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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Caspar Linde. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenderg.
gleich darauf durch obrigkeitliches Ansehen versichert worden. m). Der Erzbi-1524
schof gieng auf Petri und Pauli aus dem Getümmel zu seiner Ruhe, und ward

im
m) Die Vereinigunge der Landschaft auf die neuen Mannlehns Rechte,
genant die Gnade, mit Erbunge, Verkaufunge und anderer Veräusserung
der Güter, wider die samende Hand.
Wissentlich und offenbar sey allen und jeglichen, die diesen offenen versiegelten Brief se-
hen, hören oder lesen, daß die ganze Gemeine der Ritterschaft der heiligen Kirche
und Stifts zu Riga, nemlich allen, die in der Gnaden und neuen Lehnrechte sitzen,
und in der Gnade Güter haben, zusammen getreten und sich beschweret, daß uns zum
gänzlichen untergänglichen Misgedeihen und Verderben, die Güter, die in der samenden
Hand gelegen, verringert, und daraus in die samende Hand merklich gebracht, dadurchdie
samenden Handesgüter treflich vermehret, und die Gnadengüter uns und unsern Nachköm-
lingen, Kindern und Erben zum Misgedeihen, hoch und viele entzogen, und
noch von den Besitzern der samenden Hand, alle einträchtiglich offenbar in diesem
Manntage uns von unsern Gnadengütern in die samende Hand zu bringen, treflich be-
fleißiget worden, welches wir alle einträchtig zu Herzen genommen, und dem Abbruch
unser und unsrer Kinder und Nachkömlinge vorzukommen, treulich bewogen, drum
haben wir alle, wie vor berühret, ein jeder insonderheit im Rathe ganz nothdürftig be-
funden, und einträchtiglich beschlossen, verwilliget und eingegangen, bey guter Treue
und Christenglauben untereinander zu halten belobet, daß wir die Gnadengüter aus
der Gnade in die samende Hand nicht verkaufen, versetzen oder verpfänden wollen.
1. So jemand durch Noth oder Schulden halben seinen Hof und Güter zu verkaufen,
zu versetzen oder zu verpfänden, gedrungen würde, sol und wil derjenige, der das
Seine zu verlassen geneigt ist, uns sämtliche, die in den Gnadengütern sitzen, wohnen
und gebrauchen, zu rechten Zeiten, nemlich ein Jahr, aufs wenigste ein halb Jahr,
zuvor ansagen, oder ansagen lassen, so wollen wir ihm einen von uns, der ihm seinen
Hof oder Gut abkaufet, oder abpfändet, in der Gnade zu behalten, vor einen mögli-
chen Pfennig schaffen, und derhalben Schadlos halten. 2. Wäre es aber, daß je-
mand von uns über diese vorgeschriebene einträchtiglich feste Verwilligung sein Hof und
Güter aus der Gnade verkaufte, verpfändete oder vor die samende Hand brächte, der-
selbe wil und sol dieselbigen Güter zu unsern gemeinen Besten, damit wir diese unsre
Sache behaupten und behalten mögen, unwiderruflich nach geistlichen und weltlichen
Rechte bey Ehre und Treue verfallen seyn. 3. Ferner so es sich nach dem Willen
GOttes begäbe, daß von unsern Töchtern aus der Gnade in die samende Hand bera-
thet würden, denselben sollen und wollen wir oder unsre Nachkömlinge, keine Höfe
noch Güter mit geben, sondern was den Jungfrauen und Witwen gehört, am Gelde
zukehren, angesehen die Besitzer der samenden Hand ihre Güter zur Vermehrung und
Gedeihen vor sich und ihre Erben treflich bewahret haben. 4. So es auch käme, daß
ein Mann verstürbe, und liesse nach Hof, Güter und liegende Gründe, und hätte sei-
ne nechsten Freunde und Erben, die solche Güter erben möchten, in der samenden
Hand besitzlich, sol das den andern nechsten Erben, die in der Gnade sitzen, mit Gel-
de, so hoch als die Güter gekauft, und in solchen Terminen, als die Bezahlung der
Güter geschehen, abgelegt und entrichtet werden, und sollen sothane Güter unsrer Gna-
den und neuen Mannslehnrechte zum Vorfang in die samende Hand zu erben nicht
mächtig seyn, in Ansehung des verschiedenen Abbruchs, der bisher durch die samende
Hand den Gnadengütern geschehen ist. 5. Es sol auch dieser vorgenante Artikel, auf
daß hier nochmals kein Zweifel oder Zwist daraus entstehe, also verstanden werden,
daß der nechste Freund in der Gnade sol den in der samenden Hand ablegen, mag der
nechste Freund heissen bis ins 5te Glied, so in das erste, andre, dritte, vierte Glied
niemand wäre, und sothane Güter in der Gnaden erben und behalten, so wol männli-
chen als weiblichen Geschlechts (könne.) Dieses alles angesehen treulich nothdürftig
zu Herzen genommen, reiflich erwogen, haben wir alle einträchtiglich, ein jeder inson-
derheit, wie vor geschrieben stehet, nichts nicht ausgenommen oder ausgesondert zu halten
gelobet, und so unser einer durch dieser Sachen halben von unsern Misgönnern beein-
trächtiget und beschädiget würde, so wollen wir ein jeder insonderheit demselben in ge-
meldten unsern Sachen beipflichten, treulich ohne einigerley Hindernis beständig, ein-
trächtig und nach Nothdurft helfen, weil diese Sachen nicht einen sondern uns alle be-
treffen. Die wir nochmals alle Artikel und Punkte, einem jeglichen besonders, bey
guten treuen christlichen Glauben vor uns und alle unsre Nachkömlinge und Erben stät
und
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Erzb. Caſpar Linde. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenderg.
gleich darauf durch obrigkeitliches Anſehen verſichert worden. m). Der Erzbi-1524
ſchof gieng auf Petri und Pauli aus dem Getuͤmmel zu ſeiner Ruhe, und ward

im
m) Die Vereinigunge der Landſchaft auf die neuen Mannlehns Rechte,
genant die Gnade, mit Erbunge, Verkaufunge und anderer Veraͤuſſerung
der Guͤter, wider die ſamende Hand.
Wiſſentlich und offenbar ſey allen und jeglichen, die dieſen offenen verſiegelten Brief ſe-
hen, hoͤren oder leſen, daß die ganze Gemeine der Ritterſchaft der heiligen Kirche
und Stifts zu Riga, nemlich allen, die in der Gnaden und neuen Lehnrechte ſitzen,
und in der Gnade Guͤter haben, zuſammen getreten und ſich beſchweret, daß uns zum
gaͤnzlichen untergaͤnglichen Misgedeihen und Verderben, die Guͤter, die in der ſamenden
Hand gelegen, verringert, und daraus in die ſamende Hand merklich gebracht, dadurchdie
ſamenden Handesguͤter treflich vermehret, und die Gnadenguͤter uns und unſern Nachkoͤm-
lingen, Kindern und Erben zum Misgedeihen, hoch und viele entzogen, und
noch von den Beſitzern der ſamenden Hand, alle eintraͤchtiglich offenbar in dieſem
Manntage uns von unſern Gnadenguͤtern in die ſamende Hand zu bringen, treflich be-
fleißiget worden, welches wir alle eintraͤchtig zu Herzen genommen, und dem Abbruch
unſer und unſrer Kinder und Nachkoͤmlinge vorzukommen, treulich bewogen, drum
haben wir alle, wie vor beruͤhret, ein jeder inſonderheit im Rathe ganz nothduͤrftig be-
funden, und eintraͤchtiglich beſchloſſen, verwilliget und eingegangen, bey guter Treue
und Chriſtenglauben untereinander zu halten belobet, daß wir die Gnadenguͤter aus
der Gnade in die ſamende Hand nicht verkaufen, verſetzen oder verpfaͤnden wollen.
1. So jemand durch Noth oder Schulden halben ſeinen Hof und Guͤter zu verkaufen,
zu verſetzen oder zu verpfaͤnden, gedrungen wuͤrde, ſol und wil derjenige, der das
Seine zu verlaſſen geneigt iſt, uns ſaͤmtliche, die in den Gnadenguͤtern ſitzen, wohnen
und gebrauchen, zu rechten Zeiten, nemlich ein Jahr, aufs wenigſte ein halb Jahr,
zuvor anſagen, oder anſagen laſſen, ſo wollen wir ihm einen von uns, der ihm ſeinen
Hof oder Gut abkaufet, oder abpfaͤndet, in der Gnade zu behalten, vor einen moͤgli-
chen Pfennig ſchaffen, und derhalben Schadlos halten. 2. Waͤre es aber, daß je-
mand von uns uͤber dieſe vorgeſchriebene eintraͤchtiglich feſte Verwilligung ſein Hof und
Guͤter aus der Gnade verkaufte, verpfaͤndete oder vor die ſamende Hand braͤchte, der-
ſelbe wil und ſol dieſelbigen Guͤter zu unſern gemeinen Beſten, damit wir dieſe unſre
Sache behaupten und behalten moͤgen, unwiderruflich nach geiſtlichen und weltlichen
Rechte bey Ehre und Treue verfallen ſeyn. 3. Ferner ſo es ſich nach dem Willen
GOttes begaͤbe, daß von unſern Toͤchtern aus der Gnade in die ſamende Hand bera-
thet wuͤrden, denſelben ſollen und wollen wir oder unſre Nachkoͤmlinge, keine Hoͤfe
noch Guͤter mit geben, ſondern was den Jungfrauen und Witwen gehoͤrt, am Gelde
zukehren, angeſehen die Beſitzer der ſamenden Hand ihre Guͤter zur Vermehrung und
Gedeihen vor ſich und ihre Erben treflich bewahret haben. 4. So es auch kaͤme, daß
ein Mann verſtuͤrbe, und lieſſe nach Hof, Guͤter und liegende Gruͤnde, und haͤtte ſei-
ne nechſten Freunde und Erben, die ſolche Guͤter erben moͤchten, in der ſamenden
Hand beſitzlich, ſol das den andern nechſten Erben, die in der Gnade ſitzen, mit Gel-
de, ſo hoch als die Guͤter gekauft, und in ſolchen Terminen, als die Bezahlung der
Guͤter geſchehen, abgelegt und entrichtet werden, und ſollen ſothane Guͤter unſrer Gna-
den und neuen Mannslehnrechte zum Vorfang in die ſamende Hand zu erben nicht
maͤchtig ſeyn, in Anſehung des verſchiedenen Abbruchs, der bisher durch die ſamende
Hand den Gnadenguͤtern geſchehen iſt. 5. Es ſol auch dieſer vorgenante Artikel, auf
daß hier nochmals kein Zweifel oder Zwiſt daraus entſtehe, alſo verſtanden werden,
daß der nechſte Freund in der Gnade ſol den in der ſamenden Hand ablegen, mag der
nechſte Freund heiſſen bis ins 5te Glied, ſo in das erſte, andre, dritte, vierte Glied
niemand waͤre, und ſothane Guͤter in der Gnaden erben und behalten, ſo wol maͤnnli-
chen als weiblichen Geſchlechts (koͤnne.) Dieſes alles angeſehen treulich nothduͤrftig
zu Herzen genommen, reiflich erwogen, haben wir alle eintraͤchtiglich, ein jeder inſon-
derheit, wie vor geſchrieben ſtehet, nichts nicht ausgenommen oder ausgeſondert zu halten
gelobet, und ſo unſer einer durch dieſer Sachen halben von unſern Misgoͤnnern beein-
traͤchtiget und beſchaͤdiget wuͤrde, ſo wollen wir ein jeder inſonderheit demſelben in ge-
meldten unſern Sachen beipflichten, treulich ohne einigerley Hindernis beſtaͤndig, ein-
traͤchtig und nach Nothdurft helfen, weil dieſe Sachen nicht einen ſondern uns alle be-
treffen. Die wir nochmals alle Artikel und Punkte, einem jeglichen beſonders, bey
guten treuen chriſtlichen Glauben vor uns und alle unſre Nachkoͤmlinge und Erben ſtaͤt
und
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[187/0205] Erzb. Caſpar Linde. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenderg. gleich darauf durch obrigkeitliches Anſehen verſichert worden. m). Der Erzbi- ſchof gieng auf Petri und Pauli aus dem Getuͤmmel zu ſeiner Ruhe, und ward im 1524 m) Die Vereinigunge der Landſchaft auf die neuen Mannlehns Rechte, genant die Gnade, mit Erbunge, Verkaufunge und anderer Veraͤuſſerung der Guͤter, wider die ſamende Hand. Wiſſentlich und offenbar ſey allen und jeglichen, die dieſen offenen verſiegelten Brief ſe- hen, hoͤren oder leſen, daß die ganze Gemeine der Ritterſchaft der heiligen Kirche und Stifts zu Riga, nemlich allen, die in der Gnaden und neuen Lehnrechte ſitzen, und in der Gnade Guͤter haben, zuſammen getreten und ſich beſchweret, daß uns zum gaͤnzlichen untergaͤnglichen Misgedeihen und Verderben, die Guͤter, die in der ſamenden Hand gelegen, verringert, und daraus in die ſamende Hand merklich gebracht, dadurchdie ſamenden Handesguͤter treflich vermehret, und die Gnadenguͤter uns und unſern Nachkoͤm- lingen, Kindern und Erben zum Misgedeihen, hoch und viele entzogen, und noch von den Beſitzern der ſamenden Hand, alle eintraͤchtiglich offenbar in dieſem Manntage uns von unſern Gnadenguͤtern in die ſamende Hand zu bringen, treflich be- fleißiget worden, welches wir alle eintraͤchtig zu Herzen genommen, und dem Abbruch unſer und unſrer Kinder und Nachkoͤmlinge vorzukommen, treulich bewogen, drum haben wir alle, wie vor beruͤhret, ein jeder inſonderheit im Rathe ganz nothduͤrftig be- funden, und eintraͤchtiglich beſchloſſen, verwilliget und eingegangen, bey guter Treue und Chriſtenglauben untereinander zu halten belobet, daß wir die Gnadenguͤter aus der Gnade in die ſamende Hand nicht verkaufen, verſetzen oder verpfaͤnden wollen. 