Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1523

Dergleichen Verfahren muste bey dem Erzbischof Caspar ein grosses Auf-
sehen machen. Er verwarf nicht nur die Bitte des Raths, welcher ihm vorstelte,
um des Heils so vieler Seelen willen selbst eine Reformation vorzunehmen, son-
dern sandte auch heimlich drey Monche an den kaiserlichen Hof, die bey dem kai-
serlichen Statthalter, Marggraf Philip zu Baden, einen Befehl auswürkten,
daß in Riga alles, bey Strafe der Oberacht, in vorigen Stand solte gesetzt
werden. Die Rigischen pasten diesem unalücklichen Boten auf der Rückreise
auf; und weil der eine bereits zu Dünemünde ans Land getreten, so holtensie
die beiden andern vom Schiffe, von denen einer über ein Jahr im Gefängnis sas,
der andre Burchard Waldis aber nach etlichen Wochen los kam, weil er nicht
mehr Lust zur catholischen Religion hatte. Der Schloshauptmann zu Riga,
Hermann Hoyte,
sandte eine Knotenpeitsche l) auf das Schwarzehäupterhaus,
und lies daselbst der versamleten Bürgerschaft ansagen, diese Karbatsche gegen
die Pfaffen und Mönche zu brauchen, wenn sie Friede haben wolten. Die Cle-
risey zog aber lieber am Charfreitage mit fliegender Fahne und harten Drohworten
freiwillig aus der Stadt, kam aber, als der erste Schrecken vorüber war, einer
nach dem andern in aller Stille wieder zurück.

Diese so geschwind zurück gekommenen Pilger lagen dem alten Erzbischof
Caspar so lange in den Ohren, bis er sichs gefallen lies, den dörptischen
Bischof Johan zu seinem Coadjutor zu nehmen, wogegen doch die Stadt auf
des Erzbischofs Anfrage einwandte: wofern der neue Stuhlfolger nicht ange-
lobte, die Lehre des reinen Evangelii zu beschützen, so wäre sie nie gesonnen, ihn
für ihren Erzbischof zu erkennen und anzunehmen.

Die Ritterschaft that dieses Jahr dem Verkauf verschiedener Güter in die sa-
mende Hand, durch eine zu Lemsel aufgerichtete Vereinigung Einhalt, so ihnen

gleich
Jnt Jahr 18 up Paschen toch ick wedder na Rostock, alß Carlstadt syne positiones
tho Lipsick disputerde, unde wort Magister int Jahr 19 des Sondages vor Cathedra
Petry. Den Sommer was ick Disputator im roden Lauwen. Jnt Jahr 20 up
Paschken wart ick Capelan tho Rostock im Dohm. Doctor Bartholdus Moller
was Kerckher. Jn dem Winter wart die Bulle afgekündiget, darinne verdammet
wardt Martinus Luther dorch Befehl Sutfeldus Warenborch, de Administra-
tor Swerinensis, unde was de erste Verkündigung der Bullen.
Ao. 1522 korth vor Michaelis kam ick tho Riga, fandt vor my Herr Andream
Knöpken,
Capelan tho S. Peter. Mynen ersten Sermon dede ick tho Riga am
ersten Sündage im Advente tho Sünte Jacob. Ein mehrers siehe in den Neben-
anmerkungen vom Jahr 1525.
l) Diese Knotenpeitsche wird auf dem Hause der Schwarzenhäupter in Riga noch gewie-
sen. Ueber der Stiftspforte steht auch noch das kleine eiserne oder bleierne Mänchen
mit der Peitsche eingemauret. Der Jesuit Conrad Vetter, giebt vor, daß die Pa-
pisten damals wirklich zu diesem Thore hinaus gepeitschet worden. Und so war es auch
bey dem Kaiser angebracht worden. Allein die Umstände, unter welchen der Auszug
geschehen, zeigen es anders. Daß die Jesuiten so gar bey dem Kalenderstreit 1587
nicht hinaus gepeitschet worden, sondern auf Vorstellung des Raths selbst weggezogen,
erweiset der berühmte Herr Conrector an der rigischen Domschule und Bibliotheca-
rius Willisch, in seiner 1743 in Fol. in Druck gegebenen Nachricht von der Stadt-
bibliothek, aus einer alten Handschrift. Es ist zu bewundern, daß die Pohlen we-
der die Peitsche abfordern, noch das Wahrzeichen über dem Stiftsthore herunter neh-
men lassen. Jn den Büchern der kleinen Gilde ist zwar bey dem Namen des Elter-
mans Heinrich thor Weide, beigeschrieben, daß dieser Mann 1587 in eigner
Person, in Begleitung zweier Prediger und zweier Herren des Raths, die Jesuiten
austreiben helfen; allein daraus folget noch nicht, daß es mit der Peitsche geschehen.
