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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Silvest. Stobwasser. zur Zeit der Reg. Bernh. v. der Borg.
ist merkwürdig, daß die einzige Stadt Riga ihr Siegel nicht beigesetzt hat, ob-1472
gleich noch Platz auf dem Pergament war.

Zu Stregnäs auf U. L. F. Tag verglichen sich der upsalsche Erzbischof1477
Jacob, der stregnesische Bischof Johan, die Reichsräthe Steno Sture,
Niclas Sture,
und Gustav Carlsson mit dem Ordensmeister, daß sie des
Gefängnisses, darin Erich Rawaldson geleget worden, nimmermehr geden-
ken wolten.

Der Propst, Dechant und das Kapitel hatte vom Papst schon vor 24 Jahren1478
die Güter und das Land Titiger b) gegen Dahlen und Steinholm, über der
Düne, geschenkt bekommen, selbige auch nebst andern in und ausser der Stadt
gutwillig und zur Erhaltung guter Freundschaft abgetreten, und der Stadt wieder
zum Besitz überlassen. Auf Befehl des Papsts Sixtus des IVten muste der Pre-
digerorden dieselben von neuen dem Magistrat verschreiben lassen, damit der Erz-
bischof keinen Anspruch darauf machen könte.

Desgleichen verstattete der Papst, daß ein jeder Erzvogt (Pro-Consul) und
Bürgermeister während seines Amts einen Tragaltar mit gehörigen Zierrathen ge-
brauchen dürfe, an dem er in Beiseyn seines Hausgesindes und anderer die Messe
und den übrigen Gottesdienst auch vor Tage, doch in der Frühstunde, durch sei-
nen eigenen oder fremden Priester, halten lassen könne. Rom am 10ten Febr.
Hierbey folgte eine andre Bulle, worin der Stadt verstattet wird, die Accise ein-
zuführen, Maas und andre Ordnungen einzurichten, und die Güter dererjenigen
zu erben, die ohne Erben und ohne Testament sterben, ihre Bedienungen zu ver-
geben, doch ohne Nachtheil der Geistlichkeit. So gab auch der General des Pre-
digerordens Leonhard de Mansvetis de Perusio der Stadt wegen ihrer reichlichen
Gaben und Almosen den freien Zutrit zu ihren gottesdienstlichen Uebungen, der
Messe, Betstunden, geistlichen Aemtern, Lesen, Andacht, Betrachtungen, Pre-
digten, Seufzen, Thränen und Wachen, welche zu gewissen Stunden gehalten
werden; und verstattete ihr ein Antheil an allen Fasten, Enthaltungen, Zucht,
Pilgerschaften, Arbeiten, Busse, Gehorsam und andern guten Werken.

Die Geistlichen, der Vogt und die Bürgermeister in Riga beschwerten sich1479
am 21sten Febr. bey dem Papst Sixtus den IVten über das ungerechte Execu-
tionsurtel, so der Erzbischof zur Volziehung gebracht, da er sich doch lange von
der Gerichtbarkeit über die Stadt losgesaget. Weil Silvester ihre rechtmäßige
Appellation nicht achtete und viel Unschuldige in den Ban that; so verordnete der

Papst
b) Diese Güter Titiger, sonst Grapenduvel, gemeiniglich Bebusch genant, haben
unter den streitenden Parteien viel Unruhe verursachet. Die Stadt muste sich in die
Zeit schicken und diese wohlgelegenen Ländereien 1452 im kirchholmischen Transact
fahren lassen, erhielt sie aber vom Erzstift 1454 gleich gutwillig wieder. Als die Stadt
die Partey des Ordensmeisters nahm, so protestirte der Propst und sein Kapitel wider
die Abtretungsacte, gewonnen auch am römischen Hofe 3 Urtheile darüber, wovon
dem Prediger Prior Johan von Rosen die Volziehung aufgetragen ward. Jm Jahr
1512 verglich der curländische Bischof Heinrich und Meister Walter von Pletten-
berg
den Propst Joh. Nolken und die Stadt wegen der streitigen Länder (Kyf-
länder
) solchergestalt miteinander, daß der Propst die überdünischen Güter gegen
Dahlen und Steinholm zu in Ruhe besitzen solte, bis die Stadt am nächsten
Landtage besser Recht erhalten würde. Noch 1516 künstelten die päpstlichen Commissa-
rien Alexander Schult und Georg Gardin, Domherren der Kirche zu Oesel, an
diesem Vertrage, gaben aber dem Rath zu Riga einen Schein, daß die gütliche Un-
terhandlung zwischen ihnen und den Propst zu Riga sich fruchtlos zerschlagen. End-
lich zahlte die Stadt 1518 an gänger und geber Münze 1200 Mark und ein silbernes
Kleinod von 5 Mark Silber dafür. Jm Jahr 1518 bestätigte Leo der Xte deswegen
die Stadtmark von diesem Titger ab, gegen Osten, von Mussafluß gegen Süden,
vom Bache Olein gegen Westen, von einem Theil der See oder heiligen Aa gegen
Norden. Da der Papst in mehrern Fällen sich in weltliche Händel gemischt, so ge-
hören diese Briefschaften mit unter die päpstlichen Diplomata Protectoria von
Liefland.
Q q 2

