Ker- cken verbrende ſe alle Tafeln, unde ſchlogen alle Schappe darup: darna leden ſe Knechte yn, de kemen von Revel int Schlot, dat nehmen ſe yn. Jtem Anno 25. des Donnersdages na der Bekehrung Pauli, ta ging von Riga na Dorpt met Jochum Saſſen de Stadt-Schryver, und kam dar am Avente Lichtmeſſen, des andern Dages predigte ick 2 mahl, wie de Rath und de Gemende von my begehrde, was dar ewen 4 Wecke, predigte alle Dage und laß Malachiam latine, beth up den Dingsdag vor Aſcherdag, do reiſede ick von da, kam tho Riga des Sonnavens Jnvocavit. Anno 25 des Dienſtags vor Petri und Pauli reiſde ick von Riga met den Geſchicketen derſuͤl- wen Stadt Riga na Wolmer thom Landts-Dage, welcher geſchah up viſitationis Mariae, dar kam ick des Donnerſtags up Petri und Pauli, an demſuͤlwen Dage kam de Herr Meiſter Wolt. von Plettenberg ock dar. Des andern Dages hof ick an tho predigen uth Verloͤw des Her Mei- ſters dat Evangelium Matt. 19: Sehet wie hebbent alles verlahten. Des Sonnabends predig- te ick dat Evangelium Matt. 21: Myn Huß iſt en Bethhuß. Jn deſſen 2 Dagen leth my de Her Meiſter beſchicken, ick wolde ia neuen Uprohr maken, man ſege well, wo de Buren upſtun- den gege ete Herren. Des Sondages wolde wy hebben de duͤtſche Miſſe geſungen, ſchickende an my de Herr Meiſter den Schaffer, ick wolde my ſuͤlkes entholden, moͤchte wohl fry predigen, konte ſyne Gnade woll lyden, de Miſſe aberſt konte he noch nicht tho ſtatten, da hoef ick an tho predigen des Sondages Morgens, darna gingen de Biſchope tho ſamen in der Kerken, na der Miſſen up den Gildſtuwen, dar de Herr Meiſter erſt antoch, warumb de Landtag verſchrewen wehre, darna hoef de Biſchop von Riga Marg-Graf Wilhelm †) de Rigſchen tho beklagende beth tho Elwen. Des Sonnavends na Petri und Pauli am Avendt tho 10. (Uhr) kam de Biſchop von Ronneborg und de Biſchof von Revel met 2 hundert Perde. De Biſchop von Revel ſchreef an den Herr Meiſter des Frydags na Petri und Pauli, he ſcholde my gefangen nehmen. Anno 25. am Middage des Sondages predigte ick tho 12 ock dat Evangelium de Feſto Viſi- tationis. Am Mandage hoef ick an Eſaiam den Propheten und predigte alle Dage beth up den andern Sondag. Am Middewecken woͤlde ick predigen, do trat vor my en ſchwart Moͤnnick up Dominici ordi- nis, de hoef an In nomine Patris etc. da begunde dat Volk tho kurrende, do ſprack ick tho em, Broder ſtieg af, ick wil erſten predigen, predige du darna, do lepen de Haveluͤde uth Hargen und Wyrland tho umme my herde, eine wieſde my dat Meſt, de ander de Fueſt, und ſprecken du Voͤrreder, du Bedreger, du wilt uns drade umme Land und Luͤde bringen, dyn Schalkheit ſoll nu uphoͤren. Pfy Pfy dy an. Do ging ick her uth der Kerken up S. Antonius Kerk-Hoff, und leeth dat Volck in dem wi- den Felde ſtahn und predigte dat: Wortho ſchall my de Veelheit iuwer Offer. Eſaiaͤ 1. Deß andern Dages wolde ick dar wedder predigen, do beſchickede my der Herr Meiſter 3 mahl dorch de Ridderſchop: Jck wolde my des Sermons entholden einen Dag oder twe, beth dat ſe thoſahmen kemen, thor Handelinge. Jck wolde allickwohl des Donnerdags hebben geprediget, averſt de ſchwarten Hoͤvede helden Gemeinde, darumme blev eth na. Do krech ick fort wedder Verloef tho predigen von dem Her Meiſter in der Kerken. Des Sondags morgens na Viſitationis wolde de Biſchop weg theen, do beſchickede my de Bi- ſchop von Doͤrpt Blanckenfeldt dorch Wolfgang Loß, Jck wolde doch by ſyner Gnaden er- ſchienen, edder met Herr Wilhelm Titken em folgen na Ronneborg, he wolde met 4 Perden by my blyven, darum ick em antworde: Jck wolde tho em kahmen up Treyden, wenn he my met ſyner Hand ſchreve. n) Der Handel war ſchon vor 5 Jahren zu Koͤnigsberg geſchloſſen. Der Hochmeiſter konte damals wegen des Krieges die Ordensbruͤder nicht zuſammen haben, und alſo der Gewohnheit nach nicht das groſſe ſondern nur das kleine Ordensſiegel gebrauchen. Plettenberg beſorgte nicht ohne Grund, die hochmeiſterlichen Nachkommen wuͤrden davon †) Wilhelm hies ſchon der Erzbiſchof, ehe noch ſein Coadiutur feſt geſetzet war. Er ertheilte unter-
ſchiedliche Belehnungen, darin er ſich Erzbiſchof ſchreibet, obgleich der alte Thomas Schoͤning noch munter war, lebte, und noch 9 Jahr regierte. Er war auch noch nicht Coadiutor, als ihn ſchon viele den Biſchof von Riga nanten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0208" n="190"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,</hi> </fw><lb/> <note place="left">1525</note> <p>Freitags auf <hi rendition="#fr">Fabian</hi> und <hi rendition="#fr">Sebaſtian</hi> trug der Hochmeiſter <hi rendition="#fr">Albrecht</hi> dem<lb/> ehrwuͤrdigen und geiſtlichen Herrn <hi rendition="#fr">Wolter</hi> von <hi rendition="#fr">Plettenberg,</hi> oberſten Gebie-<lb/> tiger in <hi rendition="#fr">Liefland</hi> in Betrachtung ſeiner dem <hi rendition="#fr">preußiſchen</hi> Orden geleiſteten<lb/> Willigkeit, Guͤte und Treue die voͤllige Oberherſchaft uͤber <hi rendition="#fr">Wirland, Har-<lb/> rien</hi> und <hi rendition="#fr">Allentaken</hi> auf, wobey zugleich die vorigen Abtretungsacten beigele-<lb/> get und mit verſiegelt ſind, geſchehen zu <hi rendition="#fr">Memel</hi> <note xml:id="h91" next="#h92" place="foot" n="n)">Der Handel war ſchon vor 5 Jahren zu <hi rendition="#fr">Koͤnigsberg</hi> geſchloſſen. 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Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
Freitags auf Fabian und Sebaſtian trug der Hochmeiſter Albrecht dem
ehrwuͤrdigen und geiſtlichen Herrn Wolter von Plettenberg, oberſten Gebie-
tiger in Liefland in Betrachtung ſeiner dem preußiſchen Orden geleiſteten
Willigkeit, Guͤte und Treue die voͤllige Oberherſchaft uͤber Wirland, Har-
rien und Allentaken auf, wobey zugleich die vorigen Abtretungsacten beigele-
get und mit verſiegelt ſind, geſchehen zu Memel n).
Den
*)
n) Der Handel war ſchon vor 5 Jahren zu Koͤnigsberg geſchloſſen. Der Hochmeiſter
konte damals wegen des Krieges die Ordensbruͤder nicht zuſammen haben, und alſo
der Gewohnheit nach nicht das groſſe ſondern nur das kleine Ordensſiegel gebrauchen.
Plettenberg beſorgte nicht ohne Grund, die hochmeiſterlichen Nachkommen wuͤrden
davon
*) den Marggraf Wilhelm, unter dem doͤrptiſchen aber Blanckenfelden zu verſtehen hat, wel-
chen Namen man ihm in Riga gab, weil ihn die Stadt noch nicht fuͤr ihren Erzbiſchof erkante.
Jnt Jahr 1525 kort na Wynachten wolde des Biſchops Vaget tho Dorpat Melcher Hof-
mann einen Koͤrſchner fangen nehmen. Darumme dat he dat Evangelium predigte, wortho
kemen de Boͤrger und jungen Geſellen ſick des Vagedes tho wehren, dat von der Boͤrger Syden
4 doth bleven, 2 Duͤtſchen und 2 Unduͤtſchen. De Vaget kam upt Schloth, da trat de gemen-
de, unde brecken alle Kerken up, ſchlogen entwey alle Bilde unde Tafeln, in Suͤnt Peters Ker-
cken verbrende ſe alle Tafeln, unde ſchlogen alle Schappe darup: darna leden ſe Knechte yn, de
kemen von Revel int Schlot, dat nehmen ſe yn.
Jtem Anno 25. des Donnersdages na der Bekehrung Pauli, ta ging von Riga na Dorpt
met Jochum Saſſen de Stadt-Schryver, und kam dar am Avente Lichtmeſſen, des andern
Dages predigte ick 2 mahl, wie de Rath und de Gemende von my begehrde, was dar ewen
4 Wecke, predigte alle Dage und laß Malachiam latine, beth up den Dingsdag vor Aſcherdag,
do reiſede ick von da, kam tho Riga des Sonnavens Jnvocavit.
Anno 25 des Dienſtags vor Petri und Pauli reiſde ick von Riga met den Geſchicketen derſuͤl-
wen Stadt Riga na Wolmer thom Landts-Dage, welcher geſchah up viſitationis Mariae, dar
kam ick des Donnerſtags up Petri und Pauli, an demſuͤlwen Dage kam de Herr Meiſter Wolt.
von Plettenberg ock dar. Des andern Dages hof ick an tho predigen uth Verloͤw des Her Mei-
ſters dat Evangelium Matt. 19: Sehet wie hebbent alles verlahten. Des Sonnabends predig-
te ick dat Evangelium Matt. 21: Myn Huß iſt en Bethhuß. Jn deſſen 2 Dagen leth my de
Her Meiſter beſchicken, ick wolde ia neuen Uprohr maken, man ſege well, wo de Buren upſtun-
den gege ete Herren. Des Sondages wolde wy hebben de duͤtſche Miſſe geſungen, ſchickende
an my de Herr Meiſter den Schaffer, ick wolde my ſuͤlkes entholden, moͤchte wohl fry predigen,
konte ſyne Gnade woll lyden, de Miſſe aberſt konte he noch nicht tho ſtatten, da hoef ick an tho
predigen des Sondages Morgens, darna gingen de Biſchope tho ſamen in der Kerken, na der
Miſſen up den Gildſtuwen, dar de Herr Meiſter erſt antoch, warumb de Landtag verſchrewen
wehre, darna hoef de Biſchop von Riga Marg-Graf Wilhelm †) de Rigſchen tho beklagende
beth tho Elwen.
Des Sonnavends na Petri und Pauli am Avendt tho 10. (Uhr) kam de Biſchop von Ronneborg
und de Biſchof von Revel met 2 hundert Perde. De Biſchop von Revel ſchreef an den Herr
Meiſter des Frydags na Petri und Pauli, he ſcholde my gefangen nehmen.
Anno 25. am Middage des Sondages predigte ick tho 12 ock dat Evangelium de Feſto Viſi-
tationis.
Am Mandage hoef ick an Eſaiam den Propheten und predigte alle Dage beth up den andern
Sondag.
Am Middewecken woͤlde ick predigen, do trat vor my en ſchwart Moͤnnick up Dominici ordi-
nis, de hoef an In nomine Patris etc. da begunde dat Volk tho kurrende, do ſprack ick tho em,
Broder ſtieg af, ick wil erſten predigen, predige du darna, do lepen de Haveluͤde uth Hargen und
Wyrland tho umme my herde, eine wieſde my dat Meſt, de ander de Fueſt, und ſprecken du
Voͤrreder, du Bedreger, du wilt uns drade umme Land und Luͤde bringen, dyn Schalkheit ſoll
nu uphoͤren. Pfy Pfy dy an.
Do ging ick her uth der Kerken up S. Antonius Kerk-Hoff, und leeth dat Volck in dem wi-
den Felde ſtahn und predigte dat: Wortho ſchall my de Veelheit iuwer Offer. Eſaiaͤ 1.
Deß andern Dages wolde ick dar wedder predigen, do beſchickede my der Herr Meiſter 3 mahl
dorch de Ridderſchop: Jck wolde my des Sermons entholden einen Dag oder twe, beth dat ſe
thoſahmen kemen, thor Handelinge. Jck wolde allickwohl des Donnerdags hebben geprediget,
averſt de ſchwarten Hoͤvede helden Gemeinde, darumme blev eth na. Do krech ick fort wedder
Verloef tho predigen von dem Her Meiſter in der Kerken.
Des Sondags morgens na Viſitationis wolde de Biſchop weg theen, do beſchickede my de Bi-
ſchop von Doͤrpt Blanckenfeldt dorch Wolfgang Loß, Jck wolde doch by ſyner Gnaden er-
ſchienen, edder met Herr Wilhelm Titken em folgen na Ronneborg, he wolde met 4 Perden
by my blyven, darum ick em antworde: Jck wolde tho em kahmen up Treyden, wenn he my
met ſyner Hand ſchreve.
†) Wilhelm hies ſchon der Erzbiſchof, ehe noch ſein Coadiutur feſt geſetzet war. Er ertheilte unter-
ſchiedliche Belehnungen, darin er ſich Erzbiſchof ſchreibet, obgleich der alte Thomas Schoͤning
noch munter war, lebte, und noch 9 Jahr regierte. Er war auch noch nicht Coadiutor, als ihn
ſchon viele den Biſchof von Riga nanten.
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