[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Erzb. Silvest. Stobwasser. zur Zeit der Reg. Joh. Mengdens. und er verzeihen sich aller Bullen und Briefe, die Bonifacius der IXte dem1451Orden über die rigische Kirche gegeben. Der Erzbischof begiebt sich aller Bul- len Entbie- Mengen; Russov, Johan Osthoff von Mengeden; Ceumern, von Meng- den; Prätorius, Johan Osthoven von Mengden. Ernst von Mengden, genant Osthoff, war 1451 Comtur zu Revel. Die Stadt lies ihn ebenfals über 6 Jahr auf die Huldigung warten, mit welcher sie sich niemals gegen den Ordensmeister übereilet. So machte sie es auch mit den Erzbischöfen, sonderlich zu der Zeit, als die Gewissenstyranney dem Evangelio hinderlich fiel: dagegen sie sich gegen die Ordens- meister desto williger bezeigte. Was hatte Mengden nicht zu klagen, wie hart und unbezwinglich die Stadt bisher in ihrem Eigensinn gewesen? Es ist ein Document von 1456 vorhanden, darin der Ordensmeister alles dasjenige nachsagt, was viele seiner Vorfahren schon geklaget hatten. Wir wollen die Punkte desselben hier beibringen. 1. Beschweret sich der Herrmeister über den Eingrif der Stadt in die päpstliche, kaiserliche, königliche, und andre christgläubige Privilegien des Ordens, welcher Orden doch bey Einnehmung des Landes das meiste gethan habe. 2. Obgleich der Orden vom Kaiser Friedrich dem andern mit dem alten Kai- serrechte begnadiget worden, und die Brüder der Ritterschaft Christi, die man noch die Schwertbrüder nenne, ihr Heil an Bezwingung und Bekehrung der Heiden versu- chet; so hätten diese Brüder doch vor Zukunft des deutschen Ordens nichts ausge- richtet. Die Stadt solle daher die den Schwertbrüdern vom dritten Bischof Albert, mit Zuziehung des Legaten Mutinensis, zugestandene Stadtmarke, worüber das gottländische Recht gegolten, unangetastet lassen. Wie nun der Orden vor der Zeit des Sönebriefs nach altem kaiserl. Rechte die Herrlichkeit über die Stadt gehabt, so wäre solche nach der Zeit des Sönebriefes vom Kaiser Ludwig dem IVten, und nachher vom römischen König Rudolph bestätiget worden. Er verlange also von der Stadt die Huldigung, und den Eid der Treue 6 Tage nach Ueberantwortung dieser Schrift. 3. Solle der Orden nach dem alten Rechte der Schwertbrüder, das dritte Theil der Münze haben, und der Münzer oder Vogt von der Stadt mit Zuziehung des Or- dens gesetzet werden. 4. Es wären zwar nach langen Beschwerden viel sachte gute Worte von der Stadt zu deren Abhelfung gefallen, jedoch die That wolle den Worten nimmer folgen. 5. Der Sönebrief wäre nicht gehalten, dem Orden vor der St. Jacobspforte eine falsche Grenze angewiesen, und der Bürgerschaft erlaubet, auf dem Ordensgebiete etliche Baumgärten anzulegen. 6. Habe die Stadt auf dem Holme Kogenlage den Zaun unrichtig gezogen; denn obgleich in alten Zeiten die Grenze so gegangen, so müste doch der Orden, weil ihm die Düne ein Stück davon abgenommen, von dem Zuwachs des Holmes auf der andern Seite mit Nutzen ziehen, und eine neue Theilung gemacht werden. 7. Sey dem Orden die Viehweide von der Bürgerschaft durch Anlegung ihrer Höfe, Gärten und Gebäude geschmälert worden, Roßmühlen und andre Mühlen in der Stadt ohne Einwilligung des Ordens angeleget. 8. Die Fische würden den Reichen in die Häuser und nicht auf öffentlichem Markt gebracht, der Zehnde nicht ordentlich abgegeben, die kleinen Strafgelder nicht getheilet. 9. Die Stadt habe bey des seligen Meister Finckens Zeiten einen seiner Diener, Namens Sternberg, gegen alle Vorstellungen des Ordens inhaftiret, und endlich ent- haupten lassen, da doch dem Orden das halbe Gerichte zukäme. Wie sie denn auch Hans Steniken, wider allen Willen des Hauscomthurs, in den Thurm geworfen, und zu grob und zu tief in die Freiheit des Ordens getastet hätte. 10. Als der Hauscomthur um Hülfe und Beistand wider die Holländer wegen des Puntzolles angehalten, sey der Rath nicht nur stille, sondern gar entgegen ge- wesen. 11. Ungeachtet die Stadt nach dem Sönebrief verbunden, wenn ein Herrmei- meister selbst reiset, mit aller iheer Macht ihm zu Hülfe zu kommen; so habe dennoch Meister Francke auf einen kleinen Beistand im Oberlande vergeblich angesprochen, und Meister Schungel seliger, wie die Litthauer Thomasdorp verbrannt, gar alleine wandern müssen. 12. Wären drey Dörfer dem Orden vorenthalten, und da die Litthauer des Herrmeisters Hof auf dem Holme anzünden wollen, habe der Herrmeister nach langem M m
Erzb. Silveſt. Stobwaſſer. zur Zeit der Reg. Joh. Mengdens. und er verzeihen ſich aller Bullen und Briefe, die Bonifacius der IXte dem1451Orden uͤber die rigiſche Kirche gegeben. Der Erzbiſchof begiebt ſich aller Bul- len Entbie- Mengen; Ruſſov, Johan Oſthoff von Mengeden; Ceumern, von Meng- den; Praͤtorius, Johan Oſthoven von Mengden. Ernſt von Mengden, genant Oſthoff, war 1451 Comtur zu Revel. Die Stadt lies ihn ebenfals uͤber 6 Jahr auf die Huldigung warten, mit welcher ſie ſich niemals gegen den Ordensmeiſter uͤbereilet. So machte ſie es auch mit den Erzbiſchoͤfen, ſonderlich zu der Zeit, als die Gewiſſenstyranney dem Evangelio hinderlich fiel: dagegen ſie ſich gegen die Ordens- meiſter deſto williger bezeigte. Was hatte Mengden nicht zu klagen, wie hart und unbezwinglich die Stadt bisher in ihrem Eigenſinn geweſen? Es iſt ein Document von 1456 vorhanden, darin der Ordensmeiſter alles dasjenige nachſagt, was viele ſeiner Vorfahren ſchon geklaget hatten. Wir wollen die Punkte deſſelben hier beibringen. 1. Beſchweret ſich der Herrmeiſter uͤber den Eingrif der Stadt in die paͤpſtliche, kaiſerliche, koͤnigliche, und andre chriſtglaͤubige Privilegien des Ordens, welcher Orden doch bey Einnehmung des Landes das meiſte gethan habe. 2. Obgleich der Orden vom Kaiſer Friedrich dem andern mit dem alten Kai- ſerrechte begnadiget worden, und die Bruͤder der Ritterſchaft Chriſti, die man noch die Schwertbruͤder nenne, ihr Heil an Bezwingung und Bekehrung der Heiden verſu- chet; ſo haͤtten dieſe Bruͤder doch vor Zukunft des deutſchen Ordens nichts ausge- richtet. Die Stadt ſolle daher die den Schwertbruͤdern vom dritten Biſchof Albert, mit Zuziehung des Legaten Mutinenſis, zugeſtandene Stadtmarke, woruͤber das gottlaͤndiſche Recht gegolten, unangetaſtet laſſen. Wie nun der Orden vor der Zeit des Soͤnebriefs nach altem kaiſerl. Rechte die Herrlichkeit uͤber die Stadt gehabt, ſo waͤre ſolche nach der Zeit des Soͤnebriefes vom Kaiſer Ludwig dem IVten, und nachher vom roͤmiſchen Koͤnig Rudolph beſtaͤtiget worden. Er verlange alſo von der Stadt die Huldigung, und den Eid der Treue 6 Tage nach Ueberantwortung dieſer Schrift. 3. Solle der Orden nach dem alten Rechte der Schwertbruͤder, das dritte Theil der Muͤnze haben, und der Muͤnzer oder Vogt von der Stadt mit Zuziehung des Or- dens geſetzet werden. 4. Es waͤren zwar nach langen Beſchwerden viel ſachte gute Worte von der Stadt zu deren Abhelfung gefallen, jedoch die That wolle den Worten nimmer folgen. 5. Der Soͤnebrief waͤre nicht gehalten, dem Orden vor der St. Jacobspforte eine falſche Grenze angewieſen, und der Buͤrgerſchaft erlaubet, auf dem Ordensgebiete etliche Baumgaͤrten anzulegen. 6. Habe die Stadt auf dem Holme Kogenlage den Zaun unrichtig gezogen; denn obgleich in alten Zeiten die Grenze ſo gegangen, ſo muͤſte doch der Orden, weil ihm die Duͤne ein Stuͤck davon abgenommen, von dem Zuwachs des Holmes auf der andern Seite mit Nutzen ziehen, und eine neue Theilung gemacht werden. 7. Sey dem Orden die Viehweide von der Buͤrgerſchaft durch Anlegung ihrer Hoͤfe, Gaͤrten und Gebaͤude geſchmaͤlert worden, Roßmuͤhlen und andre Muͤhlen in der Stadt ohne Einwilligung des Ordens angeleget. 8. Die Fiſche wuͤrden den Reichen in die Haͤuſer und nicht auf oͤffentlichem Markt gebracht, der Zehnde nicht ordentlich abgegeben, die kleinen Strafgelder nicht getheilet. 9. Die Stadt habe bey des ſeligen Meiſter Finckens Zeiten einen ſeiner Diener, Namens Sternberg, gegen alle Vorſtellungen des Ordens inhaftiret, und endlich ent- haupten laſſen, da doch dem Orden das halbe Gerichte zukaͤme. Wie ſie denn auch Hans Steniken, wider allen Willen des Hauscomthurs, in den Thurm geworfen, und zu grob und zu tief in die Freiheit des Ordens getaſtet haͤtte. 10. Als der Hauscomthur um Huͤlfe und Beiſtand wider die Hollaͤnder wegen des Puntzolles angehalten, ſey der Rath nicht nur ſtille, ſondern gar entgegen ge- weſen. 11. Ungeachtet die Stadt nach dem Soͤnebrief verbunden, wenn ein Herrmei- meiſter ſelbſt reiſet, mit aller iheer Macht ihm zu Huͤlfe zu kommen; ſo habe dennoch Meiſter Francke auf einen kleinen Beiſtand im Oberlande vergeblich angeſprochen, und Meiſter Schungel ſeliger, wie die Litthauer Thomasdorp verbrannt, gar alleine wandern muͤſſen. 12. Waͤren drey Doͤrfer dem Orden vorenthalten, und da die Litthauer des Herrmeiſters Hof auf dem Holme anzuͤnden wollen, habe der Herrmeiſter nach langem M m
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Erzb. Silveſt. Stobwaſſer. zur Zeit der Reg. Joh. Mengdens.
und er verzeihen ſich aller Bullen und Briefe, die Bonifacius der IXte dem
Orden uͤber die rigiſche Kirche gegeben. Der Erzbiſchof begiebt ſich aller Bul-
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1451
a) Mengen; Ruſſov, Johan Oſthoff von Mengeden; Ceumern, von Meng-
den; Praͤtorius, Johan Oſthoven von Mengden. Ernſt von Mengden,
genant Oſthoff, war 1451 Comtur zu Revel. Die Stadt lies ihn ebenfals uͤber 6
Jahr auf die Huldigung warten, mit welcher ſie ſich niemals gegen den Ordensmeiſter
uͤbereilet. So machte ſie es auch mit den Erzbiſchoͤfen, ſonderlich zu der Zeit, als
die Gewiſſenstyranney dem Evangelio hinderlich fiel: dagegen ſie ſich gegen die Ordens-
meiſter deſto williger bezeigte. Was hatte Mengden nicht zu klagen, wie hart und
unbezwinglich die Stadt bisher in ihrem Eigenſinn geweſen? Es iſt ein Document von
1456 vorhanden, darin der Ordensmeiſter alles dasjenige nachſagt, was viele ſeiner
Vorfahren ſchon geklaget hatten. Wir wollen die Punkte deſſelben hier beibringen.
1. Beſchweret ſich der Herrmeiſter uͤber den Eingrif der Stadt in die paͤpſtliche,
kaiſerliche, koͤnigliche, und andre chriſtglaͤubige Privilegien des Ordens, welcher Orden
doch bey Einnehmung des Landes das meiſte gethan habe.
2. Obgleich der Orden vom Kaiſer Friedrich dem andern mit dem alten Kai-
ſerrechte begnadiget worden, und die Bruͤder der Ritterſchaft Chriſti, die man noch
die Schwertbruͤder nenne, ihr Heil an Bezwingung und Bekehrung der Heiden verſu-
chet; ſo haͤtten dieſe Bruͤder doch vor Zukunft des deutſchen Ordens nichts ausge-
richtet. Die Stadt ſolle daher die den Schwertbruͤdern vom dritten Biſchof Albert,
mit Zuziehung des Legaten Mutinenſis, zugeſtandene Stadtmarke, woruͤber das
gottlaͤndiſche Recht gegolten, unangetaſtet laſſen. Wie nun der Orden vor der Zeit
des Soͤnebriefs nach altem kaiſerl. Rechte die Herrlichkeit uͤber die Stadt gehabt, ſo waͤre
ſolche nach der Zeit des Soͤnebriefes vom Kaiſer Ludwig dem IVten, und nachher
vom roͤmiſchen Koͤnig Rudolph beſtaͤtiget worden. Er verlange alſo von der Stadt
die Huldigung, und den Eid der Treue 6 Tage nach Ueberantwortung dieſer Schrift.
3. Solle der Orden nach dem alten Rechte der Schwertbruͤder, das dritte Theil
der Muͤnze haben, und der Muͤnzer oder Vogt von der Stadt mit Zuziehung des Or-
dens geſetzet werden.
4. Es waͤren zwar nach langen Beſchwerden viel ſachte gute Worte von der
Stadt zu deren Abhelfung gefallen, jedoch die That wolle den Worten nimmer folgen.
5. Der Soͤnebrief waͤre nicht gehalten, dem Orden vor der St. Jacobspforte
eine falſche Grenze angewieſen, und der Buͤrgerſchaft erlaubet, auf dem Ordensgebiete
etliche Baumgaͤrten anzulegen.
6. Habe die Stadt auf dem Holme Kogenlage den Zaun unrichtig gezogen;
denn obgleich in alten Zeiten die Grenze ſo gegangen, ſo muͤſte doch der Orden, weil
ihm die Duͤne ein Stuͤck davon abgenommen, von dem Zuwachs des Holmes auf
der andern Seite mit Nutzen ziehen, und eine neue Theilung gemacht werden.
7. Sey dem Orden die Viehweide von der Buͤrgerſchaft durch Anlegung ihrer
Hoͤfe, Gaͤrten und Gebaͤude geſchmaͤlert worden, Roßmuͤhlen und andre Muͤhlen in
der Stadt ohne Einwilligung des Ordens angeleget.
8. Die Fiſche wuͤrden den Reichen in die Haͤuſer und nicht auf oͤffentlichem Markt
gebracht, der Zehnde nicht ordentlich abgegeben, die kleinen Strafgelder nicht getheilet.
9. Die Stadt habe bey des ſeligen Meiſter Finckens Zeiten einen ſeiner Diener,
Namens Sternberg, gegen alle Vorſtellungen des Ordens inhaftiret, und endlich ent-
haupten laſſen, da doch dem Orden das halbe Gerichte zukaͤme. Wie ſie denn auch
Hans Steniken, wider allen Willen des Hauscomthurs, in den Thurm geworfen,
und zu grob und zu tief in die Freiheit des Ordens getaſtet haͤtte.
10. Als der Hauscomthur um Huͤlfe und Beiſtand wider die Hollaͤnder wegen
des Puntzolles angehalten, ſey der Rath nicht nur ſtille, ſondern gar entgegen ge-
weſen.
11. Ungeachtet die Stadt nach dem Soͤnebrief verbunden, wenn ein Herrmei-
meiſter ſelbſt reiſet, mit aller iheer Macht ihm zu Huͤlfe zu kommen; ſo habe dennoch
Meiſter Francke auf einen kleinen Beiſtand im Oberlande vergeblich angeſprochen,
und Meiſter Schungel ſeliger, wie die Litthauer Thomasdorp verbrannt, gar
alleine wandern muͤſſen.
12. Waͤren drey Doͤrfer dem Orden vorenthalten, und da die Litthauer des
Herrmeiſters Hof auf dem Holme anzuͤnden wollen, habe der Herrmeiſter nach langem
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