Erzb. Silveſt. Stobwaſſer. zur Zeit der Reg. Bernh. v. der Borg.
iſt merkwuͤrdig, daß die einzige Stadt Riga ihr Siegel nicht beigeſetzt hat, ob-1472
gleich noch Platz auf dem Pergament war.

Zu Stregnaͤs auf U. L. F. Tag verglichen ſich der upſalſche Erzbiſchof1477
Jacob, der ſtregneſiſche Biſchof Johan, die Reichsraͤthe Steno Sture,
Niclas Sture,
und Guſtav Carlſſon mit dem Ordensmeiſter, daß ſie des
Gefaͤngniſſes, darin Erich Rawaldſon geleget worden, nimmermehr geden-
ken wolten.

Der Propſt, Dechant und das Kapitel hatte vom Papſt ſchon vor 24 Jahren1478
die Guͤter und das Land Titiger b) gegen Dahlen und Steinholm, uͤber der
Duͤne, geſchenkt bekommen, ſelbige auch nebſt andern in und auſſer der Stadt
gutwillig und zur Erhaltung guter Freundſchaft abgetreten, und der Stadt wieder
zum Beſitz uͤberlaſſen. Auf Befehl des Papſts Sixtus des IVten muſte der Pre-
digerorden dieſelben von neuen dem Magiſtrat verſchreiben laſſen, damit der Erz-
biſchof keinen Anſpruch darauf machen koͤnte.

Desgleichen verſtattete der Papſt, daß ein jeder Erzvogt (Pro-Conſul) und
Buͤrgermeiſter waͤhrend ſeines Amts einen Tragaltar mit gehoͤrigen Zierrathen ge-
brauchen duͤrfe, an dem er in Beiſeyn ſeines Hausgeſindes und anderer die Meſſe
und den uͤbrigen Gottesdienſt auch vor Tage, doch in der Fruͤhſtunde, durch ſei-
nen eigenen oder fremden Prieſter, halten laſſen koͤnne. Rom am 10ten Febr.
Hierbey folgte eine andre Bulle, worin der Stadt verſtattet wird, die Acciſe ein-
zufuͤhren, Maas und andre Ordnungen einzurichten, und die Guͤter dererjenigen
zu erben, die ohne Erben und ohne Teſtament ſterben, ihre Bedienungen zu ver-
geben, doch ohne Nachtheil der Geiſtlichkeit. So gab auch der General des Pre-
digerordens Leonhard de Manſvetis de Peruſio der Stadt wegen ihrer reichlichen
Gaben und Almoſen den freien Zutrit zu ihren gottesdienſtlichen Uebungen, der
Meſſe, Betſtunden, geiſtlichen Aemtern, Leſen, Andacht, Betrachtungen, Pre-
digten, Seufzen, Thraͤnen und Wachen, welche zu gewiſſen Stunden gehalten
werden; und verſtattete ihr ein Antheil an allen Faſten, Enthaltungen, Zucht,
Pilgerſchaften, Arbeiten, Buſſe, Gehorſam und andern guten Werken.

