[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Erzbisch. Friedrich. zur Zeit der Reg. des Eberhard v. Monheim. laubten ihnen die Stadtmauer zwischen dem Kloster und Jürgenshospital (infir-1330maria*) nach eigenem Gefallen zu gebrauchen, nur daß sie keine niedrigere Mau- er Statt. Eine geheten iß de Sandtorne mit syner Porten, undt mit dem Nyen Vor- wercke darsolvest gebauet mit der Porten. Undt de Ander geheten is deß Hilligen Geistes Torne mit syner Porten undt Maarstalle daby belegen, tho beholdende undt tho hebbende undt tho bewahrende, so lange dat Se under sick bedacht undt uthgespra- cken hebben in wat Recht undt Gnade se uns undt unser Statt geven willen. Tho der aller Tüchnüsse ist unser Stadt Jnseegell hir unden angehangen. Gegeven tho Riga in den vorgeschrevenen Datum Frydages nach Judica. JGodes Namen, Amen. Allen Gelovigen, de sehen edder hören desen gegenwor- digen Breff, Broder Eberhard von Munheim, Meester der Bröder vom Düschen Huse ower Lyffland, Commendure, Vagete, undt de gemenen Bröder dessülven Landes wünschen Heyl undt Grote in Gade. Wy bekennen undt betygen apenbar, dat so gethane Tweydrachteng, de leider man- nich Jahr schwerlik gewest ist, van uns uf eene Sydt, undt van de Stadt van Ri- ge uf ander Sydt van der Gnaden unses Herren fründlich ist hengelegt undt versönet. Und uf dat dese Söne ewichlichen stede bliwe, so gewe wy densülven Börgeren van sunderliken Gnaden undt Fründschap: Thom ersten, alle de Garden, de wy hadden öfwer de Rige, ohne den de Bredi- ker Bröder nu besitten. Ok gewe wy eme de Kalwerholmen medh enem Stücke Landes, dat dar legt by dem Vorwerck unse Frauwen also, alsse en dar bewyset iß, ock late wy em wedder dat Ruhm, da de Fleschscharn hadde gestan, alse en vor tho gehöret hadde. Dartho la- te wy em Fryheet to fischen in allen unse Watern, alse se van Olders hadden. Sun- derliken gewe wy en ok Fryheet, Holt to howen, beider Sydt de Semgaller Aa up, van der See bit tho den Wateren der Birse, undt de Birse up twe Mylen sunder Tymmerholt, dat sall stan tho unsem Gnaden. Ok gewe wy em sunderlike um den Kanijerwe eene halfe Myle Borch undt Bast to riten. Vortmehr de Vehweide vor der Stadt tall nemandt syn gemeene, sunder den ge- nen, den sy van Olders tho gehört hatt. Ok were dat, dat een Man van den Unsen in der Stadt breke, den sall man rich- ten nah Stadts-Rechte, da de Bröke geschehn were. Vortmehr, so wylle wy plichtig sin, se to beschermende, undt to hülpende in allen Dingen, glik den Unser Börgern, kegen den de se met Unrecht anfechten. Vortmehr were idt, dat unse Vagt edder en ander Broder sinetwegen by dem Rich- te nicht syn wolle, wat denn van der Stadt Vagt werd gerichtet, dat sall hebben vulle Macht; sünder wat an Hals edder Hand geht, so soll unse Vagt edder een Broder öwer wesen. Ere *) Das Jürgenshospital wurde nachher vor die Stadt hinaus gebauet, 1700 aber in der sächsischen Belagerung samt der Kirche geschleift; doch ist es in diesem 1751sten Jahr innerhalb der Stadt recht gut wieder aufgebauet. Stat der St. Jürgenskirche ist die Gertrudenkirche angeleget. Die Jesus- kirche liegt gleichfals in der Vorstadt, in