Die Stadt entschuldigte sich, daß sie zwar dem König versprochen, einen Pleban und
etliche andre catholische Priester einzunehmen, nicht aber die Jesuiten, als welche die
Ursache des Tumults wären, auch sich gegen den Contract mit Gewalt eingenistelt.
Die Jesuiten musten diesen Beweis damals 13 Jahr lang gelten lassen.
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1523

Dergleichen Verfahren muſte bey dem Erzbiſchof Caſpar ein groſſes Auf-
ſehen machen. Er verwarf nicht nur die Bitte des Raths, welcher ihm vorſtelte,
um des Heils ſo vieler Seelen willen ſelbſt eine Reformation vorzunehmen, ſon-
dern ſandte auch heimlich drey Monche an den kaiſerlichen Hof, die bey dem kai-
ſerlichen Statthalter, Marggraf Philip zu Baden, einen Befehl auswuͤrkten,
daß in Riga alles, bey Strafe der Oberacht, in vorigen Stand ſolte geſetzt
werden. Die Rigiſchen paſten dieſem unaluͤcklichen Boten auf der Ruͤckreiſe
auf; und weil der eine bereits zu Duͤnemuͤnde ans Land getreten, ſo holtenſie
die beiden andern vom Schiffe, von denen einer uͤber ein Jahr im Gefaͤngnis ſas,
der andre Burchard Waldis aber nach etlichen Wochen los kam, weil er nicht
mehr Luſt zur catholiſchen Religion hatte. Der Schloshauptmann zu Riga,
Hermann Hoyte,
ſandte eine Knotenpeitſche l) auf das Schwarzehaͤupterhaus,
und lies daſelbſt der verſamleten Buͤrgerſchaft anſagen, dieſe Karbatſche gegen
die Pfaffen und Moͤnche zu brauchen, wenn ſie Friede haben wolten. Die Cle-
riſey zog aber lieber am Charfreitage mit fliegender Fahne und harten Drohworten
freiwillig aus der Stadt, kam aber, als der erſte Schrecken voruͤber war, einer
nach dem andern in aller Stille wieder zuruͤck.

Dieſe ſo geſchwind zuruͤck gekommenen Pilger lagen dem alten Erzbiſchof
Caſpar ſo lange in den Ohren, bis er ſichs gefallen lies, den doͤrptiſchen
Biſchof Johan zu ſeinem Coadjutor zu nehmen, wogegen doch die Stadt auf
des Erzbiſchofs Anfrage einwandte: wofern der neue Stuhlfolger nicht ange-
lobte, die Lehre des reinen Evangelii zu beſchuͤtzen, ſo waͤre ſie nie geſonnen, ihn
fuͤr ihren Erzbiſchof zu erkennen und anzunehmen.

Die Ritterſchaft that dieſes Jahr dem Verkauf verſchiedener Guͤter in die ſa-
mende Hand, durch eine zu Lemſel aufgerichtete Vereinigung Einhalt, ſo ihnen

gleich
Jnt Jahr 18 up Paſchen toch ick wedder na Roſtock, alß Carlſtadt ſyne poſitiones
tho Lipſick diſputerde, unde wort Magiſter int Jahr 19 des Sondages vor Cathedra
Petry. Den Sommer was ick Diſputator im roden Lauwen. Jnt Jahr 20 up
Paſchken wart ick Capelan tho Roſtock im Dohm. Doctor Bartholdus Moller
was Kerckher. Jn dem Winter wart die Bulle afgekuͤndiget, darinne verdammet
wardt Martinus Luther dorch Befehl Sutfeldus Warenborch, de Adminiſtra-
tor Swerinenſis, unde was de erſte Verkuͤndigung der Bullen.
Ao. 1522 korth vor Michaelis kam ick tho Riga, fandt vor my Herr Andream
Knoͤpken,
Capelan tho S. Peter. Mynen erſten Sermon dede ick tho Riga am
erſten Suͤndage im Advente tho Suͤnte Jacob. Ein mehrers ſiehe in den Neben-
anmerkungen vom Jahr 1525.
l) Dieſe Knotenpeitſche wird auf dem Hauſe der Schwarzenhaͤupter in Riga noch gewie-
ſen. Ueber der Stiftspforte ſteht auch noch das kleine eiſerne oder bleierne Maͤnchen
mit der Peitſche eingemauret. Der Jeſuit Conrad Vetter, giebt vor, daß die Pa-
piſten damals wirklich zu dieſem Thore hinaus gepeitſchet worden. Und ſo war es auch
bey dem Kaiſer angebracht worden. Allein die Umſtaͤnde, unter welchen der Auszug
geſchehen, zeigen es anders. Daß die Jeſuiten ſo gar bey dem Kalenderſtreit 1587
nicht hinaus gepeitſchet worden, ſondern auf Vorſtellung des Raths ſelbſt weggezogen,
erweiſet der beruͤhmte Herr Conrector an der rigiſchen Domſchule und Bibliotheca-
rius Williſch, in ſeiner 1743 in Fol. in Druck gegebenen Nachricht von der Stadt-
bibliothek, aus einer alten Handſchrift. Es iſt zu bewundern, daß die Pohlen we-
der die Peitſche abfordern, noch das Wahrzeichen uͤber dem Stiftsthore herunter neh-
men laſſen. Jn den Buͤchern der kleinen Gilde iſt zwar bey dem Namen des Elter-
mans Heinrich thor Weide, beigeſchrieben, daß dieſer Mann 1587 in eigner
Perſon, in Begleitung zweier Prediger und zweier Herren des Raths, die Jeſuiten
austreiben helfen; allein daraus folget noch nicht, daß es mit der Peitſche geſchehen.
Die Stadt entſchuldigte ſich, daß ſie zwar dem Koͤnig verſprochen, einen Pleban und
etliche andre catholiſche Prieſter einzunehmen, nicht aber die Jeſuiten, als welche die
Urſache des Tumults waͤren, auch ſich gegen den Contract mit Gewalt eingeniſtelt.
Die Jeſuiten muſten dieſen Beweis damals 13 Jahr lang gelten laſſen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0204" n="186"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Leben und Thaten der liefla&#x0364;ndi&#x017F;chen Ordensmei&#x017F;ter,</hi> </fw><lb/>
        <note place="left">1523</note>
        <p>Dergleichen Verfahren mu&#x017F;te bey dem Erzbi&#x017F;chof <hi rendition="#fr">Ca&#x017F;par</hi> ein gro&#x017F;&#x017F;es Auf-<lb/>
&#x017F;ehen machen. Er verwarf nicht nur die Bitte des Raths, welcher ihm vor&#x017F;telte,<lb/>
um des Heils &#x017F;o vieler Seelen willen &#x017F;elb&#x017F;t eine Reformation vorzunehmen, &#x017F;on-<lb/>
dern &#x017F;andte auch heimlich drey Monche an den kai&#x017F;erlichen Hof, die bey dem kai-<lb/>
&#x017F;erlichen Statthalter, Marggraf <hi rendition="#fr">Philip</hi> zu <hi rendition="#fr">Baden,</hi> einen Befehl auswu&#x0364;rkten,<lb/>
daß in <hi rendition="#fr">Riga</hi> alles, bey Strafe der Oberacht, in vorigen Stand &#x017F;olte ge&#x017F;etzt<lb/>
werden. Die <hi rendition="#fr">Rigi&#x017F;chen</hi> pa&#x017F;ten die&#x017F;em unalu&#x0364;cklichen Boten auf der Ru&#x0364;ckrei&#x017F;e<lb/>
auf; und weil der eine bereits zu <hi rendition="#fr">Du&#x0364;nemu&#x0364;nde</hi> ans Land getreten, &#x017F;o holten&#x017F;ie<lb/>
die beiden andern vom Schiffe, von denen einer u&#x0364;ber ein Jahr im Gefa&#x0364;ngnis &#x017F;as,<lb/>
der andre <hi rendition="#fr">Burchard Waldis</hi> aber nach etlichen Wochen los kam, weil er nicht<lb/>
mehr Lu&#x017F;t zur catholi&#x017F;chen Religion hatte. Der Schloshauptmann zu <hi rendition="#fr">Riga,<lb/>
Hermann Hoyte,</hi> &#x017F;andte eine Knotenpeit&#x017F;che <note place="foot" n="l)">Die&#x017F;e Knotenpeit&#x017F;che wird auf dem Hau&#x017F;e der Schwarzenha&#x0364;upter in <hi rendition="#fr">Riga</hi> noch gewie-<lb/>
&#x017F;en. Ueber der Stiftspforte &#x017F;teht auch noch das kleine ei&#x017F;erne oder bleierne Ma&#x0364;nchen<lb/>
mit der Peit&#x017F;che eingemauret. Der Je&#x017F;uit <hi rendition="#fr">Conrad Vetter,</hi> giebt vor, daß die Pa-<lb/>
pi&#x017F;ten damals wirklich zu die&#x017F;em Thore hinaus gepeit&#x017F;chet worden. Und &#x017F;o war es auch<lb/>
bey dem Kai&#x017F;er angebracht worden. Allein die Um&#x017F;ta&#x0364;nde, unter welchen der Auszug<lb/>
ge&#x017F;chehen, zeigen es anders. Daß die Je&#x017F;uiten &#x017F;o gar bey dem Kalender&#x017F;treit 1587<lb/>
nicht hinaus gepeit&#x017F;chet worden, &#x017F;ondern auf Vor&#x017F;tellung des Raths &#x017F;elb&#x017F;t weggezogen,<lb/>
erwei&#x017F;et der beru&#x0364;hmte Herr Conrector an der <hi rendition="#fr">rigi&#x017F;chen</hi> Dom&#x017F;chule und Bibliotheca-<lb/>
rius <hi rendition="#fr">Willi&#x017F;ch,</hi> in &#x017F;einer 1743 in Fol. in Druck gegebenen Nachricht von der Stadt-<lb/>
bibliothek, aus einer alten Hand&#x017F;chrift. Es i&#x017F;t zu bewundern, daß die <hi rendition="#fr">Pohlen</hi> we-<lb/>
der die Peit&#x017F;che abfordern, noch das Wahrzeichen u&#x0364;ber dem Stiftsthore herunter neh-<lb/>
men la&#x017F;&#x017F;en. Jn den Bu&#x0364;chern der kleinen Gilde i&#x017F;t zwar bey dem Namen des Elter-<lb/>
mans <hi rendition="#fr">Heinrich thor Weide,</hi> beige&#x017F;chrieben, daß die&#x017F;er Mann 1587 in eigner<lb/>
Per&#x017F;on, in Begleitung zweier Prediger und zweier Herren des Raths, die Je&#x017F;uiten<lb/>
austreiben helfen; allein daraus folget noch nicht, daß es mit der Peit&#x017F;che ge&#x017F;chehen.<lb/>
Die Stadt ent&#x017F;chuldigte &#x017F;ich, daß &#x017F;ie zwar dem Ko&#x0364;nig ver&#x017F;prochen, einen Pleban und<lb/>
etliche andre catholi&#x017F;che Prie&#x017F;ter einzunehmen, nicht aber die Je&#x017F;uiten, als welche die<lb/>
Ur&#x017F;ache des Tumults wa&#x0364;ren, auch &#x017F;ich gegen den Contract mit Gewalt eingeni&#x017F;telt.<lb/>
Die Je&#x017F;uiten mu&#x017F;ten die&#x017F;en Beweis damals 13 Jahr lang gelten la&#x017F;&#x017F;en.</note> auf das Schwarzeha&#x0364;upterhaus,<lb/>
und lies da&#x017F;elb&#x017F;t der ver&#x017F;amleten Bu&#x0364;rger&#x017F;chaft an&#x017F;agen, die&#x017F;e Karbat&#x017F;che gegen<lb/>
die Pfaffen und Mo&#x0364;nche zu brauchen, wenn &#x017F;ie Friede haben wolten. Die Cle-<lb/>
ri&#x017F;ey zog aber lieber am Charfreitage mit fliegender Fahne und harten Drohworten<lb/>
freiwillig aus der Stadt, kam aber, als der er&#x017F;te Schrecken voru&#x0364;ber war, einer<lb/>
nach dem andern in aller Stille wieder zuru&#x0364;ck.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e &#x017F;o ge&#x017F;chwind zuru&#x0364;ck gekommenen Pilger lagen dem alten Erzbi&#x017F;chof<lb/><hi rendition="#fr">Ca&#x017F;par</hi> &#x017F;o lange in den Ohren, bis er &#x017F;ichs gefallen lies, den <hi rendition="#fr">do&#x0364;rpti&#x017F;chen</hi><lb/>
Bi&#x017F;chof <hi rendition="#fr">Johan</hi> zu &#x017F;einem Coadjutor zu nehmen, wogegen doch die Stadt auf<lb/>
des Erzbi&#x017F;chofs Anfrage einwandte: wofern der neue Stuhlfolger nicht ange-<lb/>
lobte, die Lehre des reinen Evangelii zu be&#x017F;chu&#x0364;tzen, &#x017F;o wa&#x0364;re &#x017F;ie nie ge&#x017F;onnen, ihn<lb/>
fu&#x0364;r ihren Erzbi&#x017F;chof zu erkennen und anzunehmen.</p><lb/>
        <p>Die Ritter&#x017F;chaft that die&#x017F;es Jahr dem Verkauf ver&#x017F;chiedener Gu&#x0364;ter in die &#x017F;a-<lb/>
mende Hand, durch eine zu <hi rendition="#fr">Lem&#x017F;el</hi> aufgerichtete Vereinigung Einhalt, &#x017F;o ihnen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gleich</fw><lb/><note xml:id="h88" prev="#h87" place="foot" n="k)">Jnt Jahr 18 up Pa&#x017F;chen toch ick wedder na Ro&#x017F;tock, alß Carl&#x017F;tadt &#x017F;yne <hi rendition="#aq">po&#x017F;itiones</hi><lb/>
tho Lip&#x017F;ick di&#x017F;puterde, unde wort Magi&#x017F;ter int Jahr 19 des Sondages vor Cathedra<lb/><hi rendition="#fr">Petry.</hi> Den Sommer was ick Di&#x017F;putator im roden Lauwen. Jnt Jahr 20 up<lb/>
Pa&#x017F;chken wart ick Capelan tho Ro&#x017F;tock im Dohm. Doctor <hi rendition="#fr">Bartholdus Moller</hi><lb/>
was Kerckher. Jn dem Winter wart die Bulle afgeku&#x0364;ndiget, darinne verdammet<lb/>
wardt <hi rendition="#fr">Martinus Luther</hi> dorch Befehl <hi rendition="#fr">Sutfeldus Warenborch,</hi> de Admini&#x017F;tra-<lb/>
tor <hi rendition="#fr">Swerinen&#x017F;is,</hi> unde was de er&#x017F;te Verku&#x0364;ndigung der Bullen.<lb/>
Ao. 1522 korth vor <hi rendition="#fr">Michaelis</hi> kam ick tho <hi rendition="#fr">Riga,</hi> fandt vor my Herr <hi rendition="#fr">Andream<lb/>
Kno&#x0364;pken,</hi> Capelan tho S. <hi rendition="#fr">Peter.</hi> Mynen er&#x017F;ten Sermon dede ick tho <hi rendition="#fr">Riga</hi> am<lb/>
er&#x017F;ten Su&#x0364;ndage im <hi rendition="#fr">Advente</hi> tho Su&#x0364;nte <hi rendition="#fr">Jacob.</hi> Ein mehrers &#x017F;iehe in den Neben-<lb/>
anmerkungen vom Jahr 1525.</note><lb/><lb/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0204] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, Dergleichen Verfahren muſte bey dem Erzbiſchof Caſpar ein groſſes Auf- ſehen machen. Er verwarf nicht nur die Bitte des Raths, welcher ihm vorſtelte, um des Heils ſo vieler Seelen willen ſelbſt eine Reformation vorzunehmen, ſon- dern ſandte auch heimlich drey Monche an den kaiſerlichen Hof, die bey dem kai- ſerlichen Statthalter, Marggraf Philip zu Baden, einen Befehl auswuͤrkten, daß in Riga alles, bey Strafe der Oberacht, in vorigen Stand ſolte geſetzt werden. Die Rigiſchen paſten dieſem unaluͤcklichen Boten auf der Ruͤckreiſe auf; und weil der eine bereits zu Duͤnemuͤnde ans Land getreten, ſo holtenſie die beiden andern vom Schiffe, von denen einer uͤber ein Jahr im Gefaͤngnis ſas, der andre Burchard Waldis aber nach etlichen Wochen los kam, weil er nicht mehr Luſt zur catholiſchen Religion hatte. Der Schloshauptmann zu Riga, Hermann Hoyte, ſandte eine Knotenpeitſche l) auf das Schwarzehaͤupterhaus, und lies daſelbſt der verſamleten Buͤrgerſchaft anſagen, dieſe Karbatſche gegen die Pfaffen und Moͤnche zu brauchen, wenn ſie Friede haben wolten. Die Cle- riſey zog aber lieber am Charfreitage mit fliegender Fahne und harten Drohworten freiwillig aus der Stadt, kam aber, als der erſte Schrecken voruͤber war, einer nach dem andern in aller Stille wieder zuruͤck. Dieſe ſo geſchwind zuruͤck gekommenen Pilger lagen dem alten Erzbiſchof Caſpar ſo lange in den Ohren, bis er ſichs gefallen lies, den doͤrptiſchen Biſchof Johan zu ſeinem Coadjutor zu nehmen, wogegen doch die Stadt auf des Erzbiſchofs Anfrage einwandte: wofern der neue Stuhlfolger nicht ange- lobte, die Lehre des reinen Evangelii zu beſchuͤtzen, ſo waͤre ſie nie geſonnen, ihn fuͤr ihren Erzbiſchof zu erkennen und anzunehmen. Die Ritterſchaft that dieſes Jahr dem Verkauf verſchiedener Guͤter in die ſa- mende Hand, durch eine zu Lemſel aufgerichtete Vereinigung Einhalt, ſo ihnen gleich k) l) Dieſe Knotenpeitſche wird auf dem Hauſe der Schwarzenhaͤupter in Riga noch gewie- ſen. Ueber der Stiftspforte ſteht auch noch das kleine eiſerne oder bleierne Maͤnchen mit der Peitſche eingemauret. Der Jeſuit Conrad Vetter, giebt vor, daß die Pa- piſten damals wirklich zu dieſem Thore hinaus gepeitſchet worden. Und ſo war es auch bey dem Kaiſer angebracht worden. Allein die Umſtaͤnde, unter welchen der Auszug geſchehen, zeigen es anders. Daß die Jeſuiten ſo gar bey dem Kalenderſtreit 1587 nicht hinaus gepeitſchet worden, ſondern auf Vorſtellung des Raths ſelbſt weggezogen, erweiſet der beruͤhmte Herr Conrector an der rigiſchen Domſchule und Bibliotheca- rius Williſch, in ſeiner 1743 in Fol. in Druck gegebenen Nachricht von der Stadt- bibliothek, aus einer alten Handſchrift. Es iſt zu bewundern, daß die Pohlen we- der die Peitſche abfordern, noch das Wahrzeichen uͤber dem Stiftsthore herunter neh- men laſſen. Jn den Buͤchern der kleinen Gilde iſt zwar bey dem Namen des Elter- mans Heinrich thor Weide, beigeſchrieben, daß dieſer Mann 1587 in eigner Perſon, in Begleitung zweier Prediger und zweier Herren des Raths, die Jeſuiten austreiben helfen; allein daraus folget noch nicht, daß es mit der Peitſche geſchehen. Die Stadt entſchuldigte ſich, daß ſie zwar dem Koͤnig verſprochen, einen Pleban und etliche andre catholiſche Prieſter einzunehmen, nicht aber die Jeſuiten, als welche die Urſache des Tumults waͤren, auch ſich gegen den Contract mit Gewalt eingeniſtelt. Die Jeſuiten muſten dieſen Beweis damals 13 Jahr lang gelten laſſen. k) Jnt Jahr 18 up Paſchen toch ick wedder na Roſtock, alß Carlſtadt ſyne poſitiones tho Lipſick diſputerde, unde wort Magiſter int Jahr 19 des Sondages vor Cathedra Petry. Den Sommer was ick Diſputator im roden Lauwen. Jnt Jahr 20 up Paſchken wart ick Capelan tho Roſtock im Dohm. Doctor Bartholdus Moller was Kerckher. Jn dem Winter wart die Bulle afgekuͤndiget, darinne verdammet wardt Martinus Luther dorch Befehl Sutfeldus Warenborch, de Adminiſtra- tor Swerinenſis, unde was de erſte Verkuͤndigung der Bullen. Ao. 1522 korth vor Michaelis kam ick tho Riga, fandt vor my Herr Andream Knoͤpken, Capelan tho S. Peter. Mynen erſten Sermon dede ick tho Riga am erſten Suͤndage im Advente tho Suͤnte Jacob. Ein mehrers ſiehe in den Neben- anmerkungen vom Jahr 1525.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/204
Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/204>, abgerufen am 28.04.2024.