Die Geiſtlichen, der Vogt und die Buͤrgermeiſter in Riga beſchwerten ſich1479
am 21ſten Febr. bey dem Papſt Sixtus den IVten uͤber das ungerechte Execu-
tionsurtel, ſo der Erzbiſchof zur Volziehung gebracht, da er ſich doch lange von
der Gerichtbarkeit uͤber die Stadt losgeſaget. Weil Silveſter ihre rechtmaͤßige
Appellation nicht achtete und viel Unſchuldige in den Ban that; ſo verordnete der

Papſt
b) Dieſe Guͤter Titiger, ſonſt Grapenduvel, gemeiniglich Bebuſch genant, haben
unter den ſtreitenden Parteien viel Unruhe verurſachet. Die Stadt muſte ſich in die
Zeit ſchicken und dieſe wohlgelegenen Laͤndereien 1452 im kirchholmiſchen Transact
fahren laſſen, erhielt ſie aber vom Erzſtift 1454 gleich gutwillig wieder. Als die Stadt
die Partey des Ordensmeiſters nahm, ſo proteſtirte der Propſt und ſein Kapitel wider
die Abtretungsacte, gewonnen auch am roͤmiſchen Hofe 3 Urtheile daruͤber, wovon
dem Prediger Prior Johan von Roſen die Volziehung aufgetragen ward. Jm Jahr
1512 verglich der curlaͤndiſche Biſchof Heinrich und Meiſter Walter von Pletten-
berg
den Propſt Joh. Nolken und die Stadt wegen der ſtreitigen Laͤnder (Kyf-
laͤnder
) ſolchergeſtalt miteinander, daß der Propſt die uͤberduͤniſchen Guͤter gegen
Dahlen und Steinholm zu in Ruhe beſitzen ſolte, bis die Stadt am naͤchſten
Landtage beſſer Recht erhalten wuͤrde. Noch 1516 kuͤnſtelten die paͤpſtlichen Commiſſa-
rien Alexander Schult und Georg Gardin, Domherren der Kirche zu Oeſel, an
dieſem Vertrage, gaben aber dem Rath zu Riga einen Schein, daß die guͤtliche Un-
terhandlung zwiſchen ihnen und den Propſt zu Riga ſich fruchtlos zerſchlagen. End-
lich zahlte die Stadt 1518 an gaͤnger und geber Muͤnze 1200 Mark und ein ſilbernes
Kleinod von 5 Mark Silber dafuͤr. Jm Jahr 1518 beſtaͤtigte Leo der Xte deswegen
die Stadtmark von dieſem Titger ab, gegen Oſten, von Muſſafluß gegen Suͤden,
vom Bache Olein gegen Weſten, von einem Theil der See oder heiligen Aa gegen
Norden. Da der Papſt in mehrern Faͤllen ſich in weltliche Haͤndel gemiſcht, ſo ge-
hoͤren dieſe Briefſchaften mit unter die paͤpſtlichen Diplomata Protectoria von
Liefland.
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[155/0173] Erzb. Silveſt. Stobwaſſer. zur Zeit der Reg. Bernh. v. der Borg. iſt merkwuͤrdig, daß die einzige Stadt Riga ihr Siegel nicht beigeſetzt hat, ob- gleich noch Platz auf dem Pergament war. 1472 Zu Stregnaͤs auf U. L. F. Tag verglichen ſich der upſalſche Erzbiſchof Jacob, der ſtregneſiſche Biſchof Johan, die Reichsraͤthe Steno Sture, Niclas Sture, und Guſtav Carlſſon mit dem Ordensmeiſter, daß ſie des Gefaͤngniſſes, darin Erich Rawaldſon geleget worden, nimmermehr geden- ken wolten. 1477 Der Propſt, Dechant und das Kapitel hatte vom Papſt ſchon vor 24 Jahren die Guͤter und das Land Titiger b) gegen Dahlen und Steinholm, uͤber der Duͤne, geſchenkt bekommen, ſelbige auch nebſt andern in und auſſer der Stadt gutwillig und zur Erhaltung guter Freundſchaft abgetreten, und der Stadt wieder zum Beſitz uͤberlaſſen. Auf Befehl des Papſts Sixtus des IVten muſte der Pre- digerorden dieſelben von neuen dem Magiſtrat verſchreiben laſſen, damit der Erz- biſchof keinen Anſpruch darauf machen koͤnte. 1478 Desgleichen verſtattete der Papſt, daß ein jeder Erzvogt (Pro-Conſul) und Buͤrgermeiſter