welchen beiden Kirchen der Gottesdienst in deutscher und lettischer Sprache abwechselt. Jn der Stadt Riga selbst ist der schöne Dom oder die Ma- rienkirche; doch ist seit der Reformation die Peterskirche zur Hauptpfarre geworden. Die St. Jacobskirche gehöret der hohen Krone; die St. Johanniskirche ist blos zum lettischen Gottes- dienst bestimmet; die St. Marien Magdalenenkirche ist zum Gebrauch der rußischen Besa- tzung, welche noch in der Citadelle sowol als in |der Vorstadt eigene Kirchen haben. So ist auch die reformirte Kirche kein uneben Gebäude. Die Catholiken haben bisher in einem Hause, gleich- wie die fremden Litthauer und Russen, sich mit einer kleinen Kapelle an der Düne beholfen. Die St. Catharinenkirche war ehmals in dem Bezirk des heil. Geiststifts. Sie lag gegen dem campenhausischen Elend über. Vor 30 Jahren sahe man noch ihre Trümmern und den steiner- nen Altar; jetzo ist sie zu einem Speicher gemacht. Hieraus können unsere Leser das ceumern- sche Verzeichnis von den Kirchen S. 23 ändern und auch vermehren; die landischen daselbst er- zehlten Kirchspiele haben zu unsern Zeiten ebenfals einige andere Benennungen angenommen. Zu den Zeiten der Reformation wandten die reichsten Bürger in Riga einen Theil ihres zeitlichen Segens zum Dienste des HErrn an, und sorgten mit frölichem Herzen für das Elend der Ar- men. Es rühren davon unterschiedliche Stifte her, die man miserias oder Elende nante. Aus- ser dem wohl eingerichteten Waisenhause sind noch bekant das Elend bey der St. Johanniskirche jetzo Ekens-Convent, wo arme Witwen verpfleget werden; das zimmermannische oder Pelegri- nen Elend; das burmannische oder Niestädts-Convent; das geismerische; das schöne cam- penhusische; das Joh. von cölnische; das durcopische und Caspar rombergische Elend: welche alle von der Frucht des Evangelii in Riga zeugen. Z 2
Erzbiſch. Friedrich. zur Zeit der Reg. des Eberhard v. Monheim. laubten ihnen die Stadtmauer zwiſchen dem Kloſter und Juͤrgenshoſpital (infir-1330maria*) nach eigenem Gefallen zu gebrauchen, nur daß ſie keine niedrigere Mau- er Statt. Eine geheten iß de Sandtorne mit ſyner Porten, undt mit dem Nyen Vor- wercke darſolveſt gebauet mit der Porten. Undt de Ander geheten is deß Hilligen Geiſtes Torne mit ſyner Porten undt Maarſtalle daby belegen, tho beholdende undt tho hebbende undt tho bewahrende, ſo lange dat Se under ſick bedacht undt uthgeſpra- cken hebben in wat Recht undt Gnade ſe uns undt unſer Statt geven willen. Tho der aller Tuͤchnuͤſſe iſt unſer Stadt Jnſeegell hir unden angehangen. Gegeven tho Riga in den vorgeſchrevenen Datum Frydages nach Judica. JGodes Namen, Amen. Allen Gelovigen, de ſehen edder hoͤren deſen gegenwor- digen Breff, Broder Eberhard von Munheim, Meeſter der Broͤder vom Duͤſchen Huſe ower Lyffland, Commendure, Vagete, undt de gemenen Broͤder deſſuͤlven Landes wuͤnſchen Heyl undt Grote in Gade. Wy bekennen undt betygen apenbar, dat ſo gethane Tweydrachteng, de leider man- nich Jahr ſchwerlik geweſt iſt, van uns uf eene Sydt, undt van de Stadt van Ri- ge uf ander Sydt van der Gnaden unſes Herren fruͤndlich iſt hengelegt undt verſoͤnet. Und uf dat