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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1451len und Briefe, die der Papst Martinus der Vte ihrer Kirche ertheilet, seitdem
er ihnen die Kleidung des Augustinerordens zugestanden; jeder Theil hebt die am
päpstlichen Hofe errungenen Vortheile gegen einander auf, bleibet aber im Genus
der alten Privilegien, und bestätiget den walker Frieden von 1435. Der Orden
wil sich keiner Gerichtbarkeit oder Visitation in Absicht der Geistlichen anmassen,
sondern den Propst und Dechanten zu ihren heimlichsten Freunden und Rathge-
bern ernennen, die freie Wahl eines Erzbischofs nicht hindern, und den Hafen in
Dünemünde jedem zum Ein- und Auslaufen offen lassen. Der Vergleich zwi-
schen dem Ordensmeister und Propst wegen des Landes über der Düne gegen
den Holm Dalen zu, und gegen die Wehre der Düne wird bestätiget. Die
Neunaugenwehre in der Treyder Aa, sol der Meister ein Jahr und das Kapi-
tel das andre Jahr beschlagen. Die Kirchenschlösser Lennewarde und Ko-
kenhausen
geniessen frey Bau- und Brennholz. Zur Bestätigung dessen hat
der Meister das Begräbnis im Dom unter dem Chor erwehlet. Die Geistlich-
keit verbindet sich hauptsächlich, Kleider von gleicher Farbe mit dem Orden zu tra-
gen, und erneuern die Bulla habitus, daher dieser Vergleich auch noch die Bulla
habitus
oder der wolmersche Brief heist.

1452

Der Kaiser Friedrich der IIIte bestätigte den liefländischen Ständen die
vor 10 Jahren abgefaste Ratification aller Privilegien, so jenen von ihm, seinen
Vorfahren und andern Herren gegeben seyn, von neuem mit Vernichtung aller
andern Freiheiten, die diesem zuwider laufen.

Nachdem der Ordensmeister den Erzbischof nebst seinen Geistlichen wieder
in ihre alte Kleidung gebracht, gab er sich die äuserste Mühe, die halbe Gericht-
barkeit über die Stadt Riga zu erringen. Silvester muste sich von den kaiser-
lichen Privilegien Carls des IVten auch lossagen. Nach langen Gezänke kam es
zu dem berufenen Vergleich, welcher von seinem Stiftungsort der kirchholmi-
sche
Vertrag genant wurde, den man billig zu den Tractaten rechnen kan, welche
der Republik den letzten Stos gegeben; weil die Erfahrung gelehret, daß nicht
allein Ruhe, Sicherheit und viel Gutes gehindert, sondern auch von Seiten der
Stadt den Ordensmeistern sowol als den Erzbischöfen viel Herzeleid und Krän-
kung zugefüget worden. b)

Dienstags
Entbieten und Bitten, den Rath weder aufs Schlos noch in die Domkirche zur Be-
ratschlagung bekommen können. Man habe so gar ehmals, wie der Orden aus Preus-
sen
und anderwerts Hülfe erhalten, den Truppen die Thore versperret, Kieken und
Rennebäume vorgezogen, Bolwerke errichtet, Pflöcker und Angeln gemacht, und
thue es noch jetzo, so wenig auch der Orden und der Herrmeister Anlas zu einem Arg-
wohn gäben.
13. Es sey wider den Sönebrief, daß jeder Bürger, der ein Erbe kaufet, und
darinnen wohnet, an die Heiligen schweren müsse, daß er kein Erbe noch liegende
Gründe an geistliche Hand verkaufen, verpfänden, versetzen, oder auf andre Weise an
geistliche Hand bringen wolle.
14. Fordert der Herrmeister die Ersetzung des Schadens auf dem Hofe zu Rom
und auf dem Concilio, wie auch den Holm, den Gottschalck Fischer vormals, und
nun Hardwich Steenhuus gebrauchet, in der Düne, das Packhaus zu Düne-
münde,
den Buckesholm in der Düne, und einen Raum bey der Oberstadt wieder.
Zuletzt führt er die Verbindlichkeit an, mit welcher die Stadt dem Orden ver-
pflichtet seyn solte, und ermahnet sie als liebe Geschworne künftig treuer und aufrichti-
ger dem Orden zu begegnen, dagegen sie alles Schutzes versichert werden.
b) Da dieser Vergleich in allen folgenden Unterhandlungen von der mächtigern Partey
entweder zum Grunde geleget, oder auch aufgehoben worden, überdem auch in keinen
gedruckten Büchern zu finden; so verdienet derselbe hier allerdings einen Platz. Das
Original ist altdeutsch, und damit wir zu dessen Verständlichkeit nicht eine neue Ueber-
setzung abdrucken lassen dürfen, so sind wir dem Grundtext so genau im Hochdeutschen
gefolget, als es die Sprachgesetze erlauben wollen. Die Stadt hat sich bey Anneh-
mung desselben am längsten gesperret, muste ihn aber Montags nach Epiphanias
1492 mit einer Vorrede bekant machen, und mit dem Stadtsiegel bekräftigen. Man hat
ihn

