Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.
Bereit zu allem; bin bereit ihm zu Gestehn, daß ich es Euertwegen bin. Tempelherr. Noch hab ich selber ihm nicht danken können: So oft ich auch ihm in den Weg getreten. Der Eindruck, den ich auf ihn machte, kam So schnell, als schnell er wiederum verschwunden. Wer weiß, ob er sich meiner gar erinnert. Und dennoch muß er, einmal wenigstens, Sich meiner noch erinnern, um mein Schicksal Ganz zu entscheiden. Nicht genug, daß ich Auf sein Geheiß noch bin, mit seinem Willen Noch leb': ich muß nun auch von ihm erwarten, Nach wessen Willen ich zu leben habe. Nathan. Nicht anders; um so mehr will ich nicht säumen. -- Es fällt vielleicht ein Wort, das mir, auf Euch Zu kommen, Anlaß giebt. -- Erlaubt, verzeiht -- Jch eile -- Wenn, wenn aber sehn wir Euch Bey uns? Tempelherr. Sobald ich darf. Nathan. So bald Jhr wollt. Tempelherr.
Noch heut. Nathan. F 4
Bereit zu allem; bin bereit ihm zu Geſtehn, daß ich es Euertwegen bin. Tempelherr. Noch hab ich ſelber ihm nicht danken koͤnnen: So oft ich auch ihm in den Weg getreten. Der Eindruck, den ich auf ihn machte, kam So ſchnell, als ſchnell er wiederum verſchwunden. Wer weiß, ob er ſich meiner gar erinnert. Und dennoch muß er, einmal wenigſtens, Sich meiner noch erinnern, um mein Schickſal Ganz zu entſcheiden. Nicht genug, daß ich Auf ſein Geheiß noch bin, mit ſeinem Willen Noch leb’: ich muß nun auch von ihm erwarten, Nach weſſen Willen ich zu leben habe. Nathan. Nicht anders; um ſo mehr will ich nicht ſaͤumen. — Es faͤllt vielleicht ein Wort, das mir, auf Euch Zu kommen, Anlaß giebt. — Erlaubt, verzeiht — Jch eile — Wenn, wenn aber ſehn wir Euch Bey uns? Tempelherr. Sobald ich darf. Nathan. So bald Jhr wollt. Tempelherr.
Noch heut. Nathan. F 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#NAT"> <p><pb facs="#f0095" n="87"/> Bereit zu allem; bin bereit ihm zu<lb/> Geſtehn, daß ich es Euertwegen bin.</p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Noch hab ich ſelber ihm nicht danken koͤnnen:<lb/> So oft ich auch ihm in den Weg getreten.<lb/> Der Eindruck, den ich auf ihn machte, kam<lb/> So ſchnell, als ſchnell er wiederum verſchwunden.<lb/> Wer weiß, ob er ſich meiner gar erinnert.<lb/> Und dennoch muß er, einmal wenigſtens,<lb/> Sich meiner noch erinnern, um mein Schickſal<lb/> Ganz zu entſcheiden. Nicht genug, daß ich<lb/> Auf ſein Geheiß noch bin, <hi rendition="#g">mit</hi> ſeinem Willen<lb/> Noch leb’: ich muß nun auch von ihm erwarten,<lb/><hi rendition="#g">Nach</hi> weſſen Willen ich zu leben habe.</p> </sp><lb/> <sp who="#NAT"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Nathan.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Nicht anders; um ſo mehr will ich nicht ſaͤumen. —<lb/> Es faͤllt vielleicht ein Wort, das mir, auf Euch<lb/> Zu kommen, Anlaß giebt. — Erlaubt, verzeiht —<lb/> Jch eile — Wenn, wenn aber ſehn wir Euch<lb/> Bey uns?</p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Sobald ich darf.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#NAT"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Nathan.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">So bald Jhr wollt.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Noch heut.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 4</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Nathan.</hi> </fw><lb/> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0095]
Bereit zu allem; bin bereit ihm zu
Geſtehn, daß ich es Euertwegen bin.
Tempelherr.
Noch hab ich ſelber ihm nicht danken koͤnnen:
So oft ich auch ihm in den Weg getreten.
Der Eindruck, den ich auf ihn machte, kam
So ſchnell, als ſchnell er wiederum verſchwunden.
Wer weiß, ob er ſich meiner gar erinnert.
Und dennoch muß er, einmal wenigſtens,
Sich meiner noch erinnern, um mein Schickſal
Ganz zu entſcheiden. Nicht genug, daß ich
Auf ſein Geheiß noch bin, mit ſeinem Willen
Noch leb’: ich muß nun auch von ihm erwarten,
Nach weſſen Willen ich zu leben habe.
Nathan.
Nicht anders; um ſo mehr will ich nicht ſaͤumen. —
Es faͤllt vielleicht ein Wort, das mir, auf Euch
Zu kommen, Anlaß giebt. — Erlaubt, verzeiht —
Jch eile — Wenn, wenn aber ſehn wir Euch
Bey uns?
Tempelherr.
Sobald ich darf.
Nathan.
So bald Jhr wollt.
Tempelherr.
Noch heut.
Nathan.
F 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/95 |
Zitationshilfe: | Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/95>, abgerufen am 22.07.2024. |