deſe Soͤne ewichlichen ſtede bliwe, ſo gewe wy denſuͤlven Boͤrgeren van ſunderliken Gnaden undt Fruͤndſchap: Thom erſten, alle de Garden, de wy hadden oͤfwer de Rige, ohne den de Bredi- ker Broͤder nu beſitten. Ok gewe wy eme de Kalwerholmen medh enem Stuͤcke Landes, dat dar legt by dem Vorwerck unſe Frauwen alſo, alſſe en dar bewyſet iß, ock late wy em wedder dat Ruhm, da de Fleſchſcharn hadde geſtan, alſe en vor tho gehoͤret hadde. Dartho la- te wy em Fryheet to fiſchen in allen unſe Watern, alſe ſe van Olders hadden. Sun- derliken gewe wy en ok Fryheet, Holt to howen, beider Sydt de Semgaller Aa up, van der See bit tho den Wateren der Birſe, undt de Birſe up twe Mylen ſunder Tymmerholt, dat ſall ſtan tho unſem Gnaden. Ok gewe wy em ſunderlike um den Kanijerwe eene halfe Myle Borch undt Baſt to riten. Vortmehr de Vehweide vor der Stadt tall nemandt ſyn gemeene, ſunder den ge- nen, den ſy van Olders tho gehoͤrt hatt. Ok were dat, dat een Man van den Unſen in der Stadt breke, den ſall man rich- ten nah Stadts-Rechte, da de Broͤke geſchehn were. Vortmehr, ſo wylle wy plichtig ſin, ſe to beſchermende, undt to huͤlpende in allen Dingen, glik den Unſer Boͤrgern, kegen den de ſe met Unrecht anfechten. Vortmehr were idt, dat unſe Vagt edder en ander Broder ſinetwegen by dem Rich- te nicht ſyn wolle, wat denn van der Stadt Vagt werd gerichtet, dat ſall hebben vulle Macht; ſuͤnder wat an Hals edder Hand geht, ſo ſoll unſe Vagt edder een Broder oͤwer weſen. Ere *) Das Juͤrgenshoſpital wurde nachher vor die Stadt hinaus gebauet, 1700 aber in der ſaͤchſiſchen Belagerung ſamt der Kirche geſchleift; doch iſt es in dieſem 1751ſten Jahr innerhalb der Stadt recht gut wieder aufgebauet. Stat der St. Juͤrgenskirche iſt die Gertrudenkirche angeleget. Die Jeſus- kirche liegt gleichfals in der Vorſtadt, in welchen beiden Kirchen der Gottesdienſt in deutſcher und lettiſcher Sprache abwechſelt. Jn der Stadt Riga ſelbſt iſt der ſchoͤne Dom oder die Ma- rienkirche; doch iſt ſeit der Reformation die Peterskirche zur Hauptpfarre geworden. Die St. Jacobskirche gehoͤret der hohen Krone; die St. Johanniskirche iſt blos zum lettiſchen Gottes- dienſt beſtimmet; die St. Marien Magdalenenkirche iſt zum Gebrauch der rußiſchen Beſa- tzung, welche noch in der Citadelle ſowol als in |der Vorſtadt eigene Kirchen haben. So iſt auch die reformirte Kirche kein uneben Gebaͤude. Die Catholiken haben bisher in einem Hauſe, gleich- wie die fremden Litthauer und Ruſſen, ſich mit einer kleinen Kapelle an der Duͤne beholfen. Die St. Catharinenkirche war ehmals in dem Bezirk des heil. Geiſtſtifts. Sie lag gegen dem campenhauſiſchen Elend uͤber. Vor 30 Jahren ſahe man noch ihre Truͤmmern und den ſteiner- nen Altar; jetzo iſt ſie zu einem Speicher gemacht. Hieraus koͤnnen unſere Leſer das ceumern- ſche Verzeichnis von den Kirchen S. 23 aͤndern und auch vermehren; die landiſchen daſelbſt er- zehlten Kirchſpiele haben zu unſern Zeiten ebenfals einige andere Benennungen angenommen. Zu den Zeiten der Reformation wandten die reichſten Buͤrger in Riga einen Theil ihres zeitlichen Segens zum Dienſte des HErrn an, und ſorgten mit froͤlichem