Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
Nathan.
Jch möchte dich nicht anders, als du bist:
Auch wenn ich wüßte, daß in deiner Seele
Ganz etwas anders noch sich rege.
Recha.
Was,
Mein Vater?
Nathan.
Fragst du mich? so schüchtern mich?
Was auch in deinem Jnnern vorgeht, ist
Natur und Unschuld. Laß es keine Sorge
Dir machen. Mir, mir macht es keine. Nur
Versprich mir: wenn dein Herz vernehmlicher
Sich einst erklärt, mir seiner Wünsche keinen
Zu bergen.
Recha.
Schon die Möglichkeit, mein Herz
Euch lieber zu verhüllen, macht mich zittern.
Nathan.
Nichts mehr hiervon! Das ein für allemahl
Jst abgethan. -- Da ist ja Daja. -- Nun?
Daja.
Noch wandelt er hier untern Palmen; und
Wird gleich um jene Mauer kommen. -- Seht,
Da kömmt er!
Recha.
Ach! und scheinet unentschlossen,
Wohin?
Nathan.
Jch moͤchte dich nicht anders, als du biſt:
Auch wenn ich wuͤßte, daß in deiner Seele
Ganz etwas anders noch ſich rege.
Recha.
Was,
Mein Vater?
Nathan.
Fragſt du mich? ſo ſchuͤchtern mich?
Was auch in deinem Jnnern vorgeht, iſt
Natur und Unſchuld. Laß es keine Sorge
Dir machen. Mir, mir macht es keine. Nur
Verſprich mir: wenn dein Herz vernehmlicher
Sich einſt erklaͤrt, mir ſeiner Wuͤnſche keinen
Zu bergen.
Recha.
Schon die Moͤglichkeit, mein Herz
Euch lieber zu verhuͤllen, macht mich zittern.
Nathan.
Nichts mehr hiervon! Das ein fuͤr allemahl
Jſt abgethan. — Da iſt ja Daja. — Nun?
Daja.
Noch wandelt er hier untern Palmen; und
Wird gleich um jene Mauer kommen. — Seht,
Da koͤmmt er!
Recha.
Ach! und ſcheinet unentſchloſſen,
Wohin?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0083" n="75"/>
            <sp who="#NAT">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Nathan.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Jch mo&#x0364;chte dich nicht anders, als du bi&#x017F;t:<lb/>
Auch wenn ich wu&#x0364;ßte, daß in deiner Seele<lb/>
Ganz etwas anders noch &#x017F;ich rege.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#REC">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Recha.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Was,</hi><lb/>
Mein Vater?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAT">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Nathan.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Frag&#x017F;t du mich? &#x017F;o &#x017F;chu&#x0364;chtern mich?</hi><lb/>
Was auch in deinem Jnnern vorgeht, i&#x017F;t<lb/>
Natur und Un&#x017F;chuld. Laß es keine Sorge<lb/>
Dir machen. Mir, mir macht es keine. Nur<lb/>
Ver&#x017F;prich mir: wenn dein Herz vernehmlicher<lb/>
Sich ein&#x017F;t erkla&#x0364;rt, mir &#x017F;einer Wu&#x0364;n&#x017F;che keinen<lb/>
Zu bergen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#REC">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Recha.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Schon die Mo&#x0364;glichkeit, mein Herz</hi><lb/>
Euch lieber zu verhu&#x0364;llen, macht mich zittern.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAT">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Nathan.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Nichts mehr hiervon! Das ein fu&#x0364;r allemahl<lb/>
J&#x017F;t abgethan. &#x2014; Da i&#x017F;t ja Daja. &#x2014; Nun?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#DAJ">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Daja.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Noch wandelt er hier untern Palmen; und<lb/>
Wird gleich um jene Mauer kommen. &#x2014; Seht,<lb/>
Da ko&#x0364;mmt er!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#REC">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Recha.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Ach! und &#x017F;cheinet unent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,</hi><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">Wohin?</fw><lb/>
              </p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0083] Nathan. Jch moͤchte dich nicht anders, als du biſt: Auch wenn ich wuͤßte, daß in deiner Seele Ganz etwas anders noch ſich rege. Recha. Was, Mein Vater? Nathan. Fragſt du mich? ſo ſchuͤchtern mich? Was auch in deinem Jnnern vorgeht, iſt Natur und Unſchuld. Laß es keine Sorge Dir machen. Mir, mir macht es keine. Nur Verſprich mir: wenn dein Herz vernehmlicher Sich einſt erklaͤrt, mir ſeiner Wuͤnſche keinen Zu bergen. Recha. Schon die Moͤglichkeit, mein Herz Euch lieber zu verhuͤllen, macht mich zittern. Nathan. Nichts mehr hiervon! Das ein fuͤr allemahl Jſt abgethan. — Da iſt ja Daja. — Nun? Daja. Noch wandelt er hier untern Palmen; und Wird gleich um jene Mauer kommen. — Seht, Da koͤmmt er! Recha. Ach! und ſcheinet unentſchloſſen, Wohin?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/83
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/83>, abgerufen am 20.04.2024.