1. So jemand durch Noth oder Schulden halben ſeinen Hof und Guͤter zu verkaufen, zu verſetzen oder zu verpfaͤnden, gedrungen wuͤrde, ſol und wil derjenige, der das Seine zu verlaſſen geneigt iſt, uns ſaͤmtliche, die in den Gnadenguͤtern ſitzen, wohnen und gebrauchen, zu rechten Zeiten, nemlich ein Jahr, aufs wenigſte ein halb Jahr, zuvor anſagen, oder anſagen laſſen, ſo wollen wir ihm einen von uns, der ihm ſeinen Hof oder Gut abkaufet, oder abpfaͤndet, in der Gnade zu behalten, vor einen moͤgli- chen Pfennig ſchaffen, und derhalben Schadlos halten. 2. Waͤre es aber, daß je- mand von uns uͤber dieſe vorgeſchriebene eintraͤchtiglich feſte Verwilligung ſein Hof und Guͤter aus der Gnade verkaufte, verpfaͤndete oder vor die ſamende Hand braͤchte, der- ſelbe wil und ſol dieſelbigen Guͤter zu unſern gemeinen Beſten, damit wir dieſe unſre Sache behaupten und behalten moͤgen, unwiderruflich nach geiſtlichen und weltlichen Rechte bey Ehre und Treue verfallen ſeyn. 3. Ferner ſo es ſich nach dem Willen GOttes begaͤbe, daß von unſern Toͤchtern aus der Gnade in die ſamende Hand bera- thet wuͤrden, denſelben ſollen und wollen wir oder unſre Nachkoͤmlinge, keine Hoͤfe noch Guͤter mit geben, ſondern was den Jungfrauen und Witwen gehoͤrt, am Gelde zukehren, angeſehen die Beſitzer der ſamenden Hand ihre Guͤter zur Vermehrung und Gedeihen vor ſich und ihre Erben treflich bewahret haben. 4. So es auch kaͤme, daß ein Mann verſtuͤrbe, und lieſſe nach Hof, Guͤter und liegende Gruͤnde, und haͤtte ſei- ne nechſten Freunde und Erben, die ſolche Guͤter erben moͤchten, in der ſamenden Hand beſitzlich, ſol das den andern nechſten Erben, die in der Gnade ſitzen, mit Gel- de, ſo hoch als die Guͤter gekauft, und in ſolchen Terminen, als die Bezahlung der Guͤter geſchehen, abgelegt und entrichtet werden, und ſollen ſothane Guͤter unſrer Gna- den und neuen Mannslehnrechte zum Vorfang in die ſamende Hand zu erben nicht maͤchtig ſeyn, in Anſehung des verſchiedenen Abbruchs, der bisher durch die ſamende Hand den Gnadenguͤtern geſchehen iſt. 5. Es ſol auch dieſer vorgenante Artikel, auf daß hier nochmals kein Zweifel oder Zwiſt daraus entſtehe, alſo verſtanden werden, daß der nechſte Freund in der Gnade ſol den in der ſamenden Hand ablegen, mag der nechſte Freund heiſſen bis ins 5te Glied, ſo in das erſte, andre, dritte, vierte Glied niemand waͤre, und ſothane Guͤter in der Gnaden erben und behalten, ſo wol maͤnnli- chen als weiblichen Geſchlechts (koͤnne.) Dieſes alles angeſehen treulich nothduͤrftig zu Herzen genommen, reiflich erwogen, haben wir alle eintraͤchtiglich, ein jeder inſon- derheit, wie vor geſchrieben ſtehet, nichts nicht ausgenommen oder ausgeſondert zu halten gelobet, und ſo unſer einer durch dieſer Sachen halben von unſern Misgoͤnnern beein- traͤchtiget und beſchaͤdiget wuͤrde, ſo wollen wir ein jeder inſonderheit demſelben in ge- meldten unſern Sachen beipflichten, treulich ohne einigerley Hindernis beſtaͤndig, ein- traͤchtig und nach Nothdurft helfen, weil dieſe Sachen nicht einen ſondern uns alle be- treffen. Die wir nochmals alle Artikel und Punkte, einem jeglichen beſonders, bey guten treuen chriſtlichen Glauben vor uns und alle unſre Nachkoͤmlinge und Erben ſtaͤt und A a a 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/205>, abgerufen am 27.04.2024.