Herzen fuͤr das Elend der Ar- men. Es ruͤhren davon unterſchiedliche Stifte her, die man miſerias oder Elende nante. Auſ- ſer dem wohl eingerichteten Waiſenhauſe ſind noch bekant das Elend bey der St. Johanniskirche jetzo Ekens-Convent, wo arme Witwen verpfleget werden; das zimmermanniſche oder Pelegri- nen Elend; das burmanniſche oder Nieſtaͤdts-Convent; das geismeriſche; das ſchoͤne cam- penhuſiſche; das Joh. von coͤlniſche; das durcopiſche und Caſpar rombergiſche Elend: welche alle von der Frucht des Evangelii in Riga zeugen. Z 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0109" n="91"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erzbiſch. Friedrich. zur Zeit der Reg. des Eberhard v. Monheim.</hi></fw><lb/> laubten ihnen die Stadtmauer zwiſchen dem Kloſter und <hi rendition="#fr">Juͤrgens</hi>hoſpital (<hi rendition="#aq">infir-<note place="right">1330</note><lb/> maria</hi><note place="foot" n="*)">Das <hi rendition="#fr">Juͤrgens</hi>hoſpital wurde nachher vor die Stadt hinaus gebauet, 1700 aber in der <hi rendition="#fr">ſaͤchſiſchen</hi><lb/> Belagerung ſamt der Kirche geſchleift; doch iſt es in dieſem 1751ſten Jahr innerhalb der Stadt recht gut<lb/> wieder aufgebauet. Stat der St. <hi rendition="#fr">Juͤrgens</hi>kirche iſt die <hi rendition="#fr">Gertruden</hi>kirche angeleget. Die <hi rendition="#fr">Jeſus-</hi><lb/> kirche liegt gleichfals in der Vorſtadt, in welchen beiden Kirchen der Gottesdienſt in <hi rendition="#fr">deutſcher</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">lettiſcher</hi> Sprache abwechſelt. Jn der Stadt <hi rendition="#fr">Riga</hi> ſelbſt iſt der ſchoͤne Dom oder die <hi rendition="#fr">Ma-<lb/> rien</hi>kirche; doch iſt ſeit der Reformation die <hi rendition="#fr">Peters</hi>kirche zur Hauptpfarre geworden. Die St.<lb/><hi rendition="#fr">Jacobs</hi>kirche gehoͤret der hohen Krone; die St. <hi rendition="#fr">Johannis</hi>kirche iſt blos zum <hi rendition="#fr">lettiſchen</hi> Gottes-<lb/> dienſt beſtimmet; die St. <hi rendition="#fr">Marien Magdalenen</hi>kirche iſt zum Gebrauch der <hi rendition="#fr">rußiſchen</hi> Beſa-<lb/> tzung, welche noch in der Citadelle ſowol als in |der Vorſtadt eigene Kirchen haben. So iſt auch<lb/> die reformirte Kirche kein uneben Gebaͤude. Die Catholiken haben bisher in einem Hauſe, gleich-<lb/> wie die fremden <hi rendition="#fr">Litthauer</hi> und <hi rendition="#fr">Ruſſen,</hi> ſich mit einer kleinen Kapelle an der <hi rendition="#fr">Duͤne</hi> beholfen.<lb/> Die St. <hi rendition="#fr">Catharinen</hi>kirche war ehmals in dem Bezirk des heil. Geiſtſtifts. Sie lag gegen dem<lb/><hi rendition="#fr">campenhauſiſchen</hi> Elend uͤber. Vor 30 Jahren ſahe man noch ihre Truͤmmern und den ſteiner-<lb/> nen Altar; jetzo iſt ſie zu einem Speicher gemacht. Hieraus koͤnnen unſere Leſer das <hi rendition="#fr">ceumern-<lb/> ſche</hi> Verzeichnis von den Kirchen S. 23 aͤndern und auch vermehren; die <hi rendition="#fr">landiſchen</hi> daſelbſt er-<lb/> zehlten Kirchſpiele haben zu unſern Zeiten ebenfals einige andere Benennungen angenommen.