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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1480

Auf Jacobi wurde der so genante Weinbrief fertig. Der Herr Meister
verliehe der Stadt die Brüche und Pöne, die Wedde genant; wofür die Stadt
2000 Mark erlegte, und dem Meister jährlich auf Jacobi mit 4 Ohmen Rhein-
wein ein Geschenk zu machen versprach.

Nachdem der Czaar Jwan Basilewitz das Jahr vorher das Grorfürsten-
thum und dessen Hauptstadt Naugarden f) erobert, kam ein Theil des siegen-

den
auch die Jnsinuation nicht erlaube. Der Notarius schlug den ganzen Reces an die
Kirchenthüren zu Alt- und Neu Pernau an, wobey Paul Sager von Schwerin,
Rotcher Cappelow
von Dörpt, und Niclaus Osterborch von Verden, Kauf-
leute, zugegen waren. Die Kirche zu Alt Pernau gehörte nach Oesel, und war dem
Apostel Thomas, gleichwie die zu Neu Pernau dem heil. Bischof Nicolaus, ge-
widmet, die aber zum Bistum Dörpt gehörte. Ausser vorigen waren noch dabey
Benedictus Vrölick, Pfarrer, Hinrich von Salmen, Bürgermeister, Tide-
man Loer,
Bürger aus Alt Pernau; aus Neu Pernau der Pfarrer Hr. Wil-
helm Vrauenborn, Hugo Slüter,
Vicarius, und der Bürger Wolram von
Neem. Der Papst suchte also nicht nur die öselschen Güter der Stadt Riga zu
erhalten, sondern drang auch sehr ernstlich in den Prior der Prediger, Joh. von Ro-
sen,
und dem Gardian der Minoriten, Heinrich Vossen, daß das Kapitel die alte
Schuld auf sich nehmen muste, da die Stadt dem Erzbischof Johan vor langen Zei-
ten in seinen Nöthen einmal 600 Mark und wieder 375 Mark rigisch vorgeschossen, wo-
gegen ihr die Dörfer Zarnezal, Ymatendorp, Lepiya, Putayke und Saltze mit
den Letten über der Saltze versetzet gewesen, von 4ten Febr. 1480. Durch die
Kunstgriffe der Geistlichen verlor die Stadt den Proces 1489 wegen der Güter auf
Oesel; und Elgerd Durcap, Electus Slesuicensis, muste das Urtheil bekant machen.
Sixtus war todt. Die 975 Mark gelehntes Geld bezahlte endlich der Erzbischof
Michael.
f) Der rigische Bürgermeister, Herr Franz Neustädt, hat in seiner Handschrift ei-
nige Nachrichten von dem liefländischen Handel zu seiner Zeit hinterlassen, die einer
kurzen Anmerkung werth sind, weil gemeiniglich der Reichthum der Handlung zu No-
garden
zu gros und unglaublich angegeben wird. Wir lesen sonst, daß der Czaar
Jvan die Stadt Nogarden 6 Monat belagert, das deutsche Comtoir zerstöret und
14 Millionen Beute gemacht. Sietze Willebrandts Vorbereitung S. 32. Andere
schreiben von 300 erbeuteten Wagen an Gold und Silber, Kelch S. 145. Herr
Neustädt theilet uns folgende Erzälung mit: Seitdem die Städte Riga und Re-
vel
in Flor gekommen, gieng Wisby almälig ein, ohnerachtet bey 12000 Kaufleute
in selbiger wohnten, und alle Handwerker, ausser einem Becker, in den Vorstädten le-
ben musten. Das Contoir zu Nogarden blieb noch immer in Flor, ob es gleich un-
ter die rußische Krone kam. Doch 1494 wurden der Kaufmanschaft über 300000
Fl. Waaren weggenommen, und von den arrestirten Kaufleuten auf Beschickung der
Hanseestädte nach 3 Jahren etliche losgelassen, die andern musten im Gefängnis ster-
ben, wodurch der Handel ganz eingieng. Die losgelassenen begaben sich in grosser
Armuth nach Revel, wo nur 4 Personen blieben, unter denen Herr Ludwig Bür-
stell
nachgehends zu Dörpt Rathsherr geworden. Die übrigen setzten sich auf eines
Lübeckers, Namens Gerd Affendorf Schif, welches aber in den schwedischen
Scheeren mit Man und Maus verloren gieng, deren Gedächtnis in einer Gtabschrift
an der Brücke des revelschen Hafens aufbehalten worden. Der Handel schlug sich
also wider nach Riga, Revel und Dörpt, wodurch die Städte bis 1550 sehr ange-
wachsen. Als Neustädt 1570 zu Nogarden war, fand er noch ein Stück Mauer
von dem St. Peterskirchhof die die Kaufleute ehmals von Steinen aufgeführet hatten,
ingleichen eine hölzerne Stube nebst einem gewölbten Keller, wo die Kaufleute dann und
wann noch einige Waaren ablegten. So war auch zu Plescow an der linken Seite
des Bachs Plescow, gegen dem Schlosse über, ein Gasthof für deutsche Kaufleute, der
aber in dem grossen Brande 1560 eingeäschert ward. Nogarden und Plescow konten
nicht wieder aufkommen, einmal wegen der Engländer die 1554 um ganz Norden
herum nach den Hafen Colmegard segelten, und alle kostbare rußische Waaren ab-
holten; und so dann auch weil, als Rußland 1558 die Narve erobert, die lübischen
Kaufleute vom römischen Kaiser und durch ihren Deputirten, Joh. Wagner, von
dem Czaar die Freiheit erhielten, dahin zu handeln, denen es so gleich die Hambur-
ger, Antwerpner, Brabander, Holl-
und Engländer, Schottländer und
Fran-
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1480

