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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1446

Nach Huitfelds Zeugnis hattesich der König Christoph von Dännemark,
Schweden
und Norvegen von glaubwürdigen Männern seines Reichs vor-
tragen lassen, daß die Kirche zu Oesel, so unter das Bistum Ripe gehört, von
seinem Vorfahren auf gethanes Ersuchen immer sey beschützet worden, theils we-
gen einiger besondern Befehle vom apostolischen Stuhl, theils wegen vieler Ge-
fälligkeiten, welche die vorigen Bischöfe, und noch der jetzige Herr Ludolph der
Krone Dännemark erwiesen; daher nahm er dessen Person, Kirche, Kapitel,
Vasallen, Schlösser, Güter und Unterthanen in seinen Schutz, und versprach
die canonische Wahl des Kapitels zu unterstützen, den Boten des Bischofs in sei-
nen Reichen freien Zutrit, Stand und Gang zu verstatten, und keinen Freveler
wider den Bischof zu hegen, sondern aus dem Reiche nachdrücklich wegzujagen.
Er unterzeichnete diesen Freiheitsbrief am 16 Jul. auf dem Schlosse Stockholm.
Wie das letztere wol seyn kan, so ist das erste ganz falsch, daß Oesel zum Bistum
Ripen gehöret, wenn auch noch so viel warhaftige Orakel es dem König vorgesa-
get hätten. Vielleicht hat man aus Rige und Ripe ein Bistum gemacht.

1448

Am Andreastage weihete der Bischof Heinrich von Revel, auf Ansuchen
des Abts Johan Greves, das Kloster Padis ein, und widmete selbiges der
heiligen Dreifaltigkeit, der Mutter GOttes, dem heiligen Kreutz, Johan
dem Täufer, Johan dem Evangelisten, wie auch dem Apostel Bartholo-
mäus,
den Märterern Lorenz und Georg, den Bekennern Georg, Nico-
laus, Bernhard, Anton,
den heiligen Jungfrauen Catharina und
Barbara, der heiligen Witwen Maria Magdalena und St. Anna, nebst
allen Heiligen. Wer dem Kloster Gutes thut, und oft Walfarthen dahin an-
stellet, bekomt 40 Tage von der aufgelegten Busse erlassen. das Jnstrument
darüber ist auf dem grossen Schlosse zu Revel ausgefertiget.

Der Erzbischof Henning von Scharfenberg starb nach einer 24 jährigen
Regierung; und nach ihm ward der 14te Erzbischof, Sylvester Stobwasser,
ein Preusse aus Thorn, des Hochmeisters Kanzler und bisheriger Ordensbru-
der, am Johannistage erwehlet. Das rigische Kapitel sandte den Probst
Diedrich Nageln und die Männer der Kirche, Carl von Vietinghof und
Ewold Patküln an ihn, die ihn so weit brachten, daß er am Mitwochen in
1449den heiligen Ostertagen zu Marienburg die schriftliche Versicherung ausstelte,
nach löblicher Gewonheit seiner Vorfahren keine Kriege anzufangen oder zu belie-
ben, wo es nicht mit des Kapitels und der Ritterschaft Einwilligung geschähe.
Wobey er zugleich ihre alten Rechte, Freiheiten und Gewonheiten lieber zu vermeh-
ren als zu mindern angelobet. Am Johannistage ward er in der Domkirche
zu Riga vorgestellet. Der Stadt Riga bestätigte er das Jahr darauf zu Ko-
1450kenhausen, am Tage Jacobi, alle ihre Privilegien, Rechte und Gewonheiten
unter hohen Betheurungen.

Der neun und dreyßigste Ordensmeister in Liefland
deutschen Ordens,
Johan Mengden, sonst Osthof
a).

Seine erste Sorge gieng dahin, sich die Klagen der Pfaffen über den
Orden vom Halse zu schaffen. Daher trat er unter Vermittelung
des Hochmeisters mit dem Erzbischof Silvester zusammen, und
verglich sich zu Wolmer Dienstags nach Mariä Heimsuchung,
über folgende mit 17 Siegeln bestätigte Punkte. Der Hochmeister

und
Söge, Johan Lechtes, Claus Mecks und Lambert Mettaak, für sich und
ihre Nachkommen.
a) Chyträus heist ihn Johan von Mengeden; Horner, Johan Christoph von
Meng-
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1446