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1451len und Briefe, die der Papſt Martinus der Vte ihrer Kirche ertheilet, ſeitdem
er ihnen die Kleidung des Auguſtinerordens zugeſtanden; jeder Theil hebt die am
paͤpſtlichen Hofe errungenen Vortheile gegen einander auf, bleibet aber im Genus
der alten Privilegien, und beſtaͤtiget den walker Frieden von 1435. Der Orden
wil ſich keiner Gerichtbarkeit oder Viſitation in Abſicht der Geiſtlichen anmaſſen,
ſondern den Propſt und Dechanten zu ihren heimlichſten Freunden und Rathge-
bern ernennen, die freie Wahl eines Erzbiſchofs nicht hindern, und den Hafen in
Duͤnemuͤnde jedem zum Ein- und Auslaufen offen laſſen. Der Vergleich zwi-
ſchen dem Ordensmeiſter und Propſt wegen des Landes uͤber der Duͤne gegen
den Holm Dalen zu, und gegen die Wehre der Duͤne wird beſtaͤtiget. Die
Neunaugenwehre in der Treyder Aa, ſol der Meiſter ein Jahr und das Kapi-
tel das andre Jahr beſchlagen. Die Kirchenſchloͤſſer Lennewarde und Ko-
kenhauſen
genieſſen frey Bau- und Brennholz. Zur Beſtaͤtigung deſſen hat
der Meiſter das Begraͤbnis im Dom unter dem Chor erwehlet. Die Geiſtlich-
keit verbindet ſich hauptſaͤchlich, Kleider von gleicher Farbe mit dem Orden zu tra-
gen, und erneuern die Bulla habitus, daher dieſer Vergleich auch noch die Bulla
habitus
oder der wolmerſche Brief heiſt.

1452

Der Kaiſer Friedrich der IIIte beſtaͤtigte den lieflaͤndiſchen Staͤnden die
vor 10 Jahren abgefaſte Ratification aller Privilegien, ſo jenen von ihm, ſeinen
Vorfahren und andern Herren gegeben ſeyn, von neuem mit Vernichtung aller
andern Freiheiten, die dieſem zuwider laufen.

Nachdem der Ordensmeiſter den Erzbiſchof nebſt ſeinen Geiſtlichen wieder
in ihre alte Kleidung gebracht, gab er ſich die aͤuſerſte Muͤhe, die halbe Gericht-
barkeit uͤber die Stadt Riga zu erringen. Silveſter muſte ſich von den kaiſer-
lichen Privilegien Carls des IVten auch losſagen. Nach langen Gezaͤnke kam es
zu dem berufenen Vergleich, welcher von ſeinem Stiftungsort der kirchholmi-
ſche
Vertrag genant wurde, den man billig zu den Tractaten rechnen kan, welche
der Republik den letzten Stos gegeben; weil die Erfahrung gelehret, daß nicht
allein Ruhe, Sicherheit und viel Gutes gehindert, ſondern auch von Seiten der
Stadt den Ordensmeiſtern ſowol als den Erzbiſchoͤfen viel Herzeleid und Kraͤn-
kung zugefuͤget worden. b)

Dienſtags
Entbieten und Bitten, den Rath weder aufs Schlos noch in die Domkirche zur Be-
ratſchlagung bekommen koͤnnen. Man habe ſo gar ehmals, wie der Orden aus Preuſ-
ſen
und anderwerts Huͤlfe erhalten, den Truppen die Thore verſperret, Kieken und
Rennebaͤume vorgezogen, Bolwerke errichtet, Pfloͤcker und Angeln gemacht, und
thue es noch jetzo, ſo wenig auch der Orden und der Herrmeiſter Anlas zu einem Arg-
wohn gaͤben.
13. Es ſey wider den Soͤnebrief, daß jeder Buͤrger, der ein Erbe kaufet, und
darinnen wohnet, an die Heiligen ſchweren muͤſſe, daß er kein Erbe noch liegende
Gruͤnde an geiſtliche Hand verkaufen, verpfaͤnden, verſetzen, oder auf andre Weiſe an
geiſtliche Hand bringen wolle.
14. Fordert der Herrmeiſter die Erſetzung des Schadens auf dem Hofe zu Rom
und auf dem Concilio, wie auch den Holm, den Gottſchalck Fiſcher vormals, und
nun Hardwich Steenhuus gebrauchet, in der Duͤne, das Packhaus zu Duͤne-
muͤnde,
den Buckesholm in der Duͤne, und einen Raum bey der Oberſtadt wieder.
Zuletzt fuͤhrt er die Verbindlichkeit an, mit welcher die Stadt dem Orden ver-
pflichtet ſeyn ſolte, und ermahnet ſie als liebe Geſchworne kuͤnftig treuer und aufrichti-
ger dem Orden zu begegnen, dagegen ſie alles Schutzes verſichert werden.
b) Da dieſer Vergleich in allen folgenden Unterhandlungen von der maͤchtigern Partey
entweder zum Grunde geleget, oder auch aufgehoben worden, uͤberdem auch in keinen
gedruckten Buͤchern zu finden; ſo verdienet derſelbe hier allerdings einen Platz. Das
Original iſt altdeutſch, und damit wir zu deſſen Verſtaͤndlichkeit nicht eine neue Ueber-
ſetzung abdrucken laſſen duͤrfen, ſo ſind wir dem Grundtext ſo genau im Hochdeutſchen
gefolget, als es die Sprachgeſetze erlauben wollen. Die Stadt hat ſich bey Anneh-
mung deſſelben am laͤngſten geſperret, muſte ihn aber Montags nach Epiphanias
1492 mit einer Vorrede bekant machen, und mit dem Stadtſiegel bekraͤftigen. Man hat
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[138/0156] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, len und Briefe, die der Papſt Martinus der Vte ihrer Kirche ertheilet, ſeitdem er ihnen die Kleidung des Auguſtinerordens zugeſtanden; jeder Theil hebt die am paͤpſtlichen Hofe errungenen Vortheile gegen einander auf, bleibet aber im Genus der alten Privilegien, und beſtaͤtiget den walker Frieden von 1435. Der Orden wil ſich keiner Gerichtbarkeit oder Viſitation in Abſicht der Geiſtlichen anmaſſen, ſondern den Propſt und Dechanten zu ihren heimlichſten Freunden und Rathge- bern ernennen, die freie Wahl eines Erzbiſchofs nicht hindern, und den Hafen in Duͤnemuͤnde jedem zum Ein- und Auslaufen offen laſſen. Der Vergleich zwi- ſchen dem Ordensmeiſter und Propſt wegen des Landes uͤber der Duͤne gegen den Holm Dalen zu, und gegen die Wehre der Duͤne wird beſtaͤtiget. Die Neunaugenwehre in der Treyder Aa, ſol der Meiſter ein Jahr und das Kapi- tel das andre Jahr beſchlagen. Die Kirchenſchloͤſſer Lennewarde und Ko- kenhauſen genieſſen frey Bau- und Brennholz. Zur Beſtaͤtigung deſſen hat der Meiſter das Begraͤbnis im Dom unter dem Chor erwehlet. Die Geiſtlich- keit verbindet ſich hauptſaͤchlich, Kleider von gleicher Farbe mit dem Orden zu tra- gen, und erneuern die Bulla habitus, daher dieſer Vergleich auch noch die Bulla habitus oder der wolmerſche Brief heiſt. 1451 Der Kaiſer Friedrich der IIIte beſtaͤtigte den lieflaͤndiſchen Staͤnden die vor 10 Jahren abgefaſte Ratification aller Privilegien, ſo jenen von ihm, ſeinen Vorfahren und andern Herren gegeben ſeyn, von neuem mit Vernichtung aller andern Freiheiten, die dieſem zuwider laufen. Nachdem der Ordensmeiſter den Erzbiſchof nebſt ſeinen Geiſtlichen wieder in ihre alte Kleidung gebracht, gab er ſich die aͤuſerſte Muͤhe, die halbe Gericht- barkeit uͤber die Stadt Riga zu erringen. Silveſter muſte ſich von den kaiſer- lichen Privilegien Carls des IVten auch losſagen. Nach langen Gezaͤnke kam es zu dem berufenen Vergleich, welcher von ſeinem Stiftungsort der kirchholmi- ſche Vertrag genant wurde, den man billig zu den Tractaten rechnen kan, welche der Republik den letzten Stos gegeben; weil die Erfahrung gelehret, daß nicht allein Ruhe, Sicherheit und viel Gutes gehindert, ſondern auch von Seiten der Stadt den Ordensmeiſtern ſowol als den Erzbiſchoͤfen viel Herzeleid und Kraͤn- kung zugefuͤget worden. b) Dienſtags a) b) Da dieſer Vergleich in allen folgenden Unterhandlungen von der maͤchtigern Partey entweder zum Grunde geleget, oder auch aufgehoben worden, uͤberdem auch in keinen gedruckten Buͤchern zu finden; ſo verdienet derſelbe hier allerdings einen Platz. Das Original iſt altdeutſch, und damit wir zu deſſen Verſtaͤndlichkeit nicht eine neue Ueber- ſetzung abdrucken laſſen duͤrfen, ſo ſind wir dem Grundtext ſo genau im Hochdeutſchen gefolget, als es die Sprachgeſetze erlauben wollen. Die Stadt hat ſich bey Anneh- mung deſſelben am laͤngſten geſperret, muſte ihn aber Montags nach Epiphanias 1492 mit einer Vorrede bekant machen, und mit dem Stadtſiegel bekraͤftigen. Man hat ihn a) Entbieten und Bitten, den Rath weder aufs Schlos noch in die Domkirche zur Be- ratſchlagung bekommen koͤnnen. Man habe ſo gar ehmals, wie der Orden aus Preuſ- ſen und anderwerts Huͤlfe erhalten, den Truppen die Thore verſperret, Kieken und Rennebaͤume vorgezogen, Bolwerke errichtet, Pfloͤcker und Angeln gemacht, und thue es noch jetzo, ſo wenig auch der Orden und der Herrmeiſter Anlas zu einem Arg- wohn gaͤben. 13. Es ſey wider den Soͤnebrief, daß jeder Buͤrger, der ein Erbe kaufet, und darinnen wohnet, an die Heiligen ſchweren muͤſſe, daß er kein Erbe noch liegende Gruͤnde an geiſtliche Hand verkaufen, verpfaͤnden, verſetzen, oder auf andre Weiſe an geiſtliche Hand bringen wolle. 14. Fordert der Herrmeiſter die Erſetzung des Schadens auf dem Hofe zu Rom und auf dem Concilio, wie auch den Holm, den Gottſchalck Fiſcher vormals, und nun Hardwich Steenhuus gebrauchet, in der Duͤne, das Packhaus zu Duͤne- muͤnde, den Buckesholm in der Duͤne, und einen Raum bey der Oberſtadt wieder. Zuletzt fuͤhrt er die Verbindlichkeit an, mit welcher die Stadt dem Orden ver- pflichtet ſeyn ſolte, und ermahnet ſie als liebe Geſchworne kuͤnftig treuer und aufrichti- ger dem Orden zu begegnen, dagegen ſie alles Schutzes verſichert werden.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/156>, abgerufen am 27.11.2024.