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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Blankenfeld. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenberg.

Den Unterthanen besagter Provinzen schickte er aus Presburg den Befehl1525
zu, dem Herrn Meister allein zu huldigen, und erlies sie ihres bisherigen Eides;
von welchem Handel die Urkunden auf dem Hofe zu Alp von dem revelschen
Bischof Georg transsumiret worden, Donnerstags nach Valentini in eben dem
Jahr. Der Abt Eberhard von Padis empfieng von Plettenbergen die Be-
stätigung aller hochmeisterlichen Privilegien seines Klosters, Revel, Montags
nach Lätare, an welchem Tage alle estländische Privilegien von dem Meister
im Beiseyn des Landmarschals, Johan Plater anders genant von dem Bröle,
des vellinschen Comturs, Robert Grave, des revelschen, Didrich
Bock,
des jerwischen Vogts Joh. Clodt*) und des Comturs zu Goldin-
gen, Gerdt
von der Brüggen o), bestätiget worden.

Nach-
davon abgehen. Ob nun gleich Albrecht solches durch eine ausdrückliche Erinnerung
zu verhüten gesucht hatte, so drang doch der Orden in Liefland von neuem darauf,
daß die vorige Acte mit dem grossen Siegel versehen wurde. Hier kam noch hinzu,
daß die Liefländer bey den Defensivkriegen ohne schädliche Entblössung ihrer Länder
dem Orden in Preussen helfen sollen, dafür ihnen der Hochmeister keine Schatzung,
Steuer oder Beistand auflegen darf, es geschehe dann mit des obersten Gebietigers in
deutschen oder welschen Landen und ihrer Räthe Einwilligung. Wenn der Hoch-
meister ein halb Jahr verzieht, die Regalien dem Herrn Meister zu verschaffen, so
kan sie der Herr Meister bey dem römischen Reich, einem jeglichen römischen Kai-
ser oder Könige von dem Churfürsten einträchtig gekohren suchen, nehmen und empfan-
gen innerhalb Jahr und Tag. Alle ausgewirkte nachtheilige Briefe werden verworfen.
Niemand sol mehr dem andern zum Schaden ein päpstliches Privilegium holen, sonst
wird es für kraft- und machtlos erkant, des gebührlichen Gehorsams, mit welchem
sie der päpstlichen Heiligkeit verwandt und zugethan bleiben, ohnbeschadet. An diesem
pergamentnen Briefe hängt das grössere und Convents Jnsiegel an schwarz und weissen
Bändern. Als Zeugen haben mit unterschrieben Herr Jörge Bischof zu Samland,
Herr Erhard postulirter des Stifts Rastenburg, Erich Herzog zu Braun-
schweig
und Lüneburg, Comtur zu Memel, Fridrich Herr zu Heideck, Pfleger
zu Johannisburg, Michael von Drache Hauscomtur, zu Balge, Heinrich von
Miltitz Pfleger zu Berthem, Wolf Herr zu Heideck, Obercompan, Michael
Spielberger
der Rechten Licentiat, Kanzler, Cleophas Brever und Casper Frie-
berger,
Rentmeister, Christoph Gattenhofen und Baltzer Scheunemann Secre-
tarien. Die Eideserlassung, welche zu Presburg in Ungern ausgestellet worden,
zeiget, daß die Estländer bisher dem preußischen Hochmeister zugleich mit huldigen
müssen; und weil man in Preussen von Einlösung des Landes sprach, fand Pletten-
berg
für gut, diesen Weitläuftigkeiten vorzukommen, und sich die Ununterwürfigkeit
bestätigen zu lassen. Und damit war die Schutzgenossenschaft der Liefländer und
Preussen zu Ende.
*) Er war ein Sohn von Johann Clodt Herrn zu Nortelen, Erbcastellan von der Mark, und Eli-
sabeth
von Langen aus dem Hause Köpingen. Von seinem älteren Bruder, Hinrich Clodt,
stammet die noch jetzo im römischen Reiche blühende freyherrliche Linie, von seinem jüngern
Bruder Rolef Clodt aber die in Liefland bekante adeliche Familie der Clodte von Jürgens-
burg
ab, wovon die eine Linie haronisiret worden und sich theils in Estland, theils in Schwe-
den
fest gesetzt. Mehrere Nachricht von diesem uralten Geschlechte findet man beim Humbrecht
vom theinischen Adel, desgleichen in Gauhens Adelslex. dem grosten Universal-dem leipziger
und dem baselschen historischen Lexicon. Da alle diese Schriften von dem liefländischen Zwei-
ge nichts wissen, so wird man dessen Abkunft unten in der Note bey Jost Clodt anzeigen.
o) Dieser Gerdt von der Brügge wirkte als Comtur zu Doblen, im Namen der lieben
getreuen guten Männer und des Ordensdieners, auch der gemeinen Einwohner des Ge-
bietes und Kirchspiels zu Doblen, 1516 am Sontage vor Johannis, zu Wolmer von
Plettenbergen einen merkwürdigen Brief über eine Vicarie aus. Wir wollen den
Jnhalt desselben unsern Lesern hier mittheilen, um ihnen verständlich zu machen, was
dergleichen Vicarien oder Fickernen in der liefländischen Geschichte auf sich haben.
Obige Stifter hatten in Betrachtung ihrer Versäumnis vieler guten Werke, zur Ver-
mehrung des Gottesdiensts, zur Seligkeit ihrer Seelen und der Seelen aller ihrer
Nachkömlinge, und aller deren, die noch in zukünftigen Zeiten ihre Almosen und
Beisteuer darzu legen, sich bewegen lassen eine Summe von 400 Mark rigisch zusam-
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Erzb. Blankenfeld. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenberg.

Den Unterthanen beſagter Provinzen ſchickte er aus Presburg den Befehl1525
zu, dem Herrn Meiſter allein zu huldigen, und erlies ſie ihres bisherigen Eides;
von welchem Handel die Urkunden auf dem Hofe zu Alp von dem revelſchen
Biſchof Georg tranſſumiret worden, Donnerſtags nach Valentini in eben dem
Jahr. Der Abt Eberhard von Padis empfieng von Plettenbergen die Be-
ſtaͤtigung aller hochmeiſterlichen Privilegien ſeines Kloſters, Revel, Montags
nach Laͤtare, an welchem Tage alle eſtlaͤndiſche Privilegien von dem Meiſter
im Beiſeyn des Landmarſchals, Johan Plater anders genant von dem Broͤle,
des vellinſchen Comturs, Robert Grave, des revelſchen, Didrich
Bock,
des jerwiſchen Vogts Joh. Clodt*) und des Comturs zu Goldin-
gen, Gerdt
von der Bruͤggen o), beſtaͤtiget worden.

Nach-
davon abgehen. Ob nun gleich Albrecht ſolches durch eine ausdruͤckliche Erinnerung
zu verhuͤten geſucht hatte, ſo drang doch der Orden in Liefland von neuem darauf,
daß die vorige Acte mit dem groſſen Siegel verſehen wurde. Hier kam noch hinzu,
daß die Lieflaͤnder bey den Defenſivkriegen ohne ſchaͤdliche Entbloͤſſung ihrer Laͤnder
dem Orden in Preuſſen helfen ſollen, dafuͤr ihnen der Hochmeiſter keine Schatzung,
Steuer oder Beiſtand auflegen darf, es geſchehe dann mit des oberſten Gebietigers in
deutſchen oder welſchen Landen und ihrer Raͤthe Einwilligung. Wenn der Hoch-
meiſter ein halb Jahr verzieht, die Regalien dem Herrn Meiſter zu verſchaffen, ſo
kan ſie der Herr Meiſter bey dem roͤmiſchen Reich, einem jeglichen roͤmiſchen Kai-
ſer oder Koͤnige von dem Churfuͤrſten eintraͤchtig gekohren ſuchen, nehmen und empfan-
gen innerhalb Jahr und Tag. Alle ausgewirkte nachtheilige Briefe werden verworfen.
Niemand ſol mehr dem andern zum Schaden ein paͤpſtliches Privilegium holen, ſonſt
wird es fuͤr kraft- und machtlos erkant, des gebuͤhrlichen Gehorſams, mit welchem
ſie der paͤpſtlichen Heiligkeit verwandt und zugethan bleiben, ohnbeſchadet. An dieſem
pergamentnen Briefe haͤngt das groͤſſere und Convents Jnſiegel an ſchwarz und weiſſen
Baͤndern. Als Zeugen haben mit unterſchrieben Herr Joͤrge Biſchof zu Samland,
Herr Erhard poſtulirter des Stifts Raſtenburg, Erich Herzog zu Braun-
ſchweig
und Luͤneburg, Comtur zu Memel, Fridrich Herr zu Heideck, Pfleger
zu Johannisburg, Michael von Drache Hauscomtur, zu Balge, Heinrich von
Miltitz Pfleger zu Berthem, Wolf Herr zu Heideck, Obercompan, Michael
Spielberger
der Rechten Licentiat, Kanzler, Cleophas Brever und Caſper Frie-
berger,
Rentmeiſter, Chriſtoph Gattenhofen und Baltzer Scheunemann Secre-
tarien. Die Eideserlaſſung, welche zu Presburg in Ungern ausgeſtellet worden,
zeiget, daß die Eſtlaͤnder bisher dem preußiſchen Hochmeiſter zugleich mit huldigen
muͤſſen; und weil man in Preuſſen von Einloͤſung des Landes ſprach, fand Pletten-
berg
fuͤr gut, dieſen Weitlaͤuftigkeiten vorzukommen, und ſich die Ununterwuͤrfigkeit
beſtaͤtigen zu laſſen. Und damit war die Schutzgenoſſenſchaft der Lieflaͤnder und
Preuſſen zu Ende.
*) Er war ein Sohn von Johann Clodt Herrn zu Nortelen, Erbcaſtellan von der Mark, und Eli-
ſabeth
von Langen aus dem Hauſe Koͤpingen. Von ſeinem aͤlteren Bruder, Hinrich Clodt,
ſtammet die noch jetzo im roͤmiſchen Reiche bluͤhende freyherrliche Linie, von ſeinem juͤngern
Bruder Rolef Clodt aber die in Liefland bekante adeliche Familie der Clodte von Juͤrgens-
burg
ab, wovon die eine Linie haroniſiret worden und ſich theils in Eſtland, theils in Schwe-
den
feſt geſetzt. Mehrere Nachricht von dieſem uralten Geſchlechte findet man beim Humbrecht
vom theiniſchen Adel, desgleichen in Gauhens Adelslex. dem groſten Univerſal-dem leipziger
und dem baſelſchen hiſtoriſchen Lexicon. Da alle dieſe Schriften von dem lieflaͤndiſchen Zwei-
ge nichts wiſſen, ſo wird man deſſen Abkunft unten in der Note bey Joſt Clodt anzeigen.
o) Dieſer Gerdt von der Bruͤgge wirkte als Comtur zu Doblen, im Namen der lieben
getreuen guten Maͤnner und des Ordensdieners, auch der gemeinen Einwohner des Ge-
bietes und Kirchſpiels zu Doblen, 1516 am Sontage vor Johannis, zu Wolmer von
Plettenbergen einen merkwuͤrdigen Brief uͤber eine Vicarie aus. Wir wollen den
Jnhalt deſſelben unſern Leſern hier mittheilen, um ihnen verſtaͤndlich zu machen, was
dergleichen Vicarien oder Fickernen in der lieflaͤndiſchen Geſchichte auf ſich haben.
Obige Stifter hatten in Betrachtung ihrer Verſaͤumnis vieler guten Werke, zur Ver-
mehrung des Gottesdienſts, zur Seligkeit ihrer Seelen und der Seelen aller ihrer
Nachkoͤmlinge, und aller deren, die noch in zukuͤnftigen Zeiten ihre Almoſen und
Beiſteuer darzu legen, ſich bewegen laſſen eine Summe von 400 Mark rigiſch zuſam-
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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/209>, abgerufen am 23.11.2024.