Nach Huitfelds Zeugnis hatteſich der Koͤnig Chriſtoph von Daͤnnemark,
Schweden
und Norvegen von glaubwuͤrdigen Maͤnnern ſeines Reichs vor-
tragen laſſen, daß die Kirche zu Oeſel, ſo unter das Biſtum Ripe gehoͤrt, von
ſeinem Vorfahren auf gethanes Erſuchen immer ſey beſchuͤtzet worden, theils we-
gen einiger beſondern Befehle vom apoſtoliſchen Stuhl, theils wegen vieler Ge-
faͤlligkeiten, welche die vorigen Biſchoͤfe, und noch der jetzige Herr Ludolph der
Krone Daͤnnemark erwieſen; daher nahm er deſſen Perſon, Kirche, Kapitel,
Vaſallen, Schloͤſſer, Guͤter und Unterthanen in ſeinen Schutz, und verſprach
die canoniſche Wahl des Kapitels zu unterſtuͤtzen, den Boten des Biſchofs in ſei-
nen Reichen freien Zutrit, Stand und Gang zu verſtatten, und keinen Freveler
wider den Biſchof zu hegen, ſondern aus dem Reiche nachdruͤcklich wegzujagen.
Er unterzeichnete dieſen Freiheitsbrief am 16 Jul. auf dem Schloſſe Stockholm.
Wie das letztere wol ſeyn kan, ſo iſt das erſte ganz falſch, daß Oeſel zum Biſtum
Ripen gehoͤret, wenn auch noch ſo viel warhaftige Orakel es dem Koͤnig vorgeſa-
get haͤtten. Vielleicht hat man aus Rige und Ripe ein Biſtum gemacht.

1448

Am Andreastage weihete der Biſchof Heinrich von Revel, auf Anſuchen
des Abts Johan Greves, das Kloſter Padis ein, und widmete ſelbiges der
heiligen Dreifaltigkeit, der Mutter GOttes, dem heiligen Kreutz, Johan
dem Taͤufer, Johan dem Evangeliſten, wie auch dem Apoſtel Bartholo-
maͤus,
den Maͤrterern Lorenz und Georg, den Bekennern Georg, Nico-
laus, Bernhard, Anton,
den heiligen Jungfrauen Catharina und
Barbara, der heiligen Witwen Maria Magdalena und St. Anna, nebſt
allen Heiligen. Wer dem Kloſter Gutes thut, und oft Walfarthen dahin an-
ſtellet, bekomt 40 Tage von der aufgelegten Buſſe erlaſſen. das Jnſtrument
daruͤber iſt auf dem groſſen Schloſſe zu Revel ausgefertiget.

Der Erzbiſchof Henning von Scharfenberg ſtarb nach einer 24 jaͤhrigen
Regierung; und nach ihm ward der 14te Erzbiſchof, Sylveſter Stobwaſſer,
ein Preuſſe aus Thorn, des Hochmeiſters Kanzler und bisheriger Ordensbru-
der, am Johannistage erwehlet. Das rigiſche Kapitel ſandte den Probſt
Diedrich Nageln und die Maͤnner der Kirche, Carl von Vietinghof und
Ewold Patkuͤln an ihn, die ihn ſo weit brachten, daß er am Mitwochen in
1449den heiligen Oſtertagen zu Marienburg die ſchriftliche Verſicherung ausſtelte,
nach loͤblicher Gewonheit ſeiner Vorfahren keine Kriege anzufangen oder zu belie-
ben, wo es nicht mit des Kapitels und der Ritterſchaft Einwilligung geſchaͤhe.
Wobey er zugleich ihre alten Rechte, Freiheiten und Gewonheiten lieber zu vermeh-
ren als zu mindern angelobet. Am Johannistage ward er in der Domkirche
zu Riga vorgeſtellet. Der Stadt Riga beſtaͤtigte er das Jahr darauf zu Ko-
1450kenhauſen, am Tage Jacobi, alle ihre Privilegien, Rechte und Gewonheiten
unter hohen Betheurungen.

Der neun und dreyßigſte Ordensmeiſter in Liefland
deutſchen Ordens,
Johan Mengden, ſonſt Oſthof
a).

Seine erſte Sorge gieng dahin, ſich die Klagen der Pfaffen uͤber den
Orden vom Halſe zu ſchaffen. Daher trat er unter Vermittelung
des Hochmeiſters mit dem Erzbiſchof Silveſter zuſammen, und
verglich ſich zu Wolmer Dienſtags nach Mariaͤ Heimſuchung,
uͤber folgende mit 17 Siegeln beſtaͤtigte Punkte. Der Hochmeiſter

und
Soͤge, Johan Lechtes, Claus Mecks und Lambert Mettaak, fuͤr ſich und
ihre Nachkommen.
a) Chytraͤus heiſt ihn Johan von Mengeden; Horner, Johan Chriſtoph von
Meng-
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[136/0154] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, Nach Huitfelds Zeugnis hatteſich der Koͤnig Chriſtoph von Daͤnnemark, Schweden und Norvegen von glaubwuͤrdigen Maͤnnern ſeines Reichs vor- tragen laſſen, daß die Kirche zu Oeſel, ſo unter das Biſtum Ripe gehoͤrt, von ſeinem Vorfahren auf gethanes Erſuchen immer ſey beſchuͤtzet worden, theils we- gen einiger beſondern Befehle vom apoſtoliſchen Stuhl, theils wegen vieler Ge- faͤlligkeiten, welche die vorigen Biſchoͤfe, und noch der jetzige Herr Ludolph der Krone Daͤnnemark erwieſen; daher nahm er deſſen Perſon, Kirche, Kapitel, Vaſallen, Schloͤſſer, Guͤter und Unterthanen in ſeinen Schutz, und verſprach die canoniſche Wahl des Kapitels zu unterſtuͤtzen, den Boten des Biſchofs in ſei- nen Reichen freien Zutrit, Stand und Gang zu verſtatten, und keinen Freveler wider den Biſchof zu hegen, ſondern aus dem Reiche nachdruͤcklich wegzujagen. Er unterzeichnete dieſen Freiheitsbrief am 16 Jul. auf dem Schloſſe Stockholm. Wie das letztere wol ſeyn kan, ſo iſt das erſte ganz falſch, daß Oeſel zum Biſtum Ripen gehoͤret, wenn auch noch ſo viel warhaftige Orakel es dem Koͤnig vorgeſa- get haͤtten. Vielleicht hat man aus Rige und Ripe ein Biſtum gemacht. Am Andreastage weihete der Biſchof Heinrich von Revel, auf Anſuchen des Abts Johan Greves, das Kloſter Padis ein, und widmete ſelbiges der heiligen Dreifaltigkeit, der Mutter GOttes, dem heiligen Kreutz, Johan dem Taͤufer, Johan dem Evangeliſten, wie auch dem Apoſtel Bartholo- maͤus, den Maͤrterern Lorenz und Georg, den Bekennern Georg, Nico- laus, Bernhard, Anton, den heiligen Jungfrauen Catharina und Barbara, der heiligen Witwen Maria Magdalena und St. Anna, nebſt allen Heiligen. Wer dem Kloſter Gutes thut, und oft Walfarthen dahin an- ſtellet, bekomt 40 Tage von der aufgelegten Buſſe erlaſſen. das Jnſtrument daruͤber iſt auf dem groſſen Schloſſe zu Revel ausgefertiget. Der Erzbiſchof Henning von Scharfenberg ſtarb nach einer 24 jaͤhrigen Regierung; und nach ihm ward der 14te Erzbiſchof, Sylveſter Stobwaſſer, ein Preuſſe aus Thorn, des Hochmeiſters Kanzler und bisheriger Ordensbru- der, am Johannistage erwehlet. Das rigiſche Kapitel ſandte den Probſt Diedrich Nageln und die Maͤnner der Kirche, Carl von Vietinghof und Ewold Patkuͤln an ihn, die ihn ſo weit brachten, daß er am Mitwochen in den heiligen Oſtertagen zu Marienburg die ſchriftliche Verſicherung ausſtelte, nach loͤblicher Gewonheit ſeiner Vorfahren keine Kriege anzufangen oder zu belie- ben, wo es nicht mit des Kapitels und der Ritterſchaft Einwilligung geſchaͤhe. Wobey er zugleich ihre alten Rechte, Freiheiten und Gewonheiten lieber zu vermeh- ren als zu mindern angelobet. Am Johannistage ward er in der Domkirche zu Riga vorgeſtellet. Der Stadt Riga beſtaͤtigte er das Jahr darauf zu Ko- kenhauſen, am Tage Jacobi, alle ihre Privilegien, Rechte und Gewonheiten unter hohen Betheurungen. 1449 1450 Der neun und dreyßigſte Ordensmeiſter in Liefland deutſchen Ordens, Johan Mengden, ſonſt Oſthof a). Seine erſte Sorge gieng dahin, ſich die Klagen der Pfaffen uͤber den Orden vom Halſe zu ſchaffen. Daher trat er unter Vermittelung des Hochmeiſters mit dem Erzbiſchof Silveſter zuſammen, und verglich ſich zu Wolmer Dienſtags nach Mariaͤ Heimſuchung, uͤber folgende mit 17 Siegeln beſtaͤtigte Punkte. Der Hochmeiſter und c) a) Chytraͤus heiſt ihn Johan von Mengeden; Horner, Johan Chriſtoph von Meng- c) Soͤge, Johan Lechtes, Claus Mecks und Lambert Mettaak, fuͤr ſich und ihre Nachkommen.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/154>, abgerufen am 27.11.2024.