<lb/> Zu den Zeiten der Reformation wandten die reichſten Buͤrger in <hi rendition="#fr">Riga</hi> einen Theil ihres zeitlichen<lb/> Segens zum Dienſte des HErrn an, und ſorgten mit froͤlichem Herzen fuͤr das Elend der Ar-<lb/> men. Es ruͤhren davon unterſchiedliche Stifte her, die man <hi rendition="#aq">miſerias</hi> oder Elende nante. Auſ-<lb/> ſer dem wohl eingerichteten Waiſenhauſe ſind noch bekant das Elend bey der St. <hi rendition="#fr">Johannis</hi>kirche<lb/> jetzo <hi rendition="#fr">Ekens-</hi>Convent, wo arme Witwen verpfleget werden; das <hi rendition="#fr">zimmermanniſche</hi> oder <hi rendition="#fr">Pelegri-<lb/> nen</hi> Elend; das <hi rendition="#fr">burmanniſche</hi> oder <hi rendition="#fr">Nieſtaͤdts-</hi>Convent; das <hi rendition="#fr">geismeriſche;</hi> das ſchoͤne <hi rendition="#fr">cam-<lb/> penhuſiſche;</hi> das <hi rendition="#fr">Joh.</hi> von <hi rendition="#fr">coͤlniſche;</hi> das <hi rendition="#fr">durcopiſche</hi> und <hi rendition="#fr">Caſpar rombergiſche</hi> Elend:<lb/> welche alle von der Frucht des Evangelii in <hi rendition="#fr">Riga</hi> zeugen.</note> nach eigenem Gefallen zu gebrauchen, nur daß ſie keine niedrigere Mau-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/><note next="#h05" xml:id="h04" prev="#h03" place="foot" n="d)">Statt. Eine geheten iß de <hi rendition="#fr">Sandtorne</hi> mit ſyner Porten, undt mit dem Nyen Vor-<lb/> wercke darſolveſt gebauet mit der Porten. Undt de Ander geheten is <hi rendition="#fr">deß Hilligen<lb/> Geiſtes Torne</hi> mit ſyner Porten undt Maarſtalle daby belegen, tho beholdende undt<lb/> tho hebbende undt tho bewahrende, ſo lange dat Se under ſick bedacht undt uthgeſpra-<lb/> cken hebben in wat Recht undt Gnade ſe uns undt unſer Statt geven willen. Tho der<lb/> aller Tuͤchnuͤſſe iſt unſer Stadt Jnſeegell hir unden angehangen. Gegeven tho <hi rendition="#fr">Riga</hi><lb/> in den vorgeſchrevenen Datum Frydages nach <hi rendition="#fr">Judica.</hi><lb/><hi rendition="#in">J</hi>Godes Namen, Amen. Allen Gelovigen, de ſehen edder hoͤren deſen gegenwor-<lb/> digen Breff, Broder <hi rendition="#fr">Eberhard</hi> von <hi rendition="#fr">Munheim,</hi> Meeſter der Broͤder vom<lb/><hi rendition="#fr">Duͤſchen</hi> Huſe ower <hi rendition="#fr">Lyffland,</hi> Commendure, Vagete, undt de gemenen Broͤder<lb/> deſſuͤlven Landes wuͤnſchen Heyl undt Grote in Gade.<lb/> Wy bekennen undt betygen apenbar, dat ſo gethane Tweydrachteng, de leider man-<lb/> nich Jahr ſchwerlik geweſt iſt, van uns uf eene Sydt, undt van de Stadt van <hi rendition="#fr">Ri-<lb/> ge</hi> uf ander Sydt van der Gnaden unſes Herren fruͤndlich iſt hengelegt undt verſoͤnet.<lb/> Und uf dat deſe <hi rendition="#fr">Soͤne</hi> ewichlichen ſtede bliwe, ſo gewe wy denſuͤlven Boͤrgeren van<lb/> ſunderliken Gnaden undt Fruͤndſchap:<lb/> Thom erſten, alle de Garden, de wy hadden oͤfwer de <hi rendition="#fr">Rige,</hi> ohne den de Bredi-<lb/> ker Broͤder nu beſitten.