Auf Jacobi wurde der ſo genante Weinbrief fertig. Der Herr Meiſter
verliehe der Stadt die Bruͤche und Poͤne, die Wedde genant; wofuͤr die Stadt
2000 Mark erlegte, und dem Meiſter jaͤhrlich auf Jacobi mit 4 Ohmen Rhein-
wein ein Geſchenk zu machen verſprach.

Nachdem der Czaar Jwan Baſilewitz das Jahr vorher das Grorfuͤrſten-
thum und deſſen Hauptſtadt Naugarden f) erobert, kam ein Theil des ſiegen-

den
auch die Jnſinuation nicht erlaube. Der Notarius ſchlug den ganzen Reces an die
Kirchenthuͤren zu Alt- und Neu Pernau an, wobey Paul Sager von Schwerin,
Rotcher Cappelow
von Doͤrpt, und Niclaus Oſterborch von Verden, Kauf-
leute, zugegen waren. Die Kirche zu Alt Pernau gehoͤrte nach Oeſel, und war dem
Apoſtel Thomas, gleichwie die zu Neu Pernau dem heil. Biſchof Nicolaus, ge-
widmet, die aber zum Biſtum Doͤrpt gehoͤrte. Auſſer vorigen waren noch dabey
Benedictus Vroͤlick, Pfarrer, Hinrich von Salmen, Buͤrgermeiſter, Tide-
man Loer,
Buͤrger aus Alt Pernau; aus Neu Pernau der Pfarrer Hr. Wil-
helm Vrauenborn, Hugo Sluͤter,
Vicarius, und der Buͤrger Wolram von
Neem. Der Papſt ſuchte alſo nicht nur die oͤſelſchen Guͤter der Stadt Riga zu
erhalten, ſondern drang auch ſehr ernſtlich in den Prior der Prediger, Joh. von Ro-
ſen,
und dem Gardian der Minoriten, Heinrich Voſſen, daß das Kapitel die alte
Schuld auf ſich nehmen muſte, da die Stadt dem Erzbiſchof Johan vor langen Zei-
ten in ſeinen Noͤthen einmal 600 Mark und wieder 375 Mark rigiſch vorgeſchoſſen, wo-
gegen ihr die Doͤrfer Zarnezal, Ymatendorp, Lepiya, Putayke und Saltze mit
den Letten uͤber der Saltze verſetzet geweſen, von 4ten Febr. 1480. Durch die
Kunſtgriffe der Geiſtlichen verlor die Stadt den Proces 1489 wegen der Guͤter auf
Oeſel; und Elgerd Durcap, Electus Sleſuicenſis, muſte das Urtheil bekant machen.
Sixtus war todt. Die 975 Mark gelehntes Geld bezahlte endlich der Erzbiſchof
Michael.
f) Der rigiſche Buͤrgermeiſter, Herr Franz Neuſtaͤdt, hat in ſeiner Handſchrift ei-
nige Nachrichten von dem lieflaͤndiſchen Handel zu ſeiner Zeit hinterlaſſen, die einer
kurzen Anmerkung werth ſind, weil gemeiniglich der Reichthum der Handlung zu No-
garden
zu gros und unglaublich angegeben wird. Wir leſen ſonſt, daß der Czaar
Jvan die Stadt Nogarden 6 Monat belagert, das deutſche Comtoir zerſtoͤret und
14 Millionen Beute gemacht. Sietze Willebrandts Vorbereitung S. 32. Andere
