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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1330er ziehen, sondern eine Löbe oder Altan darauf bauen solten. Dahingegen ver-
stattet das Kloster den Herren Bürgermeistern den St. Thomasaltar in ihrer
Kirche zu etlichen Seelmessen. Damit sol der Zank gehoben seyn.

1333

Otto von GOttes Gnaden, Kronprinz von Dännemark (Danorum
Domicellus
)*) Herzog von Est- und Laland, trat nach erhaltener Einwilli-
gung seines Bruders Woldemars, dem Marggrafen Ludwig von Bran-
denburg,
als seinem Schwestermanne, in Ansehung seiner Heirath das ganze Land
Revel, das Recht, einen Bischof vorzuschlagen, alles Antheil an diesem Bi-
stum, alle Vestungen im Lande, und was sonst dazu gehöret, auf ewig ab; der-
gestalt, daß der Marggraf gleiche Gewalt darüber haben solte, als vormals die
Könige von Dännemark besessen, auch dasselbe Land frey und ungehindert ver-
kaufen, verschenken oder vertauschen könne, auch solle es niemals wieder an Dän-
nemark
kommen, wo nicht Ludwig oder dessen rechte Erben aus gutem Willen
es dieser Krone wieder verkaufen wollen; doch dürfe aus dieser Verschenkung sei-
ner lieben Schwester Margaretha kein Nachtheil zuwachsen. Als Zeugen ste-
hen dabey angeführet, Herr Lorenz Johanson, Reichsdrost, Herr Conrad
Preyn,
Ritter, Herr Gerlach, Propst der Lande Errien und Thosland,
Sigfried
genant von Orreby, Hofmarschal, Boetius genant Valcke, Johan
genant Becker, Advocat in Laland. Gegeben zu Saxekiöping am 4ten
Tage vor Dionisii und der andern Märterer.

1334

Da diese Schenkung die so oft wiederholten Versicherungen der Könige von
Dännemark übern Haufen warf, so war dieselbe so wenig nach dem Geschmack
der Estländer, als diejenige Abtretungsacte, worin der revelsche Stadthal-
ter, Herr Marquard Breyde, sich gemüßiget sahe, nach König Christof-
fers
Tode, bey den damaligen weitaussehenden Unruhen in der dänischen sieben-
jährigen Thronerledigung, Estland den liefländischen Ordensherren zu über-
geben, weil er dasselbe nicht länger behaupten konte. Die Urkunde davon ist
schon oben bey Nerona angeführet. Also blieb Estland eine Zeitlang ohne
König, Herzog und Stadthalter; vielweniger bequemte es sich den Ordensmei-
ster Eberhard für sein Haupt zu erkennen, sondern wurde durch seine Landrä-
the unumschränkt beherscht.

Der Ordensmeister Eberhard gedachte dem Orden in Preussen Luft zu
machen, gegen welchen der litthauische Grosfürst Gedimin mit seinem Bun-
desgenossen, dem rußischen Grosfürsten Satates, zu Felde lag. Er brach also
in Rusland ein. Doch diese vereinigten Mächte besuchten Liefland indessen, da-
her Eberhard umkehrte und sie auch dergestalt in die Enge trieb, daß sie um gut
Wetter bitten musten. Er rückte hierauf wieder in Rusland, und brachte

Plescow
Ere Privilegia, undt ere Fryheet undt Recht wille wy van uns und van de Unsen
unthobroken beholden, de unsen Rechten und den Brefwen nehne Vorfang syn, da-
rup desse nye Söne iß gegewen.
Tho enem ewigen Gedächtnüsse undt Fastigheet so hebbe wy unse medh enem Dhele
unse Gebedigere Jngesegele an den gegenwerdigen Bref gehangen. Broder Emeke
Hack
de Landmarschalk, Broder Herman von Nessen Comter tho Vellyn, Bro-
der Reiner Mumme Commendur undt Vagd to Wittenstehn, Broder Johann
Ungnade,
Commendur tho Wenden, Broder Goddert van Bentheim, Com-
mendur tho Dünemünde. Deß undt desser Ding sin ock Tyge andere Gebedegere undt
Bröder medh veel andern thegenwärdigen guden Lyden. Düsse Ding sind geschehn,
undt desse thegenwordige Bref iß gegewen to Dunemunde des Jahrs nach Bort un-
ses Herren Dusent, Drehundert undt dertig Jahr, des andern Dages der Hochtyd der
Hemmelfardh unse Fruwen.
Mit 6 Siegeln.
*) Das Wort Domicellus erkläret uns Carpentrier in der Histoire de Cambrai, nebst andern änlichen
Wörtern. Aus des Freiherrn Ludwigs von Holberg vermischter Briefe zweitem Theil, Co-
penhagen
und Leipzig 1750, dem 82ten Briefe lernen wir, daß der älteste Prinz des Königs
von Dännemark den Namen Adelin, d. i. Domicellus insonderheit geführet habe.

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1330er ziehen, ſondern eine Loͤbe oder Altan darauf bauen ſolten. Dahingegen ver-
ſtattet das Kloſter den Herren Buͤrgermeiſtern den St. Thomasaltar in ihrer
Kirche zu etlichen Seelmeſſen. Damit ſol der Zank gehoben ſeyn.

1333

Otto von GOttes Gnaden, Kronprinz von Daͤnnemark (Danorum
Domicellus
)*) Herzog von Eſt- und Laland, trat nach erhaltener Einwilli-
gung ſeines Bruders Woldemars, dem Marggrafen Ludwig von Bran-
denburg,
als ſeinem Schweſtermanne, in Anſehung ſeiner Heirath das ganze Land
Revel, das Recht, einen Biſchof vorzuſchlagen, alles Antheil an dieſem Bi-
ſtum, alle Veſtungen im Lande, und was ſonſt dazu gehoͤret, auf ewig ab; der-
geſtalt, daß der Marggraf gleiche Gewalt daruͤber haben ſolte, als vormals die
Koͤnige von Daͤnnemark beſeſſen, auch daſſelbe Land frey und ungehindert ver-
kaufen, verſchenken oder vertauſchen koͤnne, auch ſolle es niemals wieder an Daͤn-
nemark
kommen, wo nicht Ludwig oder deſſen rechte Erben aus gutem Willen
es dieſer Krone wieder verkaufen wollen; doch duͤrfe aus dieſer Verſchenkung ſei-
ner lieben Schweſter Margaretha kein Nachtheil zuwachſen. Als Zeugen ſte-
hen dabey angefuͤhret, Herr Lorenz Johanſon, Reichsdroſt, Herr Conrad
Preyn,
Ritter, Herr Gerlach, Propſt der Lande Errien und Thosland,
Sigfried
genant von Orreby, Hofmarſchal, Boetius genant Valcke, Johan
genant Becker, Advocat in Laland. Gegeben zu Saxekioͤping am 4ten
Tage vor Dioniſii und der andern Maͤrterer.

1334

Da dieſe Schenkung die ſo oft wiederholten Verſicherungen der Koͤnige von
Daͤnnemark uͤbern Haufen warf, ſo war dieſelbe ſo wenig nach dem Geſchmack
der Eſtlaͤnder, als diejenige Abtretungsacte, worin der revelſche Stadthal-
ter, Herr Marquard Breyde, ſich gemuͤßiget ſahe, nach Koͤnig Chriſtof-
fers
Tode, bey den damaligen weitauſſehenden Unruhen in der daͤniſchen ſieben-
jaͤhrigen Thronerledigung, Eſtland den lieflaͤndiſchen Ordensherren zu uͤber-
geben, weil er daſſelbe nicht laͤnger behaupten konte. Die Urkunde davon iſt
ſchon oben bey Nerona angefuͤhret. Alſo blieb Eſtland eine Zeitlang ohne
Koͤnig, Herzog und Stadthalter; vielweniger bequemte es ſich den Ordensmei-
ſter Eberhard fuͤr ſein Haupt zu erkennen, ſondern wurde durch ſeine Landraͤ-
the unumſchraͤnkt beherſcht.

Der Ordensmeiſter Eberhard gedachte dem Orden in Preuſſen Luft zu
machen, gegen welchen der litthauiſche Grosfuͤrſt Gedimin mit ſeinem Bun-
desgenoſſen, dem rußiſchen Grosfuͤrſten Satates, zu Felde lag. Er brach alſo
in Rusland ein. Doch dieſe vereinigten Maͤchte beſuchten Liefland indeſſen, da-
her Eberhard umkehrte und ſie auch dergeſtalt in die Enge trieb, daß ſie um gut
Wetter bitten muſten. Er ruͤckte hierauf wieder in Rusland, und brachte

Plescow
Ere Privilegia, undt ere Fryheet undt Recht wille wy van uns und van de Unſen
unthobroken beholden, de unſen Rechten und den Brefwen nehne Vorfang ſyn, da-
rup deſſe nye Soͤne iß gegewen.
Tho enem ewigen Gedaͤchtnuͤſſe undt Faſtigheet ſo hebbe wy unſe medh enem Dhele
unſe Gebedigere Jngeſegele an den gegenwerdigen Bref gehangen. Broder Emeke
Hack
de Landmarſchalk, Broder Herman von Neſſen Comter tho Vellyn, Bro-
der Reiner Mumme Commendur undt Vagd to Wittenſtehn, Broder Johann
Ungnade,
Commendur tho Wenden, Broder Goddert van Bentheim, Com-
mendur tho Duͤnemuͤnde. Deß undt deſſer Ding ſin ock Tyge andere Gebedegere undt
Broͤder medh veel andern thegenwaͤrdigen guden Lyden. Duͤſſe Ding ſind geſchehn,
undt deſſe thegenwordige Bref iß gegewen to Dunemunde des Jahrs nach Bort un-
ſes Herren Duſent, Drehundert undt dertig Jahr, des andern Dages der Hochtyd der
Hemmelfardh unſe Fruwen.
Mit 6 Siegeln.
*) Das Wort Domicellus erklaͤret uns Carpentrier in der Hiſtoire de Cambrai, nebſt andern aͤnlichen
Woͤrtern. Aus des Freiherrn Ludwigs von Holberg vermiſchter Briefe zweitem Theil, Co-
penhagen
und Leipzig 1750, dem 82ten Briefe lernen wir, daß der aͤlteſte Prinz des Koͤnigs
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[92/0110] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, er ziehen, ſondern eine Loͤbe oder Altan darauf bauen ſolten. Dahingegen ver- ſtattet das Kloſter den Herren Buͤrgermeiſtern den St. Thomasaltar in ihrer Kirche zu etlichen Seelmeſſen. Damit ſol der Zank gehoben ſeyn. 1330 Otto von GOttes Gnaden, Kronprinz von Daͤnnemark (Danorum Domicellus) *) Herzog von Eſt- und Laland, trat nach erhaltener Einwilli- gung ſeines Bruders Woldemars, dem Marggrafen Ludwig von Bran- denburg, als ſeinem Schweſtermanne, in Anſehung ſeiner Heirath das ganze Land Revel, das Recht, einen Biſchof vorzuſchlagen, alles Antheil an dieſem Bi- ſtum, alle Veſtungen im Lande, und was ſonſt dazu gehoͤret, auf ewig ab; der- geſtalt, daß der Marggraf gleiche Gewalt daruͤber haben ſolte, als vormals die Koͤnige von Daͤnnemark beſeſſen, auch daſſelbe Land frey und ungehindert ver- kaufen, verſchenken oder vertauſchen koͤnne, auch ſolle es niemals wieder an Daͤn- nemark kommen, wo nicht Ludwig oder deſſen rechte Erben aus gutem Willen es dieſer Krone wieder verkaufen wollen; doch duͤrfe aus dieſer Verſchenkung ſei- ner lieben Schweſter Margaretha kein Nachtheil zuwachſen. Als Zeugen ſte- hen dabey angefuͤhret, Herr Lorenz Johanſon, Reichsdroſt, Herr Conrad Preyn, Ritter, Herr Gerlach, Propſt der Lande Errien und Thosland, Sigfried genant von Orreby, Hofmarſchal, Boetius genant Valcke, Johan genant Becker, Advocat in Laland. Gegeben zu Saxekioͤping am 4ten Tage vor Dioniſii und der andern Maͤrterer. Da dieſe Schenkung die ſo oft wiederholten Verſicherungen der Koͤnige von Daͤnnemark uͤbern Haufen warf, ſo war dieſelbe ſo wenig nach dem Geſchmack der Eſtlaͤnder, als diejenige Abtretungsacte, worin der revelſche Stadthal- ter, Herr Marquard Breyde, ſich gemuͤßiget ſahe, nach Koͤnig Chriſtof- fers Tode, bey den damaligen weitauſſehenden Unruhen in der daͤniſchen ſieben- jaͤhrigen Thronerledigung, Eſtland den lieflaͤndiſchen Ordensherren zu uͤber- geben, weil er daſſelbe nicht laͤnger behaupten konte. Die Urkunde davon iſt ſchon oben bey Nerona angefuͤhret. Alſo blieb Eſtland eine Zeitlang ohne Koͤnig, Herzog und Stadthalter; vielweniger bequemte es ſich den Ordensmei- ſter Eberhard fuͤr ſein Haupt zu erkennen, ſondern wurde durch ſeine Landraͤ- the unumſchraͤnkt beherſcht. Der Ordensmeiſter Eberhard gedachte dem Orden in Preuſſen Luft zu machen, gegen welchen der litthauiſche Grosfuͤrſt Gedimin mit ſeinem Bun- desgenoſſen, dem rußiſchen Grosfuͤrſten Satates, zu Felde lag. Er brach alſo in Rusland ein. Doch dieſe vereinigten Maͤchte beſuchten Liefland indeſſen, da- her Eberhard umkehrte und ſie auch dergeſtalt in die Enge trieb, daß ſie um gut Wetter bitten muſten. Er ruͤckte hierauf wieder in Rusland, und brachte Plescow d) *) Das Wort Domicellus erklaͤret uns Carpentrier in der Hiſtoire de Cambrai, nebſt andern aͤnlichen Woͤrtern. Aus des Freiherrn Ludwigs von Holberg vermiſchter Briefe zweitem Theil, Co- penhagen und Leipzig 1750, dem 82ten Briefe lernen wir, daß der aͤlteſte Prinz des Koͤnigs von Daͤnnemark den Namen Adelin, d. i. Domicellus inſonderheit gefuͤhret habe. d) Ere Privilegia, undt ere Fryheet undt Recht wille wy van uns und van de Unſen unthobroken beholden, de unſen Rechten und den Brefwen nehne Vorfang ſyn, da- rup deſſe nye Soͤne iß gegewen. Tho enem ewigen Gedaͤchtnuͤſſe undt Faſtigheet ſo hebbe wy unſe medh enem Dhele unſe Gebedigere Jngeſegele an den gegenwerdigen Bref gehangen. Broder Emeke Hack de Landmarſchalk, Broder Herman von Neſſen Comter tho Vellyn, Bro- der Reiner Mumme Commendur undt Vagd to Wittenſtehn, Broder Johann Ungnade, Commendur tho Wenden, Broder Goddert van Bentheim, Com- mendur tho Duͤnemuͤnde. Deß undt deſſer Ding ſin ock Tyge andere Gebedegere undt Broͤder medh veel andern thegenwaͤrdigen guden Lyden. Duͤſſe Ding ſind geſchehn, undt deſſe thegenwordige Bref iß gegewen to Dunemunde des Jahrs nach Bort un- ſes Herren Duſent, Drehundert undt dertig Jahr, des andern Dages der Hochtyd der Hemmelfardh unſe Fruwen. Mit 6 Siegeln.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/110>, abgerufen am 23.11.2024.