<lb/> Ok gewe wy eme de Kalwerholmen medh enem Stuͤcke Landes, dat dar legt by<lb/> dem Vorwerck unſe Frauwen alſo, alſſe en dar bewyſet iß, ock late wy em wedder dat<lb/> Ruhm, da de Fleſchſcharn hadde geſtan, alſe en vor tho gehoͤret hadde. Dartho la-<lb/> te wy em Fryheet to fiſchen in allen unſe Watern, alſe ſe van Olders hadden. Sun-<lb/> derliken gewe wy en ok Fryheet, Holt to howen, beider Sydt de <hi rendition="#fr">Semgaller Aa</hi> up,<lb/> van der See bit tho den Wateren der <hi rendition="#fr">Birſe,</hi> undt de <hi rendition="#fr">Birſe</hi> up twe Mylen ſunder<lb/> Tymmerholt, dat ſall ſtan tho unſem Gnaden.<lb/> Ok gewe wy em ſunderlike um den <hi rendition="#fr">Kanijerwe</hi> eene halfe Myle Borch undt Baſt to riten.<lb/> Vortmehr de Vehweide vor der Stadt tall nemandt ſyn gemeene, ſunder den ge-<lb/> nen, den ſy van Olders tho gehoͤrt hatt.<lb/> Ok were dat, dat een Man van den Unſen in der Stadt breke, den ſall man rich-<lb/> ten nah Stadts-Rechte, da de Broͤke geſchehn were.<lb/> Vortmehr, ſo wylle wy plichtig ſin, ſe to beſchermende, undt to huͤlpende in allen<lb/> Dingen, glik den Unſer Boͤrgern, kegen den de ſe met Unrecht anfechten.<lb/> Vortmehr were idt, dat unſe Vagt edder en ander Broder ſinetwegen by dem Rich-<lb/> te nicht ſyn wolle, wat denn van der Stadt Vagt werd gerichtet, dat ſall hebben vulle<lb/> Macht; ſuͤnder wat an Hals edder Hand geht, ſo ſoll unſe Vagt edder een Broder<lb/> oͤwer weſen.<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Z 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Ere</fw></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [91/0109]
Erzbiſch. Friedrich. zur Zeit der Reg. des Eberhard v. Monheim.
laubten ihnen die Stadtmauer zwiſchen dem Kloſter und Juͤrgenshoſpital (infir-
maria *) nach eigenem Gefallen zu gebrauchen, nur daß ſie keine niedrigere Mau-
er
d)
*) Das Juͤrgenshoſpital wurde nachher vor die Stadt hinaus gebauet, 1700 aber in der ſaͤchſiſchen
Belagerung ſamt der Kirche geſchleift; doch iſt es in dieſem 1751ſten Jahr innerhalb der Stadt recht gut
wieder aufgebauet. Stat der St. Juͤrgenskirche iſt die Gertrudenkirche angeleget. Die Jeſus-
kirche liegt gleichfals in der Vorſtadt, in welchen beiden Kirchen der Gottesdienſt in deutſcher
und lettiſcher Sprache abwechſelt. Jn der Stadt Riga ſelbſt iſt der ſchoͤne Dom oder die Ma-
rienkirche; doch iſt ſeit der Reformation die Peterskirche zur Hauptpfarre geworden. Die St.
Jacobskirche gehoͤret der hohen Krone; die St. Johanniskirche iſt blos zum lettiſchen Gottes-
dienſt beſtimmet; die St. Marien Magdalenenkirche iſt zum Gebrauch der rußiſchen Beſa-
tzung, welche noch in der Citadelle ſowol als in |der Vorſtadt eigene Kirchen haben. So iſt auch
die reformirte Kirche kein uneben Gebaͤude. Die Catholiken haben bisher in einem Hauſe, gleich-
wie die fremden Litthauer und Ruſſen, ſich mit einer kleinen Kapelle an der Duͤne beholfen.
Die St. Catharinenkirche war ehmals in dem Bezirk des heil. Geiſtſtifts. Sie lag gegen dem
campenhauſiſchen Elend uͤber. Vor 30 Jahren ſahe man noch ihre Truͤmmern und den ſteiner-
nen Altar; jetzo iſt ſie zu einem Speicher gemacht. Hieraus koͤnnen unſere Leſer das ceumern-
ſche Verzeichnis von den Kirchen S. 23 aͤndern und auch vermehren; die landiſchen daſelbſt er-
zehlten Kirchſpiele haben zu unſern Zeiten ebenfals einige andere Benennungen angenommen.