waͤhrend ſeines Amts einen Tragaltar mit gehoͤrigen Zierrathen ge- brauchen duͤrfe, an dem er in Beiſeyn ſeines Hausgeſindes und anderer die Meſſe und den uͤbrigen Gottesdienſt auch vor Tage, doch in der Fruͤhſtunde, durch ſei- nen eigenen oder fremden Prieſter, halten laſſen koͤnne. Rom am 10ten Febr. Hierbey folgte eine andre Bulle, worin der Stadt verſtattet wird, die Acciſe ein- zufuͤhren, Maas und andre Ordnungen einzurichten, und die Guͤter dererjenigen zu erben, die ohne Erben und ohne Teſtament ſterben, ihre Bedienungen zu ver- geben, doch ohne Nachtheil der Geiſtlichkeit. So gab auch der General des Pre- digerordens Leonhard de Manſvetis de Peruſio der Stadt wegen ihrer reichlichen Gaben und Almoſen den freien Zutrit zu ihren gottesdienſtlichen Uebungen, der Meſſe, Betſtunden, geiſtlichen Aemtern, Leſen, Andacht, Betrachtungen, Pre- digten, Seufzen, Thraͤnen und Wachen, welche zu gewiſſen Stunden gehalten werden; und verſtattete ihr ein Antheil an allen Faſten, Enthaltungen, Zucht, Pilgerſchaften, Arbeiten, Buſſe, Gehorſam und andern guten Werken. Die Geiſtlichen, der Vogt und die Buͤrgermeiſter in Riga beſchwerten ſich am 21ſten Febr. bey dem Papſt Sixtus den IVten uͤber das ungerechte Execu- tionsurtel, ſo der Erzbiſchof zur Volziehung gebracht, da er ſich doch lange von der Gerichtbarkeit uͤber die Stadt losgeſaget. Weil Silveſter ihre rechtmaͤßige Appellation nicht achtete und viel Unſchuldige in den Ban that; ſo verordnete der Papſt 1479 b) Dieſe Guͤter Titiger, ſonſt Grapenduvel, gemeiniglich Bebuſch genant, haben unter den ſtreitenden Parteien viel Unruhe verurſachet. Die Stadt muſte ſich in die Zeit ſchicken und dieſe wohlgelegenen Laͤndereien 1452 im kirchholmiſchen Transact fahren laſſen, erhielt ſie aber vom Erzſtift 1454 gleich gutwillig wieder. Als die Stadt die Partey des Ordensmeiſters nahm, ſo proteſtirte der Propſt und ſein Kapitel wider die Abtretungsacte, gewonnen auch am roͤmiſchen Hofe 3 Urtheile daruͤber, wovon dem Prediger Prior Johan von Roſen die Volziehung aufgetragen ward. Jm Jahr 1512 verglich der curlaͤndiſche Biſchof Heinrich und Meiſter Walter von Pletten- berg den Propſt Joh. Nolken und die Stadt wegen der ſtreitigen Laͤnder (Kyf- laͤnder) ſolchergeſtalt miteinander, daß der Propſt die uͤberduͤniſchen Guͤter gegen Dahlen und Steinholm zu in Ruhe beſitzen ſolte, bis die Stadt am naͤchſten Landtage beſſer Recht erhalten wuͤrde. Noch 1516 kuͤnſtelten die paͤpſtlichen Commiſſa- rien Alexander Schult und Georg Gardin, Domherren der Kirche zu Oeſel, an dieſem Vertrage, gaben aber dem Rath zu Riga einen Schein, daß die guͤtliche Un- terhandlung zwiſchen ihnen und den Propſt zu Riga ſich fruchtlos zerſchlagen. End- lich zahlte die Stadt 1518 an gaͤnger und geber Muͤnze 1200 Mark und ein ſilbernes Kleinod von 5 Mark Silber dafuͤr. Jm Jahr 1518 beſtaͤtigte Leo der Xte deswegen die Stadtmark von dieſem Titger ab, gegen Oſten, von Muſſafluß gegen Suͤden, vom Bache Olein gegen Weſten, von einem Theil der See oder heiligen Aa gegen Norden. Da der Papſt in mehrern Faͤllen ſich in weltliche Haͤndel gemiſcht, ſo ge- hoͤren dieſe Briefſchaften mit unter die paͤpſtlichen Diplomata Protectoria von Liefland. Q q 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/173>, abgerufen am 23.11.2024.