Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.
Damit der ungefähr ermessen könne, Ob die Gefahr denn gar so schercklich, um Mit Saladin den Waffenstillestand, Den Euer Orden schon so brav gebrochen, Es koste was es wolle, wieder her Zu stellen. Tempelherr. Welch ein Patriarch! -- Ja so! Der liebe tapfre Mann will mich zu keinem Gemeinen Bothen; er will mich -- zum Spion. Sagt Euerm Patriarchen, guter Bruder, So viel Jhr mich ergründen können, wär' Das meine Sache nicht. -- Jch müsse mich Noch als Gefangenen betrachten; und Der Tempelherren einziger Beruf Sey mit dem Schwerte drein zu schlagen, nicht Kundschafterey zu treiben. Klosterbruder. Dacht' ichs doch! -- Wills auch dem Herrn nicht eben sehr verübeln. -- Zwar kömmt das Beste noch. -- Der Patriarch Hiernächst hat ausgegattert, wie die Veste Sich nennt, und wo auf Libanon sie liegt, Jn der die ungeheuern Summen stecken, Mit welchen Saladins vorsichtger Vater Das Heer besoldet, und die Zurüstungen Des Kriegs bestreitet. Saladin verfügt Von Zeit zu Zeit auf abgelegnen Wegen Nach C 5
Damit der ungefaͤhr ermeſſen koͤnne, Ob die Gefahr denn gar ſo ſchercklich, um Mit Saladin den Waffenſtilleſtand, Den Euer Orden ſchon ſo brav gebrochen, Es koſte was es wolle, wieder her Zu ſtellen. Tempelherr. Welch ein Patriarch! — Ja ſo! Der liebe tapfre Mann will mich zu keinem Gemeinen Bothen; er will mich — zum Spion. Sagt Euerm Patriarchen, guter Bruder, So viel Jhr mich ergruͤnden koͤnnen, waͤr’ Das meine Sache nicht. — Jch muͤſſe mich Noch als Gefangenen betrachten; und Der Tempelherren einziger Beruf Sey mit dem Schwerte drein zu ſchlagen, nicht Kundſchafterey zu treiben. Kloſterbruder. Dacht’ ichs doch! — Wills auch dem Herrn nicht eben ſehr veruͤbeln. — Zwar koͤmmt das Beſte noch. — Der Patriarch Hiernaͤchſt hat ausgegattert, wie die Veſte Sich nennt, und wo auf Libanon ſie liegt, Jn der die ungeheuern Summen ſtecken, Mit welchen Saladins vorſichtger Vater Das Heer beſoldet, und die Zuruͤſtungen Des Kriegs beſtreitet. Saladin verfuͤgt Von Zeit zu Zeit auf abgelegnen Wegen Nach C 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#KLO"> <p><pb facs="#f0049" n="41"/> Damit der ungefaͤhr ermeſſen koͤnne,<lb/> Ob die Gefahr denn gar ſo ſchercklich, um<lb/> Mit Saladin den Waffenſtilleſtand,<lb/> Den Euer Orden ſchon ſo brav gebrochen,<lb/> Es koſte was es wolle, wieder her<lb/> Zu ſtellen.</p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Welch ein Patriarch! — Ja ſo!</hi><lb/> Der liebe tapfre Mann will mich zu keinem<lb/> Gemeinen Bothen; er will mich — zum Spion.<lb/> Sagt Euerm Patriarchen, guter Bruder,<lb/> So viel Jhr mich ergruͤnden koͤnnen, waͤr’<lb/> Das meine Sache nicht. — Jch muͤſſe mich<lb/> Noch als Gefangenen betrachten; und<lb/> Der Tempelherren einziger Beruf<lb/> Sey mit dem Schwerte drein zu ſchlagen, nicht<lb/> Kundſchafterey zu treiben.</p> </sp><lb/> <sp who="#KLO"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Kloſterbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Dacht’ ichs doch! —</hi><lb/> Wills auch dem Herrn nicht eben ſehr veruͤbeln. —<lb/> Zwar koͤmmt das Beſte noch. — Der Patriarch<lb/> Hiernaͤchſt hat ausgegattert, wie die Veſte<lb/> Sich nennt, und wo auf Libanon ſie liegt,<lb/> Jn der die ungeheuern Summen ſtecken,<lb/> Mit welchen Saladins vorſichtger Vater<lb/> Das Heer beſoldet, und die Zuruͤſtungen<lb/> Des Kriegs beſtreitet. Saladin verfuͤgt<lb/> Von Zeit zu Zeit auf abgelegnen Wegen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Nach</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0049]
Damit der ungefaͤhr ermeſſen koͤnne,
Ob die Gefahr denn gar ſo ſchercklich, um
Mit Saladin den Waffenſtilleſtand,
Den Euer Orden ſchon ſo brav gebrochen,
Es koſte was es wolle, wieder her
Zu ſtellen.
Tempelherr.
Welch ein Patriarch! — Ja ſo!
Der liebe tapfre Mann will mich zu keinem
Gemeinen Bothen; er will mich — zum Spion.
Sagt Euerm Patriarchen, guter Bruder,
So viel Jhr mich ergruͤnden koͤnnen, waͤr’
Das meine Sache nicht. — Jch muͤſſe mich
Noch als Gefangenen betrachten; und
Der Tempelherren einziger Beruf
Sey mit dem Schwerte drein zu ſchlagen, nicht
Kundſchafterey zu treiben.
Kloſterbruder.
Dacht’ ichs doch! —
Wills auch dem Herrn nicht eben ſehr veruͤbeln. —
Zwar koͤmmt das Beſte noch. — Der Patriarch
Hiernaͤchſt hat ausgegattert, wie die Veſte
Sich nennt, und wo auf Libanon ſie liegt,
Jn der die ungeheuern Summen ſtecken,
Mit welchen Saladins vorſichtger Vater
Das Heer beſoldet, und die Zuruͤſtungen
Des Kriegs beſtreitet. Saladin verfuͤgt
Von Zeit zu Zeit auf abgelegnen Wegen
Nach
C 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |