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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Steph. v. Gruben. zur Zeit der Reg. Bernh. v. der Borg.

Papst Sixtus der IVte sandte noch in eben dem Jahre den gewesenen Re-1479
sidenten des rigischen Stifts zu Rom und bisherigen Bischof zu Dörpt, oder
besser nach andern zu Troja in Neapolis, Stephan von Gruben, nach
Riga, dem Erzstifte vorzustehen und ermahnte die Stadt ihn als einen Vater
und Seelenhirten aufzunehmen. Allein der Orden bedankte sich für die Em-
pfelung und wolte diesen Stephan nicht einlassen; daher Sixtus der IVte den
Bischöfen von Uladislav, Dörpt und Oesel die Einführung dieses Mannes1480
mit Ernst anbefehlen muste, weil die Rigischen starke Hofnung auf ihn setzen d).

Die Rigischen, welche der Aufhebung des kirchholmischen Vertrags
halben dem Ordensmeister gegen den vorigen Erzbischof geholfen hatten, giengen
darüber ihres dritten Theils auf Oesel zur Hälfte verlustig, weil der dasige Bi-
schof sie sequestirte. Doch des Meisters Bruder Simon von der Borg, Bi-
schof zu Revel, lud den öseischen Bischof im Namen des Papsts vor sich, und
verlangte ausdrücklich, daß besagte Güter der rigischen Bürgerschaft wieder frey
gegeben werden solten. Dem ohnerachtet gieng es damit langsam zu, und muste
der päpstliche Legat 9 Jahr nachher den Dechanten zu Riga und den Propst zu
Dörpt darüber zu Schiedsmännern bestellen e).

Auf
tram von Uxkül, von dem sie 3 Töchter zur Welt gebracht, nemlich Martha, Ca-
tharina
und Ursula, einen Stiefsohn Peter aber schon vor sich fand. Seinen Zu-
namen hat uns zu erst der gelehrte und berühmte Hr. Vicepräsident Jacob Heinrich
Zerneke
in seiner zu Berlin zum andern mal gedruckten thornischen Chronik 1727
gemeldet, der diesen seinen Landsman Silvester Stobwasser nennet. Nach dem
Stadtarchiv in Nicolaus des Vten päpstlichen Bulle heist er: Stodewesscher ex or-
dinis Teutonici fratre Sacerdos factus et a Capitulo Rigensi electus.
Er ward 1448
am 9ten October zu Rom confirmiret. Silvester studirte zu Leipzig, und ward
1427 unter dem Rector M. Augustin von Kemnitz immatriculiret, 1429 ward er
Baccalaureus der Philosophie, 1434 Magister, und Assessor der philosophischen Fa-
cultät. Er war 1440 Examinator der Candidaten, hielt philosophische Vorlesungen,
und ward Collegiat des Frauenscollegii. Weil er sich auf die Rechtsgelahrtheit wohl
verstand und ein guter Redner war, so erhielt er beim Hochmeister die Kanzlerstelle.
Joach. Joh. Maderus in centuria scriptorum insignium, Helmstadii 1660 in 4,
n. 23 schreibt von ihm, daß ers in der Weltweisheit hoch gebracht, einige Commentarios
über den Aristoteles verfertiget, als in libr. II, priorum, in libr. VIIII Topic. auch viele
Briefe abgefasset und Reden gehalten. Sein Tod wird daselbst aus einem alten Schrift-
steller ganz anders angegeben als in unsern Geschichtschreibern. In quo (archiepisco-
patu),
heist es, cum aliquamdiu considens singula quam gnauiter religioseque admi-
ministrasset, in pace quieuit.
d) Cranz Wandal. lib. XIII, c. 16 bemerket von diesem geschickten Man, daß er die lief-
ländischen
Kirchenangelegenheiten bisher am päpstlichen Hofe redlich besorget habe.
Seiner Meinung nach hätten die Stadt Riga und das Kapitel besser gethan, wenn
sie ihn zu Rom gelassen. So aber schickten sie ihm einen Brief und Boten über den
andern, daß er sich in Riga einfinden möchte. Bey seiner Gegenwart fiel die Hoch-
achtung des Ordens gegen ihn weg, und das machte ihn auf allen Seiten unbrauchbar.
Der Erzbischof hatte nicht das liebe Brod, die Stistsgüter lagen in Graus und Schutt,
und seine Bedienten musten, sich des Hungers zu erwehren, lange Finger machen.
Sixtus bestätigte diesen Stephan am 22sten Merz 1479 im 9ten Jahr seiner Regie-
rung, und meldet im Breve, daß die Kirche durch Sylvesters seligen Tod den Trost
ihres Hirten eingebüst.
e) Hiervon finden sich viele Jnstrumente. Der Bischof Simon zu Revel, lies durch
den kaiserl. Notarius Michael Tannesse von Bütow, im Beiseyn des rigischen
Syndici Herrn Molner von Seehausen, den Bischof Peter zu Hapsal am 12ten
Jun. vor sich fordern, und schickte ihm die sixtinischen Befehle mit, welche aber der
Bischof, nach Aussage der Laien Peter Zimmermanns von Bremen und Rutcher
Cappelaw
von Dörpt, nicht achtete. Diese Männer zogen dem Bischof Peter nach
Oesel nach, und nahmen ihre Wohnung beim Schlosse Arensborch in eines Bürgers,
Namens Bernhard von Grotewalen, Hause. Der Bischof lies ihnen nach 4 tä-
gigem Aufenthalt am 28sten Jenner 1481 wissen, daß er ihr Gewerbe nicht annähme,
auch
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Erzb. Steph. v. Gruben. zur Zeit der Reg. Bernh. v. der Borg.

Papſt Sixtus der IVte ſandte noch in eben dem Jahre den geweſenen Re-1479
ſidenten des rigiſchen Stifts zu Rom und bisherigen Biſchof zu Doͤrpt, oder
beſſer nach andern zu Troja in Neapolis, Stephan von Gruben, nach
Riga, dem Erzſtifte vorzuſtehen und ermahnte die Stadt ihn als einen Vater
und Seelenhirten aufzunehmen. Allein der Orden bedankte ſich fuͤr die Em-
pfelung und wolte dieſen Stephan nicht einlaſſen; daher Sixtus der IVte den
Biſchoͤfen von Uladislav, Doͤrpt und Oeſel die Einfuͤhrung dieſes Mannes1480
mit Ernſt anbefehlen muſte, weil die Rigiſchen ſtarke Hofnung auf ihn ſetzen d).

Die Rigiſchen, welche der Aufhebung des kirchholmiſchen Vertrags
halben dem Ordensmeiſter gegen den vorigen Erzbiſchof geholfen hatten, giengen
daruͤber ihres dritten Theils auf Oeſel zur Haͤlfte verluſtig, weil der daſige Bi-
ſchof ſie ſequeſtirte. Doch des Meiſters Bruder Simon von der Borg, Bi-
ſchof zu Revel, lud den oͤſeiſchen Biſchof im Namen des Papſts vor ſich, und
verlangte ausdruͤcklich, daß beſagte Guͤter der rigiſchen Buͤrgerſchaft wieder frey
gegeben werden ſolten. Dem ohnerachtet gieng es damit langſam zu, und muſte
der paͤpſtliche Legat 9 Jahr nachher den Dechanten zu Riga und den Propſt zu
Doͤrpt daruͤber zu Schiedsmaͤnnern beſtellen e).

Auf
tram von Uxkuͤl, von dem ſie 3 Toͤchter zur Welt gebracht, nemlich Martha, Ca-
tharina
und Urſula, einen Stiefſohn Peter aber ſchon vor ſich fand. Seinen Zu-
namen hat uns zu erſt der gelehrte und beruͤhmte Hr. Vicepraͤſident Jacob Heinrich
Zerneke
in ſeiner zu Berlin zum andern mal gedruckten thorniſchen Chronik 1727
gemeldet, der dieſen ſeinen Landsman Silveſter Stobwaſſer nennet. Nach dem
Stadtarchiv in Nicolaus des Vten paͤpſtlichen Bulle heiſt er: Stodeweſſcher ex or-
dinis Teutonici fratre Sacerdos factus et a Capitulo Rigenſi electus.
Er ward 1448
am 9ten October zu Rom confirmiret. Silveſter ſtudirte zu Leipzig, und ward
1427 unter dem Rector M. Auguſtin von Kemnitz immatriculiret, 1429 ward er
Baccalaureus der Philoſophie, 1434 Magiſter, und Aſſeſſor der philoſophiſchen Fa-
cultaͤt. Er war 1440 Examinator der Candidaten, hielt philoſophiſche Vorleſungen,
und ward Collegiat des Frauenscollegii. Weil er ſich auf die Rechtsgelahrtheit wohl
verſtand und ein guter Redner war, ſo erhielt er beim Hochmeiſter die Kanzlerſtelle.
Joach. Joh. Maderus in centuria ſcriptorum inſignium, Helmſtadii 1660 in 4,
n. 23 ſchreibt von ihm, daß ers in der Weltweisheit hoch gebracht, einige Commentarios
uͤber den Ariſtoteles verfertiget, als in libr. II, priorum, in libr. VIIII Topic. auch viele
Briefe abgefaſſet und Reden gehalten. Sein Tod wird daſelbſt aus einem alten Schrift-
ſteller ganz anders angegeben als in unſern Geſchichtſchreibern. In quo (archiepiſco-
patu),
heiſt es, cum aliquamdiu conſidens ſingula quam gnauiter religioſeque admi-
miniſtraſſet, in pace quieuit.
d) Cranz Wandal. lib. XIII, c. 16 bemerket von dieſem geſchickten Man, daß er die lief-
laͤndiſchen
Kirchenangelegenheiten bisher am paͤpſtlichen Hofe redlich beſorget habe.
Seiner Meinung nach haͤtten die Stadt Riga und das Kapitel beſſer gethan, wenn
ſie ihn zu Rom gelaſſen. So aber ſchickten ſie ihm einen Brief und Boten uͤber den
andern, daß er ſich in Riga einfinden moͤchte. Bey ſeiner Gegenwart fiel die Hoch-
achtung des Ordens gegen ihn weg, und das machte ihn auf allen Seiten unbrauchbar.
Der Erzbiſchof hatte nicht das liebe Brod, die Stiſtsguͤter lagen in Graus und Schutt,
und ſeine Bedienten muſten, ſich des Hungers zu erwehren, lange Finger machen.
Sixtus beſtaͤtigte dieſen Stephan am 22ſten Merz 1479 im 9ten Jahr ſeiner Regie-
rung, und meldet im Breve, daß die Kirche durch Sylveſters ſeligen Tod den Troſt
ihres Hirten eingebuͤſt.
e) Hiervon finden ſich viele Jnſtrumente. Der Biſchof Simon zu Revel, lies durch
den kaiſerl. Notarius Michael Tanneſſe von Buͤtow, im Beiſeyn des rigiſchen
Syndici Herrn Molner von Seehauſen, den Biſchof Peter zu Hapſal am 12ten
Jun. vor ſich fordern, und ſchickte ihm die ſixtiniſchen Befehle mit, welche aber der
Biſchof, nach Auſſage der Laien Peter Zimmermanns von Bremen und Rutcher
Cappelaw
von Doͤrpt, nicht achtete. Dieſe Maͤnner zogen dem Biſchof Peter nach
Oeſel nach, und nahmen ihre Wohnung beim Schloſſe Arensborch in eines Buͤrgers,
Namens Bernhard von Grotewalen, Hauſe. Der Biſchof lies ihnen nach 4 taͤ-
gigem Aufenthalt am 28ſten Jenner 1481 wiſſen, daß er ihr Gewerbe nicht annaͤhme,
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[157/0175] Erzb. Steph. v. Gruben. zur Zeit der Reg. Bernh. v. der Borg. Papſt Sixtus der IVte ſandte noch in eben dem Jahre den geweſenen Re- ſidenten des rigiſchen Stifts zu Rom und bisherigen Biſchof zu Doͤrpt, oder beſſer nach andern zu Troja in Neapolis, Stephan von Gruben, nach Riga, dem Erzſtifte vorzuſtehen und ermahnte die Stadt ihn als einen Vater und Seelenhirten aufzunehmen. Allein der Orden bedankte ſich fuͤr die Em- pfelung und wolte dieſen Stephan nicht einlaſſen; daher Sixtus der IVte den Biſchoͤfen von Uladislav, Doͤrpt und Oeſel die Einfuͤhrung dieſes Mannes mit Ernſt anbefehlen muſte, weil die Rigiſchen ſtarke Hofnung auf ihn ſetzen d). 1479 1480 Die Rigiſchen, welche der Aufhebung des kirchholmiſchen Vertrags halben dem Ordensmeiſter gegen den vorigen Erzbiſchof geholfen hatten, giengen daruͤber ihres dritten Theils auf Oeſel zur Haͤlfte verluſtig, weil der daſige Bi- ſchof ſie ſequeſtirte. Doch des Meiſters Bruder Simon von der Borg, Bi- ſchof zu Revel, lud den oͤſeiſchen Biſchof im Namen des Papſts vor ſich, und verlangte ausdruͤcklich, daß beſagte Guͤter der rigiſchen Buͤrgerſchaft wieder frey gegeben werden ſolten. Dem ohnerachtet gieng es damit langſam zu, und muſte der paͤpſtliche Legat 9 Jahr nachher den Dechanten zu Riga und den Propſt zu Doͤrpt daruͤber zu Schiedsmaͤnnern beſtellen e). Auf c) d) Cranz Wandal. lib. XIII, c. 16 bemerket von dieſem geſchickten Man, daß er die lief- laͤndiſchen Kirchenangelegenheiten bisher am paͤpſtlichen Hofe redlich beſorget habe. Seiner Meinung nach haͤtten die Stadt Riga und das Kapitel beſſer gethan, wenn ſie ihn zu Rom gelaſſen. So aber ſchickten ſie ihm einen Brief und Boten uͤber den andern, daß er ſich in Riga einfinden moͤchte. Bey ſeiner Gegenwart fiel die Hoch- achtung des Ordens gegen ihn weg, und das machte ihn auf allen Seiten unbrauchbar. Der Erzbiſchof hatte nicht das liebe Brod, die Stiſtsguͤter lagen in Graus und Schutt, und ſeine Bedienten muſten, ſich des Hungers zu erwehren, lange Finger machen. Sixtus beſtaͤtigte dieſen Stephan am 22ſten Merz 1479 im 9ten Jahr ſeiner Regie- rung, und meldet im Breve, daß die Kirche durch Sylveſters ſeligen Tod den Troſt ihres Hirten eingebuͤſt. e) Hiervon finden ſich viele Jnſtrumente. Der Biſchof Simon zu Revel, lies durch den kaiſerl. Notarius Michael Tanneſſe von Buͤtow, im Beiſeyn des rigiſchen Syndici Herrn Molner von Seehauſen, den Biſchof Peter zu Hapſal am 12ten Jun. vor ſich fordern, und ſchickte ihm die ſixtiniſchen Befehle mit, welche aber der Biſchof, nach Auſſage der Laien Peter Zimmermanns von Bremen und Rutcher Cappelaw von Doͤrpt, nicht achtete. Dieſe Maͤnner zogen dem Biſchof Peter nach Oeſel nach, und nahmen ihre Wohnung beim Schloſſe Arensborch in eines Buͤrgers, Namens Bernhard von Grotewalen, Hauſe. Der Biſchof lies ihnen nach 4 taͤ- gigem Aufenthalt am 28ſten Jenner 1481 wiſſen, daß er ihr Gewerbe nicht annaͤhme, auch c) tram von Uxkuͤl, von dem ſie 3 Toͤchter zur Welt gebracht, nemlich Martha, Ca- tharina und Urſula, einen Stiefſohn Peter aber ſchon vor ſich fand. Seinen Zu- namen hat uns zu erſt der gelehrte und beruͤhmte Hr. Vicepraͤſident Jacob Heinrich Zerneke in ſeiner zu Berlin zum andern mal gedruckten thorniſchen Chronik 1727 gemeldet, der dieſen ſeinen Landsman Silveſter Stobwaſſer nennet. Nach dem Stadtarchiv in Nicolaus des Vten paͤpſtlichen Bulle heiſt er: Stodeweſſcher ex or- dinis Teutonici fratre Sacerdos factus et a Capitulo Rigenſi electus. Er ward 1448 am 9ten October zu Rom confirmiret. Silveſter ſtudirte zu Leipzig, und ward 1427 unter dem Rector M. Auguſtin von Kemnitz immatriculiret, 1429 ward er Baccalaureus der Philoſophie, 1434 Magiſter, und Aſſeſſor der philoſophiſchen Fa- cultaͤt. Er war 1440 Examinator der Candidaten, hielt philoſophiſche Vorleſungen, und ward Collegiat des Frauenscollegii. Weil er ſich auf die Rechtsgelahrtheit wohl verſtand und ein guter Redner war, ſo erhielt er beim Hochmeiſter die Kanzlerſtelle. Joach. Joh. Maderus in centuria ſcriptorum inſignium, Helmſtadii 1660 in 4, n. 23 ſchreibt von ihm, daß ers in der Weltweisheit hoch gebracht, einige Commentarios uͤber den Ariſtoteles verfertiget, als in libr. II, priorum, in libr. VIIII Topic. auch viele Briefe abgefaſſet und Reden gehalten. Sein Tod wird daſelbſt aus einem alten Schrift- ſteller ganz anders angegeben als in unſern Geſchichtſchreibern. In quo (archiepiſco- patu), heiſt es, cum aliquamdiu conſidens ſingula quam gnauiter religioſeque admi- miniſtraſſet, in pace quieuit. R r

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/175>, abgerufen am 23.11.2024.