Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1472Hier ward sie von dem rußischen Abgesandten als verlobte Braut des Czaars,
Jvan Basilowitz weiter bis Moskau begleitet, wo sie wider alles Vermu-
then des Papsts Sixtus des IVten die römischcatholische Religion niederlegte
und sich aufs feierlichste zur griechischen Kirche bekante.

Der Ordensmeister ertheilte unter andern Freiheiten der Städte Dörpt
und Revel auch der Stadt Riga folgende vorzügliche Privilegien: Die Stadt
bleibt bey ihren alten Vorrechten, und darf keine Vicarien halten; der kirchhol-
mische
Vertrag wird vernichtet; und weil sie sich gutwillig dem Orden ergeben,
so werden ihr alle Beleidigungen mit Schiessen, Stürmen und Brennen gegen
den Orden, das Schlos und die Vorburg übersehen. Beide Theile leisten sich
gemeinschaftlichen Beistand. Jm Fal eines Einbruchs ist die Stadt an keinen
Vertrag gebunden. Diese Tilgung des kirchholmischen Vertrags geschahe
Sonnabends vor Calixti. Jhre Siegel haben mit angehänget Cordt von Her-
tzenrade,
Landmarschal, Didrich von der Dornenburg, genant von der
Laye, zu Vellin, Gerd von Mellingrade zu Goldingen, Gerdt von
Ylsen zu Ascherade, Otto Hocheler zu Mitau, Willem von Boink-
husen
zu Dobblehn Comture, und der Vogt zu Karkus, Evert Lappe
von der Roer haben ihre Siegel mitangehängt. Hierauf leistete die Stadt die
Huldigung, und fertigte eine eigene Urkunde darüber aus, die unter andern der
Bürgermeister Hr. Joh. von der Borch unterschrieben. So verglich er sich
auch mit den Bischöfen und ihren Kapiteln, daß innerhalb 10 Jahren alle Zwi-
stigkeiten ohne Lerm und Aufruhr in der Güte abgethan, und mitlerweile dasjeni-
ge beobachtet werden solle, was sämtliche Stände für jetzo zu Walck am Tage
Agnetis beliebet hätten.

Ausser dem Erzbischof, Bischöfen und Meister traten der Landmarschal
Cordt von Herzenrade, die Camture, Didrich von der Laye anders genant
von der Dornenborg zu Vellin, Johan Freydag zu Revel, und Cordt
von Vitinghof zu Pernow dieser Sache wegen in Unterhandlung; wozu von
Seiten des Stifts zu Riga, Jürgen Jxkul, Engelbrecht von Tisen-
hausen, Ewold Patkul
und Hinrich von Ungern; aus dem Stifte
Dörpt, Barthol. von Tisenhausen, Bertold Wrangel, Peter
Jxkul, Jürgen Luggenhusen;
vom Stift Oesel, Didrich Fahrensbe-
cke, Hinrich Bixhofden,
Vogt in der Wick, Wolmar Jxkul, Herrn
Conrads Sohn, und Jürgen Herkel; aus Harrien und Wirland,
Goswin Dönhof, Hans Lode
von Kochtel, Didr. Thüne, Didr.
Brakel, Wolmar Thüne,
und Berend Thüne; wie auch die Bürgermei-
ster der Städte Riga, Dörpt und Revel kamen. Diese vereinbarten sich, alle
Streithändel künftig unter sich auszumachen, und gegen den, so einen fremden
Richter suche, los zu schlagen. Die Domkapitel behielten das Recht ihre Präla-
ten selbst zu wählen. Wer Krieg anfienge, solte alle wider sich haben. Dabey

ist
"schickte nach den Elterleuten, und lies etliche des Raths bitten, welche dem Meister
"Geselschaft leisten, und sich einen guten Muth machen solten. Der Meister sandte
"seinen Hofrichter zu Schlosse und lies für die Frauen und Jungfrauen 15 Stof Rhein-
"wein holen, den seine Bedienten herumschenken musten. Die ganze Stadt war neu-
"gierig, und schickten die Jhrigen zuzusehen; ja die Herren kamen selbst und sagten:
"So pflegt man Land und Stadt zu verrathen. Das war der beste Trost, den sie uns
"gaben. Der Herr Meister machte sich lustig bis um 5 Uhr, da lies er vom Schlos-
"se Essen holen und anrichten von seiner eigenen Kost. Gegen 9 Uhr nahm er erst Ab-
"schied, und versprach, wenn ihn GOtt leben lies, es wieder zu verschulden. Nach 3
"oder 4 Wochen wurden 6 des Raths, und 6 von jeder Gilde aufs Schlos geladen,
"es wurde aber dahin zugehen von Seiten des Raths verboten. Doch fanden sich 3
"von der kleinen Gilde und der Bürgermeister ein, den der Meister dabey erinnerte,
"daß er sagen muste: Dat war unß en hart Wort. Jnzwischen brachte es die
"Stadt durch dieses Betragen dahin, daß, wenn der Herrmeister von ihr die Huldi-
"gung empfangen wolte, er erst den gehäßigen kirchholmischen Tractat nach allen
"Zeilen den Sonnabend vor Calixti vertilgen muste."

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1472Hier ward ſie von dem rußiſchen Abgeſandten als verlobte Braut des Czaars,
Jvan Baſilowitz weiter bis Moſkau begleitet, wo ſie wider alles Vermu-
then des Papſts Sixtus des IVten die roͤmiſchcatholiſche Religion niederlegte
und ſich aufs feierlichſte zur griechiſchen Kirche bekante.

Der Ordensmeiſter ertheilte unter andern Freiheiten der Staͤdte Doͤrpt
und Revel auch der Stadt Riga folgende vorzuͤgliche Privilegien: Die Stadt
bleibt bey ihren alten Vorrechten, und darf keine Vicarien halten; der kirchhol-
miſche
Vertrag wird vernichtet; und weil ſie ſich gutwillig dem Orden ergeben,
ſo werden ihr alle Beleidigungen mit Schieſſen, Stuͤrmen und Brennen gegen
den Orden, das Schlos und die Vorburg uͤberſehen. Beide Theile leiſten ſich
gemeinſchaftlichen Beiſtand. Jm Fal eines Einbruchs iſt die Stadt an keinen
Vertrag gebunden. Dieſe Tilgung des kirchholmiſchen Vertrags geſchahe
Sonnabends vor Calixti. Jhre Siegel haben mit angehaͤnget Cordt von Her-
tzenrade,
Landmarſchal, Didrich von der Dornenburg, genant von der
Laye, zu Vellin, Gerd von Mellingrade zu Goldingen, Gerdt von
Ylſen zu Aſcherade, Otto Hocheler zu Mitau, Willem von Boink-
huſen
zu Dobblehn Comture, und der Vogt zu Karkus, Evert Lappe
von der Roer haben ihre Siegel mitangehaͤngt. Hierauf leiſtete die Stadt die
Huldigung, und fertigte eine eigene Urkunde daruͤber aus, die unter andern der
Buͤrgermeiſter Hr. Joh. von der Borch unterſchrieben. So verglich er ſich
auch mit den Biſchoͤfen und ihren Kapiteln, daß innerhalb 10 Jahren alle Zwi-
ſtigkeiten ohne Lerm und Aufruhr in der Guͤte abgethan, und mitlerweile dasjeni-
ge beobachtet werden ſolle, was ſaͤmtliche Staͤnde fuͤr jetzo zu Walck am Tage
Agnetis beliebet haͤtten.

Auſſer dem Erzbiſchof, Biſchoͤfen und Meiſter traten der Landmarſchal
Cordt von Herzenrade, die Camture, Didrich von der Laye anders genant
von der Dornenborg zu Vellin, Johan Freydag zu Revel, und Cordt
von Vitinghof zu Pernow dieſer Sache wegen in Unterhandlung; wozu von
Seiten des Stifts zu Riga, Juͤrgen Jxkul, Engelbrecht von Tiſen-
hauſen, Ewold Patkul
und Hinrich von Ungern; aus dem Stifte
Doͤrpt, Barthol. von Tiſenhauſen, Bertold Wrangel, Peter
Jxkul, Juͤrgen Luggenhuſen;
vom Stift Oeſel, Didrich Fahrensbe-
cke, Hinrich Bixhofden,
Vogt in der Wick, Wolmar Jxkul, Herrn
Conrads Sohn, und Juͤrgen Herkel; aus Harrien und Wirland,
Goswin Doͤnhof, Hans Lode
von Kochtel, Didr. Thuͤne, Didr.
Brakel, Wolmar Thuͤne,
und Berend Thuͤne; wie auch die Buͤrgermei-
ſter der Staͤdte Riga, Doͤrpt und Revel kamen. Dieſe vereinbarten ſich, alle
Streithaͤndel kuͤnftig unter ſich auszumachen, und gegen den, ſo einen fremden
Richter ſuche, los zu ſchlagen. Die Domkapitel behielten das Recht ihre Praͤla-
ten ſelbſt zu waͤhlen. Wer Krieg anfienge, ſolte alle wider ſich haben. Dabey

iſt
„ſchickte nach den Elterleuten, und lies etliche des Raths bitten, welche dem Meiſter
„Geſelſchaft leiſten, und ſich einen guten Muth machen ſolten. Der Meiſter ſandte
„ſeinen Hofrichter zu Schloſſe und lies fuͤr die Frauen und Jungfrauen 15 Stof Rhein-
„wein holen, den ſeine Bedienten herumſchenken muſten. Die ganze Stadt war neu-
„gierig, und ſchickten die Jhrigen zuzuſehen; ja die Herren kamen ſelbſt und ſagten:
„So pflegt man Land und Stadt zu verrathen. Das war der beſte Troſt, den ſie uns
„gaben. Der Herr Meiſter machte ſich luſtig bis um 5 Uhr, da lies er vom Schloſ-
„ſe Eſſen holen und anrichten von ſeiner eigenen Koſt. Gegen 9 Uhr nahm er erſt Ab-
„ſchied, und verſprach, wenn ihn GOtt leben lies, es wieder zu verſchulden. Nach 3
„oder 4 Wochen wurden 6 des Raths, und 6 von jeder Gilde aufs Schlos geladen,
„es wurde aber dahin zugehen von Seiten des Raths verboten. Doch fanden ſich 3
„von der kleinen Gilde und der Buͤrgermeiſter ein, den der Meiſter dabey erinnerte,
„daß er ſagen muſte: Dat war unß en hart Wort. Jnzwiſchen brachte es die
„Stadt durch dieſes Betragen dahin, daß, wenn der Herrmeiſter von ihr die Huldi-
„gung empfangen wolte, er erſt den gehaͤßigen kirchholmiſchen Tractat nach allen
„Zeilen den Sonnabend vor Calixti vertilgen muſte.‟
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0172" n="154"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leben und Thaten der liefla&#x0364;ndi&#x017F;chen Ordensmei&#x017F;ter,</hi></fw><lb/><note place="left">1472</note>Hier ward &#x017F;ie von dem <hi rendition="#fr">rußi&#x017F;chen</hi> Abge&#x017F;andten als verlobte Braut des Czaars,<lb/><hi rendition="#fr">Jvan Ba&#x017F;ilowitz</hi> weiter bis <hi rendition="#fr">Mo&#x017F;kau</hi> begleitet, wo &#x017F;ie wider alles Vermu-<lb/>
then des Pap&#x017F;ts <hi rendition="#fr">Sixtus</hi> des <hi rendition="#aq">IV</hi>ten die <hi rendition="#fr">ro&#x0364;mi&#x017F;ch</hi>catholi&#x017F;che Religion niederlegte<lb/>
und &#x017F;ich aufs feierlich&#x017F;te zur <hi rendition="#fr">griechi&#x017F;chen</hi> Kirche bekante.</p><lb/>
        <p>Der Ordensmei&#x017F;ter ertheilte unter andern Freiheiten der Sta&#x0364;dte <hi rendition="#fr">Do&#x0364;rpt</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">Revel</hi> auch der Stadt <hi rendition="#fr">Riga</hi> folgende vorzu&#x0364;gliche Privilegien: Die Stadt<lb/>
bleibt bey ihren alten Vorrechten, und darf keine Vicarien halten; der <hi rendition="#fr">kirchhol-<lb/>
mi&#x017F;che</hi> Vertrag wird vernichtet; und weil &#x017F;ie &#x017F;ich gutwillig dem Orden ergeben,<lb/>
&#x017F;o werden ihr alle Beleidigungen mit Schie&#x017F;&#x017F;en, Stu&#x0364;rmen und Brennen gegen<lb/>
den Orden, das Schlos und die Vorburg u&#x0364;ber&#x017F;ehen. Beide Theile lei&#x017F;ten &#x017F;ich<lb/>
gemein&#x017F;chaftlichen Bei&#x017F;tand. Jm Fal eines Einbruchs i&#x017F;t die Stadt an keinen<lb/>
Vertrag gebunden. Die&#x017F;e Tilgung des <hi rendition="#fr">kirchholmi&#x017F;chen</hi> Vertrags ge&#x017F;chahe<lb/>
Sonnabends vor <hi rendition="#fr">Calixti.</hi> Jhre Siegel haben mit angeha&#x0364;nget <hi rendition="#fr">Cordt</hi> von <hi rendition="#fr">Her-<lb/>
tzenrade,</hi> Landmar&#x017F;chal, <hi rendition="#fr">Didrich</hi> von der <hi rendition="#fr">Dornenburg,</hi> genant von der<lb/><hi rendition="#fr">Laye,</hi> zu <hi rendition="#fr">Vellin, Gerd</hi> von <hi rendition="#fr">Mellingrade</hi> zu <hi rendition="#fr">Goldingen, Gerdt</hi> von<lb/><hi rendition="#fr">Yl&#x017F;en</hi> zu <hi rendition="#fr">A&#x017F;cherade, Otto Hocheler</hi> zu <hi rendition="#fr">Mitau, Willem</hi> von <hi rendition="#fr">Boink-<lb/>
hu&#x017F;en</hi> zu <hi rendition="#fr">Dobblehn</hi> Comture, und der Vogt zu <hi rendition="#fr">Karkus, Evert Lappe</hi><lb/>
von der <hi rendition="#fr">Roer</hi> haben ihre Siegel mitangeha&#x0364;ngt. Hierauf lei&#x017F;tete die Stadt die<lb/>
Huldigung, und fertigte eine eigene Urkunde daru&#x0364;ber aus, die unter andern der<lb/>
Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter Hr. <hi rendition="#fr">Joh.</hi> von der <hi rendition="#fr">Borch</hi> unter&#x017F;chrieben. So verglich er &#x017F;ich<lb/>
auch mit den Bi&#x017F;cho&#x0364;fen und ihren Kapiteln, daß innerhalb 10 Jahren alle Zwi-<lb/>
&#x017F;tigkeiten ohne Lerm und Aufruhr in der Gu&#x0364;te abgethan, und mitlerweile dasjeni-<lb/>
ge beobachtet werden &#x017F;olle, was &#x017F;a&#x0364;mtliche Sta&#x0364;nde fu&#x0364;r jetzo zu <hi rendition="#fr">Walck</hi> am Tage<lb/><hi rendition="#fr">Agnetis</hi> beliebet ha&#x0364;tten.</p><lb/>
        <p>Au&#x017F;&#x017F;er dem Erzbi&#x017F;chof, Bi&#x017F;cho&#x0364;fen und Mei&#x017F;ter traten der Landmar&#x017F;chal<lb/><hi rendition="#fr">Cordt</hi> von <hi rendition="#fr">Herzenrade,</hi> die Camture, <hi rendition="#fr">Didrich</hi> von der <hi rendition="#fr">Laye</hi> anders genant<lb/>
von der <hi rendition="#fr">Dornenborg</hi> zu <hi rendition="#fr">Vellin, Johan Freydag</hi> zu <hi rendition="#fr">Revel,</hi> und <hi rendition="#fr">Cordt</hi><lb/>
von <hi rendition="#fr">Vitinghof</hi> zu <hi rendition="#fr">Pernow</hi> die&#x017F;er Sache wegen in Unterhandlung; wozu von<lb/>
Seiten des Stifts zu <hi rendition="#fr">Riga, Ju&#x0364;rgen Jxkul, Engelbrecht</hi> von <hi rendition="#fr">Ti&#x017F;en-<lb/>
hau&#x017F;en, Ewold Patkul</hi> und <hi rendition="#fr">Hinrich</hi> von <hi rendition="#fr">Ungern;</hi> aus dem Stifte<lb/><hi rendition="#fr">Do&#x0364;rpt, Barthol.</hi> von <hi rendition="#fr">Ti&#x017F;enhau&#x017F;en, Bertold Wrangel, Peter<lb/>
Jxkul, Ju&#x0364;rgen Luggenhu&#x017F;en;</hi> vom Stift <hi rendition="#fr">Oe&#x017F;el, Didrich Fahrensbe-<lb/>
cke, Hinrich Bixhofden,</hi> Vogt in der <hi rendition="#fr">Wick, Wolmar Jxkul,</hi> Herrn<lb/><hi rendition="#fr">Conrads</hi> Sohn, und <hi rendition="#fr">Ju&#x0364;rgen Herkel;</hi> aus <hi rendition="#fr">Harrien</hi> und <hi rendition="#fr">Wirland,<lb/>
Goswin Do&#x0364;nhof, Hans Lode</hi> von <hi rendition="#fr">Kochtel, Didr. Thu&#x0364;ne, Didr.<lb/>
Brakel, Wolmar Thu&#x0364;ne,</hi> und <hi rendition="#fr">Berend Thu&#x0364;ne;</hi> wie auch die Bu&#x0364;rgermei-<lb/>
&#x017F;ter der Sta&#x0364;dte <hi rendition="#fr">Riga, Do&#x0364;rpt</hi> und <hi rendition="#fr">Revel</hi> kamen. Die&#x017F;e vereinbarten &#x017F;ich, alle<lb/>
Streitha&#x0364;ndel ku&#x0364;nftig unter &#x017F;ich auszumachen, und gegen den, &#x017F;o einen fremden<lb/>
Richter &#x017F;uche, los zu &#x017F;chlagen. Die Domkapitel behielten das Recht ihre Pra&#x0364;la-<lb/>
ten &#x017F;elb&#x017F;t zu wa&#x0364;hlen. Wer Krieg anfienge, &#x017F;olte alle wider &#x017F;ich haben. Dabey<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t</fw><lb/><note xml:id="h53" prev="#h52" place="foot" n="a)">&#x201E;&#x017F;chickte nach den Elterleuten, und lies etliche des Raths bitten, welche dem Mei&#x017F;ter<lb/>
&#x201E;Ge&#x017F;el&#x017F;chaft lei&#x017F;ten, und &#x017F;ich einen guten Muth machen &#x017F;olten. Der Mei&#x017F;ter &#x017F;andte<lb/>
&#x201E;&#x017F;einen Hofrichter zu Schlo&#x017F;&#x017F;e und lies fu&#x0364;r die Frauen und Jungfrauen 15 Stof Rhein-<lb/>
&#x201E;wein holen, den &#x017F;eine Bedienten herum&#x017F;chenken mu&#x017F;ten. Die ganze Stadt war neu-<lb/>
&#x201E;gierig, und &#x017F;chickten die Jhrigen zuzu&#x017F;ehen; ja die Herren kamen &#x017F;elb&#x017F;t und &#x017F;agten:<lb/>
&#x201E;So pflegt man Land und Stadt zu verrathen. Das war der be&#x017F;te Tro&#x017F;t, den &#x017F;ie uns<lb/>
&#x201E;gaben. Der Herr Mei&#x017F;ter machte &#x017F;ich lu&#x017F;tig bis um 5 Uhr, da lies er vom Schlo&#x017F;-<lb/>
&#x201E;&#x017F;e E&#x017F;&#x017F;en holen und anrichten von &#x017F;einer eigenen Ko&#x017F;t. Gegen 9 Uhr nahm er er&#x017F;t Ab-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chied, und ver&#x017F;prach, wenn ihn GOtt leben lies, es wieder zu ver&#x017F;chulden. Nach 3<lb/>
&#x201E;oder 4 Wochen wurden 6 des Raths, und 6 von jeder Gilde aufs Schlos geladen,<lb/>
&#x201E;es wurde aber dahin zugehen von Seiten des Raths verboten. Doch fanden &#x017F;ich 3<lb/>
&#x201E;von der kleinen Gilde und der Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter ein, den der Mei&#x017F;ter dabey erinnerte,<lb/>
&#x201E;daß er &#x017F;agen mu&#x017F;te: <hi rendition="#fr">Dat war unß en hart Wort.</hi> Jnzwi&#x017F;chen brachte es die<lb/>
&#x201E;Stadt durch die&#x017F;es Betragen dahin, daß, wenn der Herrmei&#x017F;ter von ihr die Huldi-<lb/>
&#x201E;gung empfangen wolte, er er&#x017F;t den geha&#x0364;ßigen <hi rendition="#fr">kirchholmi&#x017F;chen</hi> Tractat nach allen<lb/>
&#x201E;Zeilen den Sonnabend vor <hi rendition="#fr">Calixti</hi> vertilgen mu&#x017F;te.&#x201F;</note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0172] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, Hier ward ſie von dem rußiſchen Abgeſandten als verlobte Braut des Czaars, Jvan Baſilowitz weiter bis Moſkau begleitet, wo ſie wider alles Vermu- then des Papſts Sixtus des IVten die roͤmiſchcatholiſche Religion niederlegte und ſich aufs feierlichſte zur griechiſchen Kirche bekante. 1472 Der Ordensmeiſter ertheilte unter andern Freiheiten der Staͤdte Doͤrpt und Revel auch der Stadt Riga folgende vorzuͤgliche Privilegien: Die Stadt bleibt bey ihren alten Vorrechten, und darf keine Vicarien halten; der kirchhol- miſche Vertrag wird vernichtet; und weil ſie ſich gutwillig dem Orden ergeben, ſo werden ihr alle Beleidigungen mit Schieſſen, Stuͤrmen und Brennen gegen den Orden, das Schlos und die Vorburg uͤberſehen. Beide Theile leiſten ſich gemeinſchaftlichen Beiſtand. Jm Fal eines Einbruchs iſt die Stadt an keinen Vertrag gebunden. Dieſe Tilgung des kirchholmiſchen Vertrags geſchahe Sonnabends vor Calixti. Jhre Siegel haben mit angehaͤnget Cordt von Her- tzenrade, Landmarſchal, Didrich von der Dornenburg, genant von der Laye, zu Vellin, Gerd von Mellingrade zu Goldingen, Gerdt von Ylſen zu Aſcherade, Otto Hocheler zu Mitau, Willem von Boink- huſen zu Dobblehn Comture, und der Vogt zu Karkus, Evert Lappe von der Roer haben ihre Siegel mitangehaͤngt. Hierauf leiſtete die Stadt die Huldigung, und fertigte eine eigene Urkunde daruͤber aus, die unter andern der Buͤrgermeiſter Hr. Joh. von der Borch unterſchrieben. So verglich er ſich auch mit den Biſchoͤfen und ihren Kapiteln, daß innerhalb 10 Jahren alle Zwi- ſtigkeiten ohne Lerm und Aufruhr in der Guͤte abgethan, und mitlerweile dasjeni- ge beobachtet werden ſolle, was ſaͤmtliche Staͤnde fuͤr jetzo zu Walck am Tage Agnetis beliebet haͤtten. Auſſer dem Erzbiſchof, Biſchoͤfen und Meiſter traten der Landmarſchal Cordt von Herzenrade, die Camture, Didrich von der Laye anders genant von der Dornenborg zu Vellin, Johan Freydag zu Revel, und Cordt von Vitinghof zu Pernow dieſer Sache wegen in Unterhandlung; wozu von Seiten des Stifts zu Riga, Juͤrgen Jxkul, Engelbrecht von Tiſen- hauſen, Ewold Patkul und Hinrich von Ungern; aus dem Stifte Doͤrpt, Barthol. von Tiſenhauſen, Bertold Wrangel, Peter Jxkul, Juͤrgen Luggenhuſen; vom Stift Oeſel, Didrich Fahrensbe- cke, Hinrich Bixhofden, Vogt in der Wick, Wolmar Jxkul, Herrn Conrads Sohn, und Juͤrgen Herkel; aus Harrien und Wirland, Goswin Doͤnhof, Hans Lode von Kochtel, Didr. Thuͤne, Didr. Brakel, Wolmar Thuͤne, und Berend Thuͤne; wie auch die Buͤrgermei- ſter der Staͤdte Riga, Doͤrpt und Revel kamen. Dieſe vereinbarten ſich, alle Streithaͤndel kuͤnftig unter ſich auszumachen, und gegen den, ſo einen fremden Richter ſuche, los zu ſchlagen. Die Domkapitel behielten das Recht ihre Praͤla- ten ſelbſt zu waͤhlen. Wer Krieg anfienge, ſolte alle wider ſich haben. Dabey iſt a) a) „ſchickte nach den Elterleuten, und lies etliche des Raths bitten, welche dem Meiſter „Geſelſchaft leiſten, und ſich einen guten Muth machen ſolten. Der Meiſter ſandte „ſeinen Hofrichter zu Schloſſe und lies fuͤr die Frauen und Jungfrauen 15 Stof Rhein- „wein holen, den ſeine Bedienten herumſchenken muſten. Die ganze Stadt war neu- „gierig, und ſchickten die Jhrigen zuzuſehen; ja die Herren kamen ſelbſt und ſagten: „So pflegt man Land und Stadt zu verrathen. Das war der beſte Troſt, den ſie uns „gaben. Der Herr Meiſter machte ſich luſtig bis um 5 Uhr, da lies er vom Schloſ- „ſe Eſſen holen und anrichten von ſeiner eigenen Koſt. Gegen 9 Uhr nahm er erſt Ab- „ſchied, und verſprach, wenn ihn GOtt leben lies, es wieder zu verſchulden. Nach 3 „oder 4 Wochen wurden 6 des Raths, und 6 von jeder Gilde aufs Schlos geladen, „es wurde aber dahin zugehen von Seiten des Raths verboten. Doch fanden ſich 3 „von der kleinen Gilde und der Buͤrgermeiſter ein, den der Meiſter dabey erinnerte, „daß er ſagen muſte: Dat war unß en hart Wort. Jnzwiſchen brachte es die „Stadt durch dieſes Betragen dahin, daß, wenn der Herrmeiſter von ihr die Huldi- „gung empfangen wolte, er erſt den gehaͤßigen kirchholmiſchen Tractat nach allen „Zeilen den Sonnabend vor Calixti vertilgen muſte.‟

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/172
Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/172>, abgerufen am 23.11.2024.