ſchreiben von 300 erbeuteten Wagen an Gold und Silber, Kelch S. 145. Herr
Neuſtaͤdt theilet uns folgende Erzaͤlung mit: Seitdem die Staͤdte Riga und Re-
vel
in Flor gekommen, gieng Wisby almaͤlig ein, ohnerachtet bey 12000 Kaufleute
in ſelbiger wohnten, und alle Handwerker, auſſer einem Becker, in den Vorſtaͤdten le-
ben muſten. Das Contoir zu Nogarden blieb noch immer in Flor, ob es gleich un-
ter die rußiſche Krone kam. Doch 1494 wurden der Kaufmanſchaft uͤber 300000
Fl. Waaren weggenommen, und von den arreſtirten Kaufleuten auf Beſchickung der
Hanſeeſtaͤdte nach 3 Jahren etliche losgelaſſen, die andern muſten im Gefaͤngnis ſter-
ben, wodurch der Handel ganz eingieng. Die losgelaſſenen begaben ſich in groſſer
Armuth nach Revel, wo nur 4 Perſonen blieben, unter denen Herr Ludwig Buͤr-
ſtell
nachgehends zu Doͤrpt Rathsherr geworden. Die uͤbrigen ſetzten ſich auf eines
Luͤbeckers, Namens Gerd Affendorf Schif, welches aber in den ſchwediſchen
Scheeren mit Man und Maus verloren gieng, deren Gedaͤchtnis in einer Gtabſchrift
an der Bruͤcke des revelſchen Hafens aufbehalten worden. Der Handel ſchlug ſich
alſo wider nach Riga, Revel und Doͤrpt, wodurch die Staͤdte bis 1550 ſehr ange-
wachſen. Als Neuſtaͤdt 1570 zu Nogarden war, fand er noch ein Stuͤck Mauer
von dem St. Peterskirchhof die die Kaufleute ehmals von Steinen aufgefuͤhret hatten,
ingleichen eine hoͤlzerne Stube nebſt einem gewoͤlbten Keller, wo die Kaufleute dann und
wann noch einige Waaren ablegten. So war auch zu Plescow an der linken Seite
des Bachs Plescow, gegen dem Schloſſe uͤber, ein Gaſthof fuͤr deutſche Kaufleute, der
aber in dem groſſen Brande 1560 eingeaͤſchert ward. Nogarden und Plescow konten
nicht wieder aufkommen, einmal wegen der Englaͤnder die 1554 um ganz Norden
herum nach den Hafen Colmegard ſegelten, und alle koſtbare rußiſche Waaren ab-
holten; und ſo dann auch weil, als Rußland 1558 die Narve erobert, die luͤbiſchen
Kaufleute vom roͤmiſchen Kaiſer und durch ihren Deputirten, Joh. Wagner, von
dem Czaar die Freiheit erhielten, dahin zu handeln, denen es ſo gleich die Hambur-
ger, Antwerpner, Brabander, Holl-
und Englaͤnder, Schottlaͤnder und
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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/176>, abgerufen am 27.04.2024.