Zu den Zeiten der Reformation wandten die reichſten Buͤrger in Riga einen Theil ihres zeitlichen
Segens zum Dienſte des HErrn an, und ſorgten mit froͤlichem Herzen fuͤr das Elend der Ar-
men. Es ruͤhren davon unterſchiedliche Stifte her, die man miſerias oder Elende nante. Auſ-
ſer dem wohl eingerichteten Waiſenhauſe ſind noch bekant das Elend bey der St. Johanniskirche
jetzo Ekens-Convent, wo arme Witwen verpfleget werden; das zimmermanniſche oder Pelegri-
nen Elend; das burmanniſche oder Nieſtaͤdts-Convent; das geismeriſche; das ſchoͤne cam-
penhuſiſche; das Joh. von coͤlniſche; das durcopiſche und Caſpar rombergiſche Elend:
welche alle von der Frucht des Evangelii in Riga zeugen.
d) Statt. Eine geheten iß de Sandtorne mit ſyner Porten, undt mit dem Nyen Vor-
wercke darſolveſt gebauet mit der Porten. Undt de Ander geheten is deß Hilligen
Geiſtes Torne mit ſyner Porten undt Maarſtalle daby belegen, tho beholdende undt
tho hebbende undt tho bewahrende, ſo lange dat Se under ſick bedacht undt uthgeſpra-
cken hebben in wat Recht undt Gnade ſe uns undt unſer Statt geven willen. Tho der
aller Tuͤchnuͤſſe iſt unſer Stadt Jnſeegell hir unden angehangen. Gegeven tho Riga
in den vorgeſchrevenen Datum Frydages nach Judica.
JGodes Namen, Amen. Allen Gelovigen, de ſehen edder hoͤren deſen gegenwor-
digen Breff, Broder Eberhard von Munheim, Meeſter der Broͤder vom
Duͤſchen Huſe ower Lyffland, Commendure, Vagete, undt de gemenen Broͤder
deſſuͤlven Landes wuͤnſchen Heyl undt Grote in Gade.
Wy bekennen undt betygen apenbar, dat ſo gethane Tweydrachteng, de leider man-
nich Jahr ſchwerlik geweſt iſt, van uns uf eene Sydt, undt van de Stadt van Ri-
ge uf ander Sydt van der Gnaden unſes Herren fruͤndlich iſt hengelegt undt verſoͤnet.
Und uf dat deſe Soͤne ewichlichen ſtede bliwe, ſo gewe wy denſuͤlven Boͤrgeren van
ſunderliken Gnaden undt Fruͤndſchap:
Thom erſten, alle de Garden, de wy hadden oͤfwer de Rige, ohne den de Bredi-
ker Broͤder nu beſitten.
Ok gewe wy eme de Kalwerholmen medh enem Stuͤcke Landes, dat dar legt by
dem Vorwerck unſe Frauwen alſo, alſſe en dar bewyſet iß, ock late wy em wedder dat
Ruhm, da de Fleſchſcharn hadde geſtan, alſe en vor tho gehoͤret hadde. Dartho la-
te wy em Fryheet to fiſchen in allen unſe Watern, alſe ſe van Olders hadden. Sun-
derliken gewe wy en ok Fryheet, Holt to howen, beider Sydt de Semgaller Aa up,
van der See bit tho den Wateren der Birſe, undt de Birſe up twe Mylen ſunder
Tymmerholt, dat ſall ſtan tho unſem Gnaden.
Ok gewe wy em ſunderlike um den Kanijerwe eene halfe Myle Borch undt Baſt to riten.
Vortmehr de Vehweide vor der Stadt tall nemandt ſyn gemeene, ſunder den ge-
nen, den ſy van Olders tho gehoͤrt hatt.
Ok were dat, dat een Man van den Unſen in der Stadt breke, den ſall man rich-
ten nah Stadts-Rechte, da de Broͤke geſchehn were.
Vortmehr, ſo wylle wy plichtig ſin, ſe to beſchermende, undt to huͤlpende in allen
Dingen, glik den Unſer Boͤrgern, kegen den de ſe met Unrecht anfechten.
Vortmehr were idt, dat unſe Vagt edder en ander Broder ſinetwegen by dem Rich-
te nicht ſyn wolle, wat denn van der Stadt Vagt werd gerichtet, dat ſall hebben vulle
Macht; ſuͤnder wat an Hals edder Hand geht, ſo ſoll unſe Vagt edder een Broder
oͤwer weſen.
Ere
Z 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |